Wappen erstellen - verschiedene Fragen - Gestaltung

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DerFeineHerrBarbar

Wappen erstellen - verschiedene Fragen - Gestaltung

Beitrag von DerFeineHerrBarbar » 11.11.2014, 10:44

Hallo...

Ich beschäftige mich noch nicht lange mit Heraldik, ich kommen aber aus einem sehr künstlerischen Bereich und bin nun von diesem Thema gefesselt. Nun möchte ich selbst ein Wappen erstellen. Dazu habe ich einige Fragen:

Darf man das Wappen ändern? In der Geschichte der Heraldik steht, das das früher mehrmals im Leben gewechselt wurde. Wenn ich ein Familienwappen erstelle, dann ändert sich die Familien ja ständig, also müsste auch das Wappen angepasst werden. Darf jeder der Familie das Wappen führen? Zusätzlich zu einem eigenen persönlichen Wappen?
Betrifft die Wappenfähigkeit besondere Bereiche? Beispiel als Avatarbild kann ich alles nutzen was ich will, im Briefkopf nicht?

Wie frei bin ich bei der Gestaltung? Ich habe alle Regeln verschiedener Quellen gelesen und mir etliche Wappen angesehen. Dennoch kann ich nur einige wenige Grundtypen erkennen. Das heißt evtl. gibt es noch mehr Regeln, die ich noch nicht zu kennen scheine. Welche Positionen darf das Schild einnehmen? Darf ich die Neigung verändern, oder zur anderen Seite neigen? Kann man den Helm weglassen? Kann man eigene Felle oder Teilungen (Muster) erstellen? Müssen Schildhalter neben dem Schild stehen? In älteren Beispielen ist das manchmal nicht der Fall. Wie frei darf man das Schild verändern? Die Grundform ist erkennbar, aber durch aussparrungen zb. halbkreisförmige Ausschnitte lässt sich ein Unicat erstellen. Darf man z.B. eine Pfahlteilung mit dem Bord verbinden? Bei gleicher Farbe ergibt sich das logischerweise. Gibts Beispiele dafür? Wenn man ein Wappen stiften möchte, muss dieses Wappen dann zwingend heraldisch sein?

Gruß

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 11.11.2014, 11:53

Zur Beantwortung all Ihrer Fragen
lesen Sie sich am besten in der
"Wappenfibel -Handbuch der Heraldik" ein
:arrow: Spalte links unter "Buchtipps" :!: :wink:

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Stöcklein
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Beitrag von Stöcklein » 11.11.2014, 16:03

Oder die Seite von Herrn Dr. Peter die ich immer wieder gern empfehle.
:arrow: http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/seite38.htm
Nec Rex nec Princeps sed Stöckleinus sum.

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Jochen
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Re: Wappen erstellen - verschiedene Fragen - Gestaltung

Beitrag von Jochen » 11.11.2014, 18:24

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:
Wenn man ein Wappen stiften möchte, muss dieses Wappen dann zwingend heraldisch sein?

Gruß
Hmmmmm..... muß der Papst eigentlich zwingend Katholik sein....?
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Schwabsen
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Beitrag von Schwabsen » 12.11.2014, 08:27

Hallo,
ein nicht heraldisches Wappen ist nur eine Zeichnung die man aber als Logo bezeichnen kann.
Gruß Sven
BildBild

Vorstand des Prignitz Herold e.V. 8)

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 12.11.2014, 10:47

... oder auch anders ausgedrückt :
Als Wappen wird es erst bezeichnet, wenn es den Heraldischen Regeln entspricht .....
Lesen Sie dazu u. a. auch hier:
http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/seite38.htm
oder hier:
http://forum.ahnenforschung.net/forumdisplay.php?f=67
Die Heraldik ist in ihrer Gesamtheit sehr vielfältig und läßt sich nicht mit wenigen Sätzen erklären. :lol:
Nicht umsonst stapelt sich in den Archiven der Uni.- und Landesbibliotheken einschlägige Fachliteratur :!:

Wie alles anfing ...
mit diesen "Heraldischen Regeln" :
http://forum.ahnenforschung.net/showthr ... post263875

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R1126
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Re: Wappen erstellen - verschiedene Fragen - Gestaltung

Beitrag von R1126 » 12.11.2014, 13:40

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:
Darf man das Wappen ändern? In der Geschichte der Heraldik steht, das das früher mehrmals im Leben gewechselt wurde. Wenn ich ein Familienwappen erstelle, dann ändert sich die Familien ja ständig, also müsste auch das Wappen angepasst werden.
Man kann sein Wappen ändern, wenn man einen triftigen Grund dafür hat. Man sollte möglichst nicht. Eine Firma ändert ihr Logo auch nicht alle 2 Jahre. Ein Wappen ist als beständiges, übergeordnetes Zeichen für die Familie gedacht. Geburten, Hochzeiten, Wohnortänderungen wirken sich nicht auf das Wappen aus. Es ist bei der Gestaltung nicht das Hauptaugenmerk auf die derzeitge "Kleinfamilie" zu richten (Ich, meine Frau und meine 3 Kinder) sondern auf die Familie als generationenübergreifende Gemeinschaft "über die Jahrhunderte".

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben: Darf jeder der Familie das Wappen führen?
Der Stifter eines Wappens legt fest, wer das Wappen führen darf. Ein wappen gehört aber zum Namen, d.h. z. B. Ihre Nichte, die einen anderen Namen trägt kann nicht das gleiche Wappen führen wie Sie.
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben: Zusätzlich zu einem eigenen persönlichen Wappen?
Ein "persönliches" Wappen zu führen kann Ihnen niemand verbieten, es geht nur an der Idee eines einheitsstiftenden Wappens vorbei.
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:Betrifft die Wappenfähigkeit besondere Bereiche? Beispiel als Avatarbild kann ich alles nutzen was ich will, im Briefkopf nicht?
Wo und wie Sie Ihr Wappen zeigen/führen ist Ihre Sache. Es zeigt nach außen, wie Sie damit umgehen und welchen Geschmack Sie haben. Manche finden ein aufgenähtes Wappen auf dem Blazer übertireben, andere mögen keine Siegelringe, wieder andere zeigen ihr Wappen überall, wo sie nur können. Es gibt kein falsch, es gibt nur ein Gefühl für Angemessenes und Unangemessenes.
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben: Welche Positionen darf das Schild einnehmen? Darf ich die Neigung verändern, oder zur anderen Seite neigen?
Schaut der Helm nach vorne (zum Betrachter), steht der Schild gerade. Ist er nach heraldisch rechts (vom Betrachter aus links) gedreht, neigt sich der Schild üblicherweise. Wie weit hängt auch wieder vom Geschmack des Darstellenden ab. Ichhabe schon alles zwischen 0 und 45° gesehen.
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:Kann man den Helm weglassen?
Bei einer Neusitftung würde ich immer dazu raten den Helm mit zu stiften. In den von Ihnen verwendeten Darstellungen können Sie ihn immer auch weg lassen.

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben: Kann man eigene Felle oder Teilungen (Muster) erstellen?
Neue Felle zu erstellen kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt drei mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten. Muster durch Teilungen können Sie erstellen, wenn sie "blasonierbar" sind, d.h. sie müssen durch die heraldische Fachsprache beschreibbar sein. Hier müssten Sie sich im Zweifelsfalle an einen Heraldiker wenden.

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:Müssen Schildhalter neben dem Schild stehen? In älteren Beispielen ist das manchmal nicht der Fall.
Schildhalter haben in Deutschland nur bei Adelswappen Tradition. Für ein Bürgerliches Wappen würde ich dringend zum Verzicht raten.

DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:Wie frei darf man das Schild verändern? Die Grundform ist erkennbar, aber durch aussparrungen zb. halbkreisförmige Ausschnitte lässt sich ein Unicat erstellen.
Seien Sie zurückhaltend mit komplizierten Ausschnitten. Das sieht schnell aus wie gewollt und nicht gekonnt. Beginnen Sie mit einer einfachen Schildform. Es kann sein, dass sich im Laufe der Wappengestaltung eine bestimmte Schildform mit Ausschnitten anbietet. Im Zweifelsfall lieber einfach bleiben. Vermeiden Sie Prunk und Protz...
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben: Darf man z.B. eine Pfahlteilung mit dem Bord verbinden? Bei gleicher Farbe ergibt sich das logischerweise. Gibts Beispiele dafür?
Kann ich mir jetzt nicht ohne weiteres vorstellen. Das müsste man genauer anschauen.
DerFeineHerrBarbar hat geschrieben:Wenn man ein Wappen stiften möchte, muss dieses Wappen dann zwingend heraldisch sein?
Ja, sonst ist es kein Wappen.

Ich hoffe ich konnte etwas helfen.


Viele Grüße

Ralf
http://www.illustrationen-wappen.de
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Beitrag von chj » 12.11.2014, 17:28

Der Stifter eines Wappens legt fest, wer das Wappen führen darf. Ein wappen gehört aber zum Namen, d.h. z. B. Ihre Nichte, die einen anderen Namen trägt kann nicht das gleiche Wappen führen wie Sie.
Hätte ein Stifter "nur" lauter hübsche Töchter, könnte er sich die Stiftung gleich abschminken, weil allerhöchstwahrscheinlich die Enkel anders heißen werden und das Wappen somit zügig nach nur einer Folgegeneration (Tochter aufgrund Geburtsname) eingeht.

Es kann sich da lohnen, die Namensbindung nicht so streng anzulegen. Erhöht die "Überlebenschance" des Wappens ungemein.

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Markus
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Beitrag von Markus » 13.11.2014, 07:57

Naja, das Namensrecht erlaubt einige Kombinationen. Insofern muss sich ein Stifter mit hübscher Tochter die Stiftung eines Wappens keinesfalls "abschminken", wenn wir mal davon ausgehen, dass der "Mannesstamm" nicht mehr das Maß aller Dinge darstellt. Maßgeblich ist m. E. die Bindung des Wappens an den Namen, nicht an das Geschlecht. Ich bin wahrlich kein Anhänger dieses ganzen Gender-Getues, aber dieser "Mannesstamm" scheint mir doch ein anachronistisches Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten zu sein. Und genau das sollen Wappen nicht sein - dafür gilt es einzutreten. Wie ich las, kommt sogar beim Herold in Berlin Bewegung in diese Diskussion.

Sorry, ich bin etwas vom Thema abgewichen. :oops:
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Beitrag von chj » 13.11.2014, 17:51

Nö, ist sicher kein Offtopic, denn Namensrecht ist nun mal wichtig beim Thema Heraldik.

Sofern man das Wappen an den Namen tackert, müssten alle Abkömmlinge und Kindeskinder denselben Namen haben. Bei Eheschließung gebildete Doppelnamen sind für einen der Ehepartner gestattet, aber nicht fürs Kind. :?

Konsequenterweise müsste beim Thema "Stifter mit hübscher Tochter" die Tochter mit Kinderwunsch tunlichst ledig bleiben oder aber dem Kindsvater ihren Namen aufschwatzen, damit auch die nächste Generation was vom Wappen hat. 8)

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R1126
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Beitrag von R1126 » 13.11.2014, 23:12

Ja, die Thematik "Was geschieht mit einem Wappen, wenn es nicht an Kinder weitergegeben wird?" ist interessant, aber sie trifft für jedes Wappen zu - immer. Auch ein Stifter mit Söhnen weiß nicht, ob sein Name mit Wappen die kommende Generation überlebt. Auch die Söhne können den Namen ihrer Frau annehmen oder gar kinderlos bleiben.

Wer ein Wappen stiftet tut es auch für sich selbst, nicht nur für seine Familie.

Viele Grüße

Ralf
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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 14.11.2014, 00:49

schmunzel

"Wer ein Wappen stiftet tut es auch für sich selbst, nicht nur für seine Familie. "
oder aber auch :
Die Existenz eines Wappen, in einer der Wappen -Sammlungen, zeigt doch auf :
Gleich ob alleine oder mit nachfolgenden Generationen :
der Wappenstifter lebt, er hatte gelebt,
... er war Existent :!:
Der Mensch ist vergänglich,
... jedoch sein Wappen bleibt. :!: :wink:

Kaisertreuer

Beitrag von Kaisertreuer » 14.11.2014, 02:42

R1126 hat geschrieben:Ja, die Thematik "Was geschieht mit einem Wappen, wenn es nicht an Kinder weitergegeben wird?" ist interessant, aber sie trifft für jedes Wappen zu - immer. Auch ein Stifter mit Söhnen weiß nicht, ob sein Name mit Wappen die kommende Generation überlebt. Auch die Söhne können den Namen ihrer Frau annehmen oder gar kinderlos bleiben.

Wer ein Wappen stiftet tut es auch für sich selbst, nicht nur für seine Familie.

Viele Grüße

Ralf
In diesem Fall sollte man die Wappenstiftung auf alle Nachkommen des ältesten bekannten Vorfahrenen, dessen Namen man führt, und die ebenfalls noch den Namen führen, ausdehnen. Dann ist es ein Familienwappen, und wird auch gerne dort angenommen - wenn es gut ist. Die "Überlebenschancen" des Wappens steigen damit.

Anscheinend geht aber der Trend inzwischen mehr in Richtung Individualwappen.

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