Wappenstiftung für den Schwiegervater

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Colonel
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Wappenstiftung für den Schwiegervater

Beitrag von Colonel » 07.04.2010, 09:01

Werte Forenteilnehmer,
ich möchte höflichst anfragen, ob man hier im Forum auch ein neues Wappen diskutieren darf. Ich möchte es meinem Schwiegervater zum 70. Geburtstag stiften und habe einen Entwurf bereits fertig. Darf ich diesen hier einstellen, um zu prüfen, ob ich alles richtig gemacht habe?

Und ich habe die Frage, ob es die Fränkische Wappenrolle noch gibt. Die Seite ist nicht mehr erreichbar....

Beste Grüße und herzlichen Dank
Colonel

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Claus J.Billet
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Re: Wappenstiftung für den Schwiegervater

Beitrag von Claus J.Billet » 07.04.2010, 09:48

Colonel hat geschrieben:Werte Forenteilnehmer,
ich möchte höflichst anfragen, ob man hier im Forum auch ein neues Wappen diskutieren darf. Ich möchte es meinem Schwiegervater zum 70. Geburtstag stiften und habe einen Entwurf bereits fertig. Darf ich diesen hier einstellen, um zu prüfen, ob ich alles richtig gemacht habe?

Und ich habe die Frage, ob es die Fränkische Wappenrolle noch gibt. Die Seite ist nicht mehr erreichbar....

Beste Grüße und herzlichen Dank
Colonel
Aber sicher dürfen Sie.
Stellen Sie Ihren Entwurf ein, dann sehen wir weiter :!: :lol:

Also bei mir funktioniert der Link zur "Fränkischen Wappenrolle"
http://oocities.com/wappenrolle/index.html

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 07.04.2010, 12:03

Verehrter Herr Billet,
herzlichen Dank für Ihre Antwort. So versuche ich also mein Glück!

1. Zur Familiengeschichte:
Die Familie wurde im 30-jährigen Krieg als Protestanten aus dem Salzburger Land vertrieben und siedelte sich im heutigen Landkreis Weissenburg-Gunzenhausen an. Dort ist auch heute noch gemäß der genealogischen Karte der Schwerpunkt des Familiennamens in Europa (4 weitere Namensträger sind nur noch in der Region Kufstein und in Gelsenkirchen zu finden).
Geburtsort des zukünftigen Wappenträgers ist Hechlingen. gemäß der dortigen Kirchenbücher und der Stadtgeschichte ist die genannte Familie seit etwa 10 Generationen belegt. Neben der land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit waren die Vorfahren hauptberuflich als "Bader" tätig. Der künftige Wappenträger hat dort vor Ort einen Gesellenbrief als "Wagner und Hufschmied" in den 50er Jahren erworben.
Seit den 60er Jahren lebt er im Landkreis Fürth, seit den 70ern fest in Langenzenn.
Trotz monatelanger Recherche ist die Herkunft und Bedeutung des Familiennamens nicht zu klären. Aus diesem Grund wird der familienname im Wappen nicht dargestellt.

2. Blasonierung:

Schild: Geviert in Schwarz und Silber (Hohenzollernsches Viereck). Oben rechts pfahlweise Wagenrad und Hufeisen, welches nach oben offen ist. Oben links der fränkische Rechen in rot und silber. Unten rechts pfahlweise Kirchturmruine vor stilisiertem Wasser aus blau und silber. Unten links pfahlweise Aeskulapstab mit Schlange auf Mörser mit Stössel.
Schildhalter: zwei aufgerichtete Bracken (Hunde)
Auf dem silbernen Helm mit rotsilbernen Decken ruht eine rotsilberne Helmwulst, darauf ein rotes Kreuz, silber durchbrochen, auf drei Stufen.
Einstufiges rotsilbernes Postament mit 6 grünen Blättern.

3. Erklärung des Wappens:
- Hohenzollernsches Viereck, da Mittelfranken preussisch war und Langenzenn sowie Mittelfranken dieses auch heute noch im Wappen führen.
- Wagenrad und Hufeisen für den Beruf des künftigen Wappenträgers
- Fränkischer Rechen, weil er stolzer Franke ist
- Turmruine (Kirche) und stilisiertes Wasser für den Geburtsort "Hechlingen am See". Hechlingen führt eine Kirchturmruine im Wappen (die "Kappl").
- Aeskulapstab mit Schlange auf Mörser mit Stössel für die Herkunft aus einer Bader-Familie.
- rotsilberne Decken, weil es die fränkischen Farben sind
- Das Kreuz wegen der Vertreibung der Familie aus Glaubensgründen im 30 jährigen Krieg.
- Die Bracken (Hunde) weisen neben dem Hohenzollernviereck auf die Stadt Langenzenn hin, die selbige im Wappen über dem Hohenzollernviereck führt.

Und hier nun mein Entwurf:
Bild

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 07.04.2010, 12:05

und was machen wir auf die Rückseite?

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 07.04.2010, 12:24

Wenn ich die Heraldik richtig verstanden habe, ist doch "links" die Rückseite und rechts "vorne".

Ich weiß, daß auf diesem Wappen "viel" drauf ist... man soll es ja knapp halten. Deshalb gebe ich es ja in die Diskussion, was falsch ist.

Aber trotzdem... ich find´s schön... :oops:

Ansonsten: irgendwie krieg ich das mit dem Bild vom wappen nicht hin. kann mir jemand erklären, wie man das hier richtig hochlädt?
herzlichen Dank!

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 07.04.2010, 12:51

Also, ehem, das war ein Scherz und bedeutet: ZUVIEL des Guten. Schmeiß 3/4 raus.

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 07.04.2010, 16:45

Und was am Besten? Am Ehesten kann man wohl auf den Aeskulapstab verzichten, weil der Mörser mit Stössel auch allein für den Baderberuf stehen kann. Aber sonst?
Entspricht es denn im allgemeinen den heraldischen Regeln? Oder gibt es für den Inhalt des Schildes bessere Vorschläge? Ich wäre sehr dankbar für die Hilfe.
beste Grüsse Colonel

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Beitrag von Jochen » 07.04.2010, 17:32

Wenn wir den Namen Ihres Schwiegervaters kennten, könnten wir Ihnen vielleicht Vorschläge für ein "redendes Wappen" machen.

Wie schon einmal angemerkt, es sind einfach viel zuviele Symbole, und die einzelnen Symbole treffen auf Tausende Mitmenschen zu.

Beispiel: In der Region Franken leben über 4.000.000 Menschen. Es muß doch nicht jeder Franke den Rechen im Wappen führen. Ähnliches ließe sich über die anderen Symbole aussagen.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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derkleinefux
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Beitrag von derkleinefux » 07.04.2010, 22:05

Ich finds von oben bis unten schrecklich!

Bitte alles nochmal überdenken und wie schon empfohlen DEUTLICH reduzieren...
Beste Grüße,
Dietrich Kirschner

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 08.04.2010, 09:13

@ Colonel

Vorschlag:
Werfen Sie diese unsäglichen "Clips" in den Papierkorb :!:
http://www.prprofessionell.de/index7.html
Fangen Sie ganz von vorne an, langsam und bedächtig.
Überlegen Sie, was für Ihre Familie bedeutsam ist.
Ein Familien-Wappen soll die FAMILIE repräsentieren und dies auch für
die noch kommende Generationen.
Reduzieren Sie die zuerst angedachte Symbolik auf ein Mindestmaß.
Vergessen Sie das "Beiwerk", wie die "Wappenhalter". :!:

Lesen Sie mal diese HINWEISE :
http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?t=8
sowie auch :
http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?t=9

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 08.04.2010, 11:22

Zuerst einmal vielen herzlichen Dank für die Antworten und Hinweise!

Der bisherige Link zum Wappen hat sich geändert. Unter dem neuen Link finden Sie links einen Wappenentwurf für mich, in der Mitte den ursprünglichen Wappenentwurf für meinen Schwiegervater und rechts einen Neuentwurf. Ich werde die Wappenhalter noch entfernen. Wobei ich höflichst fragen möchte, ob sie heraldisch inkorrekt sind?

Hier der Link:
http://www.beratungszentrum-telekommuni ... aldik.html

Übrigens ist mir aufgefallen, daß das Hohenzollernsche Viereck im ersten Entwurf spiegelverkehrt war...

Der Familienname meines Schwiegervaters lautet "Fleichaus". Ich habe in den vergangenen 12 Monaten aber rein gar nichts über die Bedeutung oder Herkunft des Namens herausgefunden. Somit ist ein redendes Wappen hinfällig, oder?

Was für ihn und die Familie bedeutsam ist:
1. Franke sein (Frei statt Bayern)
2. sein Beruf
3. seine Herkunft

Bei "meinem" Wappen sieht es etwas anders aus:
rechts die stilisierte Hälfte des Dortmunder Stadtwappens (Geburtsort)
in der Mitte eine Kette (Treue, Zuverlässigkeit, Brüderlichkeit)
links oben das stilisierte Eiserne Kreuz ( 5 Generationen Soldaten & Offiziere)
links unten aufgeschlagenes Buch unter Winkelmaß und Zirkel als Verpflichtung zu Humanität, Wissenschaft, Christentum und die schreibende Zunft.

naja, ich stelle später noch einen Neuentwurf für den Schwiegervater ein...

Bis dahin herzlichsten Dank!

Joachim v. Roy
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Die Familie Fleichaus

Beitrag von Joachim v. Roy » 08.04.2010, 11:57

Bei Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon – Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt, Frankfurt a.M. 1972, S. 141, ist zum Namen FLEICHAUS zu lesen:

„FLEUCHAUS, FLEICHAUS (oberdeutsch-fränkisch): ein nicht gern Seßhafter. Vgl. den 1409 in Eßlingen erscheinenden FLUICH-DER-VON.“

Träger des seltenen Familiennamens FLEICHAUS findet man auch in den Vereinigten Staaten (so 1863 in Newark/New Jersey und 1894 in Chicago/Illinois).


Freundliche Grüße vom Rhein

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 08.04.2010, 11:58

Alle drei sind einfach grausam. Clips sind an sich schon furchtbar, und dann noch so ohne jedes Gefühl und bar jeder Ästhetik zusammengestöpselt.......
....sorry, aber das ist - rein persönliche Ansicht - einfach Sehnervmassaker.

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R1126
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Beitrag von R1126 » 08.04.2010, 12:37

Nun, ich finde Colonel hat einige Ideen vorgestellt und wünscht sich neben Kritik auch Unterstützung. Die Versuchung ist natürlich groß, einen Schild in vier Felder aufzuteilen und in jedes Feld einen für den Stifter wichtigen Aspekt zu setzen.
Vielleicht kann man einen nichtsesshaften Mann (evtl. mit Stock und Bündel) ins Wappen stellen, diesem eine silber-schwarz gevierte oder mit dem "fränkischen Rechen" versehende Jacke anziehen und diesen auf oder über ein Wagenrad stellen (oder sogar setzen) - Der künftige Wappininhaber scheint etwas mit Reisen oder Transport zu tun zu haben.

Das ist nur so mal ins Unreine phantasiert.
Durch Kombination verschiedener Symbole in einem Feld könnte auch ein interessantes Wappenbild entstehen.

Viele grüße

Ralf
http://www.illustrationen-wappen.de
De Nihilo Nihil (aus nichts wird nichts)

Heraldry81
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Beitrag von Heraldry81 » 08.04.2010, 13:19

Guten Tag

Der Entwurf für ihren Schwiegervater müssen Sie m.E. von Grund auf neu gestalten. Die Ideen von R1126 -basiert auf der von Herr von Roy angetragenen Namenserklärung- sind schon ein mal ein guter Ansatz.

Vielleicht um den Begriff "Flucht" bzw. Nicht-Sesshaftigkeit zu verdeutlichen: ein paar durchtrennte Handschellen (wie z.B. in einigen Versionen des Wappen der Familie Hochepied); oder ein offen stehendes Tor. ... um nur mal ein paar spontane Ideen auf zu werfen... wobei mir die Ideen von R1126 aber besser gefallen.

"Less is more" in der Heraldik. Die Wappenhalter sollten sie weglassen. Auch ein Symbol für das Frankentum finde ich eine schlechte Idee; die Symbole sind recht abgenutzt und dass ganze wirkt sofort klischeehaft. hinzu kommt ja noch dass die Familie ursprünglich aus dem Salzburger Land kommt.

Übrigens würde ich auch ihre eigenes Wappen gründlich entrümpeln. Die Idee mit dem Adler finde ich verwirrend; ich dachte beim ersten Blick an ein friesisches Familienwappen, da der Adler in dieser Form sehr, sehr geläufig ist bei Familien aus Friesland. Die Schildhalter würde ich auch streichen.

MfG,

M.

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