Die Familie Gnoyke (auch: Gnoycke) in Westpreußen

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

Antworten
Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Die Familie Gnoyke (auch: Gnoycke) in Westpreußen

Beitrag von Joachim v. Roy » 02.12.2008, 17:58

Zu dieser Anfrage http://www.familie-greve.de/index.php?n ... pic&t=8393 darf angemerkt werden:

Sowohl der Name GNOYKE (auch: GNOYCKE) als auch die ursprüngliche Herkunft des Geschlechts dürften sich wohl nur schwer bestimmen lassen.

Wie der Datenbank der Mormonen zu entnehmen ist, breitete sich das Geschlecht GNOY(C)KE ab etwa 1650 - von TIEGENORT (= rd. 20 km nordwestl. von Elbing) ausgehend - im sogenannten „Großen Marienburger Werder“ aus. In diesem – unter dem Meeresspiegel liegenden - Werder hatte der Deutsche Orden bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
7 große Domänenhöfe und 48 Bauerndörfer angelegt, die er mit n i e d e r d e u t s c h e n Siedlern besetzte. Diesen folgten im 16. und 17. Jahrhundert mennonitische (alt-evangelische) Glaubensflüchtlinge, die vornehmlich aus Flandern, Holland und Friesland, aber auch vom Rhein und aus Westfalen, aus Westpreußen und aus Mähren stammten.

Im benachbarten „Kleinen Marienburger Werder“ war die Urbevölkerung p r u s s i s c h ; sie verschmolz mit den niederdeutschen Siedlern erst im 15. Jahrhundert. - Der zweite schwedische Krieg (1656 – 1660) ließ die in den Werdern vorhandenen, meist massiv gebauten katholischen Gotteshäuser (z.B. in TIEGE) zerstört zurück. Die danach gebauten lutherischen Kirchen (wie in TIEGENORT) waren dann ausnahmslos leichte Fachwerkbauten (vgl. Provinzialkonservator
Dr. Bernhard Schmid, Das Große und das Kleine Marienburger Werder, in: Westpreußen in Wort und Bild, Königsberg 1927, S. 114 f.).

Ob die Familie GNOY(C)KE einst zur p r u s s i s c h e n Urbevölkerung gehörte (Hinweis auf das slawische Wort „gnój“
= Mist, Dung – evtl. auch ein nasser Wohnplatz), wäre zu prüfen. Zu den Mennonitenfamilien gehörte die Familie
GNOY(C)KE jedenfalls nicht (vgl. Gustav E. Reimer, Die Familiennamen der westpreußischen Mennoniten, 2. Aufl., Weierhof/Pfalz 1963).

Denkbar - aber doch wohl nicht sehr wahrscheinlich - könnte ein Zusammenhang mit der Elbinger Familie GNOINSKY sein, die 1613 und 1615 erscheint, als die Schüler JACOB (am 27.6.1613), FELIX (am 15.12.1613) und PAUL GNOINSKY (am 12.3.1615) in das Elbinger Gymnasium eintreten (vgl. Hugo Abs, Die Matrikel des Gymnasiums zu Elbing 1598-1786, Danzig 1936/44, S. 44, 45, 51).

Wohl um die Mitte des 18. Jahrhunderts besaß ein GERGEN (GEORG) GNOYCKE ein 4 kulmische Hufen (zu je 16,8 Hektar) umfassendes Bauerngut in KLEIN ZÜNDER (= rd. 15 km südöstl. von Danzig), das im Jahre 1733 dem Deichgeschworenen Jacob Neukirch und danach dem Deichgeschworenen Hans Lucht gehört hatte. Von diesem Hof ist die HOFMARKE (= ein Kreuz mit Tatzenenden, ähnlich wie hier: http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0617100242 ) überliefert, welche nicht an die Person des Eigentümers geknüpft war, sondern am Hof selbst haftete (vgl. Eugen B. Jantzen, Die Bewohner der Dörfer Groß- und Klein-Zünder im 17. und 18. Jahrhundert, in: Danziger familiengeschichtliche Beiträge, Danzig 1929, S. 101 f.).


Freundliche Grüße vom Rhein

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.12.2008, 09:23

Herzlichen Dank, Herr Billet, für Ihren liebenswürdigen Hinweis im Greve-Forum !

Ihr v. Roy

Benutzeravatar
Hendrik Kutzke
Mitglied
Beiträge: 181
Registriert: 11.01.2006, 18:15

Beitrag von Hendrik Kutzke » 08.12.2008, 18:45

Joachim v. Roy hat geschrieben:Herzlichen Dank, Herr Billet, für Ihren liebenswürdigen Hinweis im Greve-Forum !
siehe:
http://www.familie-greve.de/modules.php ... pic&t=8393

Joachim1

Beitrag von Joachim1 » 24.01.2009, 12:14

Sehr geerhter Herr Kutzke,

sehr geehrter Herr Roy,

vielen Dank für Ihre großen Mühen, die sie sich machen, um mir bei der Beantwortung meiner Fragen zu helfen. Aufmerksam verfolge ich diese Diskussion.

In der Zwischenzeit bin ich auf der Seite "www.danzig.de" auf einen kleinen Thread mit dem Titel "Wer oder was war die "Rosawoyke" gestoßen.

Bei den bisherigen Betrachtungen des Namens "Gnoyke" wird immer vorausgesetzt, dass die Bedeutung vielleicht in einer Variation des Names, zu finden ist, die mit "G" beginnt.

Auf der zuvor genannte Seite fallen mir zwei Dinge auf. Erstens wird dort der Familienname Woyke erwähnt. Zweitens taucht der Name in der geografischen Bezeichnung eines kleinen Nebenflüsschens, eben der "Rosawoyke" auf.

In den drei Namen Woyke, Rosawoyke wie auch Gnoyke taucht die Buchstabenfolge "oyke" auf.

Vielleicht läßt sich hier ansetzen, wenn man etwas über die Bedeutung dses Namens Gnoyke (eventuell erweitert um den Namen Woyke) erfahren will.

Was die Ausführungen Herrn Roy# zum Thema Mennoniten betrifft, so stimme ich ihm zu, habe ich bei meinen Recherchen in Namensregistern und weiteren zugänglichen Informationen der Mormonen keinen Hinweis auf einen Zusammenhang gefunden.


Liebe Grüße von der südlichen Nordsee

Joachim1

Antworten