Siegelkunde

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Christian Ader
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Siegelkunde

Beitrag von Christian Ader » 21.11.2004, 17:06

Siegelkunde

Entwicklung des Siegelwesens
Das Wappen ist ohne Zweifel das häufigste Siegelbild, jedoch reicht die Geschichte des Siegels viel weiter. Bereits in der Antike kannte man das Verschlusssiegel und Urkunden wurden zum Beiweis der Echtheit untersiegelt. Diese Funktionen setzen voraus, dass die auf dem Siegel angebrachten Bilder eindeutig zu identivizieren sind und jederzeit dem Besitzer zugeordnet werden können. Das Siegel trägt demnach den Namen des Sieglers, denn das Wort Siegel leitet sich aus dem Lateinischen von sigillum einer Verkleinerungsform von signum (das Zeichen) her.Die Römer lehrten das Siegel den Germanen und besonders der Gebrauch von Siegelringen und versiegelten Briefen ist seit der Antike kontinuierlich nachgewiesen. Urkunden hingegen wurden durchaus auch ungesiegelt vergeben. Mit den Karolingern, die des Schreibens unkundig waren, wurde das Siegel zum wichtigsten Beweis der Echtheit einer königlichen Urkunde und trat seinen Siegeszug im Laufe der kommenden Jahrhunderte als Bezeugung eines Rechtsgeschäftes in allen Ständen an. In der Renaissance gewann die eigenhändigkeit der Unterschrift zunehmend an Bedeutung und verdrängte mehr und mehr das Siegel. Heute benötigt man im Alltag selten ein Siegel, vor allem Behörden führen Dienstsiegel zur Beurkundung ihrer Dokumente.

Siegelrecht
Im Mittelalter stand es jedem frei ein Siegel zu führen, um Geschäfte und Dokumente damit zu besiegeln. Nach allgemeiner Auffassung hing die Beweiskraft eines Siegels von seiner Glaubwürdigkeit ab (sigilla authentica), jedoch fehlte es an einer allgemeingültigen Definition für ein solches authentisches Siegel. Nach dem Schwabenspiegel ( ) sind Siegel von Päpsten, Königen, Fürsten und Konventen authentisch, die Siegel anderer Herren, Städte und Gerichte haben nur in deren Rechtsbereich Beweiskraft. Die Farbe des Siegels war lange Zeit bedeutungslos, mit der Zeit wurde ein rotes Siegel jedoch wertvoller. So wurde im 14. Jahrhundert die Rotwachssiegelfreiheit verliehen. Da Siegel eine große Beweiskraft hatten, war es üblich diese nach dem Tod des Besitzers zu vernichten.

Das Siegel
Als Siegel an sich wird der Abdruck bezeichnet. Das Gerät zur Prägung bezeichnet man als Siegelstempel, Petschaft oder auch Typar. Mit der Zeit wurden die Siegel größer, so dass sie nicht mehr an einem Ring befestigt werden konnten. So wurde an der Rückseite eine Öhse oder ein Bügel angebracht, was zu den heute bekannten Stempeln mit Griffen geführt hat. Die Siegelmaterialien reichen von Tonsiegeln des Mittelalters über Gold, Silber und Blei (Metallbullen) bis hin zu den bekannten Wachssiegeln. In neuerer Zeit kennt man auch Siegeloblaten, Siegelmarken, Farbstempel und Prägesiegel. Oft findet man auf Siegeln Inschriften, welche das Ziel haben das Siegel möglichst eindeutig zu machen. Es gibt Umschriften (Legenden), welche dem Siegelrand folgen und Aufschriften im Siegelfeld selbst. Man unterscheidet vier Klassen von Siegeln:

1. Schrift Siegel - mit und ohne Name des Inhabers
2. Bild Siegel - mit und ohne Name des Inhabers
3. Porträt Siegel - ohne Wappen oder mit Wappen als Kopf, Brustbild oder Kniestück als ganze Figur (stehend, sitzend oder knieend) oder zu Pferd.
4. Wappen Siegel - nur das Wappenbild, nur Wappenhelme oder Helmzier oder das Vollwappen.

Einige wenige Siegeltypen
Päpstliche Siegel sind Bleibullen, welche nebst Ordnungszahl die Köpfe der Apostel Petrus und Paulus zeigen. Bei geistlichen und weltlichen Würdenträgern waren Porträt Siegel weit verbreitet. Der niedere Adel und Bürger verwendete häufig Wappen Siegel mit Initialen. Auch Hausmarken, redende Bilder und Zeichen der Erwerbstätigkeit waren weit verbreitet. Städte- und Gerichtssiegel enthalten bevorzugt Gebäude, Patrone und andere Attribute. Diese sind seit dem 15./16. Jahrhundert vielfach heraldisiert.<p>

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