Familienwappen der Ururgroßeltern

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Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von Swiss » 02.01.2023, 19:09

Hallo Zusammen,

mir ist über einige Ecken ein altes Familienwappen in die Hände gefallen, welches schon mindestens einen Hausbrand hinter sich hat. Ich habe jedoch keinerlei Infos dazu und nach einiger Recherche weiß ich weniger als davor. So findet sich bei Google ein fast identisches Wappen mit identischem Namen, aber mit einem anderen Ursprung als auf dem Wappen verzeichnet.
Bild 1: Mein Wappen. Der Schriftzug unten ist verblasst, aber es lassen sich die Worte "Ulm" und "1882" erkennen.

Bild

Bild 2: Wappen aus dem Internet. Gleicher Name (Schweizer), aber auch mit dem Kontext der Schweiz und nicht Ulm.

https://chgh.ch/7388-sch/schwaar-schwyzer/schweizer
Bild

Meine Frage:
Ist das ein echtes Wappen, oder nur eine Spielerei, die sich jemand bei nem örtlichen Maler erlaubt hat? Was kann man dazu herausfinden, was steckt hinter dem Aufbau des Wappens?
Jeglichen Input würde ich sehr zu schätzen wissen :)

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Jochen
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Re: Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von Jochen » 02.01.2023, 19:55

Moin und herzlich willkommen im Forum!

Bei diesem Aufriß handelt es sich wohl um ein Werk von Christian Kurz, der sich als Wappenfälscher hervorgetan hat.

Ob dieses besondere Werk eine Fälschung darstellt, muß, wie in jedem rechtlichen Einzelfalle, gesondert geprüft werden.

Die willkürlich anmutende „Zutat“ des Dreibergs bei ansonsten geradezu sklavischer Übereinstimmung spricht in meiner Einschätzung allerdings schon sehr dafür….
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Re: Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von Swiss » 05.01.2023, 09:46

Hey @Jochen, danke für die Antwort. Auf jeden Fall sehr interessant. Habe mal nach dem Christian Kurz recherchiert und mir ist noch nicht so ganz klar was die Motivation dahinter war.
Was ist der Gedanke hinter Wappenfälschungen? Wie ich schon vorgeschlagen hatte eine Spielerei, oder sind meine Vorfahren auf einen Scam reingefallen, wie die schottischen Titelverkäufer heutzutage?

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Re: Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von Jochen » 05.01.2023, 10:12

Hier ist ein bißchen Hintergrund dazu:

https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Wappenschwindel

Man könnte jetzt übrigens diskutieren, ob der Dreiberg (und ggf. das Kreuzchen in der Helmzier) ausreicht, um Unterscheidungskraft zum "Original" herzustellen.

In dem Falle könnte man argumentieren, daß die freiwillige Annahme des Wappens durch Deinen Vorfahren mit dem Stiftungsakt eines neuen Wappens gleichzusetzen sei.

Auch wenn es nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl hervorruft, betrogen worden zu sein, ist doch auch dieses Werk zum Teil Eurer Familiengeschichte geworden.
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RobertK.
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Re: Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von RobertK. » 05.01.2023, 16:47

Hallo in die Runde,

zunächst stimme ich Jochen zu 100% zu, es handelt sich auch m. E. um einen echten Christian Kurz mit der typischen Signatur "Freihandarbeit von Ch Kurz, Wappenmaler in Ulm 1882".
Was ist der Gedanke hinter Wappenfälschungen?
Es war seinerzeit sicherlich recht leicht verdientes Geld, wenn man den dafür zugänglichen Mitmenschen eine kleine -frei erfundene- Familiengeschichte incl. einem abgekupferten Wappen andrehte. Der Fairness halber sollte man aber daran denken, dass es damals für den Durchschnittsbürger kaum möglich war, "mal eben" den Wahrheitsgehalt, bzw. die Einzigartigkeit zu überprüfen.
Mich stört hier tatsächlich der grüne Dreiberg im roten Schild; da würde bei mir die Frage, ob denn dieser als Unterscheidungsmerkmal ausreichen würde (was ich ehrlich gesagt nicht finde) in den Hintergrund treten.
Dem Anfangsbeitrag entnehme ich, dass das Wappen offensichtlich sowieso nicht geführt wurde, oder interpretiere ich das falsch? Insofern könnte Swiss ja über eine Neustiftung nachdenken, die auf Elemente des gezeigten Wappens zurückgreifen könnte.

Beste Grüße
Robert

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Jochen
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Re: Familienwappen der Ururgroßeltern

Beitrag von Jochen » 05.01.2023, 17:07

RobertK. hat geschrieben:
05.01.2023, 16:47

....Mich stört hier tatsächlich der grüne Dreiberg im roten Schild....
Da bist Du nicht der einzige, aber das Kind ist nun mal schon in den Brunnen gefallen...

Dem Anfangsbeitrag entnehme ich, dass das Wappen offensichtlich sowieso nicht geführt wurde, oder interpretiere ich das falsch? Insofern könnte Swiss ja über eine Neustiftung nachdenken, die auf Elemente des gezeigten Wappens zurückgreifen könnte.
Auch das ist sicherlich völlig richtig.
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