Manni24 hat geschrieben: ↑25.09.2022, 08:13
Es gab ja 1817 die Union zws. Reformierten und Evangelisch-Lutherischen in Preußen. Die war zwar von oben verordnet und daher oftmals ungeliebt, aber sie galt. Insofern waren beide gleichgestellt und da wurde eben in der "Heimatpfarrei" der Braut geheiratet. Demnach war die Henriette verm. irgendwo Dienstmädchen, wohnte aber im Pfarrbezirk von St. Elisabeth.
Zur Henriette, die Gustav Friedrich 1831 ehelichte, schreibt er in seiner Autobiographie, die zwei Jahre später veröffentlichte, nicht viel. Nur, dass sie seine langjährige Verlobte war, die er vor über 12 Jahren in seiner Zeit als Militärofficiant kennengelernte hatte. Mit ihr hatte er, nach eigenen Angaben, seit dieser Zeit
"ein sittengemäßes und tugendhaftes Verhältnis". Sie lebte bis zur Hochzeit ohne eigenes Barvermögen bei ihrer verheirateten Schwester und ihrem Schwager in einer
"allgemein geachteten Bürgerfamilie" in Breslau.
Mist.
Manni24 hat geschrieben: ↑25.09.2022, 08:13
Ich fand noch in den Schlesischen Provinzialblättern: Ökonom Friedrich Wilhelm Ramdour + mit 26 J. am 8.5.1829 Breslau, der aber in keinem online-Bg-KB ist. Daher verm. auch ein Reformierter.
Diese genealogischen Daten wiederum könnten sich auf den zweiten jüngeren Bruder von Gustav Friedrich beziehen. Der war nach meinen groben Schätzungen und der Autobiographie um 1800/1801 geboren, "kurzsichtig, zu schnell gewachsen" und kam anfangs bei einem Kaufmanne als Bedienter unter. Er wurde um 1822 zum Militär ausgehoben. Dort war er öfters dienstunfähig, ohne dass eine Entlassung erreicht werden konnte. Nach Vorsprache des Bruders G. F. Ramtour beim Regimentskommandeur wurde der jüngere Bruder Ramtour endlich entlassen und kam kurzfristig bei demselben Kaufmann unter, den er von früher kannte. Kurz darauf war wegen "Unterleibskrankheit" ("Unterleibsschwindsucht") für den Handel unbrauchbar. Ich hatte bislang grob geschätzt, dass er wohl um 1826/1827 verstorben war -- aber verstorben 1829, 26 Jahre, demnach geboren um 1803 würde meines Erachtens passen! Unklar ist mir, ob man einen "Kaufmannsgehilfen" damals euphemistisch als "Ökonom" betiteln konnte?
Manni24 hat geschrieben: ↑25.09.2022, 08:13
Sind wir mit Deinen Ramtours verm. durch.
Klasse Arbeit, Manni! Ich bin Dir sehr, sehr dankbar, dass Du mir geholfen hast, etliche Lücken in meinem Verständnis der Zeit und der Ramtours zu schließen.
Manni24 hat geschrieben: ↑25.09.2022, 08:13
Und zum Proquitte-Wappen kommt wohl auch nichts mehr ...
Ja, wie gesagt, es ist in
keiner der gebräuchlichen Wappensammlungen,
die mir vorliegen, zu finden (vlt. haben andere da mehr Glück). Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass die Platte wohl eher "unheraldisch" zu nennen ist oder als eine Art "Lehrlingsstück" mit einem Phantasiewappen angefertigt wurde. Letzeres ist mir in der Praxis ab und an begegnet: Da schmücken Spätgeborene eine Wand mit einem Wappen, in dem Glauben, dass es das eigene Familienwappen sei, bis sich heraustellt, dass es nur ein Werksstück ohne heraldisch-genealogische Bedeutung ist, welches ein Altvorderer z. B. in seiner Lehre als Nachweis für seine Fertigkeiten anfertigen musste.
Was für diese Hypothese spricht, ist, dass man wohl versucht hat, das Proquitte-Wappen irgendwie nachträglich mit Schwarz zu kolorieren -- offensichtlich ohne die heraldischen Farbregeln zu kennen. Denn, wenn man sie gekannt hätte, hätte man die Figuren im "silbernen" Schild verm. auch "Schwarz" tingiert, um wenigstens den Anschein zu wahren, dass es sich um ein "echtes" Wappen handelt. Die nachträgliche, falsche Tingierung solcher ursprünglich monochromen Schmuck-/Lehrlingsplatten in Unkenntnis heraldischer Farbregeln ist mir in der Praxis öfters begegnet. Man will halt gerne, dass ein Wappen auch schön "bunt" ist.
1001 Grüße