Tejas552 hat geschrieben: ↑11.08.2022, 19:08
Aus meiner Sicht dient die Rückdatierung der Führungsberechtigung nicht dazu unbekannte Personen und Nachkommenslinien mit einem Wappen zu beglücken. Vielmehr dient sie dazu, dem Stifter die Möglichkeit zu geben die bekannte Familie in das Wappen einzuschliessen so dass es zum gemeinsamen Zeichen dieser Familie werden kann.
In meinem Fall ist es durchaus anders: Das Wappen soll sowohl dazu da sein, den mir
bekannten Familienmitgliedern die Möglichkeit zu geben, das Janka-Wappen zu führen, als auch den mir
nicht bekannten und zwar sowohl jenen, die parallel zu mir existieren - als auch jenen, die nicht parallel zu mir existieren, die
mir völlig unbekannten Zukünftigen, so dass es zum gemeinsamen Zeichen für alle Nachfahren des Tobias werden kann.
Wie gesagt: Meines Erachtens macht
nicht das Führen eines Wappens es zum Familien- oder Personenwappen,
sondern die Definition bei der Stiftung/Gewährung sowie die gewöhnlichen Definitionen für Familien-/Personenwappen:
Wenn ein Wappen als
Familienwappen gestiftet/gewährt wurde,
* welches explizit von mehreren Personen geführt werden soll
* das weitervererbbar ist
* das weitergegeben werden kann und auf andere übertragen werden soll
* ... etc.
... so sehe ich nicht, wie daraus ein
Personenwappen wird,
* das ausdrücklich und ausschließlich nur von einer bestimmten Person geführt werden darf
* das per definitionem nicht weitervererbt werden darf (nicht mal möglicherweise)
* ... etc.
Nur weil eine einzige Person ein Wappen geführt hat, wird es daraus meines Erachtens eben nicht automatisch zum Personenwappen. Der Ausdruck "Personenwappen" ist durch die Geschichte hinweg ganz anders definiert, als er oben mit einer unhistorischen Bedetung kolportiert wurde (vgl. zur Erläuterung, was ein Personenwappen ist
https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Personenwappen). Die meisten historischen Kriterien/Bestimmungen für ein Personenwappen treffen überhaupt nicht für den seltenen Fall zu, wenn jemand ausdrücklich ein Familienwappen stiftet ... und danach tot umfällt, ohne Nachkommen zu besitzen. Um im Gedankspiel zu bleiben: Wenn er unmittelbar nach der Stiftung umfällt und es in der Praxis nie dazu kam, als eigene Person das gestiftete Wappen jemals zu führen -- dann war es wohl auch kein Personenwappen, sondern irgend so ein Ding von der dunklen Seite der Macht ...
1001 Grüße
P. S.:
Tejas552 hat geschrieben: ↑11.08.2022, 19:08
Warum monierst Du eigentlich nicht Aussagen wie "Das ist definitiv falsch" wenn sie von Jochen kommen, wo Du doch so gegen "Verabsolutierungen" kämpfst?
Oh, da hat aber jemand aber gut aufgepasst und einen Punkt. Sei gewiß, mir ist es völlig egal, von wem diese "Verabsolutierungen" kommen. Hole ich bei Gelegenheit beim Moderator des Forums nach, wenn ich es nicht überlese, was oben passiert ist. Warum Statements kontraproduktiv sind, die Ausdrücke wie "absolut" in dem Mund nehmen, sei noch mal kurz erläutert:
1. Wenn etwas "absolut" so oder so ist -- lässt man keine zweite Meinung mehr zu, egal, wie immer sie lautet. Wozu auch? Es ist ja "absolut", was man gesagt hat, es steht alles fest, nix geht mehr. Mit anderen Worten: Lass uns alle Fäden schließen, in denen das "Absolute" von wem auch immer apodiktisch festgestellt wurde.
2. Wenn etwas als "absolut" dargestellt wird -- würgt man nicht nur Diskussionen und Erkenntnisgewinne ab. Derjenige, der das Absolute ausspricht, stellt sich nolens, volens über alles andere, nur er "weiß", was "falsch" und was "richtig" ist, er ist förmlich "das Absolute", eine Art "Gott". Dumm nur, dass wir alle endliche Menschen sind, die nicht die geringste Ahnung vom Absoluten haben.
Warum manche Wappenfreunde hier im Forum und auch woanders immer und immer wieder davon ausgehen, dass es etwas "Absolutes" in der Heraldik geben würde, ist mir schleierhaft. Das Gegenteil ist der Fall, wovon man sich empirisch-historisch überzeugen kann: Das Wappenwesen ist übervoll von Menschlichem, Allzumenschlichen ... da ist überhaupt kein Platz für "absolute Wahrheiten/Regeln" ... Es wird einfach nicht besser, sondern "verkehrter", wenn man wiederholt äußert, was "faktisch" und "absolut" so oder so ist, anstatt sich mal ein bißchen zu entspannen und ein bißchen mehr Toleranz gegenüber anderen heraldischen Meinungen aufzubringen. Ein Dissens ist nichts Schlimmes in einer Streitkultur - aber diese ewigen apodiktisch-absoluten Behauptungen, die nicht ansatzweise halten, was sie versprechen, schon.