Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

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Ryan
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Ryan » 15.06.2022, 17:45

Tejas552 hat geschrieben:
14.06.2022, 07:48


Ist diese Farbgebung geregelt? Also muss ein als "natürlich" blasoniertes Schwert immer mit goldener Parierstange, Heft und Knauf dargestellt werden? Ich hätte vermutet, dass z.B. das Heft auch braun sein könnte, bzw. Parierstange und Knauf auch silber/metallfarben sein könnten.

Es gibt einen heraldischen Künstler in Deutschland, der Schwerter grundsätzlich in der Form eines schottischen Claymore-Zweihandschwertes darstellt, was ich bei deutschen Wappen irgendwie unpassend finde, da dieser Schwerttyp ausserhalb Schottlands unbekannt war.
Der Regel gibt in Englisch auch, obwohl ich weiß nicht, wie oft es benutzt ist. Ich finde das es kann zu Missverständnis führen, weil viel kennen der Regel nicht und der begriff Natürlich kann oft bedeuten, dass der Figur soll Braun sein, oder eine nicht Heraldische Tinktur. In der Tat war Schwerter mit Goldfarbene Heft usw. nicht im Mittelalter üblich.

Parker´s Glossary sagt, dass ein Schwert, wenn nicht weiteres gemeldet ist, ist ein Ritterschwert. Damit ist nicht jeder Schwertart ein Ritter benutzen konnte gemeint, sondern eine bestimmte Art von einhändige Schwert. Ich stimme ihm zu, aber denke auch das es soll auch ein Schiebeknauf haben. Leider haben viele Aufrisse Schwerter mit ein sehr kleine Knauf, der passt mehr zu einem Degen. Vielleicht hat dieses Still sich entwickelt, nachdem Degens üblich geworden war und ist so eine Mischung aus Degen und Ritterschwert.

Es gibt viel die Glauben, dass wenn eine Wappenbeschreibung nicht spezifisch ist, dann kann jeder Unterart gleich verwendet werden. Ich glaube, das stimmt nicht in jeden Fall. Trotzdem, verstehe ich, warum jemandem zu diesem Schluss, mit Schwerter kommen kann. Wie Schwerter in meine Erfahrung dargestellt sind, es ist schwer, fast unmöglich ein Dolch von ein Zweihänder zu unterscheiden. Auch fachgerecht dargestellte Schwerter wäre auch nicht von Laien gekannt. Ich weiß nicht, ob der Künstler bzw. seine Kunden wissen, dass sie haben ein schottisches Schwert aus der Renaissance. Es könnte auch die Idee geben, dass der Wappenführer Schotte ist.

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Tejas552
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Tejas552 » 16.06.2022, 14:45

Ich würde grundsätzlich davon absehen, bestimmte Schwerttypen darzustellen, vor allem würde ich auf Schwerttypen verzichten, die für bestimmte Regionen typisch waren, anderswo aber nicht verwendet wurden. Und es stimmt, auf einem Wappenschild ist es mitunter schwer zu erkennen ob ein Dolch oder ein gewaltiger Zweihänder gemeint ist. Das Problem entsteht vor allem dann, wenn das Schwert im Schild nur wenig Platz hat. Dann kann es schnell wie ein Dolch aussehen.

Wenn im Blason einfach nur "Schwert" steht, würde ich das idealtypische Schwert mit zweischneidiger, gerader Klinge, gerader Parierstange und rundem Knauf darstellen.
Beste Grüsse
Dirk

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Jochen
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Jochen » 16.06.2022, 15:29

Ryan hat geschrieben:
15.06.2022, 17:45

...
Es gibt viel die Glauben, dass wenn eine Wappenbeschreibung nicht spezifisch ist, dann kann jeder Unterart gleich verwendet werden. Ich glaube, das stimmt nicht in jeden Fall.
...
Ich finde, die hohe Kunst liegt darin, den Blason so präzise wie nötig und so wortarm wie möglich formulieren.

Manchmal will man aber auch als Stifter ausdrücklich ein bestimmtes, eigentlich einschränkendes, Merkmal im Wappen haben. Ich wurde von einem Wappengremium gefragt, warum die Wolkenscheibe in meinem Wappen unbedingt auf exakt 10 "Wölkungen" festgelegt sein solle. Mir lag aber viel daran, daß die Symmetrie, die durch die aufliegende fünfblättrige Nelkenblüte vorgegeben war, nicht gebrochen wurde.

Trotzdem denke ich, daß wenn ich mein Wappen von einem Dritten fast exakt usurpiert, aber mit 11 oder 13 Wölkungen, vorfände, ich gute Chancen auf Obsiegen in einem Rechtsstreit hätte.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Ryan
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Ryan » 17.06.2022, 15:04

Jochen hat geschrieben:
16.06.2022, 15:29

Ich finde, die hohe Kunst liegt darin, den Blason so präzise wie nötig und so wortarm wie möglich formulieren.

Manchmal will man aber auch als Stifter ausdrücklich ein bestimmtes, eigentlich einschränkendes, Merkmal im Wappen haben. Ich wurde von einem Wappengremium gefragt, warum die Wolkenscheibe in meinem Wappen unbedingt auf exakt 10 "Wölkungen" festgelegt sein solle. Mir lag aber viel daran, daß die Symmetrie, die durch die aufliegende fünfblättrige Nelkenblüte vorgegeben war, nicht gebrochen wurde.

Trotzdem denke ich, daß wenn ich mein Wappen von einem Dritten fast exakt usurpiert, aber mit 11 oder 13 Wölkungen, vorfände, ich gute Chancen auf Obsiegen in einem Rechtsstreit hätte.
Ich finde, dass du recht hast. Ich glaube das, es gibt verschiedene Art von Differenzen. Erstens, rein künstlerische Differenzen, die man nicht melden kann oder mindestens soll man nicht versuchen, die zu melden. Zweitens gibt es Differenzen, die man melden kann, aber sind nicht reichend 2 Wappen fremde Leute zu unterscheiden. Drittens gibt es Differenzen, man melden muss und die ausreichen 2 Wappen voneinander zu unterscheiden. Manchmal, es ist schwer, die Differenzen zu unterordnen. Z.B. manche wurde behaupten, ein Schwert mit ein Schiebeknauf ist ein andere Wappen als ein Schwert mit ein Nußknauf. Ich denke aber, dass bloß Schwerter sind sehr oft unterschiedlich dargestellt, dass man wurde annehmen, dass der Unterschied rein stilistisch ist.

Man muss auch denken, dass nicht jeder Wappenkünstler ist mit jeder Regel vertraut. Ich finde es verständlich, dass ein Künstler liest: "ein natürliches Schwert" in einer Wappenbeschreibung und denkt nicht daran nachzuschauen, was das bedeuten soll.

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GM
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von GM » 17.06.2022, 15:29

Die 3 blauen Blüten in meinem Wappen sollen Flachsblüten symbolisieren. Im Blason werden sie schlicht als blaue Fünfblätter golden bebutzt angesprochen.
Abstrakion ist ein Grundpfeiler heraldischer Darstellung.
Bei den o.g. Schwertern kann es daher auch nicht darun gehen, den herstellenden Wappenschmied zu identifizieren 😉.

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Tejas552
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Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Tejas552 » 19.06.2022, 16:10

Jochen hat geschrieben:
16.06.2022, 15:29
.... Mir lag aber viel daran, daß die Symmetrie, die durch die aufliegende fünfblättrige Nelkenblüte vorgegeben war, nicht gebrochen wurde.

....
Kann ich verstehen. Das ist auch wirklich ein ausgesprochen schönes Schilddesign.
Beste Grüsse
Dirk

Frank Martinoff

Re: Phantasie – gibt es ein Zuviel ?

Beitrag von Frank Martinoff » 23.06.2022, 22:14

..
im FB gibt es ein "Heraldic Hall of Shame", das man sich mal anschauen sollte ...

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