Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

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RobertK.
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Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von RobertK. » 03.04.2021, 14:46

Hallo und frohe Ostern in die Runde,

in der ev. Stadtkirche zu Tecklenburg steht eine Grabplatte für Bernhard von Bentheim und seine Ehefrau Dorothea Charitas Alberti. Die Inschrift lautet:
A[nn]o 1697. den 15. jan. ist der
HochEdeler und Hochgelehrter Herr
BERNHARD von BENTHEIM, Beider
Rechten Doctor, Hochgräfl: Tecklenbürger
Geheimer Rath und Vice Hofrichter, Seelig
im Herre[n] entschlaffe[n], Seines alters 68. jahr
[es folgt ein Psalm]
A[nn]o 1702 de[n] 6. Nov: ist die HochEdele Frau
DOROTHEA CHARITAS ALBERTI, des
Herren Raths von BENTHEIM Eheliebste
seelig gestorben, ihres alters 68 jahr.
[es folgt ein Psalm]

Es sind zwei Wappen dargestellt. Für den Betrachter links das Stammwappen der Grafen zu Bentheim und rechts das Wappen Alberti (Skizze von dem, was noch zu erkennen ist):
Bild
Link zum Stammwappen der Grafen zu Bentheim:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... Wappen.png

Bislang habe ich herausfinden können:
Der um 1629 geborene Bernhard von Bentheim gehört dem Stammwappen auf seinem Grabstein nach unmittelbar der gräflichen Familie an. Im Zeitraum von 1660 – 1667 wird er als als Richter und Gograf zu Nordhorn erwähnt und im Alter von 31 Jahren ist er mit Anna Maria Theben verheiratet. Dazu im Widerspruch könnte die Aussage stehen, dass 1658 ein Everwin von Bentheim Richter und Gograf zu Nordhorn gewesen sein soll.
Im August 1686, Bernhard ist mittlerweile 57 Jahre alt, wird er als Dr. jur. und bentheim-tecklenburgischer Rat wohnhaft im Bereich von Tecklenburg erwähnt. Ein Jahr später, im Jahr 1687, kauft Bernhard für sich, seine jetzige fünf Jahre jüngere Ehefrau Dorothea Charitas Alberti und ihre Erben [?] einen Begräbnisplatz in der Kirche zu Tecklenburg.
1694 sind die beiden gräfl. Räte Bernhard von Bentheim und ein Gottfried Alberti Zeugen.
Bernhard stirbt am 15.01.1697 mit 68 Jahren und seine Ehefrau Dorothea folgt ihm am 06.11.1702 mit ebenfalls 68 Jahren.

Quellen:
Archiv NRW, Emsländische und Bentheimer Familienforschung, Heft 114, Band 23, Seite 90, Arcinsys Niedersachsen und die Grabplatte.

Ich finde weder etwas zur Abstammung von Bernhard, noch finde ich etwas zu diesem Wappen Alberti.
Wer weiß etwas dazu?

Beste Grüße
Robert

Joachim v. Roy
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Tecklenburg: zur Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.04.2021, 20:12

Hallo Robert,

findet man zu Bernhard v. BENTHEIM keine näheren Angaben
bei Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Neue Folge,
Bd. XXVII (Zwischen Maas und Rhein 3), hier: Das Haus
der Grafen und Fürsten zu Bentheim a.d.H. der Edlen
v. Götterswick (5 Tafeln), erschienen 2010 ? Von mir zur Zeit
leider nicht einsehbar. Viel Erfolg für Ihre Suche.

Frohe Ostern!

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RobertK.
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Re: Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von RobertK. » 04.04.2021, 11:45

Guten Morgen und frohe Ostern Herr v. Roy,

die Bücher aus dieser Reihe schlummern in einer landesgeschichtlichen Bibliothek und sind leider nicht einmal per Fernleihe zu bekommen, danke trotzdem für den Hinweis.
Ich habe eine Mail an den Heimatverein Tecklenburg geschrieben, mal schauen was da so kommt.

Allen noch ein paar schöne und gesunde Ostertage
Robert

Manni24
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Re: Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von Manni24 » 06.04.2021, 22:19

Hallo Robert,

ich habe die Sache verm. noch nicht ganz verstanden.

Herr v. Roy schlug vor, den Bernhard in den "Europäischen Stammtafeln" nachzuschlagen. Ich hatte diese Reihe schon öfters mal in den Händen. Die großen, zum Teil überbreiten Bände beschäftigen sich nach meiner Erinnerung bevorzugt mit dem Hochadel, zumindest aber mit titulierten Geschlechtern.

Unser Freund hier gehörte - wenn überhaupt - aber doch zum nichttitulierten Adel. Er schrieb sich am 12.11.1649 in die Matrikel von Leiden ein als Bernhardus a Bentheim, Steinfurtensis Westphalus, dito. am 10.4.1651 in die Matrikel von Straßburg und am 14.9.1652 als Bernhardus a Bentheim, Clivius, in die Basler Matrikel. Er war also sicher kein Graf (Comes).

Gab es denn bei der hochadligen Familie der Grafen von Bentheim überhaupt eine nichttitulierten Zweig? Ist es nicht fraglich, dass ein solcher dann überhaupt in den "Europäischen Stammtafeln" Erwähnung findet?

Es liegt eine Leichenpredigt für einen Bernhard v. B., + 1697 Tecklenburg, vor. Danach sieht seine Familie so aus:

0 Christoffer v. B., +~1665, Hofmeister der Gräfin Anna Elisabeth v. Bentheim-Steinfurt, geb. Prinzessin v. Anhalt-Dessau, oo Catharina Lemker
1) Bernhard v. B., * 27.2.1629 Steinfurt, + 15.1.1697 Tecklenburg, oo 2.2.1665 Tecklenburg (Schloß) Dorothea Charitas Alberti
() 8 Kinder, davon 3 Tö. u. 2 Sö. früh +
(1) Bernhard
(2) Arnold
(3) Friedrich
2) Tochter, oo Winckel

Christoffers weitere Vorfahren findest du dann auf einer niederländischen Seite:
https://www.genealogieonline.nl/de/woud ... I10807.php

Anbei noch Bernhards Bg-Eintrag aus der Pfk. Tecklenburg - ich vermute zumindest, dass der Eintrag vom 4. Feburar 1697 "Bentheim" heißen soll.

Bild

MfG
Manni

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Re: Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von RobertK. » 07.04.2021, 13:53

Hallo Manni,

herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Die Leichenpredigt bezieht sich aufgrund des Todesdatums und der Nennung seiner Gattin zweifelsfrei auf den gesuchten Bernhard von Bentheim.
Der Stammbaum auf der Seite "genealogieonline.nl" ist m.E. nach (wie so oft dort) nicht ganz stimmig, einen zielführenden Hinweis habe ich dann auf der Genealogieseite von Miranda Bos aus den Niederlanden gefunden.
So soll bereits der Großvater von Bernhard ein "natürlicher Sohn" des Grafen Christopher von Bentheim gewesen sein. Insofern gäbe es dann einige untitulierte "v. Bentheim" - wie eben unseren Bernhard. So ist auch zu erklären, dass er in den "einschlägigen" Genealogien nicht erscheint, wohl aber das Stammwappen der Bentheimer führt.

Die Genealogie könnte dann so aussehen:

1 Bernhard von Bentheim, * 27.02.1629, † 15.01.1697, oo 02.02.1665 Dorothea Charitas Alberti[Q1]

2 Christoffer von Bentheim, Hofmeister der Gräfin Anna Elisabeth von Bentheim-Steinfurt,
geb. Prinzessin von Anhalt-Dessau, * um 1600, begr. 13.01.1669, oo 27.03.1622[Q1, 2]
3 Catharina Lemker[Q1, 2]
4 Barend von Bentheim [natürlicher Sohn], Richter zu Nordhorn 1587-1601, Gograf[Q2]
5 Hendrike von Bentheim[Q2]
[...]

8 Christopher von Bentheim, Richter zu Nordhorn 1585, Gograf, * 1525, † 1600[Q2]
9 NN [Konkubine][Q2]
10 Eberwin [Everwin] von Bentheim, Richter zu Emlichheim[Q2]
11 Henrica Amsinck[Q2]
[…]

Quellen:
Q1 Leichenpredigt
Q2 http://www.mirandabos.nl/stamboom/pg-00015.htm [Stammbaum von Miranda Bos]

Für mich ist der Fall "Bernhard von Bentheim" damit soweit geklärt, für das Wappen "Alberti" seiner Gattin freue ich mich auch weiterhin über Hinweise zu anderen Fundstellen.

Beste Grüße
Robert

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Re: Tecklenburg: ? zu Grabplatte v. Bentheim - Alberti

Beitrag von Manni24 » 07.04.2021, 14:39

Hallo Robert,

Dorothea war die Tochter des Paul Alberti (Paulus Albertus), ein "Berühmter Advocat und Consulent vieler Herren in Dessau", + n. 1665. Ein Paulus Albertus hatte am 4.1.1632 das Dessauer Bürgerecht erhalten. 1640 wurde ein Hofgerichtsadvokat Paulus Albertus zu Dessau erwähnt. Zws. 1668-1673 gab es einen Rechtsstreit zws. Johann Casimir von der Schulenburg gegen Paul Alberti in Dessau wegen einer auf eine Assignation aus der adligen Steuerkasse doppelt erhobenen Summe Geldes.

Das mit Dessau muss natürlich irgendwie mit der eingangs erwähnten Prinzessin Anna Elisabeth in Zusammenhang stehen.

Jetzt müsste man mal schauen, ob es da nicht eine Wappen/Siegel-Sammlung im Dessauer Landesarchiv gibt.

Anbei der Ausschnitt aus der Leichenpredigt-Auswertung.

Bild

MfG
Manni

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