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von fritzorino367 » 23.01.2021, 20:41
Hallo PotatoBob,
erstmal willkommen hier im Forum und schön, dass du Interesse zur Heraldik gefunden hast.
Bei deinem Entwurf und Aufriss möchte ich zunächst einmal anmerken, dass schonmal "formal" nichts falsch oder "unheraldisch" ist. Das ist schon mehr, als die ersten Versuche von vielen. Ich gebe zu, dass das nicht nach einem allzu großen Kompliment klingt, ist aber wirklich so gemeint. Es ist bei Einsteigern nämlich überhaupt keine Selbstverständlichkeit, dass die wesentlichen heraldischen Grundlagen beachtet werden oder überhaupt bekannt sind. Das ist aber auch kein Problem, weil ja schließlich niemand mit solchem Wissen geboren wird. Auch die Blasonierung ist im großen und ganzen so absolut in Ordnung, auch wenn sie an einigen Stellen sicherlich verbesserungsfähig ist. Also von daher schonmal ein großes Lob von mir, dafür, dass du dich offensichtlich recht ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt hast, bevor du den Entwurf gemacht hast.
Nichtsdestotrotz gefallen mir der Entwurf und der Aufriss nicht sehr gut. Erstmal zu dem Entwurf an sich, ohne auf die Gestaltung einzugehen:
Das größte Problem für mich ist hier die Komplexität und Unordnung der Figuren im Schildhaupt. Der klassische Aufbau von einer großen Figur im Feld und drei kleineren darüber im Schildhaupt ist aus gutem Grund sehr beliebt und auch für deinen Entwurf bildet es durchaus ein solides Grundgerüst. Woran es dann aber scheitert, ist einfach, wie kompliziert die beiden äußeren Figuren bzw. ja eher Figuren-Komplexe, relativ zur Größe und Stellung im Schild sind. Der Eimer mit dem Sturmhaken sowie der Blitz mit den Schlaufen könnten beide alleine problemlos einen ganzen Wappenschild ausfüllen, aber so klein wie sie gezwungenermaßen im Schildhaupt sind, lassen sie sich einfach kaum erkennen. Schau dir das Wappen mal von etwas weiter entfernt an und du wirst sehen, dass man besonders bei dem Eimer und Haken schon wirklich genau hinschauen muss, um da was zu erkennen. Vergleiche das dagegen mit dem Stern in der Mitte. Der eignet sich aufgrund seiner klaren einfachen geometrischen Form besonders gut für eine Stelle im Schildhaupt oder sonstigen anderen "beigeordneten" Stellen. Denn ohne Zweifel ist das Hauptaugenmerk hier in diesem Wappen der Löwe. Die vielen Details der Figuren im Schildhaupt gehen verloren, fallen einem vielleicht erst später auf und sind dort offengesagt verschwendet. Genauso steckt doch auch bei jedem Portrait das größte Detail im Gesicht, wo es auffällt und nicht im Hintergrund. Außerdem wirken die Figuren im Schildhaupt eher ungeordnet, da es sich um 3 völlig verschiedene Figuren handelt. Schöner wäre es, wenn z.B. eine Symmetrie etwa durch Wiederholung erkennbar wäre oder auch ein anderes übergeordnetes gestalterisches Prinzip (eine bewusste Asymmetrie wäre ja auch denkbar). So wie es jetzt ist, scheint es eher, als wäre man einfach eine Liste von Figuren durchgegangen, die man irgendwie im Schild unterbringen muss und hätte die alle an eine Stelle getan. Auch wenn du dir ja durchaus eine übergeordnete Symbolik ausgedacht hast, kommt das leider, wie ich finde, bildlich nicht so wirklich rüber. Eine Kleinigkeit ist dann noch die silberne Bewehrung des Löwen. Klar ist der Farbverstoß hier so minimal, dass man ihn eigentlich ignorieren kann, aber eine Farbe auf genau derselben finde ich nochmal besonders unschön. Die Bewehrung würde ich also einfach zu Gold oder Blau ändern. Zu der Helmzier lässt sich nicht viel sagen. Sie könnte sicherlich etwas einfallsreicher sein, aber mich stört es nicht.
Du hast zur Bedeutung des Löwen erstmal gar nichts gesagt, deshalb wäre mein erster Ansatz jetzt, das, was du im Schildhaupt hast auf Kosten des Löwen auf den gesamten Schild zu übertragen. Weil es hierbei, wie du sagst, um die Einigkeit zweier Gruppen geht, würde sich vielleicht ein geteilter oder gespaltener Schild mit dem Stern in der Mitte zwischen den beiden Symbolen in verwechselten Farben anbieten.
Und nun noch zu der Gestaltung des Aufrisses:
Es fällt auf, dass die verwendeten Bildteile aus teils sehr unterschiedlicher Feder stammen und die verschiedenen Stile beißen sich meiner Meinung nach leider schon an vielen Stellen. Z.B. fällt der Wulst mit den immer gleichdicken Linien sofort im Vergleich zu dem Helm mit den Decken auf, die eine sehr variierte Liniendicke haben. Das ist eben immer ein Bisschen das Problem, wenn man nur vorgefertigte Grafiken aus dem Internet nimmt. Für eine erste Visualisierung ist das absolut in Ordnung, nur wenn man es am Ende dann tatsächlich benutzen möchte, sollte man sich schon um einen einheitlichen Stil bemühen. Mich persönlich stört auch dieser Löwe. Ich will lieber gar nicht wissen was da bei dessen einem Hinterbein passiert ist...
Soweit erstmal. Ich merke, dass ich doch ein wenig ausschweifend geschrieben habe und, dass Gerd in der Zwischenzeit meine wesentlichen Punkte im großen und ganzen kurz und bündig zusammengefasst hat, aber ich hoffe trotzdem, dass du mit meinen Kritikpunkten etwas anfangen kannst. Ich denke, dass du auf jeden Fall auf einem guten Weg zu einem guten Wappen bist.
Freundliche Grüße
Fritz
