Beim blättern in der Wappenrolle des Münchner Herolds findet man viele schöne Wappen und die Blasonierungen sind zumindest für mich sehr lehrreich.
Beim Wappen Brozio (S. 322) fällt mir aber auf, dass hier das Wappen der polnischen Wappengemeinschaft Nowina, eins-zu-eins als Familienwappen der Familie Brozio eingetragen wurde.
https://www.online-wappenrolle.de/docs/ ... and_02.pdf
Nach dieser Quelle unten, gehören zur Wappengemeinschaft Nowina 294 Familien (darunter offenbar aber nicht die Familie Brozio)
https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Nowin ... einschaft)
Nach englischem Wappenrecht dürfen doppelte Wappen bestehen, wenn diese aus unterschiedlichen Jurisdiktionen kommen (z.B. England vs. Wales). Gilt diese Regel auch nach deutschem Wappenrecht?
Gruss
Dirk
Polnische Wappengemeinschaften
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Beste Grüsse
Dirk
Dirk
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Joachim v. Roy
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Polnische Wappengemeinschaften
In dem ehemaligen ostpreußischen Kammeramt S p e r l i n g erscheint im Sommer 1 6 9 0
der „Schultze zu Kulsen ANDRES BROZIO“, der gemeinsam mit 17 Cöllmern, 17 Schultzen
und 4 Krügern dem Landesherrn, dem Kurfürsten von Brandenburg, huldigt.
Im Amtshaus der ostpreußischen Stadt L y c k legen am 1. Sept. 1 7 1 4 die preußischen
„Freyen“ JANN BROZIO aus Reglen und MERTEN BROZIO aus Krzywen gemeinsam mit
Angehörigen des Adels (des Amtes Lyck), zahlreichen preußischen Freien sowie zahl-
reichen Bauern („Pauren“) den Erb-Eid auf den Landesherrn, den König von Preußen, ab.
Quelle: Diehlmann, Erbhuldigungsakten des Herzogtums und Königreichs Preußen 1678
bis 1737, Hamburg 1992, S. 129, 334, 336.
Es wäre denkbar, daß sich die preußischen Freien BROZIO des polnischen Stammwappens
„Nowina“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nowina_(W ... einschaft) ) bedienten
(zumal die preußischen Freien vornehmlich s l a w i s c h e Familiennamen führten),
und daß Nachfahren der preußischen Freien BROZIO heute in Westdeutschland leben.
MfG
der „Schultze zu Kulsen ANDRES BROZIO“, der gemeinsam mit 17 Cöllmern, 17 Schultzen
und 4 Krügern dem Landesherrn, dem Kurfürsten von Brandenburg, huldigt.
Im Amtshaus der ostpreußischen Stadt L y c k legen am 1. Sept. 1 7 1 4 die preußischen
„Freyen“ JANN BROZIO aus Reglen und MERTEN BROZIO aus Krzywen gemeinsam mit
Angehörigen des Adels (des Amtes Lyck), zahlreichen preußischen Freien sowie zahl-
reichen Bauern („Pauren“) den Erb-Eid auf den Landesherrn, den König von Preußen, ab.
Quelle: Diehlmann, Erbhuldigungsakten des Herzogtums und Königreichs Preußen 1678
bis 1737, Hamburg 1992, S. 129, 334, 336.
Es wäre denkbar, daß sich die preußischen Freien BROZIO des polnischen Stammwappens
„Nowina“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nowina_(W ... einschaft) ) bedienten
(zumal die preußischen Freien vornehmlich s l a w i s c h e Familiennamen führten),
und daß Nachfahren der preußischen Freien BROZIO heute in Westdeutschland leben.
MfG
Re: Polnische Wappengemeinschaften
Ja der Name Brozio ist mir in meiner Ahnenforschung in Masuren oft begegnet. Vielleicht haben die masurischen Brozios das Wappen Nowina ja durch stetigen Gebrauch "ersessen".Joachim v. Roy hat geschrieben: ↑03.11.2020, 11:29
Es wäre denkbar, daß sich die preußischen Freien BROZIO des polnischen Stammwappens
„Nowina“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nowina_(W ... einschaft) ) bedienten
(zumal die preußischen Freien vornehmlich s l a w i s c h e Familiennamen führten),
und daß Nachfahren der preußischen Freien BROZIO heute in Westdeutschland leben.
MfG
Gruss
Dirk
Beste Grüsse
Dirk
Dirk
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Wolfgang Brozio
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- Registriert: 04.12.2009, 01:02
Re: Polnische Wappengemeinschaften
Zufällig entdeckte ich die vorstehenden Beiträge vor ein paar Tagen und möchte mich als "Familiengenealoge" kurz dazu äußern.
Bereits am 12.12.2009 hatte ich im Forum etwas zum familiären Kontext der Brozio unter der Überschrift „Die Familie v. Brozowski in Ostpreußen“ geschrieben.
Grundsätzlich: "Feste" Familiennamen bzw. konstanter Schreibweise gab es in Preußen/Deutschland, insbesondere im mehrsprachigen Masuren, erst seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Daher ist bei historischen Betrachtungen allgemein immer auch eine gewisse Varianz von Namen in Betracht zu ziehen. Ins Internet gestellte Beiträge zu Wappen(gemeinschaften) können sicherlich Hinweise geben, sind aber leider nicht immer eine zuverlässige bzw. vollständige Quelle.
Der in den 1990er Jahren verstorbene Veranlasser des [m.E. überflüssigen] Eintrags in die Wappenrolle des Münchner Herold war Nachkomme der seit dem 13-jährigen Krieg (1454-1466) im ostpreußischen Amt Johannisburg auf den Gütern Groß und Klein Br(z)osken bis 1945 ansässigen Broßka / Brzoska des polnischen Wappenstammes Nowina. Während des 17. Jahrhunderts hatte sich bei einer Linie der im Amt Johannisburg gegüterten Br(z)oska u.ä. zusätzlich die Namensform Brozio etabliert. Die Familie erbhuldigte vom 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts [wenn ich das jetzt recht erinnere..., irgendwann kurz vor oder nach 1800 endeten die Erbhuldigungen], wie Brozio als Anteilbesitzer Adliger Güter im 18. Jahrhundert auch in den Vasallentabellen genannt werden, z.B. Jan Brozio in den 1710er Jahren als Anteilbesitzer zu dem Adl. Gut Symken, der in den Akten alternierend als Jan Brzoska genannt wird. Bei seinen ebenfalls zu Symken ansässigen Nachkommen verfestigte sich die Namensform Brozio.
Bis Ende des 18. Jahrhundert erscheinen in den Akten die Namensformen Brzoska und Brozio oftmals bei ein und derselben Person alternierend.
Die Geschichte der Familie kann in Masowien spätestens seit dem letzten Quartal des 14. Jahrhunderts anhand archivalischer Quellen verfolgt werden. Das am Fluss Narew südlch Rozan gelegenen "Stammgutes" hieß im 15. Jahrhundert Broze, später Brzoze, heute Brzuze Duze und Brzuze Male.
Die Familie ist jeweils mit dem Wappen Nowina in polnischen Adelslexika u.a. unter den Namen Brzoska, Brzozy und Brozy [die letzte Schreibweise nennt Zernicki-Szeliga "Der polnische Adel" (1900)], in preußischen bzw. deutschen unter dem Namen Brzoska vezeichnet.
Zwischen den 1760er Jahren und 1939 existierte nach Bestätigung des alten Adels in Masuren eine Linie mit der Namensform "v. Brzoska" - George v. Brzoska und Anna Dorothea v. Langheim und ihre Nachkommen.
Wolfgang Brozio
Bereits am 12.12.2009 hatte ich im Forum etwas zum familiären Kontext der Brozio unter der Überschrift „Die Familie v. Brozowski in Ostpreußen“ geschrieben.
Grundsätzlich: "Feste" Familiennamen bzw. konstanter Schreibweise gab es in Preußen/Deutschland, insbesondere im mehrsprachigen Masuren, erst seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Daher ist bei historischen Betrachtungen allgemein immer auch eine gewisse Varianz von Namen in Betracht zu ziehen. Ins Internet gestellte Beiträge zu Wappen(gemeinschaften) können sicherlich Hinweise geben, sind aber leider nicht immer eine zuverlässige bzw. vollständige Quelle.
Der in den 1990er Jahren verstorbene Veranlasser des [m.E. überflüssigen] Eintrags in die Wappenrolle des Münchner Herold war Nachkomme der seit dem 13-jährigen Krieg (1454-1466) im ostpreußischen Amt Johannisburg auf den Gütern Groß und Klein Br(z)osken bis 1945 ansässigen Broßka / Brzoska des polnischen Wappenstammes Nowina. Während des 17. Jahrhunderts hatte sich bei einer Linie der im Amt Johannisburg gegüterten Br(z)oska u.ä. zusätzlich die Namensform Brozio etabliert. Die Familie erbhuldigte vom 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts [wenn ich das jetzt recht erinnere..., irgendwann kurz vor oder nach 1800 endeten die Erbhuldigungen], wie Brozio als Anteilbesitzer Adliger Güter im 18. Jahrhundert auch in den Vasallentabellen genannt werden, z.B. Jan Brozio in den 1710er Jahren als Anteilbesitzer zu dem Adl. Gut Symken, der in den Akten alternierend als Jan Brzoska genannt wird. Bei seinen ebenfalls zu Symken ansässigen Nachkommen verfestigte sich die Namensform Brozio.
Bis Ende des 18. Jahrhundert erscheinen in den Akten die Namensformen Brzoska und Brozio oftmals bei ein und derselben Person alternierend.
Die Geschichte der Familie kann in Masowien spätestens seit dem letzten Quartal des 14. Jahrhunderts anhand archivalischer Quellen verfolgt werden. Das am Fluss Narew südlch Rozan gelegenen "Stammgutes" hieß im 15. Jahrhundert Broze, später Brzoze, heute Brzuze Duze und Brzuze Male.
Die Familie ist jeweils mit dem Wappen Nowina in polnischen Adelslexika u.a. unter den Namen Brzoska, Brzozy und Brozy [die letzte Schreibweise nennt Zernicki-Szeliga "Der polnische Adel" (1900)], in preußischen bzw. deutschen unter dem Namen Brzoska vezeichnet.
Zwischen den 1760er Jahren und 1939 existierte nach Bestätigung des alten Adels in Masuren eine Linie mit der Namensform "v. Brzoska" - George v. Brzoska und Anna Dorothea v. Langheim und ihre Nachkommen.
Wolfgang Brozio
Re: Polnische Wappengemeinschaften
Hallo Herr Brozio,
vielen Dank für die Erklärungen und Informationen. Ich bin wie Sie Mitglied im Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreussen und habe viele Ihrer exellenten Beiträge in den Publikationen des Vereins gelesen. Meine Familie Faltin war einst in Ostpreussen, und insbesondere in Masuren, weit verbreitet.
vielen Dank für die Erklärungen und Informationen. Ich bin wie Sie Mitglied im Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreussen und habe viele Ihrer exellenten Beiträge in den Publikationen des Vereins gelesen. Meine Familie Faltin war einst in Ostpreussen, und insbesondere in Masuren, weit verbreitet.
Beste Grüsse
Dirk
Dirk
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Wolfgang Brozio
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- Registriert: 04.12.2009, 01:02
Re: Polnische Wappengemeinschaften
Hallo Herr Faltin,
vielen Dank für die Blumen.
Ich meine zu erinnern, dass wir vor Jahren auch schon mal wegen der Faltin miteinander zu tun hatten.
Soeben habe ich in diesem Forum einen alten Austausch von Ihnen und dem leider am 30. Januar 2024 verstorbenen Herrn Joachim v. Roy eingesehen, in dem es u.a. um die Namensform Faltinczyk u.ä. in Südmasuren ging, u.a. 1642 in Brzosken. Es handelt sich dabei um ein Patronymikon mit der Bedeutung Sohn des Faltin oder Faltin jun. oder Diminutiv im Sinne von der kleine Faltin.
Dieses Suffix -czyk war im 17. Jahrhundert bei Familiennamen in Masuren sehr verbreitet. Aus meiner Familie kenne ich es aus jener Zeit als Broßtzyk u.ä. - Sohn des Broz(i)o oder Brozo jun.. Es war im 17. Jahrhundert auch häufig die Übergangsform von der alten Namensform Br(z)oßka zu Brozio.
Das 17. Jahrhundert war in Polen die hohe Zeit des Sarmatismus, der auch im angrenzenden Masuren zu einer Polonisierung der Orts- und Familiennamen im amtlichen Gebrauch führte wie zu jener Zeit manchmal gar amtliche Schriftstücke in polnischer Sprache Eingang in die Akten der ansonsten amtssprachlich deutschen Verwaltung des Herzogtums Preußen fanden.
Freundliche Grüße
Wolfang Brozio
vielen Dank für die Blumen.
Ich meine zu erinnern, dass wir vor Jahren auch schon mal wegen der Faltin miteinander zu tun hatten.
Soeben habe ich in diesem Forum einen alten Austausch von Ihnen und dem leider am 30. Januar 2024 verstorbenen Herrn Joachim v. Roy eingesehen, in dem es u.a. um die Namensform Faltinczyk u.ä. in Südmasuren ging, u.a. 1642 in Brzosken. Es handelt sich dabei um ein Patronymikon mit der Bedeutung Sohn des Faltin oder Faltin jun. oder Diminutiv im Sinne von der kleine Faltin.
Dieses Suffix -czyk war im 17. Jahrhundert bei Familiennamen in Masuren sehr verbreitet. Aus meiner Familie kenne ich es aus jener Zeit als Broßtzyk u.ä. - Sohn des Broz(i)o oder Brozo jun.. Es war im 17. Jahrhundert auch häufig die Übergangsform von der alten Namensform Br(z)oßka zu Brozio.
Das 17. Jahrhundert war in Polen die hohe Zeit des Sarmatismus, der auch im angrenzenden Masuren zu einer Polonisierung der Orts- und Familiennamen im amtlichen Gebrauch führte wie zu jener Zeit manchmal gar amtliche Schriftstücke in polnischer Sprache Eingang in die Akten der ansonsten amtssprachlich deutschen Verwaltung des Herzogtums Preußen fanden.
Freundliche Grüße
Wolfang Brozio