Guten Morgen in die Runde,
zum Wappenstein in der Röselerstraße in Hannover einige Anmerkungen meinerseits:
1. Zum Wappen
Eine Ähnlichkeit zum Wappen der Familie v. Schachten ist durchaus vorhanden, identisch ist es jedoch nicht:
Blason Wappen unbekannt (Tinkturen unbekannt):
Ein schräglinks liegender gestümmelter Rosenzweig, oben mit einer Rose, unten mit zwei Rosen besetzt.
Blason Wappen der Familie v. Schachten:
In Silber ein schrägrechts liegender gestümmelter roter Rosenzweig, oben mit zwei Rosen, unten mit einer Rose besetzt.
Die Ausrichtung des Rosenzweigs und die Positionen der Rosen unterscheiden sich. Selbst wenn man das Wappen der Familie v. Schachten spiegelt (Courtoisie oder irgendein anderer Grund), wäre lediglich der Rosenzweig schräglinks, niemals aber oben nur eine Rose.
2. Zur Geschichte
Wilhelm von Schachten ist am 09.07.1553 im "Zweiten Markgrafenkrieg" in der Schlacht bei Sievershausen (20 km östlich von Hannover) verwundet worden und drei Wochen später in Kassel verstorben und beerdigt worden. Seinen Tod kann man wohl kaum mit einer „Ehrverletzung“ in Zusammenhang bringen.
Seine Witwe Elisabeth (geb. v. Schlitz gen. v. Görtz) baute die gemeinsam begonnnene Schachtenburg in Schlitz zu Ende, ein Zusammenhang mit Hannover ist hier nicht zu erkennen.
3. Zum „Wilden Mann“
Einen Bezug zwischen der Darstellung des Grafenwappens der Grafen v. Schlitz gen. v. Görtz nach dem Reichsgrafendiplom vom 10.06.1726 mit den beiden „Wilden Männern“ als Schildhalter und dem knapp 200 Jahre vorher geschaffenen Wappenstein in Hannover kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
„Wilde Männer“ wurden/werden gerne und oft als Schildhalter verwendet, ein Alleinstellungsmerkmal liegt hier also kaum vor.
4. Zur Suche in den Archiven
Die Suche im „Arcinsys Niedersachsen“ mit den Begriffen „Schachten“ und „Hannover“ ergab keine verwertbaren Ergebnisse.
Die Suche im „Arcinsys Hessen“ mit den Begriffen „Schachten“ und „Hannover“ ergab natürlich Treffer bzgl. der Aktivitäten von Wilhelm v. Schachten; Verwertbares i. S. Wappenstein „unbekannt“ war aber nicht zu finden.
Zusammenfassung zu den bisherigen Ergebnissen:
Die Annahme, dass Datum
und Ausrichtung vom Steinmetzt verhauen worden sein sollen, ist sehr spekulativ und unwahrscheinlich, ein räumlicher Zusammenhang zwischen der Familie v. Schachten und Hannover im engeren Sinne ist zu dieser Zeit nicht gegeben und von einer Ehrverletzung im Zusammenhang mit Wilhelm v. Schachten (und Hannover als Ort) ist auch nichts bekannt. Der Nachweis dafür, dass es sich um das Wappen der Familie v. Schachten handeln soll, ist so kaum zu erbringen. Ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren:-)
M. E. nach handelt es sich eher um einen Wappenstein für eine lokal ansässige Familie. Hier käme z.B. die Familie Lühnde in Betracht. Das Wappen ist (leider etwas klein) auf der Seite von „Deutsche Inschriften Online“ auf dem Epitaph für die drei Kinder des Erich von Wintheim und der Ilse Lühnde in der Marktkirche zu Hannover zu sehen (Foto Nr. 2) und gleicht i. S. Ausrichtung und Anzahl der Rosen dem Wappenstein „unbekannt“.
Link zu DIS:
http://www.inschriften.net/zeige/sucher ... ml#content
@ Jan Hannover:
Stelle doch bitte ein Foto vom ganzen Haus ein, vielleicht ergeben sich dann weitere Ansätze. Eine freundliche Anfrage bei der örtlichen Denkmalpflege könnte auch hilfreich sein.
Halte uns bitte auf jeden Fall auf dem Laufenden:-)
Beste Grüße
Robert