Die Debatte ist viel älter als Bernhard.GM hat geschrieben: ↑26.09.2020, 12:32Und wer oder was definiert einen „graphisch großen Wurf“?
Diese Debatte kenne ich schon, seit Bernhard Peter einen ersten Fuß auf heraldischen Boden gesetzt hat.
Die letzten Beiträge befassen sich mit Geschmacksfragen. Die kann man gerne disputieren. Daraus „durch die kalte Küche“ dann doch noch heraldische Regeln oder „dringende Empfehlungen“ destillieren zu wollen halte ich nicht für angemessen.
Im Kern geht es bei solchen und ähnlichen Debatten mE immer um das Gleiche: Schönheit/Häßlichkeit wird nach der Wikipedia "durch das subjektive Empfinden einer Person, Kultur bzw. durch eine Zeitepoche definiert". Deswegen formuliert man so wertende Sätze wie:
"(..) die ich (..) merkwürdig, bzw. unschön finde"
" (..) Ich finde, dass dies sehr gute Ratschläge sind (..)"
Leider hat so manches "subjektive Empfinden" ein großes Sendungsbewußtsein und möchte sein Werturteil gerne in die Köpfe von Anderen pflanzen. Dann kommt ein "Imperativ" an Andere heraus (getarnt in einem "sehr guten [persönlichen] Ratschlag, in einer "Empfehlung", in einer "Regel", einem wie auch immer gearteten "Soll" ...):
"... an die man sich grundsätzlich halten sollte!"
Und dann folgen die apodiktische Aussagen, die "objektiven Wahrheiten", die "Dogmen", die "Verabsolutierungen" ... die keinen Widerspruch dulden, die sich das "subjektive Empfinden" gerne zur Unterstützung seiner Botschaft aus anderen Quellen herbeizitiert:
"Es ist unschön, im selben Feld einen Turm und eine Axt gleichgroß darzustellen!"
Was das "subjektive Empfinden mit dem Sendungsbewußtstein" dabei nicht beachtet, ist, dass solch vermeintlich unumstößliche Sätze ebenfalls nur durch das subjektive Empfinden einer Person, Kultur bzw. durch eine Zeitepoche definiert sind.
Mit anderen Worten: Im selben Feld einen Turm und eine Axt, einen Turm und eine Löwen ... etc. gleichgroß darzustellen --
* mag für ein subjektives Empfinden "unschön" sein
* für eine anderes subjektives Empfinden dagegen "schön"
* für ein Drittes "sowohl unschön als auch schön" (vgl. Paradox der Häßlichkeit)
* für ein Viertes "weder unschön, noch schön"
* für ein Fünftes "mal schön, mal nicht schön"
* und so weiter ... --
Daraus folgt aber nicht, dass man sich allgemein oder "grundsätzlich" an auch nur eine dieser subjektiven Empfindungen halten sollte.
Am Schluß will auch noch mein eigenes subjektive Empfinden zu Wort kommen: Es schwangt sogar manchmal bei dem gleichen Wappen. Einerseits ist es gewillt dem "sehr guten persönlichen Ratschlag" (Dirk, Bernhard) zu folgen. Es findet zum Beispiel so was "häßlich" (Wappen Břeclav/Lundenburg):
Andererseits ist es gewillt, auf den "sehr guten persönlichen Ratschlag" zu pfeifen, denn es findet so was (ebenfalls Wappen Břeclav/Lundenburg) ganz und gar nicht "häßlich". Sorry dafür :
1001 Grüße