Hallo Gerd, hallo Robert!
"Grundätzlich interessiert es mich, wie dieser Berufsname mit der Bedeutung „Schankwirt“ über die Jahrhundrte heraldisch umgesetzt wurde."
Sicher, es dreht sich in diesem Forum vor allem um Heraldik. Ich selbst kann leider nur etwas zur Geschichte und Genealogie beitragen.
Kretschmar (Krčmář) von Schenkenberg
Das von mir erwähnte Stammbuch wurde besprochen in: Josef Kallbrunner: Das Stammbuch des Isaak Pfändler. In: Archiv für Sippenforschung 11 (1934), S. 176–180, 208–211, hier S. 176. Darin hatte sich Christoph K. v. S. zws. 1595 u. 1615 eingetragen. Bekanntlich wurden diese Eintragungen in solche Stammbücher selbstverständlich von der jeweiligen Person selbst unterzeichnet, sei es von einem Herrn Meyer oder einem Herzog von Liegnitz. Ein zusätzliches Wappen hingegen u. ggf. ein größeres Gedicht mit feiner Schrift wurden oftmals von professionellen Malern hineingezeichnet. Weil der Wappeninhaber aber natürlich sein Wappen kannte, kommt diesen Stammbüchern eine hohe Glaubwürdigkeit zu, weshalb sie ja oftmals Grundlage einer Wappensammlung wurden.
Die von mir gezeigten "Bildchen" stammen aus der Wappensammlung des Christian Friedrich Paritius, ursprünglich Breslauer Stadtbibliothek, heute poln. Universitätsbibliothek Breslau,
online.
Ich kann nicht sagen, ob Paritus ebenfalls das Pfändler'sche Stammbuch kannte oder ob es zwei verschiedene Eintragungen zur Familie K. v. Schenkenberg gab.
Jetzt könnte Gerd vielleicht angeben, wie glaubwürdig August Sedláček allg. ist u. welche Quellen er gewöhnlich benutzte.
Kommen wir zum Zeitpunkt der Nobilitierung. Gerd bezieht sich auf Král v. Dobrá Voda u. nennt dafür 1605. Dobrá Voda hat meines Wissen nichts selbst recherchiert, sondern nur andere Sekundärquellen gesammelt, hier ist es Anton Schimons Werk, der keinerlei Quellen angibt und dessen Angaben oftmals fehlerhaft sind.
Hier erwarb Christoph Kretschmar von Schenkenberg für 700 Sch. meissen einen Weingarten in der [Prager] Kleinseite am 28. Februar 1602. Schließlich schrieb sich Daniel Kretschmar im Mai 1592 in die Martikel Altdorf ein, nannte sich dort als Redner 1. Klasse aber bereits 1595 Kretschmair á Schenkenberg / Bohemus (Heinrich Kunstmann: Die Nürnberger Universität Altdorf und Böhmen. Köln 1963, S. 205). Sowie 1599 ebenso an der Universität in Leipzig. Daher meine Angabe für den Zeitpkt. der Nobilitierung zws. 1592 u. 1595. Daniel Kretschmer v. Schenkenberg heiratete am 5.11.1604 in Leipzig Maria, Tochter des Sebastian Schilert (Herbert Koch: Hochzeits-Carmina der Universitätsbibliothek Jena. In: Archiv für Sippenforschung 15 (1938), S. 171 ff, 207 ff., 244 ff., hier S. 175).
Kretschmer von Kretschmerhof
Die Angaben zu diesem Jakob als Spitzenahn stammt aus einer Leichenpredigt. Tatsächlich läßt sich in Cunnersdorf bereits 1521 in einem Einnahmenverzeichnis der Stadtpfarrei Hirschberg ein Pancratius Kretschmer nachweisen. Die Stadtpfarre war als einzige in Schlesien dem heiligen Pancratius geweiht, weshalb dieser Bauer demnach selbst aus Cunnersdorf stammte, u. die Familie bereits mindestens eine Generation früher, also in jedem Fall vor 1500, dort ansässig war (Hermann Hoffmann: Stanislaus Sauers Hirschberger Pfarrbuch von 1521 (Zur schlesischen Kirchengeschichte 37). Breslau 1939, S. 9).
Dr. Kreitzmacher
Kretschmer ist die slawische Bezeichnung für den Betreiber eines Kretschams, also einer Wirtschaft, einer Schenke usw. u. entspricht unserem Wirt oder Krüger. Dieses Kretschmer variiert aber ungeheuer von Kretschmar, Kretzmann und auch Kretschmayer usw. Und von daher halte ich Kreitzmacher nicht so weit entfernt von Kretzmayer. Aber Namenskunde ist sowieso eine Sache für sich.
Kretschmayer von Treukampf
Danke, Gerd, da habe ich an einer Stelle versehentlich Treuenfeld bzw. Treuenkampf, statt Treukampf geschrieben.
Krätschmar von Stellzendorf
Robert, Du gibst in Deiner Tabelle Regensburg als Herkunftsort an, beziehst Dich dabei auf den Hofstaat, der damals dort am Reichstag teilnahm - siehe eben
hier. Niclas stammt also nicht von dort, sondern reiste nach dort an, und zwar zusammen mit dem Dt. Kaiser Rudolf II. Der regierte aber von Prag aus. Also kam der Niclas zumindest 1594 aus Prag.
Der von Dir angegebene 2. Hinweis führt Dich dann meiner Meinung nach völlig in die falsche Richtung. Bezug ist
hier, unten:
"8.3.1637 kaufte Hans Lemmel zum Höckericht eine Brandstatt von seiner Schwiegermutter der George Kretzschmarin von Stelzendorf. Gemeint ist ein heutiger Stadtteil von Chemnitz, siehe
OV-Sachsen. Dieses Höckericht und das genannte Stelzendorf lagen quasi nebeneinander. Somit ist hier keine Frau
von Stelzendorf gemeint, sonder eine Frau
aus Stelzendorf. Wenn Du ein
Ancestry-Abo hast, kannst Du direkt nachsehen, sonst der Hinweis: Ein Jakob Kretzschman von Stelzendorf heiratete am 5. Mai 1599 [KB Neukirchen, bei Chemnitz]. Es waren dies aber nicht die Eigentümer des Ortes.
Oskar Freiherr v. Mitis hatte sich im Monatsblatt Adler (6. Bd. Nr 49 in 1910) Nr. 349, S. 409-415, über "Die diplommässige Verleihung der Ortsnamenprädikate an den niederen Reichsadel im 16. u.17. Jhd." ausgelassen. Demnach war ein Bezug zu einem
tatsächlich vorhandenen Ort unter Karl V. (bis 1556) gegeben. Danach, sicher aber zum Ende des 16. Jhd. längst nicht mehr. Es waren jetzt nur noch einfache Phantasienamen
nicht existierender Orte. Im 17. Jhd. kam die Phase der Wiederholung des eigenen Familiennamens auf wie etwa Grenzig von Grenzing, Milhardt von Milharditz, Walchowsky von Walchenheim usw. Damit war der frühere Ortsbezug völlig verloren und es erschienen dabei auch Phantasienamen mit einem Verweis auf die besonderen Verdienste der Familie wie etwa Bidenbach von Treuenfels, Jakobi von Ehrenkron usw.
Niclas
starb am 2. Juni 1612 in Prag.
Grüße
Susanne.