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Wer kann helfen?

Verfasst: 03.01.2019, 17:12
von HertaFreund
ich bin im Besitz eines Familienwappens, das nach Aussage meines Vaters in 15te Jahrhundert zurück geht. Einen Stammbaum kann ich bis 1766 zurückverfolgen. Davor sind die Kirchenbücher in Suhl verbrannt. Kann mir jemand etwas zu dem Familienwappen sagen?
Bild

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 03.01.2019, 18:07
von Kleinschmid
Es handelt sich hier um das Wappen einer schlesischen Familie, die am 23.10.1560 in den böhmischen Adelsstand erhoben wurde. Im Siebmacher Wappenbuch finde sich der Zusatz: "Das Geschlecht erlosch am Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts", Das bedeutet, es fanden sich gegen Ende des 19. Jhd. (Entstehungszeit des schlesischen Siebmachers) schon keine Nachrichten mehr über diese Schweidnitzer Familie aus der Zeit von vor dem 30jährigen Krieg.

Familie von Freund

Verfasst: 03.01.2019, 18:11
von Joachim v. Roy
Hallo Frau Freund,

es handelt sich bei Ihrem - wohl von einem Wappenfälscher heraldisch gut gezeichneten - Wappen
um das Wappen der längst erloschenen schlesischen Adelsfamilie v. F r e u n d (auch: v. Freund
zu Polnisch-Weistritz), das in Siebmacher's Wappenbuch vom Jahre 1605 s e i t e n v e r k e h r t
dargestellt wurde
vgl. http://www.wappenbuch.com/imagesB/B050.jpg ,
da es aus Gründen der heraldischen Courtoisie dem benachbarten Wappen zugewendet ist.

Eine seitenverkehrte Beschreibung des Wappens findet sich auch in Kneschke's Adelslexikon, Bd. III,
Leipzig 1861, S. 335.

Ihr Wappenfälscher hat die seitenverkehrte Darstellung des v. Freund'schen Wappens irrigerweise übernommen.

Freundliche Grüße vom Rhein

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 03.01.2019, 18:49
von Duppauer1
Hallo Frau Freund,
herzlich Wilkommen hier im Forum!

Herr Kleinschmid und Herr v, Roy waren mal wieder schneller bei der Auffindung des Wappens! :wink:
Zur Ergänzung hier der Eintrag im Siebmacher "Der abgestorbene Adel der Provinz Schlesien und der O. Lausitz. Erster Theil" Seite 30, Tafel 23
https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... %22:0.611}
https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... %22:0.462}

Der Auszug aus dem Kneschke Bd. III hier.
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ih ... ew/7722270

Das Geschlecht ist, wie schon gesagt, ausgestorben. Aber der Siebmacher hat damit nicht immer Recht!
Ich will Ihnen hier keine falschen Hoffnungen machen, aber so wie es aussieht ist einer Ihrer Vorfahren einem Wappenfälscher aufgesessen, der gegen gutes Geld einem ihrer Vorfahren ein Wappen gleichen Namens angedreht hat. Falsch abgezeichnet wahrscheinlich aus dem vom Hr.v.Roy genannten Werk. Hier schließe ich mich der Meinung von Hr.v.Roy an!

Aber Ahnenforschung ist auch ein schönes Hobby ohne ein Wappen in der Familie zu haben !
Außerdem kann man ja für seine Familie auch noch heute ein Wappen stiften!
Wenn Sie das wollen, ist man Ihnen hier sicherlich behilflich.

Herzliche Grüße
Dieter

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 03.01.2019, 18:54
von HertaFreund
ein herzliches Dankeschön in die Runde. Echt spannend - da mit mir nun auch die "Fälschung" ausstirbt.
Ich bin die letzte in der Linie Freund:-))
Allen im Forum ein gesundes 2019 und viel Spass bei diesem Hobby !!

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 03.01.2019, 19:26
von Duppauer1
P.S.
Abzuklären wäre natürlich auch ob Sie nicht zu den Kreis der Führungsberechtigten gehören die auf den Namen Freund ein Wappen bei den Deutschen Wappenrolle, oder beim Münchner Herold eingetragen haben.
Vielleicht sind sie ja doch nicht "die letzte" . :wink:

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 04.01.2019, 14:59
von HertaFreund
Hallo Duppauer1 - da ich leider völlig ahnungslos bin, was Heraldik und Ahnenforschung anbelangt - könnten Sie mir vielleicht kurz erläutern, was das bedeutet - und was ich unternehmen müsste?

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 04.01.2019, 15:47
von Duppauer1
Also ich könnte Ihnen z.B. die Wappen die in der Deutschen Wappenrolle veröffentlicht sind herausschreiben,mit dem ältesten bekannten Vorfahren und dem Stifter, sowie Herkunftsort.
Sie müssten dann durch Ahnenforschung herausfinden ob Sie eine direkte Nachfahrin der dort genannten sind.
Vielleicht findet sich ja darunter ein Verwandter und Sie gehören zu dem Kreis der Führungsberechtigten.

Geben Sie doch einfach mal hier https://www.familie-greve.de/?page_id=33 den Namen Freund ein und es werden Ihnen die Wappenrollen ausgeworfen die Wappen einer Familie Freund führen.
z.B. die erste Familie Freund aus Dresden im Siebmacher Bürgerliche Bd.1, Seite 60, Tafel 85 findet sich hier.
https://reader.digitale-sammlungen.de/d ... 00072.html
https://reader.digitale-sammlungen.de/d ... 00253.html

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 04.01.2019, 15:53
von münchnerherold
Beide Wappen sehen bei uns ganz anders aus...
auch keine Verbindung herzustellen...
Mfg. Kurzmeier MH :)

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 04.01.2019, 16:53
von Duppauer1
Hallo Herr Kurzmeier,
vielen Dank für die schnelle Antwort!
Erstmal Dank an Sie für diesen ausgezeichneten Generalindex den Sie erstellt haben https://www.muenchner-wappen-herold.de/wappensuche/ und der auch von der Seite der Fam. Greve benutzt wird. Das hat bestimmt viel Arbeit gekostet umso mehr mein Dank!
Eine Frage habe ich noch zu dem Generalindex, wie aktuell ist er ? Werden die neusten Ausgaben Ihrer Wappenrolle oder z.B. der Deutschen Wappenrolle oder der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle usw. in den Generalindex eingepflegt?
Was mir auch aufgefallen ist, es fehlt gänzlich die Niedersächsische Wappenrolle, des Vereines "Zum Kleeblatt"!

Nun aber zu der Ahnenforschung von Fr. Freund.
Es ist jetzt nicht die Frage ob die bei Ihnen in der Wappenrolle des Münchner Herold geführten Wappen mit dem von Fr. Freund eingestellten identisch ist, sondern vielmehr ist jetzt die Frage ob Fr, Freund vielleicht mit den bei Ihnen geführten Familien Freund verwandt ist.
Dazu müsste man den Herkunftsort der Familie, den ältesten bekannten Vorfahren und den Stifter evtl. auch dessen Herkunftsort erfahren. Fr, Freund müsste dann entscheiden ob Sie einen Bezug zu der Familie herstellen kann. Sicherlich ein großes Unterfangen, aber Sie hat ja schon einen Stammbaum der bis auf 1766 zurückgeht.
Ich habe mir das so gedacht:

Deutsche Wappenrolle Bd.15. Seite 3.
Herkunftsort: Alzey
Ältester bekannter Vorfahre: Daniel Freund *um 1690 in Alzey, + 1755 in Alzey
Wappenstifter: Herbert Volker Freund; Regierungsoberbauinspektor in Speyer für sich und zugunsten der übrigen Nachkommen seines Vaters Ernst Freund Bauinspektor in Alzey.

Kann Fr. Freund zu o.g. Familie Verbindung herstellen, wenn ja muss sie durch Ahnenforschung abklären ob sie zum Kreis der Führungsberechtigten gehört, wenn nein ab zum nächten Wappeneintrag.

MfG
Dieter

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 05.01.2019, 10:09
von Jochen
Ob von einem Wappenschwindel auszugehen ist, ist nicht immer einfach zu sagen. Die Abbildung zeigt jedenfalls keine typischen Merkmale wie zum Beispiel die „Märchen“, die regelmäßig, wenn auch nicht immer, über die Herkunft und oftmals adlige Abstammung des betreffenden Geschlechts „verzapft“ werden.

Es wäre auch möglich, daß der Künstler, der, da muß ich Herrn v. Roy uneingeschränkt zustimmen, ein außergewöhnlich anständiges Werk auf die Beine gestellt hat, das Wappen nach Vorgaben aufgerissen hat. Dann wäre jedenfalls er selbst nicht unbedingt in die Ecke des Wappenschwindels zu rücken.

Mich würde daher sehr interessieren, ob man das Werk vielleicht einem bekannten Künstler zuordnen kann. Ich sehe beispielsweise auf der (heraldisch) rechten Seite unten am Rande ein Zeichen, das eine Signatur darstellen könnte.

Liebe Frau Freund, ob Sie wohl so nett wären, zu überprüfen, ob dies der Fall sein könnte und ggfs. eine gesonderte, gut aufgelöste Teilphotographie davon – oder anderen Hinweisen auf die Identität des Künstlers – vornehmen wollten?

Heraldiker L. Högel

Verfasst: 05.01.2019, 12:26
von Joachim v. Roy
Ja, das fragliche „Zeichen“ weist eine gewisse Ähnlichkeit mit der Signatur
des 1978 in Münster verstorbenen Zeichenlehrers und Heraldikers Lothar H ö g e l auf,
vgl. http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/seite38.htm .

MfG

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 05.01.2019, 19:19
von HertaFreund
Also ich muss agen, dass ich völlig überwältigt bin über die Reaktionen. Herzlichen Dank dafür.
Das Bild des Wappens hängt gerahmt bei meiner Schwester - laut Ihrer Aussage ist keine Signatur zu erkennen. Ich werde sie aber in den nächsten Tagen besuchen und werde ggfl. eine Detailaufnahme machen.
Zu dem Stammbaum kann ich wirklich nicht viel mehr beitragen. Alle männliche Verwandtschaft geht nach Suhl. Der erste ist Johann Friedrich Freund geb.7.10.1766 in Suhl und er war Metzger und Gastwirt. Auch seine Frau (Maria Heydenbluth geb. 1.1. 1770) ist in Suhl geboren.
Vielleicht hat mein Urgrossvater Daniel Christian Freund (geb. 2.4.1860) der Waffenmeister beim Heer war das Wappen anfertigen lassen. Das ist aber reine Spekulation.

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 06.01.2019, 02:01
von kalex1946
Damit die Frau Freund selber sieht, woher diese Informationen kommen hier der Text- bzw. Bildteil aus Siebmacher

Der abgestorbene Adel der Preußischen Provinz Schlesien, 1. Teil, Nürnberg 1887, 30.

https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... 5B40%5D%7D

Bild

Bild

Bei genauer Betrachtung der beiden Vollwappen zum Geschlecht Freund v. Poln.-Weistritz im Siebmacher ist zu sehen, daß in dem von Frau Freund eingestellte Wappen mit dem Mann als Helmzier der Löwe im hinteren Feld links hin gekehrt ist, während im Wappen I aus Siebmacher und laut Blason der Löwe einwärts, d.h. rechts hin gekehrt ist. Mag zwar ein kleiner Unterschied sein, aber Unterschied ist es trotzdem und wirft dann die Frage auf, absichtlich gemacht, um eine direkte Usurpation zu meiden, oder nicht? Das müssen die Experten hier klären, wenn überhaupt möglich.

Gruß aus South Carolina

Kurt

Re: Wer kann helfen?

Verfasst: 06.01.2019, 09:42
von Duppauer1
Hallo Kurt,
dazu hatte Herr von Roy schon folgendes geschrieben:
Joachim v. Roy hat geschrieben:
03.01.2019, 18:11
........ das in Siebmacher's Wappenbuch vom Jahre 1605 s e i t e n v e r k e h r t
dargestellt wurde
vgl. http://www.wappenbuch.com/imagesB/B050.jpg ,
da es aus Gründen der heraldischen Courtoisie dem benachbarten Wappen zugewendet ist.

Eine seitenverkehrte Beschreibung des Wappens findet sich auch in Kneschke's Adelslexikon, Bd. III,
Leipzig 1861, S. 335.

Ihr Wappenfälscher hat die seitenverkehrte Darstellung des v. Freund'schen Wappens irrigerweise übernommen.
Herzliche Grüße
Dieter