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Rubenow

Verfasst: 28.09.2018, 11:00
von HFRudolph
Liebe Heraldiker,
ich freue mich, dass es Euch immer noch gibt. Zwischendurch dachte ich, hier wäre alles weg -
wurde wohl nur renoviert.

Ab und an zeichne ich Wappen, wie sich vielleicht einige erinnern werden:
http://www.hfrudolph.bplaced.net/Wappenrolle/index.html

Seit einiger Zeit habe ich es auf das Rubenow-Wappen abgesehen, komme aber hinsichtlich der Tingierung
nicht weiter. Es gibt eine sehr gute Zeichnung des Wappens anhand eines Siegels. Es wurde fortgeführt vom Bürgermeister Zabel Oseborn (wohl mit anderer Helmzier) und hängt am Bürgermeisteraltar in der Nikolaikirche in Stralsund, dort das zweite von rechts:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Str ... -11%29.JPG

Wenn jemand einmal die Gelegenheit hat, dort vorbeizukommen, würde ich mich über eine bessere Aufnahme freuen, die die Farben besser erkennen lässt. Aktuell kann ich aufgrund der schlechten Abbildung nur spekulieren, silberne Windspiele (Hündchen) auf blauem Schrägrechtsbalken, vorn und hinten in rot goldenes Weinlaub? - Wie gesagt, für eine korrekte Farbgebung reicht das Bild nicht aus.

Re: Rubenow

Verfasst: 28.09.2018, 12:02
von Kaltofen
Ich hätte da folgenden Link mit Fotos:

http://www.huismanfoto.eu/Album%20653%2 ... index.html

Vielleicht hilft das ja ein wenig.

Viele Grüße von der Küste

Re: Rubenow

Verfasst: 28.09.2018, 12:26
von HFRudolph
Danke. Jetzt sehe ich unscharf, weil ich so angespannt auf den Bildschirm gestarrt habe…
Also die Farben sind dort ebensoschlecht erkennbar - was in gewisser Weise Hoffnung macht, dass sie vielleicht niemals restauriert wurden und man die Originalfarben vielleicht doch irgendwie erkennen kann.

Re: Rubenow

Verfasst: 28.09.2018, 12:35
von Jochen
HFRudolph hat geschrieben:
28.09.2018, 12:26
Danke. Jetzt sehe ich unscharf, weil ich so angespannt auf den Bildschirm gestarrt habe…
Also die Farben sind dort ebensoschlecht erkennbar - was in gewisser Weise Hoffnung macht, dass sie vielleicht niemals restauriert wurden und man die Originalfarben vielleicht doch irgendwie erkennen kann.
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus... Es gibt zahllose Fälle solcher Verschlimmbesserungen....

Re: Rubenow

Verfasst: 28.09.2018, 20:45
von pfaditoto
Hallo,
hier eine sehr gute Aufnahme des Altars.

https://c1.staticflickr.com/8/7446/9388 ... 6c1f_k.jpg

Grüße
Torsten

Re: Rubenow

Verfasst: 30.09.2018, 02:42
von kalex1946
Hallo in die Runde,

Zwar kein Bild, aber ein Hinweis auf das Wappen Rubenow aus "Das Leben des Dr. Heinrich Rubenow und Dr. Johan Bugenhagen"

https://books.google.com/books?id=yJFPA ... ow&f=false

Bild


Auch hier kurz erwähnt

https://books.google.com/books?id=0BgX9 ... ow&f=false

Vielleicht schon bekannt?

Gruß aus South Carolina

Kurt

Rubenow

Verfasst: 30.09.2018, 10:54
von Joachim v. Roy

Re: Rubenow

Verfasst: 30.09.2018, 12:43
von Duppauer1
Erstmal Danke an Pfaditoto für die gute Aufnahme.

Es ist ja nun das Wappen von Zabel Oseborn, das von seinem Großvater mütterlicherseits, Eberhart Rubenow auf ihn überging.
https://www.deutsche-biographie.de/sfz73853.html

Nun wie sah das Wappen Rubenow aus ?
Hierzu fand ich folgende Artikel.
https://books.google.de/books?id=7_BlAA ... en&f=false

https://books.google.de/books?id=Ra9SAA ... nd&f=false#

http://www.inschriften.net/greifswald/i ... ml#content

Das bringt uns aber von den Farben auch nicht weiter!
In einer Beschreibung wird der Schrägbalken mir silbern angegeben.
Die Farben der Windspiele sind nicht angegeben, nur das sie ein goldenes Halsband getragen haben sollen.
Der Schild soll im oberen und unteren Feld eine Damaszierung in Form von Weinblättern gehabt haben. In einer Beschreibung stand auch „Demascierung,resp. Gitterung“. Bei Gitterung fiel mir sofort die heraldische Schraffur für schwarz ein, aber nach kurzem Nachlesen, kann man diese Theorie verwerfen, da die heraldischen Schraffuren erst viel später aufkamen.

Nun sehe ich folgendes auf dem Foto des Altars.

Schild: Blauer Schrägbalben mit drei springenden Windspielen. Oberes Feld in blau goldene Strahlen???, blau-goldene Ständerung???. Unteres Feld etwas nicht genau zu erkennendes in blau und gold.
Helm: blau-silbern bewulstet
Helmzier: drei silberne Pfauenstöße ???, was das rote ist kann ich nicht erkennen.
Helmdecken: blau-silbern.

Es ist auch noch zu beachten das das Wappen auf den blauen Untergrund gemalt wurde, es kann zu Abblätterungen gekommen sein, oder Oxidierungen.
Ebenfalls kann das Wappen über ein anderes gemalt worden sein u.v.m.
Also alles sehr schwierig.

Was sind das andere denn für Wappen auf den Altar, sind sie korrekt dargestellt???

MfG
Dieter

Re: Rubenow

Verfasst: 30.09.2018, 18:15
von Markus
Hallo Dieter,

nur eine kleine Bemerkung: Halten Sie sich nicht mit der Damaszierung auf, die kann so oder so ausfallen oder auch ganz entfallen. Das spielt überhaupt keine Rolle, weil sie nur schmückendes Beiwerk ist und deshalb auch nicht blasoniert wird. Einziger Sinn von Damaszierungen sind leere Flächen als nicht ganz so leer erscheinen zu lassen - sie quasi zu beleben.

Re: Rubenow

Verfasst: 30.09.2018, 19:22
von Duppauer1
Hallo Markus,
mir ist das mit der Damaszierung durchaus bekannt!
Aber danke nochmals für die Klarstellung, für evtl. Mitleser dieses Fadens!

LG
Dieter

Re: Rubenow

Verfasst: 01.10.2018, 15:18
von HFRudolph
An alle: Super Recherche.

@Duppauer1: Der Farbinterpretation auf dem Bürgermeisteraltar schließe ich mich weitestgehend an.
Einzig klar scheint mir, dass die Hündchen hell sind (silber/weiß). Die Interpretation als gelb/gold auf den Wappen am und im Haus kann gut auf Verfärbung zurückgeführt werden, da die Darstellungen auch bereits mehrere Jahrhunderte alt waren. Schrägrechtsbalken würde ich auch optisch blau bewerten, insbesondere im Vergleich zu den scharzen Teilen auf den anderen Wappen: Es ist aber denkbar, dass dort nachgebessert wurde und beim Osebornwappen die Farbgebung nicht mehr klar war.

Die Damaszierung vorn und hinten halte ich für zweifelhaft:
1. Auf dem Bürgermeisteraltar sehen die Felder mehrfarbig aus, ich mag mich täuschen aber es sieht nach rot und gold aus.
2. Die großflächigen Muster wären als Damaszierung ungewöhnlich.
3. Es kommt auf Damaszierungen nicht an, wie Thomas richtig schrieb, daher ist es aber auch ungewöhnlich, wenn Damaszierungen in der selben Art und Weise bei verschiedenen Darstellungen übernommen werden.
3. Fast alle Fundstellen weisen die selben Muster auf, ehemals am Haus, auf dem Gedenkstein, auf einer alten Urkunde von 1409. Ich habe als Vorlage einen abgezeichneten Siegelabdruck, ich meine aus dem Pommerschen Wappenbuch von Baghmilschen (ich glaube Bd. 4, bin mir aber nicht mehr ganz sicher, woher ich den habe): Die Abzeichnung ist sehr detailreich, die Hündchen sind gut erkennbar und auch die Helmzier, die dort anders ist als auf dem Altar. Dort sind es in den Feldern hinten und vorn Blätter (vielleicht Weinblätter) die auf ganz bestimmte Art und Weise angeordnet sind. Es ist dort nicht einfach nur ein Muster, sondern es handelt sich um geschlossene Figuren, die so bei Damszierungen sonst nicht vorkommen.
Diese „Damaszierungen“ sind auf dem Bürgermeisteraltar noch ansatzweise als Strahlen erkennbar, vielleicht auch nachgezeichnet und dabei fehlinterpretiert. Das spricht für mich aber dafür, dass hier ehamals ein Farbkontrast gezeichnet war.
Wenn die Farbregeln halbwegs eingehalten wurden und die Hündchen silber oder Gold waren, dann käme für den Balken blau oder Schwarz in Frage - die Felder vorn und hinten müssten dann Metall haben. Silber wäre dem Altarbild nach eher auszuschließen, wenn man die Tinktur mit den Hunden vergleicht, also bliebe ein verwischtes Gold. Oder eben Gold mit farbigen Blättern darauf, vielleicht rote Weinblätter.

-> Ein Problem habe ich aber dann mit der Ästhetik. Weiß, blau, Gold und dann noch irgendeine Farbe? Es wird nicht schöner dadurch. Mit Farbinterpretationen dieser Art kann man sehr sehr krass daneben liegen. Mein Instinkt spricht eher für ästhetischere Varianten.

Manchmal hilft es auch, einfach eine wilde Zeichnung herauszugeben und abzuwarten, wer sich mit Nachweisen beschwert.

Re: Rubenow

Verfasst: 01.10.2018, 16:47
von HFRudolph
Die Ästhetik und auch der Umstand, dass an mehreren Stellen die Felder vorn und hinten als damasziert interpretiert wurden, spricht für diese Auslegung.

Wenn die Hunde z. B. silber sind und der Schrägrechtsbalken blau oder schwarz, dann kämen für die damaszierten Felder nur gold oder silber in Frage - von der farblichen Einfachheit her eher letzteres. Auf dem Bürgermeisteraltar ist das aber jedenfalls so nicht mehr erkennbar. Nach dem einen Buch beschreibt Balthasar goldene Jagdhundhalsbänder (canes armarillatos venatorios flavidi coloris), die aber auf anderen Darstellungen komplett fehlen.

Re: Rubenow

Verfasst: 01.10.2018, 17:56
von Duppauer1
Ich frage mich wie man in den Beschreibungen des Wappensteins oder des Holzschnitts bei den Balken auf die Farbe silbern kommt?

Vom Altarbild her würde ich auch dem Grundsatz folgen, das die Helmdecken den Hauptfarben des Schildes folgen sollten. Deshalb könnte der Schrägbalken blau sein und die Farben des oberen und unteren Feldes silbern evtl. mit Damszierungen. Sie Windspiele sehe ich silbern. Aber das ist nur eine Hypothese!!!

Re: Rubenow

Verfasst: 01.10.2018, 18:56
von HFRudolph
Wenn ich das richtig verstanden habe, gab es im Haus hölzerne Wappendarstellungen, die natürlich ursprünglich coloriert gewesen sein können. So ähnlich, wie man auf dem Bürgermeisteraltar die Hunde eben als silbern identifizieren kann (möchte). Der zitierte Balthasar (wohl Augustin Balthasar) hat ja auch irgendwie das Halsband als golden identifiziert (flavidi coloris = von gelber Farbe).
Gerade aber solche Bemalungen im Haus oder auf irgendeinem Stein können natürlich extrem verfälscht worden sein über die Jahrhunderte, zumal das Wappen wohl niemand mehr im eigentlichen Sinne geführt hat.

Hier noch mal die Zeichnung nach einem Siegel:
http://www.lexikus.de/pics/manager/euro ... r_1456.jpg

Re: Rubenow

Verfasst: 02.10.2018, 08:35
von HFRudolph
Die Reliefs (Holzschnitt, Steinabbildung, Siegel) geben leider mangels Schraffur keine Farben wieder.
Dieses Altarbild ist daher das einzige Bild, das ich bisher habe.
Alle sprachlichen Wiedergaben sind keine Abschriften irgendeines alten Blasons, sondern Wiedergabe dessen, was die Betrachter erkennen. Solange man das Siegel nicht gesehen hat, erkennt man die Weinblätter nicht sondern identifiziert sie als Damast/Zieselierung.

Das Auge sieht, was es sehen will. Streiche ich bei der Betrachtung des Altarwappens Damastzierung und Weinblätter aus meinem bildlichen Gedächtnis, dann sehe ich folgendes:
Oben eine aufgehende Sonne mit fünf Strahlen vor blauem Himmel. Die Strahlen erscheinen rotbraun.
Unten vielleicht ein blauer Dreiberg vor rotbraun oder drei rotbraune Zacken die in ein blaues Feld ragen.

Angeblich hat Oseborn das Wappen von Rubenow übernommen (testamentarisch geerbt), allerdings gibt keine der Quellen wieder, wie es denn farblich ausgesehen hat. Das Altarwappen ist aber mindestens bei der Helmzier anders. Es wurde abgeändert, vielleicht auch bei einer Restaurierung im Schildbild verwirscht oder verändert, vielleicht sogar die ursprünglichen Weinblätter fehlerhaft interpretiert. In seiner Gesamtheit ist das mit dem Rubenow-Wappen jedenfalls nicht 1:1 zu identifizieren.

Rot an Blau geht eigentlich wegen der Farbregel nicht. Jedoch wurde die gerade in Bezug auf Rot an unzähligen Stellen anders behandelt. Andererseits ist denkbar, dass farblich ein deckendes und haltbares Gelb nicht gut hergestellt werden konnte und daher irgendein Ocker-Gemisch verwendet wurde, was sich jetzt optisch rächt. Es könnten also auch blaue Weinblätter in Gold gewesen sein, was die Farbregeln einhalten wüerde, aber nicht gerade unseren heraldischen Sehgewohnheiten entspricht (denn da gefällt uns am ehesten ein silbernes Feld mit Weinblattdamszierungen).