Re: Sammlung Josef Klauser (1818)
Verfasst: 03.02.2019, 14:32
Die Bearbeitung hat sich leider etwas verzögert. Ich bin nämlich auf einen Artikel des sicher auch hier bekannten Genealogen Roman Frhr. v. Procházka gestoßen, der mich gehörig in die Irre führte. Behauptet Procházka doch, das hier gesuchte Schönfeld'sche Adelsarchiv wäre in den Besitz der Fürsten Sulkowsky gekommen und von dort 1860 'ins Ausland' verkauft worden. Ignaz v. Schönfelds Witwe Susanne, eine geborene Gräfin v. Logothetti, hätte aus Geldsorgen den Nachlaß ihres Mannes verkaufen müssen und dies sei über deren Schwägerin Anna Freifrau v. Dietrich, geborene v. Bera, geschehen. Käufer sei deren Ehemann, Josef Freiherr v. Dietrich, gewesen. Nach dessen Tod (1855) sei alles an die Tochter Anna Freiin v. Dietrich gekommen, die eben mit Ludwig Fürst Sulikowsky vermählt war. Diese Geschichte ist aber nach meinem jetzigen Kenntnisstand Unsinn. Richtig sollte sein:
Unsere hier gesuchte böhmische Wappensammlung Klauser befand sich bekanntlich seit etwa 1787 im Besitz des Ritters Johann v. Schönfeld, der damit später nach Wien verzog, wo er am 21.10.1821 verstarb. Nun gilt es aufzupassen, weil Schönfelds Nachlaß aus zwei großen Teilen bestand: Das 1799 in Wien gegründete 'technologische Museum des Ritters von Schönfeld' wurde von seinem Sohn Ignaz Ritter von Schönfeld bereits 1822/23 an den besagten Freiherrn Josef v. Dietrich verkauft, der aber alles schnell wieder veräußern wollte. Dazu ließ er einen Katalog anlegen, der online ist. Es befinden sich darunter zwar auch 1600 Bücher und Handschriften, aber unsere Wappensammlung gehört nicht dazu. Diese Sammlung gelangte in den Besitz der Gebrüder Löwenstein in Franfurt/Main, wurde später 'zerstreut' und hatte nichts mit dem Adelsarchiv zu tun.
Der zweite Teil des Nachlasses bestand dann aus dem genealogisch-heraldischen Adelsarchiv, das Schönfeld erst Anfang 1812 in Wien eröffnete hatte. Weil dessen Sohn Ignaz mit seinem Adelslexikon keinen Erfolg hatte, verkaufte er das Material mit Vertrag vom 22. August 1825 für 30 000 Gulden an den Wiener Notar Johann August Walcha, der 4 700 Gulden dafür anzahlte. Ein gewißer Johann Wschetezka ordnete anschl. 18 Monate lang die Sammlung, um den 3. Band des Adelslexikons herauszubringen. Zwischenzeitlich bemerkte Walcha, daß nach dem Inventar mehrere Werke fehlten, die angeblich Josef Ritter von Kronenfels an sich gebracht haben soll. Sein Nachlaß (Manuskripte u. Bücher) gingen zum Teil an das Wiener heraldische Institut Krahl über. Walcha drohte nun mit einem Prozeß und Schönfeld nahm das Archiv wieder zurück, bot es noch erfolglos der Hofkanzlei an und behielt es schließlich bis zu seinem Tod am 11. November 1839. Anschließend wurde es in Einzelposten versteigert - der Auktionskatalog ist ja bekannt. Einige nach Anfangsbuchstaben zusammengefaßte Teile daraus gelangten später in die fürstlich Festetics'sche Bibliothek nach Keßtheley. Dabei handelt es sich um die einzige unversehrt gebliebene herrschaftliche Bibliothek Ungarns - siehe hier.
Abschließend nochmals zu Josef Klauser. Er war Archivar und hatte m. E. erstmals 1760/61 mit etwa 55 Jahren geheiratet, und zwar Johanna Sophie Teply, die selbst zweifache Witwe war (ooI. 1737 Franz Carl Rosenmüller, +1745, ooII. 1748 Franz Ignaz Kirchner, +1758). Sie brachte demnach die königliche Hofdruckerei Rosenmüller über Kirchner an Klauser. Aus ihrer ersten Ehe sind zwei früh verstorbene Kinder bekannt, sonst konnte ich bislang keine weiteren finden. D.h., nach Klausers Tod 1771 gab es außer der Witwe keine natürlichen Erben. Klauser hinterließ eine der größten Prager Privatbibliotheken, von der ein Teil (6000 Bücher, davon 500 Handschriften) 1775 von seiner Witwe für nur 2000 Fl. an die Stiftsbibliothek zu Strahov in Prag verkauft wurde. Nach ihrem Tod (1780) erscheinen die sog. 'Rosenmüllers Erben'. Demnach fiel der gesamte Besitz an die Verwandtschaft ihres ersten Mannes, die einen weiteren Teil von Klausers Bibliothek 1787 an den Drucker Johann Ferdinand Schönfeld veräußerte.
Quellen:
Roman Freiherr v. Procházka: Die Böhmischen Genealogen und Ihr Erbe. In: Bohemia Jahrbuch des Collegium Carolinum (Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder), Bd. 18, Nr. 1 (1977), S. 51-67, hier S. 54 f.
Roman Freiherr v. Procházka: Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Prager Familie v. Schönfeld und ihrer Sippe für die Genealogie und Heraldik. In: Archiv für Sippenforschung, 33/34 (1967/68), S. 42–46, hier S. 44.
Rudolf Granichstädten-Czerva: Über das Schönfeld´sche Adelsarchiv in Wien. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 3 (1953/55), S. 298 f.
Julius Petzholdt (Hg.): Handbuch Deutscher Bibliotheken. Halle 1853, S. 302 [Ankauf Sammlung Klauser durch Stiftsbibliothek Strahov in Prag].
Paul Aloys Klar: Über vaterländische Adelskammern und Adelsmatrikeln. In: Libussa. Jahrbuch für 1855, S. 432-446, hier S. 439 [Hinterlegung Klausers Adelsschema im St. Wenzel-Archiv].
Unsere hier gesuchte böhmische Wappensammlung Klauser befand sich bekanntlich seit etwa 1787 im Besitz des Ritters Johann v. Schönfeld, der damit später nach Wien verzog, wo er am 21.10.1821 verstarb. Nun gilt es aufzupassen, weil Schönfelds Nachlaß aus zwei großen Teilen bestand: Das 1799 in Wien gegründete 'technologische Museum des Ritters von Schönfeld' wurde von seinem Sohn Ignaz Ritter von Schönfeld bereits 1822/23 an den besagten Freiherrn Josef v. Dietrich verkauft, der aber alles schnell wieder veräußern wollte. Dazu ließ er einen Katalog anlegen, der online ist. Es befinden sich darunter zwar auch 1600 Bücher und Handschriften, aber unsere Wappensammlung gehört nicht dazu. Diese Sammlung gelangte in den Besitz der Gebrüder Löwenstein in Franfurt/Main, wurde später 'zerstreut' und hatte nichts mit dem Adelsarchiv zu tun.
Der zweite Teil des Nachlasses bestand dann aus dem genealogisch-heraldischen Adelsarchiv, das Schönfeld erst Anfang 1812 in Wien eröffnete hatte. Weil dessen Sohn Ignaz mit seinem Adelslexikon keinen Erfolg hatte, verkaufte er das Material mit Vertrag vom 22. August 1825 für 30 000 Gulden an den Wiener Notar Johann August Walcha, der 4 700 Gulden dafür anzahlte. Ein gewißer Johann Wschetezka ordnete anschl. 18 Monate lang die Sammlung, um den 3. Band des Adelslexikons herauszubringen. Zwischenzeitlich bemerkte Walcha, daß nach dem Inventar mehrere Werke fehlten, die angeblich Josef Ritter von Kronenfels an sich gebracht haben soll. Sein Nachlaß (Manuskripte u. Bücher) gingen zum Teil an das Wiener heraldische Institut Krahl über. Walcha drohte nun mit einem Prozeß und Schönfeld nahm das Archiv wieder zurück, bot es noch erfolglos der Hofkanzlei an und behielt es schließlich bis zu seinem Tod am 11. November 1839. Anschließend wurde es in Einzelposten versteigert - der Auktionskatalog ist ja bekannt. Einige nach Anfangsbuchstaben zusammengefaßte Teile daraus gelangten später in die fürstlich Festetics'sche Bibliothek nach Keßtheley. Dabei handelt es sich um die einzige unversehrt gebliebene herrschaftliche Bibliothek Ungarns - siehe hier.
Abschließend nochmals zu Josef Klauser. Er war Archivar und hatte m. E. erstmals 1760/61 mit etwa 55 Jahren geheiratet, und zwar Johanna Sophie Teply, die selbst zweifache Witwe war (ooI. 1737 Franz Carl Rosenmüller, +1745, ooII. 1748 Franz Ignaz Kirchner, +1758). Sie brachte demnach die königliche Hofdruckerei Rosenmüller über Kirchner an Klauser. Aus ihrer ersten Ehe sind zwei früh verstorbene Kinder bekannt, sonst konnte ich bislang keine weiteren finden. D.h., nach Klausers Tod 1771 gab es außer der Witwe keine natürlichen Erben. Klauser hinterließ eine der größten Prager Privatbibliotheken, von der ein Teil (6000 Bücher, davon 500 Handschriften) 1775 von seiner Witwe für nur 2000 Fl. an die Stiftsbibliothek zu Strahov in Prag verkauft wurde. Nach ihrem Tod (1780) erscheinen die sog. 'Rosenmüllers Erben'. Demnach fiel der gesamte Besitz an die Verwandtschaft ihres ersten Mannes, die einen weiteren Teil von Klausers Bibliothek 1787 an den Drucker Johann Ferdinand Schönfeld veräußerte.
Quellen:
Roman Freiherr v. Procházka: Die Böhmischen Genealogen und Ihr Erbe. In: Bohemia Jahrbuch des Collegium Carolinum (Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder), Bd. 18, Nr. 1 (1977), S. 51-67, hier S. 54 f.
Roman Freiherr v. Procházka: Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Prager Familie v. Schönfeld und ihrer Sippe für die Genealogie und Heraldik. In: Archiv für Sippenforschung, 33/34 (1967/68), S. 42–46, hier S. 44.
Rudolf Granichstädten-Czerva: Über das Schönfeld´sche Adelsarchiv in Wien. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 3 (1953/55), S. 298 f.
Julius Petzholdt (Hg.): Handbuch Deutscher Bibliotheken. Halle 1853, S. 302 [Ankauf Sammlung Klauser durch Stiftsbibliothek Strahov in Prag].
Paul Aloys Klar: Über vaterländische Adelskammern und Adelsmatrikeln. In: Libussa. Jahrbuch für 1855, S. 432-446, hier S. 439 [Hinterlegung Klausers Adelsschema im St. Wenzel-Archiv].