Datierung/Herkunftsangabe möglich?

[Gerhardts]

Hallo!

Ich habe durch Zufall auf dem Flohmarkt einen gerahmten Druck mit einem Wappen gefunden, das angeblich zum Familiennamen Gerhardts passen soll. Ich habe einen guten Freund mit diesem Nachnamen, dem ich das Stück gerne im September zum Geburtstag schenken möchte. Allerdings würde ich gerne noch ein wenig mehr über die Herkunft und das Alter erfahren bzw. um was es sich hier konkret handelt.

Für mich sieht es so aus, als ob das Grund-"Layout" in goldener Farbe maschinell gedruckt ist, der Familienname und das Wappen jedoch von Hand geschrieben bzw. gezeichnet sind. Der ebenfalls handschriftliche Zusatz unter dem Wappen verweist auf auf "Seite 46 des 235. Buch der großen europäischen Wappensammlung". Darunter die Adresse "Wien, Stadt Krugerstraße No. 1009".

Über Internetrecherchen habe ich leider gar nichts herausfinden können, aber vielleicht kann mir jemand hier im Forum ja helfen. Das würde mich sehr freuen.

Herzliche Grüße!

DSCN2838_xs.jpg (230.38 KiB) 5627 mal betrachtet

[Jochen]

Es handelt sich leider eindeutig um ein Werk aus einer der berüchtigten Fälscherwerkstätten Ende des 19., Anfang des 20 Jhdts.

Unter anderem Darstellungsweise des gesamten Dokumentes, aber auch der Hinweis auf die angebliche "Europäische Wappensammlung", die nie existiert hat, lassen keinen Zweifel zu.

Für Näheres siehe bitter hier: https://heraldik-wiki.de/wiki/Wappenschwindel

[Gerhardts]

Besten Dank! Also ist das Teil bestenfalls als Kuriosität ohne wirklichen Wert einzustufen, korrekt?

Für meinen Freund, Herrn Gerhardts, ist es vielleicht dennoch ein netter Wandschmuck.

[Jochen]

Korrekt!

Ich habe selbst noch keines dieser Werke in Händen gehalten, denke aber durchaus, daß jedes Einzelne auf seine Weise ein Unikat darstellen kann (Zitat; "...maschinell gedruckt ist, der Familienname und das Wappen jedoch von Hand geschrieben bzw. gezeichnet...").

Ein Zeitdokument ist es allemal, und ein Kuriosum sowieso.

Wenn klargestellt wird, daß das Dokument nicht die rauhe Wirklichkeit wiederspiegelt, ist es sicher ein witziges Geschenk. Ich anstelle Ihres Freundes würde mich bestimmt freuen.

[PEER]

Hier handelt es sich um den Wappenschwindler "Carl Krahl", Firmenbezeichnung: Inhaber eines heraldisch-genealogischen Instituts.
Anschrift: Wien, Krugerstr. 13 (1009)
Weitere Daten siehe "Der Wappenschwindel" seine Werkstätten und ihre Inhaber, Seite71.

Gruß PEER
GwF

[Jochen]

@ Peer: Vielen Dank, Willi, für die Aufklärung.

@ Gerhardts: Ich würde jetzt nicht so weit gehen, zu sagen, es handele sich um einen "echten Krahl" oder so. Aber solche Artefakte haben, losgelöst von allem anderen, durchaus einen gewissen, wenn auch nicht gerade gigantischen Sammlerwert.

Der Wert wird natürlich vom Markt gemacht, und die "Liebhabergemeinde" dürfte klein sein. Aber die besseren Werke sind hin und wieder zwischen 100 und 150 Euro bei ebay oder so im Angebot.

Ich würde mal sagen, hier liegt natürlich schon ein aus heraldischer Sicht wohl eher mindergelungenes Werk und sicherlich keine künstlerische "Offenbarung" vor, ich halte es aber für eine handwerklich durchaus anständige Arbeit.

Als "geistreiches Geschenk" ist es jedenfalls "keine Schande", wie ich zu sagen pflegen würde....

[Markus]

Ganz ehrlich: Ich würde es nicht verschenken. Das Wappen hat nichts mit der Familie zu tun, es könnte deshalb falsche Hoffnungen wecken.

[Gerhardts]

Vielen Dank für die Antworten!

Ich werde meinem Freund natürlich nicht verheimlichen, was es mit dem Teil auf sich hat und dass es nicht wirklich das Wappen seiner Familie ist. Er ist ein humorvoller Typ, der das sicher einzuordnen weiß und vermutlich auch Spaß daran haben wird, es sich an die Wand zu hängen.