Wer kennt dieses Wappen / Siegel?

[ga8866]

Liebe Heraldik-Gemeinde,

ich bin auf über meine eigenen Ahnenforschung auf ein Siegel eines möglichen Vorfahren gestoßen,
dass ich mit meinen Laienkenntnissen nicht erkennen kann.
Auf dem angehängten Detail-Scan dieses Siegels (Oblat-Siegel) sind zwar Dinge zu erkennen, nur weiß ich nicht welche.
Das Dokument stammt aus dem Jahre 1493 und die Person war ein Geistlicher (Propst) im kurfürstlichen Dienst (Brandenburg). Zu der Famillie weiß ich leider gar nichts, selbst der Famillienname verändert sich, je nach Quelle. Im Archiv ist das Siegel als Siegel von Erasmus Brandburg hinterlegt.
Dieses Siegel soll lt. Archiv das Siegel der Person sein und nicht des Amtes sein.

Vielleicht weiß ja jemand hier, welche Symbole im Schild-Bereich drauf sind und oben drauf.

Ich erkenne auf der rechten Hälfte drei diagonale Stäbe und auf der linken Seite etwas, dass wie ein Schlänge aussieht. Mit viel Fantasie sehe ich über dem Schild auch etwas, dass wie ein Tier anmutet.

Die Qualität ist leider nicht sehr gut.

BG!

[Joachim v. Roy]

Hilfreich wäre es, wenn man das vollständige "Dokument" zu sehen bekäme.

Freundliche Grüße vom Rhein

[ga8866]

Hier die Vorder- und Rückseite.

https://dl.dropboxusercontent.com/u/297 ... rseite.png

https://dl.dropboxusercontent.com/u/297 ... iegeln.png

BG!

[Joachim v. Roy]

Vielen Dank für die Übermittlung des Dokuments.

Es ließe sich denken, daß der - vielleicht mit einer Krone bedeckte - Wappenschild dem Ritter
von R o t h e n b u r g , Vogt zu Sommerfeld (wie es in der Urkunde heißt), zuzuordnen ist, da
die Herren v. Rothenburg im gespaltenen Schild vorn einen aufrechten Löwen und hinten mehrere schrägrechte Balken führen, vgl. hier die - aus Gründen der heraldischen Courtoisie seitenverkehrte - Abbildung des Rothenburg'schen Wappens im „Siebmacher“ vom Jahre 1605: http://www.wappenbuch.de/pages/wappen_54_Siebmacher.htm

Im übrigen bezeichnet das Dokument den Geistlichen „Brandburg“ doch als „des Heiligen Stuhls zu Rom Subdiacon und Pfarrer zu Cottbuß“.

Freundliche Grüße vom Rhein

[ga8866]

Vielen Dank für die Antwort.

Auf dem Dokument, bzw. Brief waren vier Siegel. Zwei Oblat-Siegel und zwei Wachssiegel.
Die beiden Wachssiegel sind zerstört und man sieht ihre beiden Abdrücke auf der rechten unteren Seite.
Auf der linken unteren Seite sind die beiden Oblat-Siegel zu sehen.
Die Archivangaben für dieses Dokument sagen, dass das zweite Siegel, dass ich vergrößert hatte, zu Erasmus Brandburg gehört. Allerdings kann dies ja nicht mehr sein, da ich auch hier die Ähnlichkeit zu der Abbildung aus dem Siebmacher sehe, dafür nach einmal vielen Dank. Es handelt sich hier übrigens um Sigmund von Rothenburg.

Und in der Tat ist Erasmus Brandburg zu diesem Zeitpunkt Pfarrer in Cottbus. 1488 nahm er diese Postition ein, nachdem er ab 1475 Propst zu Berlin gewesen ist und eher das Leben eines Diplomaten (mit Reisetätigkeit würde man heute sagen) des Kurfürsten führte.

Ich schicke hier jetzt einmal die erste Siegeloblate mit, die dann ja eventuell, entgegen der Angabe des Archives, zu Erasmus Brandburg gehören könnte.

https://dl.dropboxusercontent.com/u/297 ... dburg2.png

Es würde mich freuen, wenn dieses Siegel bekannt wäre.

BG!

[Joachim v. Roy]

Da das - doch wohl ortsnahe - „Archiv“ das Oblaten-Siegel nicht zu bestimmen vermag,
werden wohl auch die Leser dieses Forums mit der Bestimmung des Siegels überfordert sein.

MfG

[ga8866]

Ja, das wäre ein Möglichkeit.
Eventuell auch nur eine Schätzung des Archives, da der Schriftverkehr zwischen Sigmund und Erasmus geführt wird.
Das erste Oblat-Siegel scheint auch mehrere Wappen zu enthalten, jedenfalls würde ich dort schon fünf kleinere Wappen erkennen.
Eine merkwürdige Sammlung.

Besten Dank & Gruß!

[Bas den Brok]

Das erste Siegel wird wohl das Siegel des Herzogs von Münsterberg sein, dessen Tochter oder Schwester, der hochgebornn Furstyn Frawlen Margareth geborn Hertzogynn zw Monsterperg unnd Graffyn zu Glatz etc. dem hochgebornn Hrn. Ernsten Fursten zw Anhalt, Graven zw Aschanen unnd Hrn. zw Bernburg, etc. versprochen wurde und am 20. Januar 1494 geheirat hat.

Monsterberg (Münsterberg, jetzt Ziębice, in Polen).
http://www.wappenbuch.de/pages/wappen_6_Siebmacher.htm

Mit freundlichen Grüssen

[Bas den Brok]

Am Ende steht wer gesiegelt hat.

(...) Solchs alles zugesthenn und zuhalden, habn meyne vorgnan. gnedi- / gen Hrn. zw Monsterperg unnd die vorgemelten Anhaldschn Rethen auff iren fur- / gebrachten Gewalt von iren Gnaden Tochtr unnd Swestr unnd ires vorgnan. Hrn. Fursten zu Anhalt wegen zugesaget unnd verwilliget unnd desen Recessz mit / iren Ingesegln nebn meine[m] Pitschr lassen versegln unnd ydem Tayl eynem / gegebn. Geschen unnd gegebn am Freytage Crispini unnd Crispiani nach / Christi Geburt tawsennd fier hundert im dreyn unnd newnzigst[en] Jare.

Der Herzog von Münsterberg, Sigmund von Rothenburg, und zwei Anhaltsche Räte, Erasmus Brandburg und Cristoffel von Czabilcien... (?) Das dritte Siegel wird womöglich Erasmus Brandburgs Siegel sein.

[Bas den Brok]

Und der Anfang des Briefen mit den Namen.

Ich Sigmund von Rothenburg, Ritter, Foyt zw Sommerfelt, bekenne offndlich mit desen /
meynen Brive vor aller menniglich, als der durchleuchtige hochgeborn Furste unnd Hrn. /
Hre. Johannes Marggrave zw Brandburg des Heyligen Romischn Reichs Ertzkamerer unnd /
Curfurste zw Stetin, Pomern, der Cassuben unnd Wenden, Hertzog Burggrave zu Norn- /
berg unnd Fursten zw Rugen, etc. mein gnedigster Hre., eynne Hieradt unnd Ehestifftung zwu- /
schen der hochgebornn Furstyn Frawlen Margareth geborn Hertzogynn zw Monsterperg /
unnd Graffyn zu Glatz etc. an eyne, unnd dem hochgebornn Hrn. Ernsten Fursten zw An- /
halt, Graven zw Aschanen unnd Hrn. zw Bernburg, etc. des andrn Teyls, durch seine Gna- /
den Rethe, nemlich Hren. Erasmu[s] Brandburg des Heyligen Stuls zu Rom Subdiacon und /
Pharr[er] zw Cotbusz unnd Cristoffel von Czabilticz Hewptman deselbist, besprachn unnd be- /
teydingt hat nach Innehalt der Ehebrive doruber awfgegangen unnd die weyl in solchn /
Briven etliche Punckten unnd Artikeln nicht kaerlichn awfgedruck sunder meyne[m] gnedig- /
sten Hren. vorgnan. zu erkleren unnd Erkentnisze dorynne zuthun vorbehalden sein werden /
(...)

Markgraf Johann von Brandenburg wird auch Brandburg genannt.

Brandburg ... liesst man schnell, liesst man leicht Bramburg.

Danke, Herr v. Roy

[Kleinschmid]

Nur eine kleine Ergänzung: Dieser Herzog war kein Piast mehr (letzter +1428), sondern ein Podiebrad (insofern zeigt Siebmacher das richtige Wappen):
Heinrich I. senior, *15.5.1448, 1462 Reichsfürst, 1465 Herzog v. Münsterberg, +24.6.1498, oo 1467 Ursula v. Brandenburg (To. d. Albrecht Achilles).
Deren To. Margaretha, * 25.8.1473, +28.6.1530, oo 20.1.1494 Ernst Fürst v. Anhalt.

[Joachim v. Roy]

Herr Bas den Brok hat natürlich völlig Recht in der Annahme, daß das erste Oblaten-Siegel einzelne Teile des Wappens der Fürsten von M ü n s t e r b e r g zeigt !!

Mögen auch die beiden oberen Wappenschilde, welche herald. rechts den schwarz-roten münsterbergischen Adler und herald. links den schwarzen schlesischen Adler zeigen dürften, nicht mehr zu erkennen sein, so verdeutlichen jedoch die deutlich sichtbaren B a l k e n im Mittelfeld des Siegels, daß es sich hier um das Wappen der Herren v. K u n s t a d t handelt, welches zum Herzschild des Wappens der Fürsten v. Münsterberg wurde.

Der in der Zeile 10 genannte Hauptmann „Cristoffel von Czabilticz“ dürfte der Familie v. Zabeltitz (auch:
v. Zobeltitz) zuzuordnen sein (vgl. Adelslexikon, Bd. XVI, Limburg 2005, S. 561f.).

MfG

[ga8866]

Vielen Dank für die fachkundigen Auskünfte.

Nun kann ich davon ausgehen, dass die Oblat-Siegel nicht zu Erasmus Brandburg gehören.

Das ist bedauerlich, da dies mein Ziel war, auf der anderen Seite trotzdem aufschlussreich.

Ich habe dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt einmal mitgeteilt, dass ihre Dokumentation nicht so ganz mit den Siegeln übereinstimmen könnten...

Mit freundlichen Grüßen!