Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

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Tiger

Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

Beitrag von Tiger » 14.09.2014, 14:27

Hallo liebe Heraldiker,

bisher habe ich mich nahezu ausschließlich mit studentischer Heraldik beschäftigt, die bekanntlich den Heraldischen Regeln nur am Rande folgt und auch im Regelfall nirgendwo eingetragen wird.
Hauptaugenmerk lag bisher auf der Umsetzung von Aufträgen zum Malen der Wappen auf Leinwand, oder zur Rekonstruktion von Wappen, die nur noch teilweise oder in schlechter Qualität vorlagen. Soweit möglich habe ich dabei versucht diese 'freien' Wappen an heraldische Grundregeln anzupassen. Mein Wissen ist somit aber nur -öhm- begrenzt :wink:

Nun ist eine befreundete Familie an mich herangetreten, die sich mit dem Gedanken trägt, ein Familienwappen stiften zu wollen. Der Grundentwurf für das Schild wurde mir vorgelegt und dazu angefragt, ob ich dieses vervollständigen (Helm, Decke, Zier) und für die Eintragung vorbereiten könnte. Mein Vorschlag, das an einen 'Profi' zu vermitteln wurde aus diversen Gründen abgelehnt und ich hab ja auch durchaus nichts dagegen mir die Arbeit zu machen. Zumal ich das Werk bei erfolgreicher Eintragung hinterher auf Leinwand bringen darf.

Nun stehe ich allerdings vor diversen Fragen und hoffe daher auf freundliche Hilfe hier im Forum:
- Ist es ratsam bestimmte Schildformen etc. für die einreichung zu verwenden? Schlußendlich fällt die Form bei der Nutzung ja unter künstlerische Freiheit und Zeitgeist soweit ich das verstanden habe.
- Sehe ich das richtig, dass für die Eintragung eine Farb- und eine Schwarz-Weiß-Darstellung gefordert sind? Und welche weiteren Vorgaben müsste ich hier befolgen?
- sind hermelin, feh und kürsch wie 'farben' bei der erstellung des Schildes zu werten, oder sollten sie eher als 'Motive' verwendet werden?
Als 'Motiv' meine ich hermelin und feh bereits gesehen zu haben...

soweit erstmal meine bisherigen Gedanken, sicher tauchen im Laufe der Bearbeitung weitere Fragen auf.

Ich wäre wirklich sehr dankbar hier von ihnen Hilfestellung zu erhalten,
herzlichsten Dank vorweg,
Tiger

chj
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Beitrag von chj » 14.09.2014, 17:54

Bei Schildform: simpel halten. Halbrundschild + Stechhelm tut es immer.

Bei Pelzwerk: das ist die 3. Kategorie neben Metallen und Farben. Pelze werden in der deutschen Heraldik ( abgesehen von natürlichem Hermelin als Innenfutter der Wappenmäntel und Pelzbesatz an Kronen) nicht oft eingesetzt. Sieht aber sehr gut aus.

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 14.09.2014, 18:07

Hallo Tiger,

das Problem ist erkannt .....aber mit wenigen Worten ist das Problem sicherlich nicht zu lösen.

Natürlich steht jedem grundsätzlich frei, jedes beliebige Wappen als sein Eigen anzunehmen.

Wenn es auch heraldisch akzeptabel sein soll - für den Schnelleinstig (weil Bilder mehr sagen als 1000 Worte) - ich würde die alten Meister konsultieren:

Tipp nr. 1: http://commons.wikimedia.org/wiki/Scheibler_Armorial

Tipp nr. 2: Wappen werden bei privatrechtlich organisierten Vereinen eingetragen. Ich würde die Internetpräsenzen mal aufsuchen.

Die Altvorderen darunter:
http://www.herold-verein.de
http://www.zum-kleeblatt.de (die Seite hat einen schönen Demobereich für Familienwappen)

Aber natürlich gibt es auch weitere seriöse Vereine mit hilfreichen Illustrationen.

Tipp nr. 3: Wir haben hier bereits verschiedentlich versucht, Hilfestellung zu leisten.

Das würden wir sicher gerne auch diesmal machen - nur ist die Ausgangslage noch etwas nebulös....

Man könnte vom Familiennamen ausgehen und ein "redendes Wappen" erstellen (dazu wäre natürlich der Name der Familie hilfreich).
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Tiger

Beitrag von Tiger » 14.09.2014, 19:45

Helm und Decke machen mir wenig Sorgen, die bekomme ich hin da verschiedentlich bei Rekonstruktionen schon Entworfen. Zier steht noch die Diskussion aus, was es werden soll - persönlich preferiere ich Federn, aber das ist nicht meine Entscheidung :wink:

Die Familie heißt Kirschner, frühere Schreibweise war wohl Kürschner...

der mir vorgelegte Wappenentwurf ist ein grün umrahmter Schild belegt mit Kürsch, darauf ein grüner schrägbalken von rechts oben nach links unten, belegt mit drei goldenen Kürschnermessern. Dagegen scheint nach meinem begrenzten Wissen erstmal nichts einzuwenden zu sein.
Entschuldigt bitte die etwas unsachgemässe Blasonierung, habe daher das Bild angefügt. Im Moment ist dies der Geschmacksentwurf der Familie, meine Aufgabe ist nun daraus was eintragbares zu machen :)

Bild

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 14.09.2014, 21:52

Eines vorweg: Das Konzept ist an sich in Ordnung.

Kritik:

Die schnörkelhafte Ausführung würde wahrscheinlich von den meisten Wappenrollen nicht akzeptiert werden. Der Blumenschmuck schon einmal gar nicht.

"Kürsch" hat den Nachteil, daß er farblich und darstellerisch schwer zu fassen ist ( -> Naturfarbe ? ). Ein Wappen sollte idealerweise aus größerer Entfernung einwandfrei identifiziert werden können.

Gibt es eine Motivation für die grüne Umrandung und den Schrägbalken ? Ich frage nur, es ist alles eigentlich nicht zu beanstanden. Nur ist der Schrägbalken, der mit "irgendwas belegt ist" so ein Allgemeinplatz geworden, daß ich denke, man könnte mehr aus dem Entwurf machen. Und die Umrandung wirkt irgendwie .... unmotiviert.....

Die Kürschnermesser sind wahrscheinlich allenfalls von Fachleuten (Kürschnern eben) als solche zu erkennen. Finde ich persönlich unschön.

Die Idee des Kürschnerns muß auch nicht bis in die "Molekularstruktur" des Wappens verfolgt werden.

Dummer Gedanke: Eine "Kirsche" würde der Denkweise des mittelalterlichen Menschen (bei besserem Wiedererkennungswert" wahrscheinlich mehr sagen als die Kürschnermesser......

Das hörte sich jetzt wahrscheinlich erst einmal ganz fürchterlich an.... Aber so war es gar nicht gemeint.

Ich hoffe, Sie bleiben trotz aller Kritik am Ball.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Tiger

Beitrag von Tiger » 15.09.2014, 00:37

Keine Sorge wegen der Kritik :wink:
Ich würde hier nichts zur Diskussion stellen, wenn ich nicht bereit wäre über Vorschläge etc. nachzudenken. Außerdem ist der bisherige Entwurf nicht 'auf meinem Mist' gewachsen :lol:

- Dass das Gestrüpp weg muß steht außer Frage, das war auch so ziemlich das erste was ich beim Betrachten angemerkt hatte.
- Beim Kürsch zerbreche ich mir die ganze Zeit den Kopf, ob man das etwas 'aufbrechen' kann, also nicht flächig wie eine Farbe verwendet, aber dazu ist mir die Verwendung von Pelz im Wappen zu ungewohnt um spontan Ideen zu haben. Die Idee der großflächigen Nutzung dürfte der Familie aufgrund des alten Zunftwappens der Kürschner gekommen sein.
Bei Hermelin und Feh hab ich eine freiere Nutzung schon gesehen, also zum Beispiel 8 Stück Silberne Feh auf rot oder sowas... ob das mit Kürsch
funktioniert muß man vermutlich testen. Es wäre dann weniger die verwendung von Kürsch als Farbe, sondern die nutzung der Symbolik auf normalem Farbfeld (?)

-ja, Kürschnermesser sind als solches eigentlich nicht zu erkennen, ist mir auch schon aufgestoßen...
-wegen der anderen Punkte (umrandung, schrägbalken) muß ich selbst erst noch mehr Informationen erfragen, bisher habe ich nur den Entwurf entgegengenommen und mir Gedanken dazu gemacht

- Schildform ist ja schlußendlich beim nutzen Geschmackssache (?), daher war ja bereits im Eingangspost mein Gedanke, dass man hier für die Eintragung eine andere Schildform wählt... die Familie mag später nutzen welche sie will :wink:

-die Idee mit Kirschen find ich spannend, werde das mal in meine Liste aufnehmen für die Besprechnung mit der Familie. Danke schön!

AvN
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Beitrag von AvN » 24.09.2014, 00:56

Zunächst scheint es mir, daß die Familie "nur" im Namensduden nachgesehen hat. Aber auch der ist eindeutig nicht fehlerfrei. Dort wird "Kirschner" allein auf "Kürschner" zurückgeführt. Auf die Idee, daß es auch ein Obstgärtner gewesen sein könnte, der häufig Kirschen verkaufte, kommt man da leider nicht.
Zuerst müßte also die Stammlinie zurückverfolgt werden, um die genaue Schreibweise zu ermitteln. Kommt da dann irgendwo ein "Kirscher" oder sogar "Kirsch" vor, wäre auf eine Kirsche oder ein Kirschenbaum im Wappen hinzuweisen.
Aber wenn es wirklich der "Kürschner" war, dann bietet sich die - zugegeben schwere - Darstellung eines Pelzbesetzten Rocks oder Mantels (mit Zobel, Hermelin) an, denn das Wort bedeutete ursprünglich "Pelzrock" und "mit Pelz verbrämter Mantel". Der Kürschner ist derjenige, der den bearbeitet.
Eine Handwerkstätigkeit im Wappen darzustellen ist weniger ideal, man müßte sich mittelalterliche Kürschner-Darstellungen ansehen und deren "typisches" Gerät.

Hier ist das Zunftwappen der Kürschner zu sehen:

http://www.stadtlexikon-augsburg.de/typ ... 7c3a27.jpg

Vielleicht nimmt man das als Vorlage und bringt auf dem Schilde Bilder der Herkunftsregion dieser Familie unter.

AvN
Zuletzt geändert von AvN am 24.09.2014, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von AvN » 24.09.2014, 14:14


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Re: Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

Beitrag von M.Somer » 12.06.2015, 16:30

Ich hoffe mal das es ok ist wenn ich meine Frage in diesem Faden stelle, da es mein Thema aufgreift.

Wie weit darf ein Wappen grafisch bearbeitet werden?Man sieht ja immer häufiger eine 3 Dimensionale / plastischer Darstellung der Wappen. Gibt es da Vorschriften von den Wappenrollen. Ich bevorzuge eigentlich eher eine künstlerische Variante.

Herr Kurovs Arbeiten finde ich sehr ansprechend.

http://www.excurs.ru/gerb/Gerasimov.htm

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Markus
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Re: Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

Beitrag von Markus » 12.06.2015, 17:07

Den Zusammenhang mit diesem alten Faden verstehe ich zwar nicht, versuche aber trotzdem zu antworten: Also die Eintragung des Wappens ist die eine Sache, die spätere Darstellung und der Gebrauch desselben eine andere. Sie können natürlich das Wappen in anderen Varianten darstellen, in anderen Stilen, mit Oberwappen oder ohne, damit haben die Rollen nichts zu tun.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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countrytrucker8
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Re: Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

Beitrag von countrytrucker8 » 12.06.2015, 17:08

Die Frage ist so falsch gestellt.
WOFÜR soll der Aufriss denn sein?
Antrag auf Eintrag in eine Wappenrolle oder für die Wand zu Hause?
Das sind nämlich 2 vollkommen verschiedene Aufrisse. Für den Eintrag sollte das Schildbild rein 2dimensional sein. Der Schild selbst kann, Helm, Zier, Bausch und Decken sollten 3 dimensional gestaltet sein. Für dich an deiner Wand darf sich der Künstler austoben. Mit Schildhaltern oder oder.......Du gibst den Auftrag der Künstler macht die Arbeit. Oder anders gesagt Du dein Geld und der Künstler sein Können. Übrigens, seine Arbeiten gefallen mir auch. Ist halt alles eine Frage was man investieren kann oder will.
ich hoffe das ich deine Frage zufriedenstellend beantwortet habe.
Wolfgang Schönenberg

https://www. DIY-Heimwerken.de.de. :idea:
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Re: Vorbereitung für Wappeneintragung - Fragen

Beitrag von Markus » 12.06.2015, 17:13

Ich merke gerade, dass ich nicht nur den Zusammenhang der Frage mit diesem Faden nicht, sondern auch die Frage selbst inhaltlich nicht ganz verstanden habe. Countrytrucker hat aber erschöpfend geantwortet.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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