Wappen mit Tatzenkreuz

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Estrella
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Beitrag von Estrella » 02.09.2013, 16:29

Simplicius - ich bin zutiefst beeindruckt. Großartig :D

Viele Grüße und einen guten Start in die Woche!

Joachim v. Roy
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Die Freiherren Truchseß v. Rheinfelden

Beitrag von Joachim v. Roy » 02.09.2013, 16:52

Wahrhaft lobenswert und überzeugend !!

Allerdings würde ich bei dieser nur 2 cm hohen o v a l e n Dose eher an eine Schnupftabakdose des Komturs als an eine – üblicherweise kreisrunde – Hostienbüchse denken.

MfG

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Simplicius
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Re: Die Freiherren Truchseß v. Rheinfelden

Beitrag von Simplicius » 02.09.2013, 17:37

Joachim v. Roy hat geschrieben:Wahrhaft lobenswert und überzeugend !!

Allerdings würde ich bei dieser nur 2 cm hohen o v a l e n Dose eher an eine Schnupftabakdose des Komturs als an eine – üblicherweise kreisrunde – Hostienbüchse denken.

MfG
Vielen Dank!, - und es stimmt, der Bildausschnitt erlaubt eigentlich keine bestimmten Aussagen zu „Hostiendosen“, und die Maße legen, wie Sie sagen, wohl eher eine Tabakdose nahe. Habe mich noch nicht eingehend damit beschäftigt. Die Abmessungen entsprachen nach meinem Dafürhalten in etwa den Oblaten, die heute verabreicht werden, - beim Bildindex lese ich jedoch z.T. von Dosengrößen von 10, 15 und 25cm Durchmesser. Oben wollte ich verdeutlichen, dass das Wappen eine Verwendung als Kirchengerät prinzipiell nicht ausschließt. Oblatendosen in ovaler Form, gibt es allerdings auch zu sehen. Bsp. mit Allianzwappen, 13,6 x 11 x 5,8cm oder hier mit dem Wp. der Hzz. von Braunschweig-Lüneburg.
  • (Die Schlosskirche in Beuggen lässt sich übrigens mit einem interaktiven Panoramabild erforschen. Die Inschrift auf dem Epitaph bleibt aber trotz Zoom unleserlich.)



:!: Noch eine Information für Ewald:

Die Zuordnung zu einem bestimmten Mitglied der Familie der Truchsess von Rheinfelden gestaltet sich nicht so eindeutig, wie es in meinem ersten Beitrag erscheinen mag. Denn es ist nicht gesagt, dass es nur einen Vertreter gab, der bspw. im 18.Jh. in den Deutschen Orden eingetreten war. An diesem Punkt würde ich also noch nahelegen, dass es ohnehin sinnvoll ist, sich eine genealogische Übersicht zur Familie anzuschauen, sofern man eine konkrete Person, die mit der Dose in Verbindung gestanden haben mag, in Erfahrung bringen möchte. Hier spielen noch solche Dinge eine Rolle, wie eine genauere zeitliche Einordnung, und die Herkunft des Objektes.

Es lässt sich bspw. noch ein Wilhelm Baptista Truchsess von Rheinfelden aus Rappoltsweiler, als Anwärter auf die Aufnahme in der DO-Balley Franken ausmachen. (ca. 1750) Weiterhin gibt es Informationen zu einem Revers des Deutschordensritters Friedrich Wilhelm Truchsess von Rheinfelden (1754). Alle könnten den gleichen Schild mit Helmzier in der Form führen, dass der Balkenschild, also das Familienwappen, dem Ordenskreuz auferlegt erscheint.

Interessant ist noch der Umstand, dass der im ersten Beitrag genannte "Christian Friedrich Philipp Truchsess von Rheinfelden, ex Rapolschweir, Lieutenant unter dem Französis. Königl. Infantrie-Regiment" gewesen war, so in einem Adresshandbuch des Schwäb. Kreises (1756), S.421 unten.



Grüße

Ewald
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Beitrag von Ewald » 03.09.2013, 13:32

Hallo Simplicius,

herzlichen Dank für ihre Hilfe (dies gilt auch allen anderen, die geantwortet haben).
Ich bin sehr beeindruckt und danke Ihnen für Ihre Mühe, die vielen Informationen und links und dafür, dass ich einen lebhaften Einblick in die Kompliziertheit dieses Themas bekam. Auch Ihr Hinweis auf die Seite "Bildindex der Kunst und Architektur" hat mich sehr gefreut.

Vielen Dank und viele Grüße,
Ewald

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 03.09.2013, 15:58

zur hervorragenden Recherche des Simplicius empfehle ich diesen Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Affaltrach und sehe hier die wahrscheinliche Herkunft der Dose aus dem Besitz des Franz Konrad Josef Freiherr von Truchsess, Herr von Appenweier und Rheinfelden (1737–1826), die ich eher als eine persönlich gemarkte Pillendose werten würde.
Schnupftabakdosen waren meist edle Schmuckdosen, auch als Hostienbehältnis scheinen mir die Form und Ausführung wenig angemessen.
Aber letztendlich ist die tatsächliche Nutzung zweitrangig und nicht wirklich ermittelbar.

Es bleibt ein hübsches Stück Geschichte! ;-)

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 03.09.2013, 16:49

Irmgard hat geschrieben:zur hervorragenden Recherche des Simplicius empfehle ich diesen Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Affaltrach und sehe hier die wahrscheinliche Herkunft der Dose aus dem Besitz des Franz Konrad Josef Freiherr von Truchsess, Herr von Appenweier und Rheinfelden (1737–1826), die ich eher als eine persönlich gemarkte Pillendose werten würde.
@Irmgard, vielen Dank für den gut gemeinten Beitrag. Glaube allerdings, dass es nun etwas unübersichtlich werden kann. Affaltrach war nie im Besitz des Deutschen Ordens, sondern eine Niederlassung der Johanniter. Die Kapitelüberschrift in der Online-Enzyklopädie: „Kommendehaus des Deutschen Ordens“, ist falsch gewählt, vermutlich ein Versehen. Im Absatz selbst heißt es dort hingegen richtig,
Schloss und Ort waren im Besitz des Johanniterordens […] Der letzte Komtur, Franz Konrad Josef Freiherr von Truchsess, Herr von Appenweier und Rheinfelden (1737–1826) […] blieb als königlicher Subprior und Patrimonialherr bis zu seiner Pensionierung 1809 im Amt.

unrichtige Kapitelüberschrift bei Wikipedia
Es kam nicht selten vor, dass viele Mitglieder einer Familie parallel in den verschiedensten Orden aufgeschworen waren, da letztere ja auch eine Art Versorgungsgarantie vor allem für die nachgeborenen Söhne des Adels bildeten. Aber selbst wenn es sich um einen Komtur des „Deutschen Ordens“ gehandelt haben sollte, was machte es „wahrscheinlich“, dass aus seinem Besitz die Dose stammen würde? Ich glaube es verwirrt den Fragesteller. Um den Zweck der Dose in Erfahrung bringen, könnte man ja auch einmal in einem Museum nachfragen.

Ob es über die 3 bereits genannten Mitglieder hinaus, noch weitere Vertreter der Familie im 18.Jh. im Deutschen Orden gab, müsste man durch familienkundliche Recherchen in Erfahrung bringen.



____________







@ Ewald, hallo, es ist wohl nicht so kompliziert, wie es die Menge an Text vielleicht erscheinen lässt.
Wenn ich einmal resümieren darf, - es gibt also bis jetzt 3 Namen aus der Familie der Truchsess von Rheinfelden, die wohl alle im 18.Jh. in den DO eingetreten waren.


Christian Friedrich Philipp Truchsess von Rheinfelden und Rappoldsweiler

Wilhelm Baptista Truchsess von Rheinfelden [aus] Rappoltsweiler

Friedrich Wilhelm Truchsess von Rheinfelden



Alle würden sicher das Wappen, so, oder so ähnlich wie auf der Dose geführt haben. Die differierenden Helmzierden sind wohl eine gestalterische Frage. Das gravierte Wappen ist ja vermutlich nur ca. 2 bis 3 cm hoch. (?) Die Blümchen also nur im Millimeterbereich, was den Graveur vermutlich veranlasste, nur etwas Struktur hineinzubringen. Eine Frage wäre noch dazu, ob sich das Wappen auf der Unterseite der Dose befindet (wirkt auf dem Foto so), und ob sich nicht irgendwo Buchstaben oder Kürzel finden lassen.




Grüße

Ewald
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Beitrag von Ewald » 03.09.2013, 21:23

Guten Abend,
hier ist eine Abbildung der Dose. Das Wappen befindet sich auf dem Deckel.

Viele Grüße,
Ewald

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Wappenkundler
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Beitrag von Wappenkundler » 04.09.2013, 16:20

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Zitat: Siebmacher, Elsass
Wappen sind Zeichen für die Ewigkeit

Ewald
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Beitrag von Ewald » 05.09.2013, 21:00

Guten Abend Wappenkundler,

vielen Dank für die Abbildung und viele Grüße,

Ewald

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