Was meint Ihr.

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münchnerherold
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Was meint Ihr.

Beitrag von münchnerherold » 20.02.2013, 14:26

Hallo, was meint Ihr.
Was unterscheidet sich von einen Wappenbrief,
der von einen eingetragenen Verein ausgestellt
wird, oder von jemanden der das privat macht,
wegen meiner auch gewerblich,
der Wappen anfertigt und auch einfach dazu
Wappenbriefe ausstellt.
Schöne Grüsse, AK :)
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Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 20.02.2013, 14:53

Meines Erachtens besteht hier k e i n Unterschied, da es bei einem „Wappenbrief“ doch ganz entscheidend darauf ankommt, daß der Wappenstifter eine Bescheinigung
(Brief, Diplom, Urkunde etc.) darüber erhält, w i e sich sein Wappen darstellt. Auf eine überzeugende Wappendarstellung und eine korrekte (verständliche) Wappen-
beschreibung kommt es an. Der Aussteller des Wappenbriefs, sei es eine natürliche Person oder eine Vereinigung gleich welcher Art, hat demgegenüber in den Hintergrund
zu treten.

Freundliche Grüße vom Rhein

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 20.02.2013, 14:57

Was ist :
Die Wappenrolle

Per Definition ist ein Familienwappen einem Markenzeichen oder Gebrauchsmuster gleichzusetzen!
Eine Wappenrolle ist daher gleichzusetzen mit einer Muster- oder Markenrolle, die bei einem Patentamt geführt wird.
Daher besteht auch die Pflicht der Publizierung, damit Marken- Wappenverletzungen nicht vorkommen können/sollen.
Laut Gesetz muß eine solche Publizierung in Buchform oder ähnlich durchgeführt werden.
Es darf nicht als Loseblattform veröffentlicht werden, sondern gebunden.


Grundsätzlich müssen diese Bücher zur Einsicht in mindestens der Deutschen Bibliothek und in der jeweiligen Staatsbibliothek ausliegen.

Eine Veröffentlichung im Internet oder in Vereinsheften ist nicht ausreichend.

Wappenregistrierung

Es fragen sich viele Menschen die Wappen führen, warum soll ich mein Wappen eintragen lassen. Es gibt viele Gründe dafür:

- Die Eintragung eines Wappens dient der Sicherheit des Wappenführenden, dass es sich bei dem Zeichen auch um ein wirkliches Wappen handelt.
- Es schützt den Eintragenden bei gerichtlichen Auseinandersetzungen um das Wappen.
- Es verhindert, dass das Wappen jemals in Vergessenheit geraten kann.
- Es dient zur Dokumentation der Familiengeschichte und der Führungserlaubnis.

Wappenrollen werden heute nicht mehr von Heroldsämtern geführt, sondern eingetragene Vereine (e.V.) sind an deren Stelle getreten.
Es ist ähnlich wie beim TÜV, der als Verein auch Kontrollaufgaben übernommen hat.
Der Verein, der die Wappenrolle führt wird das einzutragende Wappen nach heraldischen Kriterien überprüfen. Diese Kriterien sind:

-Wappenwahrheit
-Wappenklarheit
-Wappenausschließlichkeit


Nur ein Wappen, dass alle diese Kriterien erfüllt ist auch ein Wappen, welches nach BGB automatisch geschützt ist.

Gesetzlich muss ein Wappen geführt werden, eine Führung ist nur dann gewährleistet, wenn dieses auch dokumentiert ist.

Aus diesem Grunde werden die meisten Wappenrollen nach dem Muster eine Musterrolle des Patentamts geführt.
Aus gesetzlichen Gründen müssen die Wappen veröffentlicht werden. Wie eine Veröffentlichung zu erfolgen hat, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden.
In allen Fällen wird allerdings eine Veröffentlichung in einer zur Dokumentation und zur Aufbewahrung geeigneten Form verlangt.
Damit ist die Veröffentlichung der Wappen in Buchform vorgeschrieben.
Von diesen Büchern müssen auch Freiexemplare z.B. an die Deutsche Bibliothek und an die Staatsbibliotheken gesandt werden, damit Sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Nur eine Eintragung eines Familienwappens bietet genügend rechtliche Sicherheit für den Stifter eines Wappens.

Für Weiterführende Informationen nutzen sie unser Forum oder nehmen bei Interesse bezüglich einer Registrierung Kontakt mit einer der Wappenrollen auf.
Diese verfügen über das nötige Fachwissen um sie kompetent beraten zu können.


und so nebenbei :
www.wappen-billet.de/forum/Wappenbrief.jpg

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Rabenschwarz
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Beitrag von Rabenschwarz » 20.02.2013, 15:20

Hallo münchenerherold!

Also, ich hätte kein Problem damit, mir von einer Privatperson, die NACHWEISLICHE Referenzen hat, z.B. eine Familientradition über Generationen mit Bezug zur Heraldik, einen Wappenbrief ausstellen zu lassen...

...allerdings würde ich im Bezug auf die "Pflicht der Publizierung" das entsprechende Wappen auch von einem möglichst traditionsreichen Herold anerkennen lassen, da hier die Publizierung am aussagekräftigsten/auflagestärksten ist...

...& ich in diesen Fragen einem Herold mit der lägsten Tradition auch (eventuell aus unwissen) die größte Authenzität unterstelle...

...e.V. heißt ja nicht automatisch, das die Standarts von Publizierung, Anerkennungsfähigkeit, Satzungen & eben der "Heraldik-Treue" gleich gesetzt sind...

...ich denke weiterhin, dass die von mir oben angesprochenen Privatpersonen mit nachweislichen Referenzen/Familientradition ebenfalls trotz der Austellung eines Wappenbriefes auf die Anerkennung eines namenhaften Herolds hinweisen & auch dazu raten...

...welcher Herold dann von wem empfolen wird, ist eine andere Sache & hier muß dann wohl jeder selbst entscheiden, von welcher Privatperson oder Heroldsverein er sich einen Wappenbrief ausstellen lässt.

Dabei geht es dann wiederrum um viele verschiedene Kriterien, so z.B. ob ich bei meinem Wappenaufriss unbedingt "heraldisch korrekt" bleiben möchte oder gerade eine unheraldische, evtl. pompöse Darstellung eintragen lassen möchte, in welcher Form ich mir die Publizierung vorstelle & nicht zuletzt auch um den Füllstand der "Geldkatze"...

Herzlichen Gruß, Josh
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Oðinn þik eigi.

zobelrolf
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Beitrag von zobelrolf » 20.02.2013, 16:23

Etwas zum Nachdenken
Ein Wappen soll mit einfachen in Heraldiklexika festgelegten Bildern berschreibbar/blasonierbar sein. Damit können Künstler eine Vielzahl an Wappen handwerklich erschaffen, die alle dieser heraldischen Beschreibung entsprechen. Heute werden Wappen in Wappenrollen blasoniert, begleitet von einem Bild, das diese Beschreibung möglichst eindeutig aber ästhetisch wiedergibt.
Ein Logo, Signet oder eine Firmenmarke wird in eine Handwerksrolle bzw. beim Patent- oder Markenamt eingetragen und ist immer unverwechselbar, gleichbleibend dargestellt um einprägsam zu sein.
Ein Logo/Signet wird also durch seine unveränderiche Darstellung bestimmt, ein Wappen durch seine Beschreibung nach heraldischen Regeln, wobei in jedem Land andere Traditionen und damit Regeln gelten! Dies ist eine Feststellung, keine Bewertung!
Seriöse deutsche Wappenrollen stehen in der Tradition der deutschen Heraldik und deren Regeln. Wem das nicht paßt, der kann sich ein Logo/Signet in Wappenform zulegen. Das wird seriöse Heraldiker aber nicht dazu veranlassen, ihre Haltung zur deutschen Tradition zu verändern.
Leider muß hier eine Anmerkung gemacht werden. Nur eine Hälfte der Menschheit kann die Musik von Mozart als Kunst genießen, für die andere Hälfte ist sie Katzengejammer und Schlimmeres. Das gilt leider auch für alle anderen Kunstarten und vor allem für den Begriff Ästhetik. Daher muß von deutscher Tradition gesprochen werden, die niemals globalisiert werden kann. Mickymausheraldik kann nicht seriöse deutsche Tradition sein.
:(

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 20.02.2013, 17:50

@ zobelrolf

Stimmt
Danke für diese Anmerkung :!: :lol:

Auch denke ich, daß es eine einzelne Person, die sich mit Heraldik beschäftigt und selbst einen "Wappenbrief" erstellt und in den Archiven veröffentlicht haben will,, wohl kaum den nicht geringen finanziellen Aufwand alleine stemmen kann. :!: :lol:

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Beitrag von münchnerherold » 20.02.2013, 19:01

Rein rechtlich also egal wer einen
Wappenbrief ausstellt. Alles dasselbe.
Wenn aber wie der PH, einen Notar
beauftragt und die Wappenbriefe
beglaubigen lässt ?
Sind diese dann offizieller ?
Oder Amtlicher ? Oder wie oder was ?
Gruß, AK. :idea:
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chj
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Beitrag von chj » 20.02.2013, 19:46

Was beglaubigt er denn ? Eigentlich nur das Datum; den Inhalt ( noch dazu, ob das auch das erste Wappen in jener Form ist) kann der Notar nicht wirklich verifizieren.

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 20.02.2013, 20:18

Entscheidend ist allein die Kompetenz des Ausstellenden, seine Möglichkeiten zum Abgleich und seine Fähigkeiten zur fachsprachlichen Beschreibung und heraldischen, künstlerischen und geschmacklichen Beurteilung.
Und da dürfte jeder Fachmann schnell feststellen, wes Geistes Kind ein Wappenbrief ist.
Alles andere ist nur Lametta.

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 20.02.2013, 20:47

Alles richtig und alles wahr - leider endet die Theorie allerdings bereits vor den Toren (Doppeldeutigkeit durchaus nicht unbeabsichtigt...) Theutscher Gebietskörperschaften ....
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

zobelrolf
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Beitrag von zobelrolf » 20.02.2013, 21:49

lieber Münchener Hrold,
ganz einfach, wer sich nicht an die Regeln hält proguziert Mickymausheraldik und das nennt man in Deutschland Ktsch. So einfach ist das!
Zobelrolf :( :( :(

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münchnerherold
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Beitrag von münchnerherold » 20.02.2013, 22:49

Hallo, herzlichen Dank für die Meinungen.
Also wenn der Notar auch nichts bringt,
eine Luftnummer ist, dann machen wir mal
so weiter so gut wir können.
Seh ich doch richtig dann.
Oder etwa nicht ???
Schöne Grüße, Kurzmeier MH. :)
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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 20.02.2013, 23:34

@ Herr Kurzmeier

Doch, durchaus sehen Sie das richtig :!: :lol:
Gewinner des ganzen ist lediglich der Notar,
der bekommt für die "Beurkundung", also lediglich für die Bestätigung, für den Vorgang der getätigten Registrierungs-Eintrag in der Wappenrolle des Vereins,
einige "€uronen" :lol:
Auch Notare wollen schließlich leben. :!: :lol:

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 21.02.2013, 00:57

Claus J.Billet hat geschrieben: Gewinner des Ganzen ist lediglich der Notar
Sehe ich genauso.
Entscheidend, um von Dritten gefunden zu werden, ist nicht der Notar, sondern die Publizität und langfristige Verfügbarkeit der Publikation an Orten, wo man gewöhnlich sucht.

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Berlingo
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Beitrag von Berlingo » 21.02.2013, 10:45

Bernhard hat geschrieben:Entscheidend, um von Dritten gefunden zu werden, ist nicht der Notar, sondern die Publizität und langfristige Verfügbarkeit der Publikation an Orten, wo man gewöhnlich sucht.
Stellt sich die Frage, welcher Verein das überhaupt noch leistet? Mein Wappen ist seit zwei Jahren beim Herold, Berlin registriert ... und ist es deswegen auch publiziert oder irgendwo hinterlegt, so daß man es finden kann? Nein, Null. Nur beim Herold im Archiv dümpelt es herum. Und die anderen heraldischen Vereine (Prignitz Herold etc.) -- auch nicht viel besser. Wartezeiten von zwei (oder mehr) Jahren, um eine Wappenrolle zu publizieren und diese beispielsweise in der Deutschen Bibliothek etc. zu hinterlegen? Na, ich weiß nicht. Wir leben schließlich im Zeitalter des Print-on-demand und des E-Book. Wenn die heraldischen Vereine Druck, Publikation, langfristige Hinterlegung an bekannten Orten aus welchen verständlichen und ehrenwerten Gründen auch immer nicht "gebacken" kriegen, na, dann liegt es doch auf der Hand, daß der Eine oder Andere es irgendwann selber in die Hand nimmt, oder?

Und die Perspektive? Kann man mit ehrenamtlicher heraldischer Vereinsarbeit zukünftig überhaupt noch sicherstellen, daß das Wappenwesen qualitätsbewußt weiter besteht? Mein Eindruck ist: Wenn das so weitergeht -- nicht mehr lange. Denn wenn heraldische Vereine nicht mehr in der Lage sind, ihre Wappenrollen zu publizieren, dann ist das ja nur eine Seite der Medaille. Die andere: Welche heraldisch erfahrene Kraft bringt sich denn noch in einem Verein ein und treibt diesen im Sinne eines qualitätsbewußten Wappenwesen voran?

Ist es nicht so, daß viele die Vereins- und Forenarbeit aufgeben haben oder nie dazu gekommen sind, weil sich in den Vereinen/Foren mittlerweile immer mehr Menschen lautstark nach vorne drängen, die, unter uns gesagt, nur wenig (oder gar keine) Ahnung von Heraldik haben? Liege ich da falsch? Täuscht der Eindruck, daß der übersteigerte Selbstdarstellungstrieb langsam überall Platz greift ... selbst in einer gesellschaftlichen Nische wie den heraldischen Vereinen/Foren?

Um es überspitzt zu sagen: Welcher Heraldikinteressierte hat denn noch Zeit und Lust, sich permanet mit den ewig gleichen Fragen von "Besserwissern" herumzuschlagen? Wem nützen nachwachsende Kräfte, wenn diese ach so progressiv und meisterhaft daherkommen ... und alle, wirklich alle, die außerordentlich dumme Fähigkeit haben, eine Persevantenzeit von vielleicht mehreren Jahren in einer einzigen Sekunde überspringen zu können?

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