Blasonierung - Wappen Schleicher

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Herr von Hochtraben
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Blasonierung - Wappen Schleicher

Beitrag von Herr von Hochtraben » 21.07.2011, 23:54

Verehrte Mitglieder,

Ich suche danach, die korrekte Blasonierung für das nachstehende Wappen zu erfahren, da mir diese nicht mehr vorliegt. Fände sich ein dieszebüglich versierter Heraldiker, so wäre ich äußert erfreut. Sollte diese Bitte an Fachkreise ohne das gebührend gezollte Entgelt eine Unschicklichkeit sein, so bitte ich mir dies im Voraus zu verzeihen. (Darüber hinaus ist es mir bisher zwar gelungen ein Replikat dieses Stichs im Internet zu finden, jedoch konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen welcher Wappenrolle derselbe entstammt; dies wäre ein Anliegen meinerseits.)

Bild
Wappen der Schleicher, 1785, kolorierter Kupferstich, unter vieren auf einer Tafel abgebildet, dieselbe mit der Überrschrift "Nürnbergische Kaufleute nach Alphabetischer Ordnung", "mit ohnbestimtem Rang zu Lit.f.", "40ste Tafel".

Mit höflichsten Grüßen,
Herr von Hochtraben.

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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 29.07.2011, 22:32

Zwecks mangelnder Rückmeldung habe ich mich nun selbst einmal an eine Blasonierung gewagt und wäre über qualifizierte Beanstandung oder Bestätigung derselben sehr erfreut:

In Gold ein silbernbewehrter, schwarzer Adler stehend auf zwei roten, zweistöckigen Wehrtürmen, dieselbst auf einem grünen Schildfuß stehen; auf dem gekrönten Helm, mit rechts rot-goldener und links schwarz-goldener Helmdecke, ein geharnischter Sarazene mit goldbesaumtem, rotem Gewand, goldbesaumter, roter Haube, in der Rechten einen Säbel in der Linken eine gestanderte, rote Fahne.

Sich mit höflichsten Grüßen im Voraus bedankend,
Herr von Hochtraben.

SR-7v
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Beitrag von SR-7v » 30.07.2011, 10:32

Herr von Hochtraben hat geschrieben: Sarazene
Wie kommen Sie auf die Bezeichnung »Sarazene«?

Die Logik, was ein »Sarazene« als Kleinod auf dem Wp. eines christlichen Nürnberger Kaufmannes des ausgehenden 18. Jh. zu suchen hätte, müssen Sie erklären.

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Isenberger Herold
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Beitrag von Isenberger Herold » 30.07.2011, 11:06

Hmm...
Ich will nicht ausschließen, daß bei einem älteren Wappen die Bezeichnung "Sarazene" völlig korrekt sein könnte. Aber wenn es bereits 18. Jh. ist... Logisch gesehen käme in der Gegend natürlich auch ein "Ungar" in Frage.
Genaueres würde vielleicht auch diese Mütze klären, die er auf hat (wohl kaum ein Jakobinermütze?!?).
Am Wahrscheinlichsten halte ich den Herrn für einen "Türken". Würde ganz gut passen für die Zeit.

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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 30.07.2011, 11:20

Herr SR-7v,
Erklären kann ich Ihnen nicht, was dieser -sei es auch ein Ungar oder ein Türke- östliche Krieger auf dem Helm eines Nürnberger Wappens verloren hat, das weiß nur der lang verstorbene Wappenstifter. Von diesem jedoch liegen mir keine schriftlichen Hinterlassenschaften vor. (Ich darf Sie erinnern, auch Mohren und andere scheinbar "unchristliche" Symbole fanden zuhauf Eingang in die Heraldik.) Die Ideen des Isenberger Heroldes hatte ich auch schon, und hielt alle für plausibel aber spekulativ, weswegen ich den Begriff "Sarazene" wählte, der eine historische Sammelbezeichnunge für Völker aus dem Osten darstellt und sehr wahrscheinlich in dieser Zeit verwendet wurde. (Dass dieser ethnologisch gesehen natürlich inkorrekt ist, ist mir völlig klar.)
Würden Sie sich auf eine bestimmte Volkszugehörigkeit des Mannes festlegen wollen?, ich nicht. Ein Indiz sicher sind der Säbel und die Mütze; eine phrygische schließen Sie wohl mit Bestimmtheit aus?

SR-7v
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Beitrag von SR-7v » 30.07.2011, 11:39

Herr von Hochtraben hat geschrieben: dieser -sei es auch ein Ungar oder ein Türke- östliche Krieger

Wenn Sie meinen, Ungarn und Türken in einem Atemzug »östliche Krieger« nennen zu dürfen, dann muß ich Ihnen sehr dringend abraten, jemals einer Ungarin oder einem Ungarn vor die Augen zu kommen.

Also, das ist wohl recht sicher kein Mohr, haben wie da Konsens?

Dann: ein Türke?
a) Was hätte der da zu suchen?
b) Wo wäre der typisierende Turban?

Ungar ist nicht auszuschließen. Das Gesicht bzw. die Barttracht könnte man als ungarisch gelten lassen; die Kopfbedeckung hingegen ist etwas »heidnisch« geraten.

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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 30.07.2011, 11:53

Geachteter Herr SR-7v,
Die mir bewusste Unzulänglichkeit solcher Begrifflichkeiten habe ich bereits anklingen lassen und es ist mir sehr wohl bewusst, dass Ungaren entgegen den Osmanen zum Kulturkreis des christlichen Abendlandes zählen, ich bin allerdings der Meinung dieses Faktum mit meiner Bezeichnung "östliche Krieger" in keiner Weise belangt zu haben; es waren kriegsführende Völker und sie lebten im Osten deutscher Länder. Ich wiederhole, dass es mir nicht um eine ethnologische Erörterung des Sachverhaltes geht, sondern um eine heraldische. Ich stimme Ihnen zu, für einen Türken wäre ein Turban typischer. Über den Mohren haben wir Konsens, jawohl. (Auf Frage a) ihrerseits habe ich Ihnen bereits geantwortet, das wird sich mit hoher Sicherheit auch nicht mehr erschließen lassen.)
Für bessere Vorschläge bin ich weiterhin offen und sehr erfreut über dieselben.

zobelrolf
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Beitrag von zobelrolf » 30.07.2011, 12:53

Hallo Forumfreunde,
es handelt sich um einen Türken, auch wenn er heraldisch und handwerklich nicht ganz getroffen ist. Dazu gibt es viele Beispiele wie im Siebmacher Württemberg, abgestorbener Adel Seite 957 unter Waibel von Wildeck. Solche Türken können auch auf Ungarischen Wappen erscheinen.

Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 30.07.2011, 13:09

@SR-7v

man möge dem Herrn von Hochtraben verzeihen, ich nehme stark an das selbiger aus norddeutschen Landen stammt :wink:

Jó napot kívánok
Kezét csókolom
Zuletzt geändert von Barolo1644 am 30.07.2011, 13:12, insgesamt 2-mal geändert.

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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 30.07.2011, 13:09

Herr Zobelrolf,
diese Information ist was das anbelangt sehr hilfreich und aufklärend; ich danke Ihnen.

Herr Barolo,
darf ich erfahren was man mir verzeihen möge? Ihre Vermutung ist falsch, ich bin nicht aus Norddeutschland.

Oh, nun nach Ihrer Editierung verstehe ich; dann bitte ich Sie selbstredend mein geringes Bekümmern um die ethnologisch-politische Korrektheit -will ich auch noch nicht sehen, wo ich eine solche missachtet hätte- meiner Worte zu vergeben, wenn es um eine heraldische Erörterung geht.
Zuletzt geändert von Herr von Hochtraben am 27.12.2011, 05:26, insgesamt 2-mal geändert.

Wappenkundler
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Beitrag von Wappenkundler » 30.07.2011, 14:48

Es handelt sich hier schlicht und einfach nur um einen "wachsenden Mann mit silbernem Küraß, roten Hemd mit goldenen Ärmelaufschlägen und einer roter Zipfelmütze mit goldenem Stulp, in der Rechten ein Krummschwert, in der Linken eine rote Fahne an silberner Lanze haltend".

(Zitat aus dem Originalblason von Martin Tyroff)

P.S. Die Figur auf dem Helm als "Türken" oder "Ungarn" zu bezeichnen, wenn man die Beweggründe des Wappenstifters nicht kennt, ist m. E. der falsche Weg. Hier reicht es völlig aus, nur das zu beschreiben, was man auch sehen kann. Und ich sehe hier - genau wie Tyroff - nur einen "wachsenden Mann". :wink:
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Beitrag von Wappenkundler » 30.07.2011, 15:26

Und um das Ganze zum Abschluß zu bringen, hier der Original-Blason von Martin Tyroff:

"In Gold auf grünem Boden zwei rote Zinnentürme mit je zwei Reihen spitzer Zinnen, darüber ein goldbewehrter schwarzer Adler mit den Fängen auf den Türmen stehend. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen, links schwarz-goldenen Decken, ein wachsender Mann mit silbernem Küraß, rotem Hemd mit goldenen Ärmelaufschlägen und einer roten Zipfelmütze mit goldenem Stulp, in der Rechten ein Krummschwert, in der Linken eine rote Fahne an silberner Lanze haltend".
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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 30.07.2011, 16:10

Verehrter Herr Wappenkundler,

Ich danke Ihnen sehr für Ihr Bemühen nach einer früheren Balsonierung zu suchen. Sie haben sie gefunden! Darf ich erfahren, wie Sie an die Quelle herankommen? Hat Martin Tyroff Wappenrollen aufgesetzt, oder war er als Illustrator und Kupferstecher für das Werk einer bestimmten tätig?

Mit dankendsten Grüßen,
Herr von Hochtraben.

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Beitrag von Wappenkundler » 30.07.2011, 16:26

Herr von Hochtraben hat geschrieben:Darf ich erfahren, wie Sie an die Quelle herankommen?
Indem ich mir anno dazumal die entsprechenden Bücher gekauft habe, bzw. immer noch kaufe. Aber auch die hiesige Uni-Biblio ist eine erschöpfende Quelle um Wappensammlungen, wie den Siebmacher etc.,
zu durchforschen. :wink:

P.S. Zu Martin Tyroff dürfte dieser Link Aufschluß geben:

http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Tyroff
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Herr von Hochtraben
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Beitrag von Herr von Hochtraben » 30.07.2011, 16:55

Ah, die gute alte Literatur in den Regalen der Bibliotheken und Gelehrten. - Haben Sie gar eben diesen Stich auf jener 40sten Tafel vor sich liegen? Ich wäre Ihnen auf's Höchste verbunden, würden Sie mir noch den Titel und den genauen Band der Wappenrolle nennen, da Sie diesen Blason gefunden haben; es gelingt mir vielleicht ein Exemplar in die eigenen Hände zu bekommen.

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