Stammwappen der Familie KEMMATHER

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Gast

Beitrag von Gast » 10.11.2010, 07:25

Zuletzt geändert von Gast am 11.12.2010, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 10.11.2010, 08:48

Kemmather hat geschrieben:Hier ist aber anzumerken,dass meine Oma bis 1936 das originalwappen von 1530 besaß,welches auf pergament oder leder geschriebn sein soll. Der text stand genauso drauf!!! Das wappen habe angeblich etwas anders ausgesehn. Kann es da nicht viel mehr möglich sein,dass meine Oma betrogen worden ist?
Durchaus . :!:

Gast

Beitrag von Gast » 10.11.2010, 09:02

Es erhebt sich auch hier die Frage, wie diese Betrüger und Wappenfabrikanten im 19. Jh. eigentlich an Ihre potentiellen Kunden gekommen sind, es gab kein Telephon(buch) und natürlich auch keine Adreßbücher für die Dörfer, in welchen die zukünftigen Opfer wohnten.

Da diese Wappenbetrügereien häufig in Franken auftauchen, kommen Wappenerfinder in Nürnberg, Augsburg und München am ehesten ins Blickfeld.
Sie hatten die Möglichkeit, Soldaten der Garnison in Wirtshäusern kennenzulernen, ihre Namen, Heimat und Bonität zu erforschen und sich in ihrer Werkstatt an die Arbeit zu machen, nachdem sie in den drei großen Bibliotheken
a) einen Alten Siebmacher (meist 4.-8. Ausgabe) - für das Wappen einer ähnlich klingenden Familie - und
b) ein Konversationslexikon - für einen "schönen" Begründungstext der Chronik - zu Rate gezogen hatten.

Viele dieser Wappenschwindler hatten fertige, schablonenförmige Formulare, die sie dann entsprechend füllten. Wir wissen das zum Beispiel von Adolf Hebensperger (München) und seinem "Wappenbuch bürgerlicher und geadelter Geschlechter : Enthaltend 2000 Familienwappen"
(vorhanden in der BStBib und damit gem. Vertrag wohl durch Google gescant, dort angezeigt, aber (noch ?) nicht zugänglich ist).

Kaum einer von denen dürfte je ein Original eines Adels- oder Wappenbriefes gesehen haben - so dachten sie sich eben etwas aus.

Die Texte der "Urkunden" beginnen regelmäßig mit
Stammwappen der Familie ..
Stammwappen Familie ..
Stamm-Wappen der Familie ..
Wappen der Familie ..
Wappen der löblichen Familie ..
Wappen des Geschlecht(e)s ..
Gesclechts-Wappen ..
Familie ..

In Nürnberg und Franken wirkten vor allem
- Hans Limbacher
- Vater und Sohn Stark
in München
- o.a. Hebensperger und zahlreiche andere
in Augsburg
-Josef Weber

Vor allen aber der allgegenwärtige Max Asten, der sich schließlich auch noch Max von Asten schrieb.

Seine Wappen sind etwas besser gemalt als das hier gezeigte Kemnather, sodaß es möglich ist, daß wir hier nur eine sehr schlechte. spätere Kopie eines "echten Asten" sehen können.

Meine Vemutung ist, daß die Großmutter den Betrug erkannt hatte und daher das Original verschwinden ließ.

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derkleinefux
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Beitrag von derkleinefux » 10.11.2010, 17:37

Aber für die Facharbeit doch spannende Wendung...
Beste Grüße,
Dietrich Kirschner

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 10.11.2010, 18:47

Hallo Herr Kemmather,

in dem vom Deutschen Adelsarchiv herausgegebenen "Adelslexikon" (der letzte Band [17] erschien im Jahre 2008),
das alle deutschen Adelsfamilien ausweist, die in den letzten 200 Jahren gelebt haben, wird das fränkische Uradelsgeschlecht VON KEMNAT[H] nicht (mehr) genannt. Sie können deshalb davon ausgehen, daß die Adelsfamilie bereits seit langer Zeit erloschen und daß das Wappen dieser Familie mit dem Tode des letzten Namenträgers "verfallen" bzw. an den damaligen Landesherrn "heimgefallen" ist.

Wie Herr Billet bereits zu verstehen gab: Ihre Familie ist 1936 einem Wappenschwindler aufgesessen, der Ihnen das
- infantil gezeichnete - Wappen der VON KEMNAT[H] (vgl. http://www.oocities.com/wappenrolle1/k/k013.html ) nebst einem schauderhaften, über alle Maßen fehlerhaften Wappenbrief "andrehte". Am besten wäre es, Ihre Familie würde heute - mit Hilfe eines ausgewiesenen Heraldikers - ein n e u e s Wappen stiften.


Freundliche Grüße vom Rhein

P.S. Neu gestiftete Wappen finden Sie zum Beispiel hier: http://www.familie-greve.de/modules.php ... file=index

Gast

Beitrag von Gast » 10.11.2010, 21:45

Ich finde die Wendung nicht interessant, sondern eher traurig....
Also nehmen Sie dann an, dass unser Wappen schon vor 1936 gefälscht wurde, wir also auch nicht ein "original" hatten und dieses Wappen dann nochmals 1936 gefälscht wurde? Weil es war ja vor der Abschrift schon eine Urkunde in Besitz von unserer Familie.

Gast

Beitrag von Gast » 10.11.2010, 22:13

ja l a n g e vor 1936 !
Wenn es Asten war, dann vor 1897, so auch das Deutsch und die Rechtschreibung.

Sie sollten auch froh sein, diesen Mist - z.B. mit den abgehackten Händen usw. - los zu sein und sich auf ein neues Wappen konzentrieren zu können.
Da könnte ja ein, auf die Tätigkeit Ihrer echten Vorfahren bezogenes Wappenbild dabei herauskommen.

Sie müssen wissen, daß in diesem und ähnlichen Foren bereits eine größere Menge dieser Fälschungen aufgetaucht sind und immer noch vorgelegt werden.
Seit mindestens 150 Jahren sind diese Pseudowappen bekannt und in der Diskussion und es gibt sogar ein Fachbuch darüber. Im Laufe der Zeit bekommen wir aufgrund der blödsinnigen Texte und schlimmen Heraldik sehr schnell ein Gefühl für diese Betrügereien.

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 10.11.2010, 22:17

Hallo Herr Kemmather,

von einer 2fachen Wappenfälschung würde ich nicht ausgehen. Entweder das Wappen (nebst Wappenbrief) wurde 1936 erstmals erstellt (von einem Wappenschwindler namens Braun) oder der in Nürnberg wohnhafte Herr Braun schrieb im Jahre 1936 einen älteren - vielleicht nach 1870 frei erfundenen - Wappenbrief gutgläubig ab.

Wie dem auch sei: daß auch Ihre Familie von einem Wappenschwindler "über den Tisch" gezogen wurde, läßt sich leider nicht leugnen.

MfG

Gast

Beitrag von Gast » 11.12.2010, 18:00


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