Frage zu Blasonierung

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 13.07.2010, 14:31

Tarlam hat geschrieben:... von der Seele (und Begabung) Künstler...
Ein Wappen im fortgeschrittenen Alter entwerfen zu lassen ist eine super Sache.

Es bietet die Möglichkeit seine Maxime in dem Symbol zusammenzufassen, die man ja erst jetzt rückwirkend erkennen kann. (wer, oder was man gewesen ist)

Sie könnten ihn ja fragen, als was er sich sieht (nicht das was er zeitlich am längsten gemacht hat, sondern das, was ihm am wichtigsten war, was ihn auszeichnete, oder was er sich gewünscht hätte) Ein Künstler (nicht Handwerker), hatte ja besondere Beweggründe für seine Kunst. Falls dann „Vermögensberatung“ nur ein Zubrot gewesen sein sollte, würde ich das auch nicht berücksichtigen.

:arrow: Viele verschiedene Symbole in einem Wappen angehäuft, zeugen nicht selten von der Unsicherheit, was denn nun das richtige wäre, und Unsicherheit verband man mit einem Wappen gerade eben nicht, - bedeutet doch „Wappen“ eigentlich „Waffen“.

Die Herkunft ließe sich übrigens als Zusatz zum Namen auch unter dem Wappen anzeigen, etwa in der Form:

XXX Schwarz aus Fürth gebürtig“, o.ä.


Gruß

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 13.07.2010, 14:47

Mmoeppel hat geschrieben:
Tarlam hat geschrieben:
Es handelt sich hier um einen Herrn, der kein Nachkommen haben wird (doppelte Beschwanzung sei erwähnt) [...]
:roll: :oops: :roll:

Wie muß man das verstehen?
Ich glaube, Sie haben es schon richtig verstanden. Denken Sie an den gunten alten Eugen von Savoyen, der hoch repektiert, dekoriert und vom Volk äußerst beliebt war, jedoch nie heiratete bzw. kein Erben hinterließ.

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 13.07.2010, 14:57

Hergenhan hat geschrieben::arrow: Viele verschiedene Symbole in einem Wappen angehäuft, zeugen nicht selten von der Unsicherheit, was denn nun das richtige wäre, und Unsicherheit verband man mit einem Wappen gerade eben nicht, - bedeutet doch „Wappen“ eigentlich „Waffen“.
Das haben Sie wunderschön beschrieben.

Wir sind hier in eine Klinik, es gilt hier tatsächlich nicht zuletzt sich selbst finden. Ich meinte es sehr ernst, als ich schrieb diese Sache ist sehr Therapeutisch.

:arrow: :idea: :arrow: Wußten die Mitglieder eigentlich, dass es heutzutage eine Therapeutischen-Methode gibt mit Heraldik? Patienten sollen Ihr Wappen "kreieren". Die Methode wird hauptsächlich bei Kindern angewendet. :!:

Ich denke, die Symbole sind so angeordnet, dass das Wappen nicht voll aussieht. Ich glaube ganz andere Wappen gesehen zu haben....

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Markus
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Beitrag von Markus » 13.07.2010, 15:14

Also das mit der "doppelten Beschwanzung" habe ich in dem Zusammenhang in dem ich diese Formulierung hier vermute noch nie gehört. Man lernt offensichtlich nie aus! :wink:
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 13.07.2010, 15:32

Markus hat geschrieben:Also das mit der "doppelten Beschwanzung" habe ich in dem Zusammenhang in dem ich diese Formulierung hier vermute noch nie gehört. Man lernt offensichtlich nie aus! :wink:

FragenS' lieber nicht woher die Beflügelung stammt :oops:

Nein, ich mach nur ein Scherz. Das stammt von den vielen Reisen des Stifters.....

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 14.07.2010, 10:00

hm...
bin mir nicht sicher ob ich dies richtig verstanden habe :

Also Wappengestaltung kann therapeutisch zur "Selbstfindung" führen :?:
Eine Ansammlung von Symbolen, stellvertretend für jeweilig wichtige Erfahrungen, Empfindungen oder Lebensabschnitte :?:
Das Wappen als "Spiegel" der zu therapierenden Person :?:
Das zu erstellende Wappen soll Ausdruck seiner Selbst sein :?:

...oder habe ich hier etwas falsch verstanden :oops: Sorry

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 14.07.2010, 10:30

Herr Billet, Sie haben, wie ich meine, es ziemlich auf dem Punkt gebracht. Bei Erwachsenen ist man gezwungen eine höhere Ordnung sich unterzuwerfen (Die Regeln der Heraldik), sein Leben Review passieren zu lassen und die beduetendsten Ereignissen zu selektieren. Sie müssen sich fragen:

Wer bin ich?
Wo komme ich her? Möchte ich damit in Verbindung gebracht werden, oder "streichen"?
Wofür stehe ich?
Was zeichnet mich aus?
Etc etc etc.?

Allerdings, wie schon erwähnt, wird die Methode i.d.R. bei Kindern angewändet. Hierbei werden meist Mitglieder der Familie (Mama/Papa/Geschwister/Haustiere) verständlicherweise vorgezogen.

Diese Selektion erzählt dem Therapeuten eine Menge über das Kind. Was viel mehr Informatation liefert ist allerdings was fehlt im Wappen.

Es ist ein seh spannendes Model, das, wie ich dachte, bei Heraldikern gute Besprechungsstoff liefert.

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Markus
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Beitrag von Markus » 14.07.2010, 11:38

Sorry, aber ich kann dem nicht folgen, ich versteh nur Bahnhof.
Heraldische Grüße
Markus

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 14.07.2010, 11:59

Man sollte vielleicht mal erwähnen, daß es bei der Heraldik in erster Linie um FAMILIENwappen geht, weniger um individuelle heraldisierende Zeichen zur Selbsterfahrung, und daß gute Heraldik keine Psychotherapie ist.

Mir scheint, daß man sich der Formensprache der Heraldik bedient, dabei aber das Wesen der Heraldik selbst außer Acht läßt, eher sogar konterkariert.

Ohne mich.

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 14.07.2010, 12:15

Sie sind sehr schnell etwas zu verrufen, dass nicht in Ihrem Bild passt. Sie nehmen eine Haltung an, "Mein Weg oder kein Weg".

Das ist sicherlich Ihr gutes Recht. Jedoch wird dieser Haltung Novizen eher abstoßen. Sie vergeben sich die Möglichkeit damit überzeungte Fans zu gewinnen. Oder sind Sie so elitär eingestellt, dass Sie meinen keine neuen Heraldik Fans zu brauchen?

Meiner Meinung nach ist in der Herladik platz für ein etwas größeres Spektrum die Bedürfnisse von Stiftern zu stillen und zugleich mit der Historie nicht in Konflikt zu geraten. Es ist belanglos für mich, ob einer, wie eben Herr Schwarz, Wappen für sich führen möchte oder für sein Nachkommen.

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 14.07.2010, 12:32

Das Thema dieser „Wappensuche“ ist sogar enger mit Heraldik verknüpft als man glaubt, denke ich…

So schwer zu verstehen ist es doch eigentlich nicht. Die schon einmal angesprochenen Humanistenwappen gehören bspw. auch zu einer Gruppe, in der man die eigene Lebenshaltung, oder Maxime ausdrücken wollte.

Ja es lässt sich sogar bis ins hohe Mittelalter zurückverfolgen, es gab sogar Wappen die dabei vielleicht auch von temporärem Charakter waren.

Beispiele lassen sich in der Heidelberger Liederhandschrift finden. Wie das des Minnesängers Heinrich von Meissen, der als „Frauenlob“ mit der Büste einer Frau im Wappen dargestellt wurde.
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/digl ... ae56ca6b87

Vielleicht kennt man ja auch die Darstellung mit dem Wort „AMOR“.
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/digl ... ae56ca6b87


Auch das Wappen Walthers von der Vogelweide, ist wie sein Name, eigentlich Programm, denn man betrachtet es als naheliegend, dass keine Herkunftsbezeichnung vorliegt, sondern eine Art Künstlername, dem das Wappen folgt. Die Anlehnung war hier wohl der "Zugvogel"...
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/digl ... ae56ca6b87



Alles Beispiele, wo Haltungen zum Ausdruck gebracht wurden.

Zu Humanistenwappen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reiffenstein

http://www.melanchthon.com/Melanchthonh ... shalle.php

Wappenblatt aus den Erfurter Universitätsmatrikeln:
http://www.humanisten.eburg.de/geschich ... wappen.jpg

(Das Wappenblatt enthält auch Geschlechterwappen, die älter sind als die Zeit des Humanismus, haben mitunter andere Entstehungsmotive.)

***
Wer kennt nicht die Wendung: „Was führst du im Schilde“, im übertragenen Sinne, „Wie tickst du? usw.

Mit der „Suche eines Wappens“ kann man eben bildlich ausdrücken, was man als wesentlich vermeint.

Am Ergebnis werden aber auch Widersprüche in der Persönlichkeit leichter erkennbar, da ein Wappen ja klar(!) sein muss. etc.

Grüße
Zuletzt geändert von Simplicius am 14.07.2010, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.

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HFRudolph
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Beitrag von HFRudolph » 14.07.2010, 12:34

Die völlig eigene Herangehensweise an die Findung der Wappenbestandteile halte ich jedenfalls in Bezug auf ein nicht zu vererbendes Familienwappen für höchst interessant - und um ein Familienwappen kann es sich auch dann handeln, wenn es nur für eine einzige Person bestimmt ist. Niemand kann ein solches Wappen als "Zeichen" diskreditieren oder ihm auf diese Weise die Vollwertigkeit absprechen.

Auffällig finde ich jedenfalls, dass den potentiellen Wappenstiftern nicht selten etwas aufgeschwatzt wird von Menschen, welche den oder die Wappenstifter überhaupt nicht kennen und die keinerlei Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Stifter nehmen und darauf, ob sich der Wappenstifter in dem Wappen auch wiederfindet: Genau das ist erforderlich, um sich mit dem Wappen auch zu identifizieren, dem selbst nach der Heraldik jedenfalls auch immer eine identitätsstiftende Wirkung zukommen soll.

Aus rein heraldischer Sicht ist an der Findung der Wappenbestandteile rein gar nichts auszusetzen. Es handelt sich ausschließlich um eine Frage des Geschmacks. Es gibt diesbezüglich auch keine heraldischen Soll-Vorschriften.

Einen Raben im Schwarz-Wappen fände ich gelinde gesagt langweilig… dann ja schon lieber zwei Augen im schwarzen Feld, die einem aus der Dunkelheit entgegenfunkeln… :twisted: - aber derartiges entspricht wohl gar nicht seinem Wesen.

Nun zum Inhalt: Das Bord erinnert mich spontan an eine Spielhalle oder an einen Lottogewinn - Münzen und Kleeblatt. Sehen Sie sich vor, dass der Wappenstifter soetwas nicht im Unterbewusstsein irgendwo aufgenommen und für "schön" befunden hat und dann später vielleicht erschrickt, wenn er es an der nächsten Spielhalle wiederfindet…

Tarlam
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Beitrag von Tarlam » 14.07.2010, 13:35

Vielen Dank für die sehr konstruktive Äußerungen.

Herr Schwarz hat die Meinungen und Anregungen wollwollend gelesen und bedankt sich ausdrücklich bei den Mitgliedern.

Er schlaft wohl ein paar Nächte darüber!

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Markus
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Beitrag von Markus » 15.07.2010, 11:43

Bei dieser Diskussion fühle ich mich an diese Seiten erinnert: http://members.aon.at/wappen/herhome.htm

Darüber haben wir uns in der Vergangenheit schon amüsiert.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 15.07.2010, 13:13

Markus hat geschrieben:Bei dieser Diskussion fühle ich mich an diese Seiten erinnert: http://members.aon.at/wappen/herhome.htm
Darüber haben wir uns in der Vergangenheit schon amüsiert.
Das könnte man doch auch einmal näher erläutern!

Grüße

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