Hallo Jochen, interessantes Thema! Der antike Frauenkopf wirkt sehr professionell!
Ich hätte einige Anmerkungen zu dem oben Gesagten zu machen, wenn man Wert darauf legen möchte ...
Zunächst zu den Schildchen. Ich würde sie um der Eindeutigkeit willen nicht verunklaren. Ich denke, es handelt sich um das so genannte "Künstlerwappen", somit ist die Figur auf dem Helm einfach als die personifizierte
Kunst anzusehen, welche mit speziellen Werkzeugen noch "präzisiert" wurde, mit Hinblick auf die künstlerische Tätigkeit des ersten Wappenträgers.
(Hier möchte ich einmal nur am Rande auf die Diskussionen zu den "Berufstraditionswappen" hinweisen. Die Motivation des Schildbildes ist auch hier zunächst personenbezogen gewesen -
Ferdinand von Miller Das heißt, eine "Tradition" die erst mit Ferdinand von Miller begann, bei der es nicht unbedingt abzusehen war, was seine Nachfahren machen würden, usw.
Mit anderen Worten, was auch seine Kinder und Kindeskinder ausübten, das Symbol war eben wie es war.
Man erkennt, "Wappentradition" entsteht erst jetzt, durch den Gebrauch.)
Das
Künstlerwappen hat i.d.R. ein rotes Feld, wobei, laut
Lexikon Heraldik (Oswald), auch die blaue Variante vorkommt. Die Verwendung ist wohl Regional bedingt. Im süddt. Raum dominiert Rot(?). (siehe Lexikon, vielleicht kann jemand zitieren)
Die Farbwahl hier spielt wohl auf Bayern an, was ich legitim finde, durch die Nähe zum Königshaus, und die "vaterländischen Dienste" - sie sind wohl somit
nicht durch Wohnorte (eigener/der Vorfahren) inspiriert. (heutige Motivationen)
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Angesprochen ist auch die reine Addition der Figuren. Der Gefahr, dass alles auch addiert wahrgenommen wird, könnte man begegnen, indem man gleichzeitig versucht die Elemente aufeinander zu beziehen, und unnötige "Richtungen" vermeidet.
Ich habe einmal versucht das zu skizzieren. Symmetrischer wirkt das ganze Arrangement meiner Meinung nach, wenn die Verteilung von den 3 Schildchen in etwa der des antiken Frauenkopfes entspricht. (optisch, nicht real) In beiden Fällen folgte dann für mich eine Flächenausnutzung, die etwa einem auf dem Kopf stehenden Dreieck entspricht. Oberkante der oberen Schildchen, und Haar und Kranz der Bavaria bilden dabei eine Linie.
Es gibt aber noch weitere Achsen. Ich denke die Skizze macht es deutlicher, als Erklärungsversuche ...
Ich finde es gerade richtig, wenn man über Ansätze spricht. Bin schon gespannt.
Viele Grüße
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PS: Ich erkenne jetzt das Problem.
Im Oberwappen tauchen die
Schildchen in beiden Helmzierden auf.
Letztendlich stellt sich die Frage, handelt es sich wirklich um die personifizierte Kunst,
also um eine
Muse (Göttin), oder sollte die
Bavaria gemeint sein?
Gußwerkzeuge + Schildchen wären für mich ein Indiz für eine Musendarstellung.
Sollte sich diese Helmzier aber auf das "Bavariafeld" beziehen, bzw. diese aufnehmen, müsste wohl hier wie da (k)eine Krone zu sehen sein. (?)
Eine Bavaria von der Seite
ansichtskarten-center.de:
http://www.ansichtskarten-center.de/web ... 9_gr_1.jpg
Eine Bavaria mit Gußlöffel und Zange?
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Noch einige Links:
Schon im
Ingeram-Codex der ehemaligen Bibliothek Cotta (eingeklebt) M.15.Jh:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... ex_119.jpg
Künstlerwappen
Meyers Großes Konversations-Lexikon:
http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/K%C3%BCnstlerwappen
Historisierte Herolddarstellung, mit Künstlerwappen auf dem Tappert,
Anspielung auf die Wappenkunst selbst:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Doep ... h-1880.jpg
von Hugo Ströhl, E.19.Jh.:
http://www.steffmann.de/wappen.htm