Wappenstiftung für den Schwiegervater

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Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 08.04.2010, 13:50

Der Familienname meines Schwiegervaters lautet "Fleichaus". Ich habe in den vergangenen 12 Monaten aber rein gar nichts über die Bedeutung oder Herkunft des Namens herausgefunden. Somit ist ein redendes Wappen hinfällig, oder?

JA! ein redendes Wappen wäre irreführend und für Aussenstehende ohnehin nicht lesbar. Ich bin sicher, er wird heute nur auf den Wortsinn, wie er heute verständlich ist erklärt oder wie Bahlow ihn interpretiert.

Wenn es stimmt, daß die Ahnen aus dem Salzburger-Land oder zumindest der Region stammen, dann ist es ein Familienname, der aus einem Ortsnamen gebildet und lateinisiert wurde.

Der Ortsname wäre Fleischessen http://de.wikipedia.org/wiki/Kilb und die Bildung erfolgte so: Flei(s)ch .. weglassen der 2.Silbe plus a(=er) plus -us zur Lateinisierung = Fleicha-us. Ein Herkunftsname= Adresse um anzuzeigen, woher man stammte.

Bei einer anderen Herkunft, gibt es eine andere Erklärung für den ersten Teil. Ebenso ist eine dialektische/zeitgemäße Änderung der Schreibweise des Anfangsbuchstaben denkbar von _V_ zu _F_ und von _g_ zu _ch_. Den Namen würde ich also ohne weitere Ahnenforschung nicht in einem Wappen umsetzten wollen.

Ich bin kein Heraldiker, aber ich verstehe Wappen eigentlich nicht als gezeichneten Stammbaum, sondern als persönliches Signet.
Welchen Beinamen würden Freunde dem Schwiegervater geben? : Fleichau, der Wagner?
oder Fleichau, der Franke?
oder Fleichau, die Zugereisten?

nur mal so als Gedankengang..

netten Gruß.. Irmgard
Zuletzt geändert von Irmgard am 08.04.2010, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.

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derkleinefux
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Beitrag von derkleinefux » 08.04.2010, 13:51

und ich würde mich auch von der Frage: "Ist es aber heraldisch korrekt?" lösen.
Natürlich könnte man da etwas dran rumdoktern (nichts gegen die anwesenden Herren Doktoren ;-) und es käme was "heraldisch formal korrektes" heraus. Aber: das Ergebnis wäre in jeder Hinsicht immer noch absoluter Mist.

Einfach paar Punkte nehmen und mit denen bischen spielen.
Beste Grüße,
Dietrich Kirschner

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Rider
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Beitrag von Rider » 08.04.2010, 14:12

Albert Heintze schreibt in seinem Buch "Die deutschen Familiennamen, Ausgabe 6, folgendes:

Fleichaus, Fleuchaus, einer der immer "ausfliegt".

Oder wie Herr v. Roy bereits feststellte: Ein Nichtseßhafter.

Ich könnte mir hier sehr gut einen "auffliegenden" Vogel für ein redendes Wappen vorstellen.

Beispiel: Ein aus dem li. Schildrand hervorkommender Ast auf dem ein auffliegender Vogel steht.

Bild
Gruß vom Rider

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 08.04.2010, 15:54

Vielen lieben Dank für die konstruktiven Vorschläge!

Ich habe das Wappen völlig neu gestaltet und stelle es zur Disposition.
der Link: http://www.beratungszentrum-telekommuni ... Zenngrund

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 08.04.2010, 16:20

Irmgard hat geschrieben:
Der Familienname meines Schwiegervaters lautet "Fleichaus". Ich habe in den vergangenen 12 Monaten aber rein gar nichts über die Bedeutung oder Herkunft des Namens herausgefunden. Somit ist ein redendes Wappen hinfällig, oder?
JA! ein redendes Wappen wäre irreführend und für Aussenstehende ohnehin nicht lesbar. Ich bin sicher, er wird heute nur auf den Wortsinn, wie er heute verständlich ist erklärt oder wie Bahlow ihn interpretiert.
Hm, das kann ich nicht so richtig nachvollziehen.

Ein redendes Wappen, bzw. ein Wappen, welches auf den Namen anspielt, war noch niemals unbedingt auf den eigentlichen Wortsinn begründet, sondern lehnte sich, wie auch angedeutet, an das Verständnis an.

Außerdem gibt es nicht wenige Wappen, wo der „Aha-Effekt“ erst dann eintritt, wenn der Name zum Schildbild hinzutritt. Was dann häufig angenehm überrascht, und das ganze u.U. interessant macht.

In Foren mit diesen Themen ist mir schon häufig aufgefallen, dass das scheinbar „falsch“ redende Wappen als ein Makel angesehen wird, bzw. dass es die Unkenntnis der Menschen die vor Zeiten lebten widerspiegele.
Wortspiele waren aber gerade im Mittelalter sehr beliebt, diese können mitunter kindlich anmuten, aber gerade die Denkweise die sich offenbart ist doch sehr amüsant.
Motive wurden u.U. aus bewusster Verballhornung entwickelt!

***
Bei F l e i c h a u s könnte man natürlich an F l i e g a u s! → ausgeflogen denken.

Das ist nicht weit hergeholt, wer kennt nicht die Wendung: „Es kreucht und fleucht“?
http://de.wiktionary.org/wiki/fleuchen


Auch das Wort „f l ü c h t e n liegt nahe, → „Nestflüchter“.

Somit möchte man meinen, ein Vogel, wie Rider schon andeutete, wäre nicht ungeeignet.


Dabei ist wohl wieder ein Singvogel sinniger, als bspw. ein Pelikan oder gar ein Adler.

Für mich assoziiert am besten eine Schwalbe, evtl. in horizontaler Ausrichtung, mit abgespreitzten Flügeln. (im Fluge befindlich)

***
Auch wenn schon beobachtet, würde ich auf sämtliche Symbolik, welche irgendwelchen Landes-, Herrschafts-, und Ortswappen entlehnt ist verzichten, wie schon bemerkt wurde.

Anmerken würde ich auch, dass man den Begriff „Familienwappen“ nicht überbewerten sollte, dahingehend, dass das Symbol für alle Familienmitglieder geeignet sei. Ein Familiensymbol wird es erst durch den Gebrauch, denke ich.

***
Viele Grüße

PS: Was kommunizieren Sie mit Ihrem letzten Entwurf? Kommunikation an sich erfordert auch etwas Zeit … :wink:
Heraldry81 hat geschrieben:…Übrigens würde ich auch ihre eigenes Wappen gründlich entrümpeln…
Dem möchte ich mich anschließen. Mit Handschellen auf einen Flüchtigen (Dieb?) anzuspielen, fände ich allerdings etwas unglücklich.
Dadurch käme ja auch eine etwas unangebrachte Dramatik hinein, denke ich, die dann zu Erklärungen nötigen würde…

Heraldry81
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Beitrag von Heraldry81 » 08.04.2010, 16:24

Tag Colonel,

Können Sie die Wahl der Symbole etwas näher erklären? Flüger versteh ich; aber die Säule und der Globus? Ich finde es kein gelungener Entwurf; viel zu filigran; da sollte man noch vieles weglassen. Dieser Entwurf is aber wesentlich besser als der alte.

Ihr eigenes Wappen: dass ist nicht nur eine Frage des Geschmack; Sie wollen doch nicht dass man Sie für einen Friesen hält?

Ich sage ihnen dass nicht um Sie zu beleidigen, aber Wappen die so überladen und auch noch mit Schildhalter und dergleichen versehen sind, kommen recht "prollig" daher. Wenn Sie so viel verschiedene Symbole gebrauchen, wirkt ein Wappen verwirrend und unharmonisch; das ist wie Potpourri.

Die Idee von Rider finde ich persönlich toll. Leider kann man dass nicht mit Versatzstücken aus dem Internet und Clips erstellen. Die von Rider erstellte Zeichnung (klasse!) könnte aber als Grundlage gebraucht werden.

MfG,

M.

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 08.04.2010, 18:50

Ich muß nochmals aus tiefstem Herzen DANKE sagen. Die kosntruktiven Beiträge der "Kenner" sind wunderbare Denkanstösse.
Allerdings habe ich natürlich das Problem, daß dem Wappenträger das "erste" Wappen exorbitant zugesagt hat....

probleme über probleme....

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Colonel
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Beitrag von Colonel » 08.04.2010, 19:34

Also, wenn ich mir das Wappen der Hohenberger in der Fränkischen Wappenrolle angucke, war ich selbst mit meinem Erstentwurf in der gestaltung noch.... sagen wir mal.... sparsam....

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 08.04.2010, 20:25

Nun ja, wenn Sie dies "Beispiel" unbedingt toppen wollen.....
dann nur weiter so :lol:

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 08.04.2010, 20:37

Fangen wir mal andersherum an.

Herr Ossowski, Profiheraldiker und quasi Gründungsmitglied dieses Forums, hat mal sehr plastisch berichtet, wie er seinen Klienten unterschiedliche Wappen, ich glaube es waren die dreier Bundesländer, kurz gezeigt und dann wieder weggesteckt habe.

Dann sollten die Klienten aus der Erinnerung die Wappen ihren "Herren" zuordnen.

Welche es waren, weiß ich zwar nicht mehr, aber der Wiedererkennungswert wäre bei - sagen wir: Hessen - doch deutlich höher als bei etwa Bayern (dem großen Wappen) oder dem Saarland, die beide doch recht inflationär mit der "Befelderung" umgehen.

Wenn bis zum 70 Geburtstage noch etwas Zeit wäre, gäbe es sicher Möglichkeiten, einen auch Ihren Schwiegervater erfreuenden Vorschlag zu erarbeiten.

Wir wiederum würden uns freuen, Ihnen dabei hilfreich zur Seite zu stehen.

Den "entfleuchenden" Vogel finde ich im übrigen ebenfalls sehr gelungen, aber es gäbe möglicherweise durchaus noch weitere Ideen....?
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 08.04.2010, 20:49

Ein e n t f l e u c h e n d e r Mann mit hohem „Wiedererkennungswert“, wie er den Älteren unter uns vielleicht noch in Erinnerung ist:

http://www.energieverbraucher.de/de/Umw ... ite__1446/

MfG

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R1126
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Beitrag von R1126 » 09.04.2010, 12:45

Colonel hat geschrieben: An "meinem" Wappen möchte ich allerdings nichts ändern, außer es sei heraldisch inkorrekt. Ich bitte um Vergebung, aber ich möchte keine "Geschmacksfragen" diskutieren,...
Nun, ein Wappen mit vielen Feldern und Schildhaltern erweckt nun mal den Anschein, dass man es hier mit einem vertreter des Adels (Graf aufwärts) zu tun hat. Bei bürgerlichen Wappen in Deutschland haben Schildhalter eigentlich keine Tradition. Daher die Zurückhaltung.

Die meisten der hier im Forum aktiven werden sich eher ausschweigen, als ihnen die heraldische Korrektheit eines Wappens zu bescheinigen, wenn es denn durch die Fülle der verwendeten Symbole und Prunkelementen (wie Schildhaltern) eher kritisch gesehen wird. Die meisten hier verstehen unter Heraldik mehr als die Einhaltung von einigen (technischen) Regeln. Es soll auch der Effekt vermieden werden, dass der Wappenträger - wenn darauf angesprochen - später sagt: "Bei Heraldik im Netz hat man mir aber gesagt, dass das so geht..."

Viele Grüße

Ralf
http://www.illustrationen-wappen.de
De Nihilo Nihil (aus nichts wird nichts)

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 09.04.2010, 12:52

R1126 hat geschrieben:
Colonel hat geschrieben: An "meinem" Wappen möchte ich allerdings nichts ändern, außer es sei heraldisch inkorrekt. Ich bitte um Vergebung, aber ich möchte keine "Geschmacksfragen" diskutieren,...
Nun, ein Wappen mit vielen Feldern und Schildhaltern erweckt nun mal den Anschein, dass man es hier mit einem vertreter des Adels (Graf aufwärts) zu tun hat. Bei bürgerlichen Wappen in Deutschland haben Schildhalter eigentlich keine Tradition. Daher die Zurückhaltung.

Die meisten der hier im Forum aktiven werden sich eher ausschweigen, als ihnen die heraldische Korrektheit eines Wappens zu bescheinigen, wenn es denn durch die Fülle der verwendeten Symbole und Prunkelementen (wie Schildhaltern) eher kritisch gesehen wird. Die meisten hier verstehen unter Heraldik mehr als die Einhaltung von einigen (technischen) Regeln. Es soll auch der Effekt vermieden werden, dass der Wappenträger - wenn darauf angesprochen - später sagt: "Bei Heraldik im Netz hat man mir aber gesagt, dass das so geht..."

Viele Grüße

Ralf
@ R1126

Danke für diese Antwort.
Exakt so ist es...Punktlandung :!: :lol:

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R1126
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Beitrag von R1126 » 09.04.2010, 21:19

Colonel hat geschrieben: Ich habe das Wappen völlig neu gestaltet und stelle es zur Disposition.
der Link: [url]http://www.beratungszentrum-telekommuni ... aldik.html
Das rote Rad und der silbern-rot gerautete Flug auf rotem Feld stellt einen leicht vermeidbaren Farbregelverstoß dar. Das Rad kann silber oder gold sein, wie die Radspeichen. Das Rad sollte insgesamt größer sein. Der Flug kann ebenfalls einfarbig sein (z. B. silber wenn das Rad gold ist oder umgekehrt). Wenn der Flug gemustert sein soll, dann sollte die Feldfarbe nicht vorkommen. Der Flug sollte auch entweder mitdem Rad fest verbunden sein (daraus hervorwachsen) oder das Rad begleiten, d.h. einen Abstand zu dem Rad haben. Der Zickzack-Balken im Schildhaupt sollte ebenfalls etwas breiter sein und "zackiger" sein, ich meine mit spitzeren Winkeln.
Ein offener Flug auf dem Helm ist nicht verbunden, sondern besteht aus zwei einzelnen Flügeln die jeweils auf dem Helm befestigt sind. Er könnte die gleiche Musterung wie der Flug im Schild tragen. Das silbern-schwarze Schildchen ist zu klein - ich würde es weglassen.
Der offene Visierhelm hat in der deutschen Heraldik keine Tradition. Er steht in Großbritannien für einen Lord. Ein bürgerliches Wappen wird in Deutschland meistens mit (geschlossenem) Stechhelm geführt.
Eine Schildform, die unten spitz zuläuft gehört zu einer deutlich früheren Epoche als die stark gegliederten Helmdecken.
Entweder wird das Wappen in hochgotischem Stil mit Dreiecksschild dargestellt, welches aber deutlich einfachere Decken hat, oder es wird mit solchen aufwendigen Decken geführt, dann aber mit Halbrundschild.

Insgesamt gefällt mir der neue Entwurf viel besser als der vorangegangene.

Viele grüße

Ralf
http://www.illustrationen-wappen.de
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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 09.04.2010, 22:21

Hier die von "R1126" angesprochene Wappen-Zeichnung (unten):

http://www.beratungszentrum-telekommuni ... aldik.html
:(

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