Schild physisch bemalen - Regeln?

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TK
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Schild physisch bemalen - Regeln?

Beitrag von TK » 04.03.2008, 20:41

Ich habe ein Frage zu Wappenschilden und hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann. Ich habe schon viel im Internet recherchiert, aber dazu noch keine Antwort finden können.

Es geht um die Bemalung von Wappenschilden aus Holz als Dekoration für ein Rollenspiel. Die Schilde sollten heraldischen Regeln entsprechen, obwohl erstaunlich viele Rollenspieler von Heraldik keine Ahnung haben und wahrscheinlich Verstöße gar nicht bemerken würden.

Nun die konkreten Fragen:

(1) Sollen zwischen den einzelnen Tinkturfeldern schwarze Linien zu sehen sein? Wenn ja, gibt es da eine Richtlinie, wie dick die sein sollen?

Ich habe mal zwei möglichst einfache Schildbilder entworfen:

Bild Bild

Im Entwurf ist die schwarze Linie deutlich zu sehen. Aber was sagt denn die Geschichtswissenschaft dazu?

(2) Sind bei einfachen Motiven drei Tinkturen bereits als schlechter Stil und Überladen des Schildes anzusehen? Z.B. diese hier:

Bild Bild Bild

(3) Silber gibt man als weiß und Gold als Gelb wieder. Wie sieht es aus mit Hermelin? Muss der Hintergund von Hermelin in exakt derselben Farbe wie Silber sein? In den Entwürfen hatte ich bisher Silber als RGB (230,230,230) und Hermelinhintergund als RGB (230,225,245) verwendet. Darf man das?

Über ein paar konstruktive Antworten würde ich mich sehr freuen. :)

PS: Noch zwei Fragen rein aus Interesse zu Oberwappen:

(a) Die Herzöge der Bretagne führten einen Schild in Hermelin. Gibt es Informationen zum Oberwappen? Dazu konnte ich leider nichts herausfinden.

(b) Schild: "Geviert in blau und Hermelin, belegt mit zwei sich kreuzenden goldenen Hellebarden". Was wären die Haupttinkturen, die für ein Oberwappen in Frage kämen: Blau und Hermelin, oder doch eher Blau und Gold?

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 04.03.2008, 21:17

Hallo, hier mal meine Version der Antworten:

1) Schwarze Linien sind OK. Die Dicke ist Geschmackssache. Maßhalten ist die beste Regel.

2) Der Wappeninhalt dieser Entwürfe ist bestens.

3) Da der weiße Grund des Hermelins anders gemeint ist als Silber und (wenigstens in der Theorie) ja auch an Silber anstoßen kann, würde ich zu reinem (der Sage zufolge stirbt das Hermelin lieber, als "unrein" zu werden....) Weiß raten.

a) Zwischen zwei Büffelhörnern Silber ein sitzender Löwe Gold. So das Wappenbuch des guten Königs René (hier sieht der Löwe fast silbern aus...), auch das Ordensbuch vom Goldenen Vlies, wohl auch Gelre und Armorial Equestre de la Toison D'or et de l'Europe (find' ich aber gerade nicht).

Die Farbe der Decken scheint nicht ganz einheitlich wiedergegeben zu werden.

b) Quodlibet.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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TK
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Beitrag von TK » 05.03.2008, 10:17

Vielen Dank für die Kommentare. Aber zu den schwarzen Linien ist mir doch noch was unklar:

Manchmal sind die ja bedeutungsunterscheidend. Man vergleiche z.B. die Heroldsbilder "Zwillingskreuz" und "verflochtenes Zwillingskreuz". Beide unterscheiden sich nur durch die Anordnung der schwarzen Hilfsstriche.

Insofern müsste man die doch konsequenterweise bei allen Heroldsbildern verwenden. Und Heroldsbilder ohne die schwarzen Striche (was man ja beim Anfertigen des Schildes problemlos machen könnte) würden dann komisch aussehen.

Und noch eine neue Frage: Komplexe Wappen, die durch Wappenvermehrung entstehen, wurden die auch auf Schilden getragen? Oder beschränkten sich die Kampfschilde immer auf das Stammwappen?

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Th.Mast
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Beitrag von Th.Mast » 05.03.2008, 23:19

hallo!

mit maßhalten ist gemeint, daß man die linien um die symbole/figuren so dünn als möglich halten sollte. optisch würden sie so wie so nicht gut ausenhen wenn man sie dick oder breit malen/zeichnen würde. ebenfalls könnte man dickere linien als weiter farbe ansehen und das würde ggf. die heraldische farbregel mißachten.

wappenvermehrungen werden auf einem schild nach bestimmten regeln dargestellt.

eine wappenvermehrung könnte zb. so aussehen:
http://www.familie-greve.de/modules.php ... &wid=84764

oder so:
http://www.familie-greve.de/modules.php ... &wid=66222

ob bei diesen wappen aber eine wappenvermehrung vorliegt, oder ob nur mehr symbole/figuren einzug gehalten haben, weiß ich nicht.

einige länderwappen der bundesrep. deutschland bestehen ebenfalls aus wappenvereinigungen .
z.b.
http://www1.ndr.de/media/wappen4_v-content.jpg

oder

http://www.quell.co.at/quellshop/catalo ... 501_MP.jpg

http://www1.ndr.de/media/wappen12_v-content.jpg

um nur einige beispiele aufzuführen.
MfG
thm

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 06.03.2008, 00:00

Wappenvermehrung heißt, daß weitere Komponenten später hinzugekommen sind, also nicht in der ursprünglich gestifteten Form enthalten sind.

Wappenvermehrungen wurden tatsächlich auf Schilden geführt. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Schild des Schwarzen Prinzen über seinem Grabmal in Canterbury, geviert von den englischen Leoparden und den später hinzugekommenen französischen Lilien.

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Beitrag von countrytrucker8 » 06.03.2008, 00:08

Da die Schilde für Rollenspiele wohl gedacht sind und sich diese in der Regel für best. Jahrhunderte gedacht sind würde ich bei Rollen die sich im Rahmen 12. Jahrhundert abspielen nur das Stammwappen tragen. Zu dieser Zeit waren Wappen noch persönliche Kennzeichen, Ritter noch nicht adelig bzw persönlicher, nicht vererbbarer Adel. Das Wort Ritter bedeutete ja auch nur "bewaffneter Reiter". Das sogenannte Rittertum kam erst ein Jahrhundert später also 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden aus dem persönlichen, Familienwappen. Und selbst da wurden noch oft Inhalte oder Farben geändert. Helmzieren oft von ein und demselben Ritter geändert. Manches mal trat der Ritter fast bei jedem Turnier mit einer anderen Zier an. Also am besten beim Stammwappen bleiben.
Wolfgang Schönenberg

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TK
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Beitrag von TK » 06.03.2008, 08:33

Vielen Dank an alle für die freundliche Hilfe! Das hat mir sehr weitergeholfen.

@Bernhard: An genau dieses englische Wappen hatte ich bei meiner Frage gedacht. Lustig... ;) Muss wohl Gedankenübertragung gewesen sein.

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