Fragliches Familienwappen

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Olaf Sebastian
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Fragliches Familienwappen

Beitrag von Olaf Sebastian » 19.12.2007, 21:05

Guten Abend!

Ich bin seit kurzem auf der Suche nach einer Bestätigung für unser Familienwappen. Bisher allerdings wenig erfolgreich.
Im Familienbesitz befinden sich einige gerahmte Wappen mit einer kurzen Beschreibung. Darin ist zu lesen, dass dieses Wappen Anno 1520 von Kaiser Max I. verliehen worden sei.
Und da ist der Haken an der Sache. Kaiser Maximilian I. ist im Januar 1519 verstorben.
Für die Echtheit des Wappens spricht, dass es auch durch zwei Winzer-Familien mit dem Namen Sebastian geführt wird. Beide sind in der Gegend Ahrweiler/Pfalz ansässig.

Hier unser Exemplar:
http://www.pictureupload.de/pictures/18 ... appen1.JPG

Und hier das einer der Winzerfamilien:
http://www.pictureupload.de/pictures/18 ... appen2.JPG

Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen ins Forum

Olaf Sebastian

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countrytrucker8
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Beitrag von countrytrucker8 » 19.12.2007, 21:41

Ich bin zwar noch kein Experte aber das ganze sieht mir ganz nach einem Fake aus. Auffallend ist wie Sie ja selber gemerkt haben ist die Datierung und die unheraldischen Decken bzw deren Tinktur während diese bei den Winzern stimmt. Ein gleicher Name allein heißt nicht das Sie dieses Wappen führen dürfen. Sie müssen ihren Stamm auf den Stifter zurückführen können.
Da hilft alles nix, es muß eine ausführliche Ahnenforschung betrieben werden um ein Führungsrecht nachweisen zu können. Und wenn Sie das nicht können, denken Sie vielleicht mal darüber nach ein Neues Wappen zu stiften.
Wolfgang Schönenberg

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countrytrucker8
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Beitrag von countrytrucker8 » 19.12.2007, 21:50

Seit wann ist diese Abbildung denn in Ihrer Familie und woher stammt sie?
Und es wäre nett wenn Sie die Beschreibung auch online setzen könnten. Unsere Spezies sind dann besser in der Lage etwas dazu zu sagen.
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Olaf Sebastian
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Beitrag von Olaf Sebastian » 19.12.2007, 23:12

Danke schonmal für die Einschätzung.

Ich zitiere den Text:

"Die Sebastian aus Frankreich stammend sind eines guten Geschlechtes und führen im schwarzen Felde zwei Eicheln, im roten Felde zwei silberne Ringe, die die Reinheit der Familie bedeuten. Einen gekrönten Helm darüber ein Füllhorn, welches das Glück des Stammes darstellt."

Neben dem Wappen ist noch folgendes zu lesen:

"Dieses Wappen erhielten sie unter Kaiser Max dem I. Anno domini 1520"

Seit wann genau diese Abbildungen im Familienbesitz sind, kann ich im Moment nicht sagen.

Könnten Sie einem Laien erklären, was Sie mit unheraldischen Decken meinen? :oops:

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countrytrucker8
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Beitrag von countrytrucker8 » 20.12.2007, 01:01

Ich versuchs mal, normalerweise sind die Decken in den Farben des Schildes gehalten. Wäre bei ihnen Rot/Silber bzw. Weiß. Silber wird in Weiß dargestellt. Nun sind bei Ihnen aber die Decken in Gold / Silber gehalten. Nach heutigen Regeln wäre das normalerweise nicht richtig. Gut es gibt auch Ausnahmen aber die müssen dann auf jedem Fall im Blason (Beschreibung) beschrieben sein. Nun sind die Decken bei Ihnen aber überhaupt nicht erwähnt. Sehr irritierend und weist eigentlich auch auf eine Fälschung hin. Steht irgendwo auf diesem äh.... :oops: Wisch ein Firmenname, Logo? Ich meine irgend jemand muß das ja erstellt haben. Lesen Sie doch bitte in Einführung in die Heraldik, die Seite Wappenschwindel. Vielleicht wird es Ihnen besser helfen als ich es kann.
Wolfgang Schönenberg

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Wolfgang Esiep
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Beitrag von Wolfgang Esiep » 20.12.2007, 07:05

Nunja, es muss ja nicht gleich alles aus einer schummrigen Fälscherwerkstatt stammen :lol:
Eins ist ja offensichtlich: Ihr Familienmitglied hat sich das Weinetikett zum Vorbild genommen, und dann nach eigenem Gusto neu ausgemalt. Die übereinstimmende, ausgefallene Schildform lässt diesen Schluss zu.
Und der Text dazu mag ebenfalls aus guter Quelle stammen.
Es bleibt nur die Frage, ob dieses Wappen auch wirklich zu Ihrer Familie gehört. Falls der Stand Ihrer Ahnenforschung das bereits zulässt, können Sie das aber relativ schnell aufklären: In den einschlägigen Wappenbüchern (siehe Einführung) steht zu dem Familiennamen meist noch ein alter, authentischer Wappenträger. Entweder ist das dann Ihr Vorfahr oder nicht.

Namensträger "Sebastian" gibt es in Frankreich 72 (Quelle), in Deutschland 1300 (Quelle), dazu einen Wappeneintrag im Siebmacher.

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Markus
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Beitrag von Markus » 20.12.2007, 07:53

Mich macht der Text stutzig. Gutes Geschlecht, ...Reinheit der Familie....Glück des Stammes.....für mich hört sich das schon stark nach Fake an.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

Olaf Sebastian
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Beitrag von Olaf Sebastian » 20.12.2007, 09:09

Interessante Links.

In welcher Ausgabe des Siebmachers sind sie denn fündig geworden?
Ich war erst vorgestern in einer Uni-Bibliothek. Aber wenn man nicht weiß, wo man suchen soll ist das ein recht hoffnungsloses Unterfangen.

Zu dem Weinetikett muss noch eines sagen.
Mein Vater ist erst vor ca. 3 - 4 Jahren per Zufall auf dieses Etikett gestoßen.
Zumindest in den letzten beiden Generationen wußte man nichts davon.

Und mindestens so lange dürften sich auch die gerahmten Abbildungen im Familienbesitz befinden. Einzige Einschränkung, wie ich feststellen musste, dürfte das darstellen, welches ich abfotographiert habe. Das erscheint mir doch wesentlich jünger zu sein.
Ich werde schnellstmöglich versuchen eine der alten Versionen zu finden.
Vielleicht wurde hier nicht fachgerecht kopiert.

Vielen Dank für Ihre Beteiligung.

MfG
Olaf Sebastian

Wolfgang Esiep
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Beitrag von Wolfgang Esiep » 20.12.2007, 09:36

Zum Siebmacher gibt es einen Generalindex. Ich habe ihn aber nicht zur Hand, sondern nur hier eine Anfrage eingegeben, dort steht allein der Hinweis auf Siebmacher.

Friedhard Pfeiffer
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Beitrag von Friedhard Pfeiffer » 20.12.2007, 15:34

Im Siebmacher gibt es nur ein Wappen Sebastian:
"Sebastian, bürgerliches Geschlecht in Oesterreich, 1650 [In Gold der heilige Sebastian an einen schwarzen Baumstamm gebunden].
Ansonsten gibt es nur Wappen, die im Vornamen den Namen Sebastian Tragen: Wappen des Sebastian Mayer, des Sebastian Steinegger und des Sebastian Rostock.
Ein Wappen Sebastian wurde in der Deutschen Wappenrolle, die sich als Fortsetzung des Siebmacher versteht, unter der Antragsnummer 5201/48 eingetragen, jedoch nicht veröffentlicht. Näheres kann beim HEROLD, Archivstr. 12/14, 14195 Berlin, oder bei Uwe Sebastian, Von-Alten-Allee 31, 30449 Hannover, erfragt werden.
Es ist also mit Markus Theising davon auszugehen, dass es sich um ein Fake (= eine Fälschung) handelt.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

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Beitrag von münchnerherold » 20.12.2007, 18:33

Ganz nebenbei,
die allermeisten Weinflaschen Wappen
sollten keiner Kontrolle unterzogen werden.
Nach meiner langjärigen Erfahrung sind
fast alle nicht wert auf der Flasche zu sein.
Leider ist das so.
Schöne Grüsse, Kurzmeier MH. :D
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countrytrucker8
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Beitrag von countrytrucker8 » 20.12.2007, 19:29

Das sind ja auch keine sondern Logos. Darüber sollten wir hier wirklich nicht reden müssen. Es macht sich halt besser etwas nach was aussehen zu lassen was es nicht ist.
Wolfgang Schönenberg

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Beitrag von münchnerherold » 20.12.2007, 20:50

Ich glaub ich brauch jetzt einen
Glühwein. Oder zwei. Oder drei.
:oops: :oops: :oops:
Schöne Grüsse, Kurzmeier MH.
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Joachim v. Roy
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Wappen der Familien Sebastian

Beitrag von Joachim v. Roy » 20.12.2007, 21:27

Hallo Olaf Sebastian,

wie Wolfgang Esiep zutreffend feststellte, lehnt sich die Zeichnung Ihres Wappens an die Abbildung des Wappens des Weinbau- und Kellereibetriebes Sebastian in Rech an der Ahr an.

Ich würde an Ihrer Stelle einen freundlichen Brief an die Geschäftsleitung der traditionsreichen Firma Jakob Sebastian Nachf. GmbH & Co. KG in 53506 Rech, Brückenstraße 2, schreiben und höflich fragen, wie lange sich das Wappen der Recher Familie Sebastian im Familienbesitz befindet.

Fragen könnten Sie auch, ob evtl. der Stifter des Wappens bekannt ist und ob vielleicht die Genealogie und das Wappen der Recher Familie Sebastian in einem familienkundlichen Standardwerk (wie dem Deutschen Geschlechterbuch oder dem Deutschen Familienarchiv) veröffentlicht wurden.

Sollten Sie den urkundlichen Nachweis erbringen können, daß Sie selbst zu der Recher Großfamilie Sebastian gehören, dann dürften Sie vermutlich befugt sein, das fragliche Wappen zu führen. In einem solchen Fall würde ich an Ihrer Stelle einen ausgewiesenen Heraldiker bitten, eine heraldisch korrekte Zeichnung des Sebastian'schen Familienwappens anzufertigen.

Sollte Ihre eigene Familie hingegen nicht mit der Recher Familie Sebastian verwandt sein, dann würde ich an Ihrer Stelle erwägen, ein eigenes Familienwappen zu stiften (mit Hilfe eines namhaften Heraldikers).

Freundliche Grüße vom Rhein

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 20.12.2007, 21:33

Nachtrag:

Zum Recher Weinbau- und Kellereibetrieb Sebastian vgl. http://www.sebastian-weingut.de/index.php

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