Unklarheit über Beachtung heraldischer Grundregeln

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JAN S
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Unklarheit über Beachtung heraldischer Grundregeln

Beitrag von JAN S » 21.06.2007, 19:36

Moin zusammen. *frisch aus dem Ei geschlüpft*

Da ich neu bin, hoffe ich dass meine Frage nicht gegen die Board-Gepflogenheiten verstößt. Wenn doch, 'tschuldigung.

Ich habe mir vor einigen Jahren ein paar ältere Bücher über das Thema Heraldik zu Gemüte geführt. Seit dem lies mich der Drang, ein Wappen für meine Familie zu entwerfen nicht los.
Jetzt habe ich endlich die Zeit und Muße gefunden und es ist auch etwas dabei heraus gekommen. Allerdings habe ich -man macht sowas ja nicht alle Tage- Zweifel, ob ich die heraldischen Regeln auch richtig umgesetzt habe. Bevor ich mich jetzt also daran mache, alles weiter aus zuarbeiten, wollte ich doch mal in diesem Kreise fragen, ob mir jemand jetzt schon einen groben Fehler/Verstoß gegen die heraldischen Regeln aufzeigen kann. Oder vielleicht sagt ja auch jemand, dass alles tip top ist.

(Letzteres wäre mir natürlich wesentlich lieber) :wink:

Ich habe das ganze mal als paint-Datei hochgeladen. Wer's sich gerne mal anschaun mag und kommentieren möchte (sowohl positive als auch negative Kritik sind erwünscht):
http://www.bilder-speicher.de/070621208 ... -page.html

Vielen Dank,

Jan.

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Markus
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Beitrag von Markus » 21.06.2007, 22:05

Hallo,

ich denke, da ist einiges zu überarbeiten, bzw. neu zu überdenken. Tip-top ist es leider wohl noch lange nicht. Vielleicht lassen Sie uns zunächst einmal an Ihren Vorstellungen teilhaben. Was wollen Sie mit der Symbolik ausdrücken? Kann man Ihre Vorstellungen auch anders in den Schild bringen? Welche Bedeutung hat die Wahl der Farben für Sie? Ich bin mir sicher, mit weitergehenden Informationen können hier sinnvolle Vorschläge gegeben werden.
Heraldische Grüße
Markus

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Beitrag von derkleinefux » 21.06.2007, 22:09

Sorry,
halte es für wenig durchdacht, in der Fernwirkung mäßig und in der Farbgebung gewöhnungsbedürftig.
Außerdem, wo sind Helm und Zier?
Beste Grüße,
Dietrich Kirschner

JAN S
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Beitrag von JAN S » 22.06.2007, 11:39

Moin,

zuerst einmal danke für die ersten Anmerkungen.

Die Kritik, das Schild sein wenig durchdacht, möchte ich allerdings doch von mir weisen. Es mangelt womöglich an Erfahrung bei der Umsetzung von Ideen - vor allem in Hinblick auf heraldische Regeln - und ungenügende Kenntnisse über Heraldik-Allgemeinwissen, doch wenig durchdacht ist es nicht.

Die Fernwirkung kann ich selber schlecht einschätzen, das ist ein guter Hinweis. Danke

Helm und Zier fehlen bewusst, weil ich diese erst entwickeln und einbeziehen möchte (bzw. hatte ich mir das so gedacht), wenn das Schild selber entgültige Form, Farbe und Inhalt erreicht hat.

Um der Anregung von Herrn Theising nochzukommen, versuche ich einmal die gewählte Gestaltung zu erklären:

1) Zweck: Das Wappen soll (scheinbar doch erst in ferner Zukunft) als Familienwappen geführt werden können und in seiner Gestaltung, die "Gründung" meiner Familie zum jetzigen Zeitpunkt wiederspiegeln.

2) Inhalt:
2.1) "Das Schild im Schild" soll eine stilistische Darstellung des Nachnamens ergeben (er lautet: SCHLEUSENER. Abgestammt vom alten "Schlesier". Da aber kein Bezug -inhaltlich und persönlich- zu dieser Abstammung existiert, hatte ich mich entschlossen, den Namen durch eine stilisierte "Schleuse" darzustellen, indem ich die Schildhälften mit (höhen-)versetzten Wellen (blau-weiß) darstelle.
2.2) Gekreuzte Feder und Schwert sollen die Berufe von mir und meiner Frau symbolisieren. Ich = Soldat (Schwert), meine Frau = techn. Zeichnerin (Feder).

3) Farbgebung:
3.1) Grün-Weiß sind die Stadtfarben meiner und der Geburtsstadt meiner Frau. Ich möchte dadurch die Verbundenheit zu meiner/ihrer Geburtsstadt ausdrücken.
3.2) Blau für Feder und Schwert habe ich gewählt, weil ich blau gerne mag. Außerdem ist Blau die Farbe der Luftwaffe (zur Erinnerund Ich = Soldat [bei der Luftwaffe]). Beim "Schild im Schild" ist Blau als "natürliche" Farbe des Wassers genutzt.

So, ich hoffe, dass ich damit einen guten Überblick über meine Beweggründe zur Gestaltung gegeben habe und das ihr mir weiter mit Ratschlägen zu Seite steht - wofür ich sehr dankbar wäre.

Viele Grüße, Jan.

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 22.06.2007, 12:00

Das ist eine ganze Menge für einen Schild. Weniger ist manchmal aber mehr. Wie wäre es, - wenn Sie denn ein irreführend redendes Wappen möchten - wenn Sie sich einfach auf die hervorragende Idee mit der "Schleuse" und den versetzten Wellen beschränkten (wie auch immer das endgültig aussehen wird)? Nur das. Nichts sonst. Hmm?
Zuletzt geändert von Bernhard am 22.06.2007, 12:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Markus
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Beitrag von Markus » 22.06.2007, 12:04

Die Idee, Ihren Namen Schleusener bildlich darzustellen halte ich für sehr gut. Allerdings käme ich bei Ihrem Entwurf nicht auf diese Intention. Vielleicht sollten Sie auf die Quadierung verzichten. Ein mittelalterliches Schleusentor würde vielleicht genügen. Wichtig ist, dass es keine Verwechslungsmöglichkeiten mit bereits bestehenden Wappen gibt.

Auf Berufssymbole sollten Sie wirklich nur dann zurückgreifen, wenn die Berufe traditionell in Ihrer Familie ausgeübt werden. Was, wenn Ihre Nachkommen nichts mit dem Militär zu tun haben (wollen)? Wenn die z. B. Bäcker oder Systeminformatiker oder sonst was sind? Was ich sagen will: Mit dem Wappen sollen sich alle führungsberechtigten Familienmitglieder identifizieren können.
Heraldische Grüße
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Re: Unklarheit über Beachtung heraldischer Grundregeln

Beitrag von Tekker » 22.06.2007, 13:05

Huch, nun hab ich's - nach etwas längerer Ladezeit - auch gesehen,

aber erstmal hallo Jan,
JAN S hat geschrieben:*frisch aus dem Ei geschlüpft*
willkommen "Board-Küken"! :mrgreen: :wink:

Die Idee, ein wissentlich irreführendes redendes Wappen zu entwerfen ist zumindest, äh, sehr unkonventionell. Aber gut, mal was anderes. Die Schildaufteilung finde auch ich in diesem Fall etwas ungüstig. Btw, es heißt der Schild. :wink:

Bei der Berufsbezogenheit frage ich mich aber, ob du die Linie wirklich bei dir (euch) beginnen lassen willst. Hast du schon mal drüber nachgedacht, das Wappen zugunsten eines Spitzenahns zu stiften? Dann solltest du den geplanten Bezug doch noch einmal überdenken.

Ansonsten sehe ich diesen Bezug als durchaus legitim an. Selbst wenn ein Beruf über Generationen ausgeübt wurde, muß dieser für folgende Generationen ja nicht gültig sein.
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Joachim v. Roy
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Schleusener

Beitrag von Joachim v. Roy » 22.06.2007, 13:09

Anmerkung

Der Familienname SCHLEUSENER hat nichts mit einer „Schleuse“ zu tun. Hier dürfte vielmehr Bahlow (Deutsches Namenlexikon, Frankfurt a.M. 1972, S. 458) zu folgen sein, der den Namen SCHLEUSENER (auch: SCHLEUSNER) für
einen H e r k u n f t s n a m e n hält und in diesem Zusammenhang beispielhaft! auf die Ortschaft Schleusingen in Thüringen verweist.

Sollte sich die Familie des Fragestellers jedoch früher SCHLEUSSER geschrieben haben, dann ist hier der „Schließer“
(niederdeutsch: Schlüter) gemeint, eine Person also, die ein S c h l ü s s e l a m t versah (z.B. den Schlüssel eines Stadttores verwahrte oder das Amt eines Kämmerers bekleidete usw.).

Bevor man hier ein „redendes“ Wappen stiftet, sollte man die Vorfahren SCHLEUSENER im Mannesstamm bis mindestens 1750 erforscht haben.

Freundliche Grüße vom Rhein

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Beitrag von Markus » 22.06.2007, 13:18

Zwei Dinge zur Verdeutlichung:

1. Es ist durchaus möglich und überhaupt nicht ungwöhnlich, ein redendes Wappen zu stiften, dass sich auf die Phonetik und nicht auf die tatsächliche Herkunft des Namens stützt. Das gab es zu allen Zeiten.

2. Herr von Roy vertritt eine rein private Meinung, wenn er fordert vor einer Wappenstiftung genealogische Forschungen bis 1750 zu betreiben. Der Anteil von Wappenfunden bei der genealogischen Forschung ist tatsächlich verschwindend gering. Die Folge wäre allenfalls eine drastische Einschränkung von Wappenneustiftungen in Verbindung mit nur wenigen "Fundwappen", die aus genealogischen Forschungen stammen.
Heraldische Grüße
Markus

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Joachim v. Roy
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Schleusener

Beitrag von Joachim v. Roy » 22.06.2007, 13:37

Zur Verdeutlichung:

Ich habe nicht die – allgemeine - Forderung erhoben, „vor einer Wappenstiftung genealogische Forschungen bis 1750
zu betreiben“, sondern vielmehr angeregt, vor der Stiftung eines „redenden“ Wappens der Familie SCHLEUSENER die Vorfahren d i e s e r Familie zu erforschen.

Natürlich kann sich die Familie SCHLEUSENER aus Gründen der Bequemlichkeit auch mit einem Schleusentor zufrieden geben.

MfG

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Beitrag von JAN S » 22.06.2007, 14:06

Vielen Dank für die Begrüßung und für die weiteren Anregungen.

Wie ich bei Nachforschungen feststellen musste, lässt sich ohne größtmöglichen Aufwand die Familiengeschichte männlicherseits nur bis ca. 1850 zurückverfolgen. Außerdem ist der Name dort "Becker", welchen mein Vater bei seiner Heirat abgelegt hat. Also, ein "Allerweltsname".

Daher begründet sich auch die Idee, den Namen "Schleusener" als Ausgangspunkt für die Erstellung eines Wappens zu nutzen, in der Tatsache, dass dieser Name weitaus weniger verbreitet ist und eine bessere Differenzierung ermöglicht. (Zumal dieses Wappen nicht auf bisherige Herkunft bezogen werden soll, sondern einen neuen Beginn darstellen möchte)

Der Name Schleusener, der bis vor 2 Generationen noch "Schleusner" (ohne "e" vor dem "ner") lautete, scheint mir aber tatsächlich - wie ich zuvor geschrieben hatte - vom Wort "Schlesier" abzustammen, da mein Großvater mütterlicherseits nach Ende des 2. Weltkrieges aus der Region "Pommern" floh, was einen Herkunft der Familie in Schlesien durchaus möglich erscheinen lässt. Doch auch hier lässt sich die Familiengeschichte nicht weiter als bis 1875 zurückverfolgen. Wiederum ein Grund für mich, eine "neue" Linie zu beginnen.


Gruß Jan

PS: Der Schild :wink:

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Beitrag von Tekker » 22.06.2007, 15:05

JAN S hat geschrieben:Zumal dieses Wappen nicht auf bisherige Herkunft bezogen werden soll, sondern einen neuen Beginn darstellen möchte
Nach deinen zusätzlichen Informationen erscheint mir mir dein angedachter Inhalt nunmehr unproblematisch. Du solltest dir aber das von den anderen zur Gestaltung Gesagte zu Herzen nehmen.

Also, Vierung weg, Schild im Schild weg und auf ein neues!

Wünsche dir viel Spaß und freue mich auf das Ergebnis. :P
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Beitrag von MHentrich » 22.06.2007, 15:10

JAN S hat geschrieben:Der Name Schleusener, der bis vor 2 Generationen noch "Schleusner" (ohne "e" vor dem "ner") lautete, scheint mir aber tatsächlich - wie ich zuvor geschrieben hatte - vom Wort "Schlesier" abzustammen, da mein Großvater mütterlicherseits nach Ende des 2. Weltkrieges aus der Region "Pommern" floh, was einen Herkunft der Familie in Schlesien durchaus möglich erscheinen lässt.
Diese Herkunft des Namens ist eher unwahrscheinlich:
Nach
http://baseportal.de/cgi-bin/baseportal ... en&Name~=S
gilt Schlesinger als Stammesname für "der aus Schlesien".

Findet sich denn in keinem Namensbuch eine plausible Bedeutung? Die Entstehung des Familiennamens liegt auch mit Sicherheit viel früher als Mitte des 19. Jahrhunderts. Interessant ist vielleicht auch die geografische Verteilung dieses Namens (auch im Vergleich zu Schlesinger):
http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/

Viele Grüße

Martin Hentrich

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Beitrag von JAN S » 22.06.2007, 16:11

Dann muss ich mich korrigieren. Ich habe irgendwann einmal in einem Buch über Namensabstammungen geblättert (war bestimmt beim Weltbild - soll keine Werbung sein :wink: ) und dort gelesen, dass sich der Name "Schleusener" aus "Schlesinger" herleiten lässt.

Ob das nun stimmt oder nicht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall war es das, was ich vorhin meinte und daher denke ich, dass meine Theorie doch nicht falsch ist.

Gruß Jan

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Beitrag von Markus » 22.06.2007, 16:25

Die Wahl eines Symboles, das einen Namen bildlich darstellt, auch wenn die ursprüngliche Namensbedeutung eine andere war, ist heraldisch korrekt, nicht unüblich und hat mit Bequemlichkeit rein gar nichts zu tun. Selbstverständlich kann Herr Schleusener irgend einen Zusammenhang mit Schlesien creieren, selbstverständlich könnte er den zweimillionsten Schlüssel verarbeiten, aber wer käme auf den Sinngehalt?

Natürlich lässt sich die Forderung nach ausführlichen genealogischen Forschungen leicht erheben, wenn man einer Familie entstammt, die durch Nobilitierung oder durch andere Besonderheiten zumindest von regionaler Bedeutung ist/war, was die Arbeit im Allgemeinen erleichtert, auch wenn die Ergebnisse meistens wesentlich umfangreicher ausfallen, als bei bürgerlichen Geschlechtern.
Insofern halte ich genealogische Forschungen im Vorfeld einer Wappenstiftung nur dann für unbedingt erforderlich, wenn es in der Geschichte Hinweise auf eine mögliche Wappenführung gibt. Hätte ich vor sechs Jahren angefangen, zunächst genealogisch zu forschen, würde meine Familie bis heute, mangels entsprechendem Ergebnisses kein Wappen führen.
Heraldische Grüße
Markus

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