Siegelring

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Barolo1644
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emil

Beitrag von Barolo1644 » 13.10.2007, 12:50

kann emil nur rechtgeben, ich würde es auch nicht
im forum veröffentlichen ...

und wenn er meint es kann bedenkenlos eine Rangkrone
angebracht werden hört sich das für mich so an, als weiss er
wovon er spricht

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Frank J. Reuther
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Beitrag von Frank J. Reuther » 14.10.2007, 07:17

Hin und wieder kommt es einmal vor, dass Leute hier anfragen, gar nicht weil sie eine Antwort bekommen wollen, sondern nur zur Bestätigung ihrer vorgefassten Meinung. Ist dies dann nicht der Fall, diskreditiert man die Antwortenden. Dann tröstet es natürlich, wenn man sich gegenseitig bestätigen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Frank J. Reuther, MdH
Quia Dominus dat sapientiam et ex ore eius scientia et prudentia. (Prv 2;6)
http://www.frank-reuther.de

Barolo1644
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...

Beitrag von Barolo1644 » 14.10.2007, 18:21

@ Frank J. Reuther

war damit ich gemeint?

wär mir nicht aufgefallen jemanden diskreditiert zu haben ...

AvN
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Beitrag von AvN » 25.06.2011, 12:06

Hallo,

auch ich habe gehört, daß der Siegelring mit Stein zum Siegeln nicht so gut geeignet ist, wie ein Ring ohne Stein mit direkter Gravur.
Und zwar könnte der Stein am Lack kleben bleiben und sich vom Ring lösen - die Verbindung des Steines mit dem Metallring ist seine schwache Stelle. Auch könnte Siegellack am Stein kleben bleiben, falls man schlechten Lack benutzt oder den Stein nicht zuvor anfeuchtet. Dann dürfte es recht schwierig werden, die Lackreste aus der Gravur des Steines so zu entfernen, daß der Stein nicht zerkratzt wird oder durch Chemie stumpf.
Aber wenn es "Gast" ohne Probleme schafft, dann sind meine Bedenken (und die meines Juweliers) vielleicht übertrieben.

Den Siegelring trägt man übrigens am kleinen Finger der linken Hand (das wissen Sie sicher alle), und zwar soherum, daß das Wappen für ein Gegenüber richtigherum zu erkennen ist. So kann man leicht Siegeln, ohne den Ring abnehmen zu müssen. Früher wurden Siegelringe am Zeigefinger der rechten Hand getragen. Siegelringe am Ringringer sind völlig falsch und damit kann man auch nicht Siegeln (weil man mit der Hand den Blick auf den Siegellack verdeckt). Außerdem trägt man da ja schon den Ehering.

Angeblich sollen verheiratete Ringträger den Ring andersherum tragen (Wappen ist für den Ringträger richtigherum), doch scheint mir diese Regel neu, denn dann müßte man den Brief, den man versiegeln will ja auch immer umdrehen oder den Ring vorher abnehmen.

Von den echten Siegelringen zu unterscheiden sind Wappenringe, die zwar das Wappen eingraviert haben, aber in einer Form, die nicht zum Siegeln geeignet ist (also nicht seitenverkehrt und nicht tief genug graviert).

Eine Rangkrone über dem reinen Schild ist möglich beim Adel, schöner ist aber das ganze Wappen. Muß man dann halt eine aufwendigere Gravur anfertigen lassen. Gute Graveure schaffen es, daß man auch ein komplettes Wappen noch erkennen kann.
Rangkronen gehören doch eher auf die Visitenkarten.

Gruß,
AvN

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 25.06.2011, 17:11

ich könnte ja viel schreiben.. zu Tradition des Wappen- oder Siegelringes und des Siegels allgemein, sowie der geschichtlichen Entwicklung .. aber ich beschränke mich mal nur auf eins:

wechseln Sie den Juwelier!

Steine mit einer Mohshärte 7 und mehr nehmen keinerlei Schaden durch Wachs oder Siegellack.
Kein Siegellack zieht einen Stein aus einer Goldfassung, nichtmal aus einer silbernen!

..und niemand siegelt tatsächlich mit dem Ring am Finger oder nässt den Stein.

Gravuren werden seit den 80er Jahren fast ausschließlich durch CNC Maschinen vorgenommen. Das ermöglicht bei Wappen-, Siegel- und Monogrammringen eine hervorragende Bildwiedergabe, besonders in Lagenstein. Aber selbst Handgravuren unterscheiden nicht zwischen Wappen und Siegel. Sollte eine Rangkrone zum Wappen gehören, kann sie auch grav. werden.

..und ob eine Person verheiratet, versprochen oder schwul ist, wird durch keine Art des Tragens des Ringes erkennbar.


netten Gruß,
Irmgard

AvN
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Beitrag von AvN » 25.06.2011, 17:28

Hallo Irmgard,
..und ob eine Person verheiratet, versprochen oder schwul ist, wird durch keine Art des Tragens des Ringes erkennbar.
Es gibt ja alte Abbildungen (Gemälde), da sieht man, wo der Ring getragen wurde. Das mit dem Umdrehen, wenn der Träger verheiratet ist, kenne ich nur von einem niederländischen Aristokraten, vielleicht ist das eine speziell niederländische Trageweise. Ich finde es jedenfalls interessant.
Was Schwule betrifft, so tragen viele als Zeichen einen Ring am rechten Ohr; Männer mit einem Ring am linken Ohr sind entweder Heteros, oder Schwule, die diese Regel noch nicht kennen.
..und niemand siegelt tatsächlich mit dem Ring am Finger oder nässt den Stein.
Doch! Eindeutig. Man muß den Ring (Stein oder nicht) befeuchten, sonst kann es klebenbleiben. Und natürlich hatte man früher direkt mit dem Ring am Finger gesiegelt, ohne Zweifel (wenn man Verträge abschloß und sein Petschaft gerade nicht dabei hatte). Kürzlich habe ich es sogar in einem Film gesehen (bin mir darüber im Klaren, daß das keine "Quelle" ist, aber immerhin ein Indiz), da hat der Kardinal direkt seinen Ring (am Ringfinger) in den Siegellack gedrückt. Ich habe das auch schon gemacht, es geht sehr gut (während das Abnehmen des Ringes ungleich länger dauert, da er bei mir sehr eng ist, damit er sich nicht so leicht verdrehen kann).

Sie begründen Ihre Aussage nicht, ohne empirische Untersuchungen können Sie so eine Aussage eigentlich auch gar nicht machen. Ich jedenfalls siegele mit dem Ring am Finger, was bereits Ihre Aussage widerlegt, denn immerhin einer ist nicht "niemand".

AvN

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 25.06.2011, 20:19

es geht sehr gut (während das Abnehmen des Ringes ungleich länger dauert, da er bei mir sehr eng ist, damit er sich nicht so leicht verdrehen kann).
ich sagte ja: wechseln Sie den Juwelier!

übrigens, auch wenn es am Thema vorbei ist:
Max von Bayern kannte diese "Regel" bezügl. des Ohrringes wohl nicht.
Nur weil 100Leute etwas nachplappern, muß es nicht richtig sein und weil einer die Ausnahme bildet, muß es nicht die Regel werden..

Die heutigen Siegelringe sind wegen der geringen Höhe nicht zum Siegeln am Finger geeignet und auf den Stein muß man auch nicht spucken.. pfui.
Der klebt auch ohne nicht am Lack fest!

netten Gruß
Irmgard

AvN
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Beitrag von AvN » 26.06.2011, 09:57

Hallo Irmgard,

Anfeuchten heißt nicht anspucken. Einen feuchten Schwamm hat man sowieso auf dem Tisch, für die Briefmarken.

Wenn der Ring leicht abgeht, bedeutet das, daß er sich auch leicht drehen läßt. Das bedeutet, er verdreht sich leicht von selbst und man kann ihn auch leicht verlieren. Da bin ich meinem Juwelier dankbar, daß er den Ring absolut genau nach Maß gefertigt hat. Und er ist wirklich gut zum Siegeln geeignet, seine Höhe ist dafür völlig ausreichend.

Wenn Ihr Ring sich verdreht und zu flach ist, vielleicht sollte ich Ihnen einmal die Anschrift meines Juweliers geben? Ich muß allerdings dazu sagen, daß mein Ring aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt und auf meine Größe geändert wurde. Heutige Siegelring-Rohlinge kenne ich durch die diversen Angebote von Vertreibern. Ich finde sie schmucklos und sie scheinen mir tatsächlich flacher zu sein. Noch schlimmer finde ich die Siegelring-Rohlinge, wo schon Helm und Decken graviert sind und nur noch der Schild graviert werden muß (so daß eine individuelle Helmzier gar nicht mehr möglich ist). Oder "Wappenringe", die man gar nicht zum Siegeln nehmen kann.

AvN

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 26.06.2011, 10:21

aus den 30erJahren einen zum Siegeln ausreichend hohen, goldenen Ring (egal ob mit oder ohne Stein), am kleinen Finger getragen, Ringmaß abgeändert, zu fest um ihn abzunehmen.

aha.. den würde ich gerne sehen. Machen Sie mal ein Foto - auch vom Schreibtisch, das Schwämmchen fände ich interessant.

schönen Sonntag!
:lol:

AvN
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Beitrag von AvN » 26.06.2011, 10:32

Hallo Irmgard,

leider weiß ich nicht, wie man hier Photos einstellt. Der Ring ist nicht aus Gold, sondern Silber.
Die Schwämmchen für Briefmarken sind rund und in einem grünen runden flachen Gefäß. Bekommt man in jedem Schreibwarengeschäft. In den Postfilialen gibt es stattdessen Rollen, die in einem eckigen Wassergefäß und fest an den Tischen montiert sind. Die Becher mit den Schwämmchen würden die Leute nämlich vermutlich mitnehmen.

AvN

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 26.06.2011, 11:28

wie Anfeuchter aussehen, weiß ich, ich wollte Ihr Schwämmchen sehen.

und silberne Siegel- oder Wappenringen aus den 30ern sind ein ganz eigenes Kapitel, das hier in diesem Beitrag am falschen Platz ist.

Womit ich mich nun als Unterhalter von Ihnen verabschiede.

Jedem, der sich für einen Siegelring interessiert, wird der eigene Verstand und ein guter Juwelier sagen, daß

a) Steine (ausgenommen Lapis) weniger verkratzen als Gold oder gar Silber, ja oftmals selbst Stöße besser verkraften
b) kein Stein oder Metall angefeuchtet werden muß, weil Lack und Material sich einfach nicht verbinden
c) ein guter Ring ausgewogen gefertigt wird und jederzeit abnehmbar ist
d) silberne Ringe am kleinen Finger stärker abnutzen als goldene
e) Fassungen durch siegeln nicht leiden
f) erhöhte Ringe nicht am kleinen Finger getragen werden

usw..

ergänzen will ich noch, daß Gravuren nicht nur per CNC Maschine geschnitten, sondern heute gelasert werden. Echte Handgravuren sterben aus.. und wer eine Rangkrone im Wappen hat ,kann sie grav. lassen wie er will.

schöne Grüße,
Irmgard

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Markus
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Beitrag von Markus » 26.06.2011, 17:18

Lieber AvN,

Ihr umfangreiches Wissen erstaunt mich! Wer seinen Ring wo trägt, wer seinen Ohrring wie und wo trägt, und wer danach schwul ist und wer nicht, für all das scheint es feststehende Regeln zu geben. Ich hätte gern eine Quellenangabe, bezüglich dieser Regeln, die mir ganz eindeutig sagt, an welchem Finger ich meinen Siegelring wie herum zu tragen habe.
Ich trage ihn zur Zeit am linken Ringfinger. Diese Tragweise habe ich schon bei vielen (sogar beim Adel!!!) gesehen. Sollte das etwa falsch sein? Bitte, helfen Sie mir und dem geneigten Forum auf die Sprünge.

Zum Siegeln aber, und da teile ich Irmgards Meinung, wird der Ring in jedem Falle vom Finger genommen, zu groß ist die Gefahr, dass man sich verbrennt oder das Siegel nur ungenügend gelingt.
Heraldische Grüße
Markus

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AvN
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Beitrag von AvN » 27.06.2011, 10:44

Hallo Markus,

es gibt natürlich kein Gesetz, keine "Anweisung", wo man seine Ringe tragen muß. So eine Regel kann ich Ihnen also nicht liefern. Es gibt aber eine Konvention. Vermutlich wird die aber eher vom Adel beachtet, als von andern Menschen (zumal die nicht so häufig Wappen führen). Bei den Umgangsformen ist es etwas leichter, da gibt es entsprechende Bücher oder den Fachausschuß für Umgangsfragen und seine Empfehlungen. Aber auch das sind Empfehlungen. Es gibt kein Verbot, daß Sie zur Audienz bei der Bundeskanzlerin nicht in Jeans und T-Shirt erscheinen dürfen, und niemand hindert Sie daran, in eine Opern-Premiere in so einem Aufzug zu gehen.
Aber jeder, der gebildet ist und sich ein wenig mit Konventionen auskennt, wird eben doch denken: Was für ein ungebildeter Flegel.

So ist es nun auch mit den Siegelringen. Früher war es der Zeigefinger, heute ist es der kleine Finger. Die Ringfinger sind bereits für Verlobungs- oder Eheringe reserviert. Tragen Sie also Ihren Siegelring am Ringfinger, wird jeder der sich auskennt denken, Sie seien verheiratet oder verlobt und das sei Ihr Ehering bzw. Ihr Verlobungsring.

Es ist also eine Konvention, ein Brauch. Den einzuhalten ist keine Verpflichtung, Sie können Sich den Sigelring auch durch die Nase stecken. Nur dürfen Sie Sich dann nicht wundern, wenn man Sie doch etwas belächelt und in der guten Gesellschaft nicht ernst nimmt.

Sehen Sie Sich nur einmal die Verlobungsbilder von Prinz William an, da werden Sie sehen, daß er den Siegelring am linken kleinen Finger trägt. Das entspricht der Konvention und zugleich hat Prinz William in England auch Vorbildfunktion, d. h. gäbe es so eine Konvention nicht, würden doch die Menschen diese Trageweise übernehmen. Aber es gibt diese Konvention.

Daß man sehr gut mit einem Siegelring am kleinen Finger siegeln kann, ohne ihn abzunehmen, hatte ich schon geschrieben. Wer es mir nicht glaubt, sollte es einmal versuchen. Und wer mir widerspricht, der sollte bitte auch sagen, ob er es tatsächlich versucht hatte und gescheitert ist, oder ob er es sich nur nicht vorstellen kann.
Ich kann es jedenfalls ohne Probleme, deswegen müßten andere das auch schaffen.

@ Irmgard:

Hast Du überhaupt einen Siegelring und nutzt Du ihn in der Weise, wie Du schriebst, oder ist das alles nur Theorie?

AvN

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Beitrag von Markus » 27.06.2011, 11:56

Prinz William trägt, soweit ich es überblicke keinen Ring, Prinz Charles trägt ihn tatsächlich am linken kleinen Finger, ich hörte mal, das sei in England Tradition, nicht aber unbedingt bei uns. Ich werde also meinen Ring weiter am Ringfinger der linken Hand tragen, mit einem Ehe-oder Verlobungsring wird er wohl kaum verwechselt werden.
Heraldische Grüße
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Isenberger Herold
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Beitrag von Isenberger Herold » 27.06.2011, 13:12

Ich weiß nicht...
Ich habe den Eindruck, diese ganze Diskussion geht in eine Richtung, wo sich einfach lokal und nach Familie und sozialem Umfeld etc. sehr unterschiedliche Bräuche entwickelt haben.
Natürlich gibt es dazu dann keine Quellenangaben. Man könnte höchstens Zeugen benennen.

Außerdem bitte ich doch darum, damit aufzuhören, teilweise so zu tun, als wäre Schönheit ein objektiver Wert...
Wenn ein Wappen auf einen Ring kommt, dann soll es natürlich heraldisch korrekt sein. Aber der Ring selbst unterliegt deshalb trotzdem nicht den Regeln der Heraldik, sondern denen der Sphragistik. Und das kann dann auch bedeuten, daß eine Umschrift (z.B. Name) hinzukommt, oder nur das Schildbild gezeigt wird etc.
Die Auswahl unterliegt dabei, genau wie bei der eventuellen Wahl eines Steines, doch ganz wesentlich dem Geschmack des Auftraggebers.
:?

Ach so:
Und man bedenke: Wappenringe wurden (und werden) vererbt. Da nicht alle Menschen gleich große Finger haben, wechselt der Ring damit automatisch gelegentlich den Finger...

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