Neues Familienwappen stiften

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SaschaK
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Neues Familienwappen stiften

Beitrag von SaschaK » 23.11.2006, 08:10

Ich bin über mein Hobby auf den Geschmack der Heraldik gekommen, und suche daher seit Längerem nach meinem Familienwappen. So wie es bisher aber aussieht, gibt es keines (mehr).

Bezüglich der Überlegung, ein neues Wappen zu stiften, hätte ich dazu mehrere Fragen:

1.) Ist es möglich, sich beim Wappen mit auf den Namen der meinem elterlichen "Stammhaus" naheliegendsten Burg (1-2km, nur durch einen Wald außerhalb direkter Sichtweite) zu beziehen?

Dadurch, daß ich seit frühen Kindertagen in der jetzt zur Ruine verfallenen Burg gespielt und bis auf die letzten Jahre auch mein gesamtes Leben in ihrer direkten Nähe verbracht habe (genau wie meine Eltern und Großeltern), wäre das für mich neben meinem Namen der logischste Bezug, da gleiche Berufe oder Eigenheiten etc. nicht ermittelbar waren.
Ergänzend muß gesagt werden, daß die Burg seit der Renaissance verwaist ist, da das Geschlecht der Besitzer historischen Dokumenten nach ausgestorben ist, und im Wappen keinerlei Bezug auf die Burg hatte; das Land, auf dem die heutige Ruine steht, gehört mittlerweile Bauern.

2.) Da die Burg nur bis in die Epoche der Gotik "lebte", würde ich beim Wappen ebenfalls eine gotische Darstellungsform -Dreiecksschild+Topfhelm- bevorzugen. In verschiedenen heraldischen Quellen liest man aber immer wieder, daß bürgerliche Wappen zwingend nur mit einem Gestechhelm versehen sein dürften. Ist das zutreffend?

3.) Für die Eintragung eines Wappens ist neben der heraldischen Qualität ja auch die grafische Qualität vonnöten. Gibt es irgendwo Grundregeln/Anforderungen in schriftlicher Form, die das genauer erklären?
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Sascha

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Markus
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Beitrag von Markus » 23.11.2006, 08:21

Hallo,

es ist Ihnen unbenommen in Ihrem Wappen einen Bezug zu der Burg herzustellen. Wenn Sie Ihr Wappen frühgotisch darstellen wollen, ist auch das kein Problem. Wie Sie schon richtig schrieben, gehört dazu ein Topf- oder Kübelhelm, dessen Nutzung Ihnen ebenfalls freisteht. Die Sache mit dem Stechhelm und dem Bügelhelm, auf die Sie sich beziehen ist sehr umstritten. Es gab immer mal wieder Bestrebungen, den Bügelhelm dem Adel vorzubehalten, faktisch hat sich aber nie jemand wirklich darum gekümmert. Zum Thema Gestaltungsrichtlinien, graphische Qualität, etc. sind eine Menge von Büchern erschienen. Schauen Sie mal in unserer Literaturliste nach. Oder studieren Sie die Wappen, die Sie beispielsweise im Wappenindex unter www.familie-greve.de finden.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel Freude bei der Entwicklung Ihres Wappens. Noch eine abschließende Bitte: Lassen Sie sich unbedingt Zeit dafür. Gut Ding will Weile haben.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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SaschaK
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Beitrag von SaschaK » 23.11.2006, 08:53

Danke für die rasche und klare Antwort! Ich werde mich bei Gelegenheit (vielleicht Weihnachten) in entsprechende Bücher vertiefen und meine bisherigen groben Entwürfe verbessern.

Den bisher Aktuellsten habe ich als Avatar hinzugefügt. Die Grundidee: der Pferdekopf und die heraldische Zinnenreihe stehen für den Burgnamen (Roßstein), das Kreuz (auch im Helm präsent) bildet den Verweis auf meinen Familiennamen Kappel, der höchstwahrscheinlich von "Kapelle" abgeleitet wurde. Als heraldisch naheliegendste Farbe zum Grau der Steinmauer habe ich Schwarz dafür gewählt, und mit einem Rappen + silbernem Kreuz und "Himmel" kombiniert.
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Sascha

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Beitrag von Markus » 23.11.2006, 09:03

Na, das ist ja schonmal nicht schlecht! Sie haben den heraldischen Farbkanon eingehalten, die Wahl der Symbole scheint mir schlüssig zu sein. Jetzt sollten Sie sich Gedanken um den Helm und die Zier machen. Besser wäre, den Pferdekopf (der viel zu klein ist) direkt in die Helmdecken übergehen zu lassen. Damit ersparen Sie sich den Wulst, der ja dazu da ist, den Übergang zwischen Helm und Helmzier zu kaschieren. Auf Ihrem Helm liegt er wie ein Blütenkranz um den Rosskopf. Aber das sind Sachen, die ohne größere Probleme geändert werden können. Schauen Sie sich doch mal im Greve´schen Wappenindex das Wappen Waldmann an. Wenn Sie den Löwen durch den Pferdekopf ersetzen, sehen Sie, was ich meine.
Dann bliebe aber noch die Prüfung, ob es das Wappenbild schon gibt. Herr Pfeiffer hat einen besonders effektiven Zugriff auf den Siebmacher, einer der größten Wappensammlungen. Wenn es dort ein solches Wappen nicht gibt, sind die Chancen nicht schlecht. Mit einhundertprozentiger Sicherheit lässt sich die Einmaligkeit eines Wappens ohnehin niemals nachweisen.
Heraldische Grüße
Markus

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Beitrag von SaschaK » 23.11.2006, 10:29

An eine Vergrößerung des Pferdekopfes hatte ich auch schon gedacht. Sobald ich nach meinem -aktuell anstehenden- Umzug wieder Feder und Tusche in die Hand nehmen kann, werde ich das angehen. Für die Helmdecken selbst bin ich mir nicht sicher, ob ich diese vielleicht nicht nur etwas weniger wuchtig gestalte, sondern sie auch als Verweis auf meiner bayrische Herkunft blau/weiß (oder schwarz/weiß, der Einheitlichkeit halber?) rautiere. Ebenfalls zur Überlegung steht, ob ich den reinen Pferdekopf als Helmzier durch ein halbes, "steigendes" Pferd ersetze, unter dessen Vorderläufen ein Kreuz aus dem Nasal-Streifen des Helmes aufsteigt (quasi die Nasalverstärkung als verlängerter vertikaler Kreuzbalken).

Wenn ich mit dem Wappen irgendwann mal selbst einigermaßen zufrieden sein sollte, komme ich gern auf den Tipp bezüglich Herrn Pfeiffer zurück.
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Proportionen

Beitrag von Wanderer » 23.11.2006, 10:42

Hallo SaschaK,
unabhänig vom Detail - die Proportionen stimmen nicht - und das Wappen steht nicht im richtigen Winkel, es sieht aus, als wenn es hin- oder heruntergefallen ist - als löse es sich von der Decke (optisch zu groß geraten).

Mein Vorschlag, bevor Sie das Werk von Hand und unter Zeitdruck (Ihr Umzug) mehrfach umpinseln, geben Sie den Entwurf in die Hände eines der geübten Heraldiker mit deren Spezialkenntnissen, der Rechtssicherheit und teilweise jahrzehntelanger Übung.

Sie werden sehen, aus Ihren Vorüberlegungen macht ein versierter Heraldiker und Grafiker ein wunderbares Schmuckstück.
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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Beitrag von SaschaK » 23.11.2006, 13:16

Ich hatte mich bei diesem speziellen Entwurf (ich habe viele - man könnte auch sagen, ich "pinsele" gerne) an verschiedenen früh-gotischen Wappenformen orientiert, bei denen die Schilde oft derartig "liegend" dargestellt waren. Auch die Proportionen sind dort nicht wesentlich unterschiedlich - von der Helmzier mal abgesehen. Könnten sie ihre Kritik etwas detaillierter ausführen?

Ich werde mit großer Wahrscheinlichkeit zwar einen Heraldiker bemühen, aber bis dahin versuche ich selbst mein grafisches Glück (gehört für mich irgendwie zum Hobby dazu) und versuche zu sichern, daß dieses Wappen nicht schon in genau dieser Form geführt wird. Zeitdruck werde ich mir deswegen auch nicht machen.
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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 24.11.2006, 09:27

Bei schräggestelltem Schild sollte der Winkel zwischen 15 und 35° sein. Die Decke muß noch zweifarbig sein. Die Proportion von Schild, Helm und Helmdecke stimmt auch nicht. Helmzier zu klein.

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Beitrag von SaschaK » 24.11.2006, 11:56

Danke für den konkreten Hinweis auf den Winkel, dann ist meine Skizze auch zu flach ausgeführt - ich hab mich wohl nach heraldisch nicht so exakten Vorlagen gerichtet. Zweifarbige Decke und angepaßte Helmzier sind ja quasi schon in "Arbeit"
Die Proportion von Schild, Helm und Helmdecke stimmt auch nicht.
Dazu hätte ich gerne noch ein paar Angaben - was muß größer, was kleiner werden? Gibt's da auch mathematische oder zumindest ungefähre Faustwerte?
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Frank J. Reuther
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Beitrag von Frank J. Reuther » 24.11.2006, 16:25

Der Richtwert ist 3 : 2 : 3 für Helmzier, Helm und Schild, wobei es am Ende ausgewogen aussehen muss.
Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von SaschaK » 26.11.2006, 15:40

Wie am Avatar kenntlich, habe ich -vorerst leider nur per Filzstift- eine andere Variante gezeichnet. Noch fehlt die Helmzier, aber ich habe versucht, alle angebrachten Kritik/Verbesserungs-Punkte zu berücksichtigen. Für weitere Kommentare wäre ich dankbar.

Zur Helmzier: Ich suche nach einer passenden Haltung des Pferdes, da ein Frontalbild mir nicht so klar erscheint, und ein Profilbild das Wappen arg unsymmetrisch erscheinen ließe. Vorschläge werden gerne angenommen!
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Sascha

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Beitrag von Frank J. Reuther » 26.11.2006, 15:47

Da im Schild ein Pferdehaupt ist, das nach rechts schaut, sollte auch der Helm nach rechts gewendet sein. Der Schild sollte dann angekippt werden. Das ist zwar nicht zwingend, macht das Wappen aber insgesamt harmonischer. Was soll jetzt in die Helmzier. Die Wiederholung des Pferdehaupts würde sich ja anbieten, dann auch nach rechts schauend. Man kann allerdings auch etwas anderes nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank J. Reuther, MdH
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Beitrag von Tekker » 26.11.2006, 15:57

SaschaK hat geschrieben:Ich suche nach einer passenden Haltung des Pferdes, da ein Frontalbild mir nicht so klar erscheint, und ein Profilbild das Wappen arg unsymmetrisch erscheinen ließe.
Also entweder du stellst das Wappen insgesamt en face dar oder eben seitlich. Dann ergibt sich doch automatisch die Darstellung der Helmzier. Eine andere "Haltung" ist mir nicht geläufig... :wink:
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Beitrag von SaschaK » 27.11.2006, 05:39

Frank J. Reuther hat geschrieben:Was soll jetzt in die Helmzier. Die Wiederholung des Pferdehaupts würde sich ja anbieten, dann auch nach rechts schauend. Man kann allerdings auch etwas anderes nehmen.
Die Helmzier bleibt wohl das Pferd, da das einzig andere Symbol, daß sinnig wäre (ein Hammer, wg. der Berufe in männlicher Linie), in der entsprechenden Größe zu heftig wäre; das ersetzt evtl. den Kreuz-Durchbruch am Helm.

Ich zeichne mal bei Gelegenheit frontal+seitlich, und stelle die Varianten (dann größer) über imageshack o.ä. ein. So langsam macht mir die Zeichnerei richtig viel Spaß! :)
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Beitrag von M. Waas » 27.11.2006, 06:12

Frank J. Reuther hat geschrieben:Der Richtwert ist 3 : 2 : 3 für Helmzier, Helm und Schild, wobei es am Ende ausgewogen aussehen muss.
Gilt nicht unbedingt für frühgotische Wappen.

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