Wappen 1818: Josef Leopold Wander Ritter von Grünwald

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Wanderer
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Wappen 1818: Josef Leopold Wander Ritter von Grünwald

Beitrag von Wanderer » 22.11.2006, 11:23

Hallo @ all
Hier ist nach längerer Wartezeit, Besorgungs- und Bearbeitungspause das im Sommer angekündigte Wappen des k.k. Straßenbaudirektors Josef Leopold Wander, Ritter von Grünwald (bitte folge dem gesetzten Link zwecks Begutachtung), da dieses Wappen 1818 auf dem Familien-Wappen von 1599 basiert.

Biographie dazu:
Josef Leopold Wander, Ritter von Grünwald, geboren 1759, besuchte die Schulen in Prag, Turnau und Hohenelbe und kam 1772 in die Parva nach Kosmanos; doch konnte er sein Studium an der Universität nicht fortsetzen, da er an der Stelle seines erkra nkten Vaters Dienst leisten mußte.
Er wurde am 13. August 1778 zum Kreisamtspraktikanten ernannt, wurde am 2. Oktober 1780 zweiter Kanzlist und erhielt 1782 die durch den Tod seines Schwagers Gerzabek erledigte Stelle des ersten Kreiskanzlisten mit dem Gehalte von 115 fl. <Gulden >, der später auf 200 fl. erhöht wurde.
In den freien Stunden, die ihm sein Amt ließ, betrieb er fleißig das Studium der Geschichte und Statistik von Böhmen, als dessen Frucht sein erstes Werk: "Physikalische Beschreibung des Bunzlauer Kreises in Böhmen, 1786, Prag und Dresden" ersch ien.
Dadurch zog er die Aufmerksamkeit des Gubernialrates und Studienreferenten Josef Ritter von Riegger auf sich, in des "Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen" Wander in den folgenden Jahren zahlreiche Aufsätze veröffentlichte.
Über Vorschlag Rieggers wurde er am 26. Juli 1792 zum aktuar der k k. Straßenbaudirektion ernannt und anch Prag versetzt.
Hier erwarb er sich durch seine außerordentliche Verwendbarkeit das Vertrauen seines Vorgesetzten; des k.k. Straßenbaudirektors Freiherrn von Born und die Zufriedenheit des Landesguberniums in solchem Maße, daß er 1807 nach dem Tode von Borns vom Kaiser zu dessen Nachfolger ernannt wurde.
In dieser leitenden Stellung konnte er nun seine Fähigkeiten glänzend zur Geltung bringen; der Straßenbau nahm unter ihm einen derartigen Aufschwung, daß die Länge der Kunststraßen während seiner 15jährigen Tätigkeit als Straßenbaudirekto r von 388.790 Klaftern oder 97,25 Meilen auf 1,225.664 Klaftern oder 306,5 Meilen gebracht wurde.
Zahlreiche Anerkennungen wurden ihm für sein verdienstvolles Wirken zuteil: bereits früher hatte er durch Hofdekret vom 18. September 1806 eine Renumeration von 1000 fl. erhalten.
Im Jahre 1811 verlieh ihm Kaiser Franz die große goldene Zivilehrenmedaille samt Kette. Weiters folgte mit kaiserlicher Entschließung vom 22. Mai 1815 für seine Verdienste während des Kriegsjahres 1813 und 1814 die Verleihung des silbernen Zivi lehrenkreuzes.
Am 21. Juli 1815 erhielt Wander den Titel und Rang eines k.k. Rates und endlich am 26. November 1818 die Erhebung in den Ritterstand sämtlicher Erblande für sich und seine ehelichen Nachkommen.
Reich an Verdiensten verschied Josef Wander, Ritter von Grünwald, am 13. April 1822 im 63. Lebensjahr.

Gegeben wurde das Ritterstand-Diplom von Franz I, Kaiser von Österreich, König zu Jerusalem, zu Hungarn <Ungarn> , Böheim <Böhmen - Bohemia>;, der Lombardey und Venedig, zu Dalmatien, Croatien <Kroatien>, Slavonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Lothringen, Salzburg, Steyer, Kärnten, Krain, Ober- und Nieder - Schlesien, Großfürst in Siebenbürgen, Markgraf in Mähren, gefürsteter Graf zu Habsburg und Tyrol <Tirol>.

Der vollständige Text sowohl des Wappenbriefes von 1599 als auch der Text zum Ritterstand-Diplom ist abgedruckt 1908 im 2. Jg., Nr. 4 in Mitteilungen des Vereines für Heimatkunde der Bezirke Böhm.-Aicha, Friedland, Gablonz, Kratzau, Reichenberg, Rochlitz und Tannwald, Seite 129-142 in einem Aufsatz von Dr. Stefan Krause unter dem Titel: Die Familie Wander von Grünwald.

In allen Grundstücks-Kaufurkunden im 17. und 18. Jh. taucht immer nur die Unterschrift Wander ohne Prädikat auf. Somit ist m.E. davon auszugehen, daß mit der Genehmigung zur Führung des Familienwappen 1599 für die Glasmacherfamilie Wander später auch Wanderer keine gleichzeitige Erhebung in den höheren Adelsstand vorgenommen wurde, so wie es bei der böhmischen Glasmacherfamilie Schürer von Waldheim 1592 geschehen ist.
Weil hier ein Mitglied der Familie eine besondere Ehrung im Anfang des 19. Jh. erfuhr, ist es im Rückschluss nicht möglich, dem gesamten böhmischen Familien-Stamm von 1599 einen höheren Adel anzudichten.
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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Claus J.Billet
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hm...

Beitrag von Claus J.Billet » 22.11.2006, 12:06

Evtl. kann hier Herr Pfeiffer und / oder Herr v. Roy etwas finden :?:
Leider konnte ich keinen Eintrag im Siebmacher
und "Armorial Gènèral" von Rietstap, unter diesen >Josef Leopold Wander, Ritter von Grünwald < angegebenen Namen finden. :oops:

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Wanderer
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Nachweis im Genealogisches Handbuch des Adels

Beitrag von Wanderer » 22.11.2006, 12:29

@ all und Gruß an Herrn Billet
Der Herr von Roy war so nett und gab mir per Brief im Sommer Kenntnis - Auszug aus dem Adelslexikon Band XV (Tre-Wee) erschienen 2004 im C.A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn. Auf Seite 446 ist der Eintrag Wander v. Grünwald und auch die von mir genannte Literaturstelle zu finden, der ich die Biografie entnommen habe.
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 22.11.2006, 13:31

Das hätten Sie sich sparen können. Alle Wappenbriefe bzw. deren Kopien und die ganze Genealogie hätten Sie auch von mir haben können. :wink: Allerdings ist der Wappenbrief von 1599 einer mit so genanntem "Artikel"! Daraus kann man vieles lesen und hineininterpretieren.

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"Artikel"?

Beitrag von Wanderer » 22.11.2006, 13:54

Hallo Herr Waas, meinen Gruß zuvor.
Bislang kenne ich nur den dort abgedruckten Wappenbrief-Text, mit Quelle von 1908, denn ein Original-Dokument = Wappenbrief von 1599 ist mir nicht bekannt.

Ich habe hier bei mir einen Repro-Nachdruck aus ca. 1934 im Foto-Offset-Druck und handkoloriert. Inwieweit der mit dem Original-Wappenbrief identisch ist, daß versuche ich seriös zu klären. In den mir bekannten Familienunterlagen ist mir niemand bekannt - der Verbleib der Vorlage für die Reproduktion ist aktuell nirgendwo bekannt.

Haben Sie Zugriff auf ein Original :wink: oder ist Ihr Exemplar auch von ca. 1934, die in Kleinauflage verkauft worden sind :?:
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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Beitrag von M. Waas » 22.11.2006, 14:24

Es ist eine mehrseitige Abschrift als Repro - wohl aus dem 19. Jahrhundert - und wohl auch in Wien entstanden.
Diskrepanz dabei; die Schrift ist mit Sicherheit ein Kurrent aus dem 18./19. Jahrhundert, das Deutsch aber mittelalterlich. Es muß also zu der Zeit noch ein Original des Wappenbriefes existiert haben.
Die Originalgröße ist ca. 6 Seiten - alle etwas größer als DIN A3.
Ich habe mich dann damit nicht weiter beschäftigt, da die Finanzierungsfrage nicht geklärt werden konnte. :wink:

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Wappenbrief

Beitrag von Wanderer » 22.11.2006, 18:05

Also, das hier bei mir vorliegende Stück ist ein Repro der Abschrift von 1652, also einer Urkunde die nach dem 30jährigen Krieg von der Familie Wanderer - also Elia, Johann Matheus und Heinrich Wanderer in Bischofsgrün vom Palatinatsgrafen Christopherus Agricola ausgestellt wurde. Dieser Wappenbrief hat 8 Seiten und ein Format von ca. 36 cm Breite und 20 cm Höhe. Die Breite ist länger als mein Scanner-Oberfläche, den kann ich höchsten Ausschnittseweise präsentieren.

In dem zitierten Aufsatz von 1908 hat wohl dagegen ein verblaßtes Original vorgelegen - unleserliche Textstellen waren gepunktet im abgedruckten Aufsatz, daß vom Palatinatsgrafen Christof Pirckhaimer von Pirckenau ausgestellt worden ist. Dieser war 1555 in Wien geboren, studierte in Paris und Bolgna Jura, war 1594 Rektor der Wiener Universität, starb am 1. Mai 1619 und war zwischen 1592 und 1615 - also dem Zeitraum der Ausstellung des Originals österreichischer Kanzler und hatte als Comes, Palatinus und Laterus das Recht, Wappen zu verleihen.

Da kursieren also zwei verschiedene Wappenbriefe, die in Text-Details und Unterschrift und Datierung voneinander abweichen, aber insgesamt denselben Tenor haben.
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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Nobilitierungsurkunde

Beitrag von Wanderer » 16.09.2009, 02:51

Moin @all

Für die Nobilitierungsurkunde - das Ritterstandsdiplom von 1818 - Original ist im Wiener Staatsarchiv habe ich inzwischen eine Subseite reserviert, da kann jeder das Bilddokument ansehen bzw. nachsehen, wenn er will hinter diesem Link: http://www.wanderer-familie.de/html/ritterwappen.html
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf aus Lüttjen Heere im Vorharz!
Jochen Wanderer

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