Wappen der Familie Weig-Müllner

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w.schmid
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Wappen der Familie Weig-Müllner

Beitrag von w.schmid » 16.03.2006, 13:43

Ich wurde in einem anderen Diskussionsfaden drum gebeten,
voila, hier ist es:

<A HREF="http://www.medizin-news.de/images/weig-muellner.jpg" TARGET="neu"><IMG SRC="http://www.medizin-news.de/images/weig-muellner.jpg" WIDTH=100></A>
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Die Wappen der Familie Weig / Müllner, der Familie von Josef Weig (zuletzt Regensburg), des Stiefvaters meines Vaters. Die Familie stammt m.W. aus der Oberpfalz rund um Pleystein. Im Moment ist mir noch völlig unklar, ob die Wappen wirklich rechtmäßig überliefert oder einfach vereinnahmt sind.

Dazu die Beschreibungen:

Die Familie Weig ein vorzügliches Geschlecht stammt aus Franken. Das Wappen führte Valentin Weig, geboren zu Haim, Pfarrer in Tschopau in Meißen. Derselbe schrieb auch Wägelins und führte den Pseudonamen Udabricus Utopensis. Sie fühen im rothen Schilde einen goldenen Sparren, darin ein blauer Ring mit dem Worte GOTT. ; zwei goldene Rosen, die Buchstaben V.W.V.H. und einen Raben Der geschlossenen Helm trägt einen Doppelflügel. Die Decken sind roth silber gold und blau."

O.T.v.Hefners Wappenwerk
Band III pay 91 Tafel 100
Königl.bayr.Staatsbibliothek in München


Die Familie Müllner ein altes gutes Bürgergeschlecht stammt aus Franken. Das Wappen wurde verliehen dem Hans Müllner Handelsmann zu Nürnberg anno 1433; dem Justinus Müllner Dr. med. zu Nürnberg anno 1582. Sie führen im gold-schwarz geteilten Schilde ein Mühlrad in verwechselten Farben. Der geschlossene Helm trägt als Kleinod das Mühlrad und zwei Füllhörner. Die Decken sind gold und schwarz."

O.T.v.Hefners Wappenwerk
Band I pay 39 Tafel 52
Königl.bayr.Staatsbibliothek in München
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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 16.03.2006, 14:48

Bei dem Wappen handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Fake des Paul Gründel. Der Stil spricht dafür.
Außerdem warum sollte jemand Wappen mit marginalen Änderungen aus dem Siebmacher abkupfern, um dann falsche Fundstellen anzugeben? :lol:

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Claus J.Billet
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hm...

Beitrag von Claus J.Billet » 16.03.2006, 15:12

Dieser Auffassung des Kollegen Waas muß ich mich voll und ganz anschließen
Mit Sicherheit handelt es sich hier um eine Fälschung. :cry:

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Jörg Berndt of Kerry
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Beitrag von Jörg Berndt of Kerry » 16.03.2006, 16:36

"meister gündel" muss sehr fleissig gewesen sein, ähnliche "machwerke" habe ich schon einige gesehen. :roll:

"Außerdem warum sollte jemand Wappen mit marginalen Änderungen aus dem Siebmacher abkupfern, um dann falsche Fundstellen anzugeben?"

es scheint seine art zu sein, bei allen wird auf nachschlagewerke zb. dem siebmacher hingewiesen, aber entweder gibt es den betreffenden band garnicht, oder es wird auf eine seite verwiesen zb. s.520, aber das buch hat dann nur sagen wir 380 seiten. ich denke mir, wenn doch mal jemand nachschaut, denkt er "da liegt bestimmt ein schreibfehler vor", oder " es gibt bestimmt davon verschiedene auflagen" oder "die bibo hat eben diesen band nicht" und gibt sich damit zu frieden. die wenigsten werden tiefer bohren :wink:
jörg, mit freundlichem gruß aus sachsen

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w.schmid
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Beitrag von w.schmid » 16.03.2006, 19:53

Hallo,

wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe, sind die Wappen per Hand auf eine dünne Pressspape, wie sie bei Schrankrückwänden zum Einsatz kommt (eine Seite glatt, andere Seite genarbt), gemalt. Ich nehme an, dass das mein Großvater in den 70er Jahren selbst gemalt hat.

Bis jetzt war meine Vermutung: Er ist als frischgebackener Pensionist nach München gefahren, hat in der Staatsbibliothek im Siebmacher seinen Namen gesucht und gefunden, hat alles abgepinnt, die Quelle unsauber zitiert und sich ein schönes Wappenbild gemalt... :roll:

Sie sprachen von marginalen Änderungen zum Siebmacher - sind die Wappen oder Namen dort registriert?
Grüße aus Köln!

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Claus J.Billet
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hm...

Beitrag von Claus J.Billet » 16.03.2006, 20:19

Zum einen handelt es sich um ein Wappen
der Familie "Müllner" aus Nürnberg.

Müllner, Hans, Handelsmann in Nürnberg 1433.
M. Justinus, Dr. med.in Nürnberg, 1582.
M. Joachim, Nürnberg 1681

Wappen:
Von # und G. getheilt mit einem Mühlrad in verwechselten Farben
K.:
Das Mühlrad # und g. getheilt, zwischen zwei ebenso getheilten und mit je fünf Kleeblättern in verwechselten Farben besteckten Hörnern.
D.:
# und g.

Verzeichnet in der Sammlung Siebmacher, Bürgerliche,
Bd. 9, Teil 1, Seite 39, Tafel 52.

Ebenso verzeichnet in der Sammlung O. Neubecker, Seite 660.
( dritte Reihe von oben, rechts aussen)
------------------------------------------

Das genannte Wappen "Weig" konnte ich jedoch nicht finden.

Ich bin hier überzeugt, daß dies Wappen dann eine
" Eigen-Produkt" des Großvaters ist. Als Vorlage dieses "Allianz-Wappens" hat zumindest eine Wappendarstellung von Paul Gründel gedient. Die "Schnörkel" der Malerei, sowie die gesamte Darstellung deutet darauf hin.

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w.schmid
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Beitrag von w.schmid » 16.03.2006, 20:43

Vielen Dank!!!
Es ist schon interessant, auf was man alles kommt, wenn man sich mal mit Wappen und Genealogie beschäftigt. Langsam verstehe ich, das das süchtig machen kann... :P
Grüße aus Köln!

Friedhard Pfeiffer
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Wappen Weigelius

Beitrag von Friedhard Pfeiffer » 16.03.2006, 22:15

Hallo,
bei dem im Siebmacher, Band Bürgerliche 3. Teil, Seite 91, Tafel 100, veröffentlichten Wappen Weigelius ist folgende Anmerkung zu finden: "Weigelius Valentin, geboren zu Haim, Pfarrer zu Tschopau in Meißen, + 10. Juni 1588. Er schrieb zuweilen unter dem Pseudonym Udalricus Wegweiser Utopiensis. Wappen: In Rot ein von zwei Rosen, darunter den Buchstaben V W. - V. H. (Valentin Weigel von Haim) beseiteter großer Buchstabe V darin ein blauer Ring, ein von den Buchstaben G - O - T - T bewinkeltes silbernes Kreuz einschließend; unten im Schild auf einem glatten Ast ein schwarzer Rabe."
Bei dem im Siebmacher, Band Bürgerliche 1. Teil, Seite 39, Tafel 52, veröffentlichten Wappen Müllner ist folgende Anmerkung zu finden:
"Müllner, Hanns, Handelsmann in Nürnberg, 1433. Müllner, Justinus, Dr. med. in Nürnberg, 1582. Müllner, Joachim, in Nürnberg, 1681. - Wappen: Von Schwarz und Gold geteilt, mit einem Mühlrad in verwechselten Farben. - Kleinod: Das Mühlrad schwarz und gold geteilt, zwischen zwei ebenso geteilten und mit je fünf Kleeblättern in verwechselten Farben besteckten Hörnern. - Decken: Schwarz und gold."
Bei dem im Siebmacher, Band Bayern Abgestorbene 2. Teil, Seite 151, Tafel 94, veröffentlichen Wappen Müllner ist folgende Anmerkung zu finden:
"Müllner. Nürnbergisches Geschlecht. Kaiser Friedrich III. belehnt 1473 den Sebald Müllner, Lehrer der Arznei, und dessen Bruder Hans, mit dem Dorf Schwarzenbruck und dem Haus daselbst, welches sie von Hans von Lochhaim erkauft haben. Johannes Müllner (wohl der obige Hans) und sein Sohn Bernardinus, Bürger zu Nürnberg, werden 1473 von dem nämlichen Kaiser zu kaiserlichen Dienern (familiares) aufgenommen. Bernard Müllner wird von dem nämlichen Kaiser 1487 mit Höfen und Güter zu Nieder-Asbach, Anwanden, Zirndorf, Dambach und Wintersdorf belehnt.
Wappen: Geteilt Schwarz-gold, darin ein Mühlrad verwechselter Tinktur. Helm: Golden-schwarz geteiltes Mühlrad zwischen zwei golden-schwarz geteilten Hörnern. Decken: Schwarz-golden."
Die Wappen sind Sie nur dann berechtigt zu führen, wenn Sie eine Abstammung von diesen genannten Personen nachweisen (können).
Sonst wäre das Ganze ausgemachter Schwindel.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

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Beitrag von w.schmid » 16.03.2006, 22:40

Vielen Dank Herr Pfeiffer!!
So wäre die Quellenlage auch geklärt. Und keine Angst - das Wappen kann und will ich nicht führen. Ist zum einen keine direkte Verwandschaft, zum anderen sind die Verbindungen ins 16. Jhd. nicht geklärt.
Aber interessant ists schon...
Frohes Forschen! 8)
Grüße aus Köln!

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Beitrag von Claus J.Billet » 16.03.2006, 22:42

Womit nun, Dank der Hilfe von Herrn Pfeiffer, nachgewiesen wäre, daß hier das Wappen des :

Zitat:
"Weigelius Valentin, geboren zu Haim, Pfarrer zu Tschopau in Meißen, + 10. Juni 1588. Er schrieb zuweilen unter dem Pseudonym Udalricus Wegweiser Utopiensis. Wappen: In Rot ein von zwei Rosen, darunter den Buchstaben V W. - V. H. (Valentin Weigel von Haim) beseiteter großer Buchstabe V darin ein blauer Ring, ein von den Buchstaben G - O - T - T bewinkeltes silbernes Kreuz einschließend; unten im Schild auf einem glatten Ast ein schwarzer Rabe."

.....anderweitig und fälschlicherweise für den Namen "Weig" verwendet wurde. :!: :cry:

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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 17.03.2006, 09:44

w.schmid hat geschrieben:Hallo,

wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe, sind die Wappen per Hand auf eine dünne Pressspape, wie sie bei Schrankrückwänden zum Einsatz kommt (eine Seite glatt, andere Seite genarbt), gemalt. Ich nehme an, dass das mein Großvater in den 70er Jahren selbst gemalt hat.
Ihr Großvater hat mit der Sache bestimmt nichts zu tun, es sei denn er hieße Gründel! :wink:
Paul Gründel war einer der fleißigsten Wappenfälscher seiner Zeit, der in ganz Deutschland Aquisiteure und zahllose Wappen- und Porzellanmaler beschäftigte! Zeitweise arbeitete er auch mit anderen Fälschern zusammen. Erkennbar sind alle seine "Wappenbriefe" an der speziellen Schreibweise und an der, für Wappenfälscher, meist sehr guten Qualität der Wappen.
Gründel brachte auch Wappen als Porzellanmalerei auf den Markt, nicht nur auf Papier. Warum soll er dann nicht auch auf Holz gemalt haben.

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w.schmid
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Beitrag von w.schmid » 17.03.2006, 10:27

Wann wirkten denn der fragliche Herr Gründel und seine Leute?

Das Bild macht zwar auf den ersten Blick einen laienhaften Eindruck - ist technisch aber doch interessant gearbeitet - z.T. mit Lasurfarbe über Blattgold. Das war vielleicht doch kein Anfänger...

Was mich nur stört, ist die Presspappe! Das passt zu meinem Großvater, der Resteverwerter war. Und die Bezeichnung "pay" für pag(ina). Das wie "ubabricus" sattt "udalricus" deuten auf Ab-Schreibfehler hin. Zumindest die Quellenangabe ist ja richtig.

Das Wappen wurde von meinem Großvater m.W. auch nie geführt - es gibt keine Siegelringe, Visitenkarten etc. oder weitere Unterlagen. Vom Vorwurf der Usurpation möchte ich ihn deshalb freisprechen...

Habe aber zum Thema Namensrecht ein paar Fragen, die ich in ein Extra-Thema stelle!
Grüße aus Köln!

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