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Braunschweig

Verfasst: 16.09.2005, 11:28
von Cherubino
Hallo
1. Das Wappen von Brauschweig scheint mir relativ modern zu sein (Parallelen im Schweif). Galt vorher dieses Wappen? Ist der "vergilbte" Hintergrund hier weiß/silber oder golden?
2. Hat dieses Wappen etwas mit Braunschweig zu tun? Zu wem gehört es, zum Haus Nassau, zu den Fürsten zu Schwarzenburg, oder einem anderen?
Danke

Verfasst: 16.09.2005, 11:55
von Markus
Das Wappen der Stadt Braunschweig ist schon sehr alt. Es zeigt in Silber einen roten steigenden Löwen. Der Löwe steht sowohl für das frühere Herzogtum Braunschweig, als auch für das Welfenhaus. Die Farben Silber und Rot erinnern an die Mitgliedschaft im Hanse-Bund. Die Darstellung auf der HP der Stadt Braunschweig ist sehr vereinfacht, vom heraldischen Standpunkt her gesehen, nicht sehr gelungen.
Nähere Infos zum Wappen, auch die Wappen der einzelnen Stadtteile finden Sie hier: http://www.ngw.nl/int/dld/b/braunsch.htm

Verfasst: 16.09.2005, 14:05
von Egon Ossowski
zu 1:

Sowohl bei der modernen als auch bei der älteren Variante des Stadtwappens ist der Hintergrund SILBER. Die graue oder vergilbte Hintergrundfärbung ist schlichtweg falsch. Leider wird aber häufig Silber durch Grau ersetzt, anstelle Weiß. Der vergilbte Ton ist eigentlich nur dadurch erklärbar, daß man hier von alten vergilbten Papiervorlage abgescannt oder sich daran orientiert hat.

Zu 2:

Es handelt sich um das Wappen des früheren Landkreis Braunschweig (Genehmigung 29.04.1951).

Verfasst: 16.09.2005, 23:11
von Cherubino
Danke für die schnellen und guten Antworten! Zu 2. Ist die Farbe der Bewehrung wichtig? Oder kann das schon mal abweichen? Ich hab hier gefunden: "in Blau den rot bewehrten goldenen Löwen des Landkreises Braunschweig wachsend". Danke

Verfasst: 17.09.2005, 08:12
von Egon Ossowski
Der 1974 aufgelöste Landkreis zeigte den Löwen goldbezungt und -bewehrt. Die Gemeinde Cremlingen zeigt den Landkreislöwen dagegen rotbezungt und -bewehrt.

Im Grunde genommen spielt das aber keine Rolle. In der Praxis wird es jedoch immer wieder so gehandhabt, daß bei der Darstellung einer Figur des Kreiswappens Bewehrung oder andere Nuancen geändert werden. Da könnte ich Ihnen Beispiele zu Hauf nennen.

Verfasst: 17.09.2005, 12:25
von Apri
Hallo Herr Ossowski,
sicher haben Sie mit dem falschen Gebrauch von grau für Silber recht,
doch warum benutzen dann viele grosse Wappenrollen und viele Heraldiker das grau für silber?
Ist es einfach so , dass das Grau beim Betrachter sofort eine Assozierung mit Silber bewirkt, während das Weiss eher unnatürlich im Wappen aussieht? Hat sich demnach trotz heraldischer Regeln die Gewohnheit eingebürgert Siber auch mit Grau darzustellen?
Tiritt somit das Gowohnheitsrecht der Heraldiker grau für Silber im Wappen zu verwenden an Stelle von dem in heraldischen Farbregeln festgelegten Weiss?Oder lassen ältere heraldischen Regeln ausser Weiss auch das Grau zur Silberdarstellung zu? Weiss wird ja auch als Farbe für "natürliche" Darstellung genutzt.

Sie sitzen jetzt in Schweden? :)

Verfasst: 18.09.2005, 19:05
von Egon Ossowski
Mir persönlich sind keine großen deutschen Wappenrollen bekannt, die anstelle des Metalles Silber die Farbe Grau verwenden. Nichtsdestotrotz gebe ich Ihnen durchaus Recht, wenn Sie sagen, daß Grau beim Betrachter eine Assoziation mit Silber auslöst. Diese heraldisch falsche Darstellung findet man leider sehr häufig in Darstellungen kommunaler Wappen. Hier stehen scheinbar heraldisch ungenügend bewanderte Grafiker Pate. Aber deswegen wird es nicht richtiger!

Heraldiker tun sich keinen Gefallen, wenn sie einem Kunden entgegenkommen und willfährig Grau statt Weiß verwenden. Sie sollten ihn lieber über die richtige Darstellungsweise aufklären. Besteht der Kunde dann immer noch auf die fehlerhafte Darstellung, nun, dann muß er sich halt einen anderen "Heraldiker" suchen.

Bei Wappendarstellungen mit viel Silberanteil ist die Darstellung mit weißer Farbe auf weißem Papier nicht immer überzeugend. Empfehlung: Hintergrundfarbe ändern, aber kein Grau anstelle Silber!

Schweden? Wieso Schweden? Wenn das die Dänen lesen, dann bricht hier oben Unruhe aus! Sönderjylland ist die dänische Bezeichnung des südlichen Landesteiles Schleswig, der ja zur Bundesrepublik gehört. Der nördliche Teil wurde 1920 in einer Volksabstimmung nach dem 2. Weltkrieg mit Dänemark wiedervereinigt (dänische Lesart), bzw. von Deutschland abgetrennt (deutsche Lesart). Heute herrscht hier im Grenzgebiet ein gutes freundliches Miteinander der beiden Kulturen.

Verfasst: 22.09.2005, 13:39
von M. Waas
Bei den alten Wappenbücher von Döpeler oder Ströhl wurden viele Farbtafeln als Litho mit echten Metallen gedruckt.
Bei späteren photografischen Reproduktionen kamen die Metalle dann nur als Leichtblau, Hellgrau bzw. Goldbraun, Braun rüber. Es ist also nicht so, daß man bewußt Grau o.ä. gewählt hätte. Es ist durch die Art und Weise des Repros entstanden.

Verfasst: 22.09.2005, 14:23
von Egon Ossowski
Danke für die Ergänzung! Diesen Aspekt hatte ich noch nicht in Betracht gezogen.

Ist aber vollkommen richtig. Und leider wird dann vom Laien der so entstandene graue/vergilbte Hintergrund als "Originaltingierung" angesehen. Die dann auf keinen Fall geändert werden darf! Und schon ist das Problem da. :lol:

Verfasst: 22.09.2005, 14:30
von M. Waas
Klaro, beim Scannen steht man vor dem gleichen Problem - durch die Reflexion der Metalle. :wink: