Verkauf/Kauf eines Wappens?

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Apri
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Beitrag von Apri » 28.07.2005, 09:42

Lando Frhr. v. Brockdorff hat geschrieben:Geehrter Herr Waas,Wenn man sein Wappen als Markenzeichen registrieren lässt, ist der Verkauf bzw. die Einräumung von Nutzungsrechten problemlos möglich, was jedoch völlig unabhängig von Führungsberechtigung und Wappenstifter zu sehen ist (Namensrecht!), sondern sich wiederrum allein nach Markenrecht richtet.
Man sollte nicht vergessen, dass eine Registierung nach Markenrecht beim Deutschen Patentamt erfolgt und nicht in einer Wappenrolle. Dieser Schutz des Wappens als Marke gemäß Markenrecht wird vielfach von Unternehmen gemacht, die sich auf diesem Wege ihre Logos oder Wappen als Marke schützen lassen.Wie ist es jedoch mit der Allgemeinheit , die Familien, die ihr Wappen in Verbindung mit ihrem Familiennamen führen und einen Schutz durch die Eintragung in eine Wappenrolle wahrgenommen haben?Unter einer Marke versteht man ein Kennzeichnungsmittel für Produkte und Dienstleistungen. Sind demnach Wappen der Familien ohne eigenen Betrieb oder einer Dienstleistung durch das Markenrecht geschützt? :)
MfG

D.Stys

Lando Frhr. v. Brockdorff

Beitrag von Lando Frhr. v. Brockdorff » 28.07.2005, 09:58

Guten Morgen Apri,Leider verstehe ich Ihre Frage nicht so recht.Sie haben vollkommen Recht, der Schutz des Wappens als Markenzeichen durch das Deutsche Patentamt kommt in erster Linie Unternehmerfamilien zugute, die ihr Wappen als Markenzeichen eines Produkts verwenden wollen.Der Schutz des Wappens durch Eintragung in eine Wappenrolle steht dem gleich, allerdings beschränkt auf die historisch begründete Wappenführung innerhalb der eigenen Familie.Der Unterschied besteht also darin, dass im ersten Fall das Wappen nicht als historisches Familienwappen geschützt wird (mit all den Einschränkungen hinsichtlich Wappengebrauch und Wappenführung), sondern als Markenzeichen, welches diesen Einschränkungen nicht unterliegt.Es kommt also darauf an, wofür man sein Wappen verwenden will.Hat man kein eigenes Unternehmen und will man das eigene Wappen als Familienwappen verwenden, reicht der Schutz über § 12 BGB, dessen Beweisbarkeit durch die Eintragung in eine Wappenrolle erleichtert wird, völlig aus, eine Registrierung als Markenzeichen macht dann keinen Sinn.Es sei denn, man möchte das Wappen an ein Unternehmen zum Zwecke der Zierde eines Produkts verkaufen - dann kann das Wappen in seiner Eigenschaft als Familienwappen nicht verkauft werden, sondern man muss es als Markenzeichen registrieren lassen, um es veräussern zu können.Ich hoffe, ich habe Ihnen hierdurch ein wenig weiterhelfen können.Mit besten GrüßenLando v. Brockdorff

A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 28.07.2005, 10:07

Sehr geehrter Herr v. Brockdorffauch ich konnte dem Beitrag von Hr. Apri nicht ganz folgen. Ihre Ausführung dazu, lassen keine Wünsche mehr offen. Zumindest nicht von meiner Seite. Herzlichen Dank dafür. :lol:GrußA.Lenz

Lugsciath

Beitrag von Lugsciath » 28.07.2005, 11:11

auf eine Frage...ist einer der Herren in der Lage mir zu erklären, wie das Schutzrecht in Bezug auf das Wappen eines kirchlichen Ordens/ einer kirchlichen Gemeinschaft zu sehen ist? Dies würde mich zur Zeit zwecks eigenen Betreffs ausserordentlich interessieren. In Bezug auf die Farbwahl (vorherrschend Rot und Blau) hätte ich da auch noch eine Frage: Bei kirchlichen Wappen soll Purpur eine gewichtige Rolle spielen (diese Farbe ist ja auch hinlänglich als wichtige Kirchenfarbe bekannt), ist diese grundsätzlich verwendet worden?

Lando Frhr. v. Brockdorff

Beitrag von Lando Frhr. v. Brockdorff » 28.07.2005, 11:24

Die Kirchen haben schon seit jeher eine ganz eigene Rolle eingenommen und sich weitgehend selbst verwaltet. Das ist bis heute so geblieben und sogar im Grundgesetz fest verankert (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV).So ist auch das kirchliche Wappenwesen als eigenständiges Element der Heraldik zu sehen, wie zuletzt die nicht unumstrittene Wahl des persönlichen Wappens durch Papst Johannes Paul II. gezeigt hat.Kirchliche Wappen - des Klerus oder von Ordensgemeinschaften - werden intern von einer eigenen heraldischen Abteilung (bei katholischen Orden im Vatikan) eingetragen und geführt. Wie allerdings das genaue Prozedere im Hinblick auf eine Neuannahme und deren Registrierung durch religiöse Ordensgemeinschaften aussieht, vermag ich nicht zu sagen.Mutmaßlich wird es aber so sein wie auch bei Familienwappen: Das neu angenommene Wappen wird den päpstlichen Herolden zur Überprüfung und Registrierung vorgelegt werden, die dann über eine Eintragung entscheiden werden. Also eine durchaus zentralisierte Instanz, da der Vatikan immerhin ebenfalls eine Monarchie darstellt.Aber vielleicht kann jemand eine genauere Beschreibung liefern.Ich hoffe indes, ihnen damit trotzdem bereits geholfen zu haben.

Martin Knoch

Farbe Purpur

Beitrag von Martin Knoch » 28.07.2005, 15:07

Soweit ich weiss leistet sich der Vatikan als einziger Wappenträger das Recht Gold und Silber in einem Wappen zu tragen. Die Farbe Purpur kommt auch häufiger in Bischofs und Kardinalswappen vor ist aber eigentlich eher als Königsfarbe in der allgemeinen Heraldik zu sehen. Wobei Purpur sicher auch einer genauen Definition bedarf weil es von Tiefrot bis Lilablau in verschiedenen Wappen vorkommt.

Lando Frhr. v. Brockdorff

Beitrag von Lando Frhr. v. Brockdorff » 28.07.2005, 15:20

Wenn ich nicht irre, so ist das durchaus sehr häufige kirchliche Purpur (auch Kardinalspurpur, tiefrot) als Farbe des Blutes zu sehen und als solche Symbol für das Leiden Christi. Die Könige haben es meines Wissens im Laufe der Zeit von der Kirche übernommen, um einen ebensolchen Glanz um sich selbst zu verbreiten, wie ihn die Kirche und deren Kardinäle innehatten, was letztendlich darauf zurückzuführen ist, dass die Könige zu früheren Zeiten "von Gottes Gnaden" durch die Hand des Papstes bzw. dessen Vertreters gekrönt wurden.

Martin Knoch

Beitrag von Martin Knoch » 28.07.2005, 15:43

Wobei das durchaus unterschiedlich gesehen wurde wer in der Würde höher steht oder besser wer wen macht. Der Kaiser den Papst oder umgekehrt. Ich erinnere mich an eine Stelle in der Biographie Willwolts von Schaumberg um 1487 als er als Jungritter mit dem Kaiser Friedrich III. zum Papst nach Rom zog. Er musste Steine holen um sicher zu stellen das beide Stühle auf den die Majestäten sassen gleich hoch wären. Weil sowohl die begleiteten Fürsten und auch die Kardinäle jeweils zu murren anfingen als einer höher saß.

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Markus
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Beitrag von Markus » 28.07.2005, 17:36

Hallo, Herr v. Brockdorff,meinten Sie das Wappen von JPII, oder Benedikt XVI.?
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Apri
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Beitrag von Apri » 28.07.2005, 18:08

Geehrter Herr Lando Frhr. v. Brockdorff,wird das Wappen von Familien als Produkt oder doch als Dienstleistung geschützt?
MfG

D.Stys

Lando Frhr. v. Brockdorff

Beitrag von Lando Frhr. v. Brockdorff » 28.07.2005, 18:30

Geehrter Herr Theising,Wenn Sie meinen vorletzten Beitrag meinten, da sprach ich das Wappen des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. an...
So ist auch das kirchliche Wappenwesen als eigenständiges Element der Heraldik zu sehen, wie zuletzt die nicht unumstrittene Wahl des persönlichen Wappens durch Papst Johannes Paul II. gezeigt hat.
Geehrter Herr Stys,Familienwappen werden weder als Produkt noch als Dienstleistung geschützt, sondern als Bezeichen zum Familiennamen. Das Wappen einer Familie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrem Namen und wird demzufolge auch analog zum Namensrecht (§ 12 BGB) geschützt.Um aber den vollen Rechtsschutz auch notfalls gerichtlich durchsetzen zu können, bedarf es einer geeigneten Form der Bekanntmachung des eigenen Wappens und dem Nachweis, ab wann das Wappen von wem geführt wurde. Beides ist durch die Veröffentlichung in einer Wappenrolle zu verwirklichen.

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AndreasWurm
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Gold/Silber

Beitrag von AndreasWurm » 28.07.2005, 21:09

@ Herrn Knoch,"Soweit ich weiss leistet sich der Vatikan als einziger Wappenträger das Recht Gold und Silber in einem Wappen zu tragen"Gold ist in der Heraldik doch gleich gelb, und weiß gleich silber. Also würde ich auch beides in meinem Wappen tragen?Oder meinten sie silber auf gold oder umgekehrt?Vielen Dank mfg Andreas Wurm :D

Michael BERNHARD

Beitrag von Michael BERNHARD » 28.07.2005, 21:20

Hallo,gemeint war, dass der Vatikan - in bewußter abwendung von den heraldischen Regeln - als Ausdruck der göttlichen Allmacht Gold und Silber nebeneinander verwendet.http://images.google.de/images?q=tbn:K4 ... Flagge.gif

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AndreasWurm
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Beitrag von AndreasWurm » 28.07.2005, 21:24

Danke, Herr Bernhard. Jetzt weiß ich was Herr Knoch gemeint hat.Mfg Andreas Wurm :D

Martin Knoch

Beitrag von Martin Knoch » 28.07.2005, 21:41

"als Ausdruck der göttlichen Allmacht " sehr schön ausgedrückt ich sehe Sie wissen was ich meinte :twisted:

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