Liebe Freunde von HiN – heute ist endlich Heiligabend !
Eigentlich ist ja noch nicht so ganz richtig Weihnachten, aber ich verbinde seit Kindesbeinen mit Heiligabend die „Bescherung“, und deshalb war Heiligabend für mich immer ein klein wenig wichtiger als der eigentliche Feiertag – der bekanntlich morgen begangen wird.
Heutzutage fällt die Bescherung oft – vielleicht auch meistens, jedenfalls hoffentlich – üppiger aus als in alten Tagen, wo manches Kind vielleicht nur Apfel, Nuß– und Mandelkern auf seinem Gabentisch fand, und vielleicht nicht einmal das.
Richtig ist jedenfalls, daß Groß und Klein sich auch heute noch gern über süße Leckereien hermachen.
Es gibt aber ein alljährlich wiederkehrendes Problem.
Wir sind nicht allein !
Es gibt allerorten einen kleinkriminellen Mitbewohner, der das – leckere – Eigentum anderer nicht achtet, sondern rücksichtslos – rückstandslos – verspachtelt, verkasematuckelt, verschnabuliert, verputzt, weghaut, auffrißt.
Dieser Mitbewohner – wiewohl grundsätzlich durchaus liebenswert – ist seit altersher berüchtigt. Er hat es im übrigen auch bereits zu literarischer Würdigung gebracht.
Obwohl angeblich animalischer Natur, scheint ihm doch andererseits eindeutig auch ein anthropomorphes Wesen gegeben zu sein – damit vermutlich Rechtsfähigkeit und folglich wiederum wohl auch das Recht, ein Wappen zu führen.
Einen Vorschlag für dieses Wappen möchte ich hiermit als meinen eigenen letzten Beitrag dieses Adventskalenders vorstellen.
Wie bitte ?
Oh ja – ich rede und rede, aber von wem rede ich eigentlich !
Ich rede von jenem kleinen reizenden Ganoven, Lumpen, Gangster, Halunken, Schlingel, Schelm oder Bagaluten, den James Krüss einst so charmant portraitierte – der Weihnachtsmaus !
Die Weihnachtsmaus
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar,
sogar für die Gelehrten.
Denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen und mit Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen,
mit einem Mal das Beste weg.
Am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab‘ es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan vom Peter.
Was seltsam und erstaunlich war,
denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
ich hab‘ es nicht genommen!
Das war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
nebst andren leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Das war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: Welche Plage!
die böse Maus ist wieder da,
und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort
ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr, die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war.
Sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun bei ihm zu Haus-
bei Fränzchen und bei Lieschen –
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bißchen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt.
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen!
James Krüss