Geschichte der Wappenbücher

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Guenter Boehm
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Geschichte der Wappenbücher

Beitrag von Guenter Boehm » 28.01.2005, 14:47

Wenn man in der Zeit bevor es Kirchenbücher gab nach der eigenen Familiengeschichte forscht, dann wird es sehr schwierig Daten zu ergattern. Da ich mich auf die Böhm-Forschung der niederschlesischen Heimatforscher Tschersich (Arbeiten von 1920 bis 1936) stützen kann, ist es mir glücklicherweise möglich zu sagen, dass meine Vorfahren aller Wahrscheinlichkeit nach von Heincze Behem anno 1409 abstammen. Es besteht allerdings noch ein "schwarzes Loch" von 1409 bis 1571 (erstes evang. Kirchenbuch in Waldenburg/Schlesien).Jetzt geht meine Forschung weiter zurück auf die Beheim. Mit Hilfe von polnischen Forschern der niederschlesischen Regionalgeschichte kann ich auch schon einige Erfolge vorweisen. Das alles ist für mich sehr erfreulich, da ich 1939 in Schlesien geboren und zusammen mit meinen Eltern 1948 ausgewiesen wurde.Für mich bedeutet die Heraldik ein Teil der Forschung zur Familiengeschichte und somit betrachte ich das Wappenwesen, besser gesagt die alten Wappenbücher, etwas kritischer als manch anderer Forscher. Im letzten Jahr hatte ich im alten Forum mit Herrn Waas etwas über die Entstehung der Wappenbücher korrespondiert. Ich war beeindruckt über seine realistische Einschätzung dazu.Die Beheim werden in den Wappenbüchern nach 1609 als abgestorben vermerkt. Mir geht es um rein geschichtliche Forschung, nicht etwa um einen Anspruch auf den Ritterstand. ;-)Wie entstanden die Wappenbücher? Wer waren die Sponsoren? Welche Beachtung schenkte man damals den Herausgebern der Wappenbücher? Wie wurde ein abgestorbener Zweig eines Geschlechts erfasst? Es war doch niemand mehr da, der das melden konnte oder waren es manchmal vielleicht sogar sogenannte "befreundete Familien", die die Benachrichtigung vornahmen. Mir ist aus der Literatur bekannt, dass es auch rivalisierende Familien gab, die den Nachbarn die Adel-/Ahnenprobeinnerhalb einer Aufschwörung besonders erschwerten.Viele Grüsse aus Upstate New York, (letzte Nacht mit -25 Grad Celsius)Guenter Boehm
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Heraldik und Genealogie
http://www.boehm-chronik.com/heraldik-genealogie.htm
Wappenbezogene Familienforschung

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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 31.01.2005, 15:22

Wappenbücher, die von Siebmacher und von Max v. Spießen z.B., wurden gedruckt um damit Geld zu verdienen.Siebmacher und Spießen hatten dafür Sponsoren angeworben, die in den Wappenbüchern mit Ihren Wappen auftauchten.Siebmacher kopnnte den Kaiser gewinnen, allerdings weiß ich nicht, ob der zahlte (chronischer Geldmangel) oder ob der nur das Druckprivileg erteilte. :wink: Genützt hat es jedenfalls nicht, Siebmacher war Konkurs.Bei Spießen haben auf jeden Fall ca. 300 westfälische Adelige und Bürgerliche die Auflage bezahlt. Sie sind auch gesondert auf den ersten Seiten des Buches aufgeführt.Auf Grund der schlechten Nachrichtenverbindungen der damaligen Zeit, kann ich mir nur vorstellen, daß bei Siebmacher viel vom Hörensagen eingeflossen ist. Das sieht man auch daran, daß viele, der von ihm im 1. Band (1599/1605) veröffentlichten Wappen einfach falsch sind.In den neuen Siebmacher-Folgen haben die Autoren auch nur die schlimmsten Fehler ausgebügelt. (Einige Bände wurden auch gar nicht überbearbeitet)Jeder Genealoge wird Ihnen sagen, daß Wappenbücher immer mit Vorsicht genossen werden sollten - bei der Familienforschung und auch sonst!

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