Familie Braun v. Braunthal, vor allem in Wien, 19. u. 20 Jhd.
Verfasst: 30.04.2022, 10:02
Ich habe mich nochmals mit der Familie Braun v. Braunthal beschäftigt. Steht doch der Verdacht im Raum, daß hier der Adel verkauft wurde. Eine Variante der "Adelsübertragung", die ja gerade in Internetforen immer wieder bestritten wird. Interessant ist dabei, was aus der nun adligen Familie geworden ist.
1.) Gerd hat festgestellt, daß der Adelserwerber Johann Braun, geadelt 1668 mit dem Prädikat "von Braunthal", als Kantor in Eger (Cheb in Böhmen) tätig war, den Adel nicht führte, 1663 heiratete, bereits 1678 dort ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen verstarb und die Adelsfamilie "BvB" somit schon wieder erloschen war.
2.) Ich konnte bislang Träger des Namens BvB erst mit Beginn des 19. Jhd. ausmachen, die sich ausnahmslos auf den Tuchmacher Thomas Braun (~1730-1796) in Eger zurückführen lassen. Dessen Großvater war ein Johann Thomas Braun (*~ 1655), Riemer aus Tirschenreuth in Bayern - ca. 30 km ssw von Eger.
3.) Die Witwe des 1796 verstorbenen Thomas B. verzog - mutmaßlich aus wirtschaftlichen Grünen - zws. Sommer 1802 und Frühjahr 1804 mit der ganzen Sippe, also mit drei Söhnen, die bereits verheiratet u. selbst schon Kinder hatten, von Eger nach Wien. Die Familie befand sich nachweislich im Besitz des original Adelsbriefes von 1668, legte diesen bei Behörden vor und führten ausweislich einer Eintragung in einem Wiener Kirchenbuch seit April 1804 das Adelsprädikat "von Braunthal".
4.) Die drei Gebrüder waren alle in der Textilindustrie tätig. Während sie aufgrund des Adels ihren Stellung in der Gesellschaft sicher verbesserten, wollte sich ein finanzieller Aufstieg in der Hauptstadt kaum einstellen. Einige ihrer Nachfahren gerieten mit dem Gesetz in Konflikt; standen wegen Diebstahl, Betrug u. Veruntreuung vor Gericht oder ihr Geschäft ging in Konkurs.
Das bekannteste Mitglied der Familie war der Schriftsteller Karl Johann Braun von Braunthal, der mitunter auch als "Karl Johann Braun Ritter von Baunthal" in Erscheinung trat, selbst aber noch als "Johann Braun" geboren wurde. Trotz zahlreicher, von den Kritikern meist wohlwollend kommentierter Veröffentlichungen blieb auch er ein armer Mann, mußte als Bibliothekar im Polizeipräsidium arbeiten und war mitunter als Polizeispitzel tätig. 1837 legte er sich mit einem echten Graf von Auersperg an, der ihn zu einem Duell forderte, ihm angesichts seiner bekannten Geldnot sogar das Reisegeld zuschicken wollte. Braun kneifte schließlich u. gab lieber eine Ehrenerklärung ab. Der Graf hielt es daraufhin mit den Gesetzen der Ehre für unvereinbar, sich weiter mit eine so jammervollen Ritter zu beschäftigen. Die zweite Ehefrau des Schriftstellers mußte nach seinem Tod letzte Manuskripte an einen Trödler verhökern und war auf eine kleine, von der Schiller-Stiftung für verarmte Schriftstellerwitwen ausgesetzte Pension angewiesen.
Lediglich ein Bruder des Schriftstellers kam zu kleinem Wohlstand - allerdings wieder in Böhmen, wo er in Wollenau bei Klattau eine kleine Wollfabrik führte. Zwei seiner Söhne traten in den Staatsdienst: Fortunatus BvB war der einzige Offizier der Familie, und zwar Oberleutnant im kuk Infanterieregiment Nr 35, später Hauptmann der Landwehr, lebte zuletzt in Pilsen. Dessen Bruder Rudolf wurde Stadtbeamter in Wien, sein Sohn Leo brachte es zum Amtsrat bei der Post, dessen Bruder Ernst war Oberingenieur bei der Gewerbeaufsicht.
Sicher sehr interessant sollte sein:
Anna Gauby: Johann K. Braun v. Braunthal. Versuch einer Monogrpahie. Diss., Wien, 1950 oder 1951, Maschinenschrift. 344 Seiten, mit einer Stammtafel.
Leider aber nur vor Ort in Wien in verm. einem erhaltenen Exemplar einsehbar.
1.) Gerd hat festgestellt, daß der Adelserwerber Johann Braun, geadelt 1668 mit dem Prädikat "von Braunthal", als Kantor in Eger (Cheb in Böhmen) tätig war, den Adel nicht führte, 1663 heiratete, bereits 1678 dort ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen verstarb und die Adelsfamilie "BvB" somit schon wieder erloschen war.
2.) Ich konnte bislang Träger des Namens BvB erst mit Beginn des 19. Jhd. ausmachen, die sich ausnahmslos auf den Tuchmacher Thomas Braun (~1730-1796) in Eger zurückführen lassen. Dessen Großvater war ein Johann Thomas Braun (*~ 1655), Riemer aus Tirschenreuth in Bayern - ca. 30 km ssw von Eger.
3.) Die Witwe des 1796 verstorbenen Thomas B. verzog - mutmaßlich aus wirtschaftlichen Grünen - zws. Sommer 1802 und Frühjahr 1804 mit der ganzen Sippe, also mit drei Söhnen, die bereits verheiratet u. selbst schon Kinder hatten, von Eger nach Wien. Die Familie befand sich nachweislich im Besitz des original Adelsbriefes von 1668, legte diesen bei Behörden vor und führten ausweislich einer Eintragung in einem Wiener Kirchenbuch seit April 1804 das Adelsprädikat "von Braunthal".
4.) Die drei Gebrüder waren alle in der Textilindustrie tätig. Während sie aufgrund des Adels ihren Stellung in der Gesellschaft sicher verbesserten, wollte sich ein finanzieller Aufstieg in der Hauptstadt kaum einstellen. Einige ihrer Nachfahren gerieten mit dem Gesetz in Konflikt; standen wegen Diebstahl, Betrug u. Veruntreuung vor Gericht oder ihr Geschäft ging in Konkurs.
Das bekannteste Mitglied der Familie war der Schriftsteller Karl Johann Braun von Braunthal, der mitunter auch als "Karl Johann Braun Ritter von Baunthal" in Erscheinung trat, selbst aber noch als "Johann Braun" geboren wurde. Trotz zahlreicher, von den Kritikern meist wohlwollend kommentierter Veröffentlichungen blieb auch er ein armer Mann, mußte als Bibliothekar im Polizeipräsidium arbeiten und war mitunter als Polizeispitzel tätig. 1837 legte er sich mit einem echten Graf von Auersperg an, der ihn zu einem Duell forderte, ihm angesichts seiner bekannten Geldnot sogar das Reisegeld zuschicken wollte. Braun kneifte schließlich u. gab lieber eine Ehrenerklärung ab. Der Graf hielt es daraufhin mit den Gesetzen der Ehre für unvereinbar, sich weiter mit eine so jammervollen Ritter zu beschäftigen. Die zweite Ehefrau des Schriftstellers mußte nach seinem Tod letzte Manuskripte an einen Trödler verhökern und war auf eine kleine, von der Schiller-Stiftung für verarmte Schriftstellerwitwen ausgesetzte Pension angewiesen.
Lediglich ein Bruder des Schriftstellers kam zu kleinem Wohlstand - allerdings wieder in Böhmen, wo er in Wollenau bei Klattau eine kleine Wollfabrik führte. Zwei seiner Söhne traten in den Staatsdienst: Fortunatus BvB war der einzige Offizier der Familie, und zwar Oberleutnant im kuk Infanterieregiment Nr 35, später Hauptmann der Landwehr, lebte zuletzt in Pilsen. Dessen Bruder Rudolf wurde Stadtbeamter in Wien, sein Sohn Leo brachte es zum Amtsrat bei der Post, dessen Bruder Ernst war Oberingenieur bei der Gewerbeaufsicht.
Sicher sehr interessant sollte sein:
Anna Gauby: Johann K. Braun v. Braunthal. Versuch einer Monogrpahie. Diss., Wien, 1950 oder 1951, Maschinenschrift. 344 Seiten, mit einer Stammtafel.
Leider aber nur vor Ort in Wien in verm. einem erhaltenen Exemplar einsehbar.