Brandenburg rect. Bramburg

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

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ga8866
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Brandenburg rect. Bramburg

Beitrag von ga8866 » 04.06.2015, 22:57

Guten Abend,

ich wende mich hier als Neuling mit einer vermutlichen Anfängerfrage an das Forum.

Ich habe zwei Ahnenpässe meiner männlichen Vorfahren in die Hände bekommen und bin über einen Namen gestolpert: bei einem Vorfahren lautet der Name "Peter Heinrich Brandenburg rect. Bramburg".
Was hat es mit dem "rect." auf sich? Ich glaube es bedeutet "eigentlich", aber war das Bestandteil des Namens, oder was steckt dahinter...
Laut Ahnenpass sei dies 1770 in Altona so niedergeschrieben worden.

Eine weitere Frage: sollte "Bramburg" auf die heutige Burgruine an der Weser hinweisen, oder kennt das Forum noch einen anderen Ort?

Ich freue mich über jede Antwort.
Stephan
Zuletzt geändert von ga8866 am 08.06.2015, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Claus J.Billet
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Re: Brandenburg rect. Bramburg

Beitrag von Claus J.Billet » 05.06.2015, 09:00

@ ga8866

Erasmus von Brandenburg, genannt Bramburg .....
lesen Sie hier :
https://books.google.de/books?id=hw4TAA ... rg&f=false

hier stellt sich die Frage:
von wann ist der "Ahnenpass" :?:
Eine beliebte Spielart, in der NS-Zeit, bei Ausstellung des sogenannten "Ahnenpasses" die Familie rückwirkend mit alten "Teutschen" Geschlechtern in Verbindung zu bringen.
Entschuldigen Sie bitte diese Frage,
aber hier stehen Zweifel im Raum. :oops:

Joachim v. Roy
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Brandenburger rect. Bramburg

Beitrag von Joachim v. Roy » 05.06.2015, 10:28

Hallo Stephan,

um zu Ihrer Frage überhaupt etwas sagen zu können, müßte man die Original-Kirchenbucheintragung vom Jahre 1770 zu sehen bekommen. Außerdem wäre zu prüfen, ob sich der Familienname „Brandenburger rect. Bramburg“ in den Altonaer Kirchenbüchern in dieser oder in einer ähnlichen Schreibweise wiederholt.

„Brandenburger rect. (also: richtigerweise) Bramburg“ könnte bedeuten, daß der in Rede stehende Peter Heinrich BRANDENBURG hieß und daß man seinen Familiennamen zu „Bramburg“ verschliffen hatte.

Umgekehrt denkbar wäre aber auch, daß Peter Heinrich tatsächlich BRAMBURG hieß und daß er lediglich „Brandenburger“ genannt wurde. Peter Heinrich selbst dürfte nicht aus „Bramburg“ stammen, vielmehr dürften seine Vorfahren einst ihren Familiennamen „Bramburg“ von einer Ortschaft dieses Namens hergeleitet haben. Hier könnte man an die süddeutschen Orte Bramberg (vgl. auch das alt-schwäbische Geschlecht Branburg (!) - Wappen: in Rot ein golden-gekrönter silberner Schwan mit ausgebreiteten Flügeln), aber auch an die norddeutsch-dänischen Orte Bramdrup denken.

Doch selbst dann, wenn man davon ausgehen wollte, daß BRAMBURG die richtige Schreibweise des unbekannten Stammsitzes der Familie ist, dann ließen sich hier vor allem im norddeutschen Raum etliche Wohnorte dieses Namens denken, die im Laufe der Jahrhunderte, vor allem aber im 30jährigen Krieg untergegangen sind. Das Nachspüren nach derartigen Orten aber ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, über alle Maßen schwierig.

Fazit: Ohne eine sorgfältige Erforschung der Vorfahren des Peter Heinrich „Brandenburger rect. Bramburg“ anhand der einschlägigen Kirchenbücher bleiben sämtliche Annahmen spekulativ.

Freundliche Grüße vom Rhein

ga8866
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Re: Brandenburg rect. Bramburg

Beitrag von ga8866 » 05.06.2015, 13:26

Vielen Dank für die Antwort,

ja in der Tat ist es in den Ahnenpässen nicht immer eindeutig.
Es gibt ja mehrere Vorfahren, die diesen Familliennamen tragen.
Nur ist dieser in drei Varianten in den Pässen vorhanden (bei verschiedenen Vorfahren) 1) Brandenburg rect. Bramburg 2) Bramburg rect. Brandenburg 3) Brandenburg rect. Branburg.

Ich denke ich probiere mir den Originaleintrag von Peter Heinrich in Altona einmal anzugucken. Mal gespannt was da steht. Vielen Dank für den Hinweis, dasss es auch Orte gibt, die es nicht mehr gibt. Ja, habe ich gar nicht bedacht. Interessant ist auch der Hinweis auf "Branburg".

Ich melde mich gerne, wenn ich das Original und die der Vorfahren gesehen habe.

Nachtrag: Ja, es handelt sich um Ahnenpässe aus dem 3.Reich. Vielen Dank auch für den Hinweis auf den Propst von Berlin Erasmus. Eine interessante Namensähnlichkeit. Als Laie könnte man denken es sei der selbe Name, mal die "vons" weggedacht.

BG,
Stephan
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Joachim v. Roy
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Brandenburger rect. Bramburg

Beitrag von Joachim v. Roy » 06.06.2015, 11:57

Hier noch eine Abbildung des Wappens des alt-schwäbischen Geschlechts B r a n b u r g :

http://www.wappenbuch.com/imagesB/B093.jpg

MfG

ga8866
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Re: Brandenburg rect. Bramburg

Beitrag von ga8866 » 21.07.2015, 15:33

Ich möchte meine eigenen Erkenntnisse hier nicht vorenthalten:

Vor einiger Zeit fragte ich mich, ob der Name "Bramburg" etwas mit der gleichnamigen Burgruine zu tun hätte.

In der Zwischenzeit habe ich einen Ort in Tschechien gefunden, der früher den deutschen Namen "Bramburg" und später auch "Brandenburg" trug. Heute heißt dieser Ort "Brambory". Im Internet liest man, dass dies eine deutsche Siedlung gewesen sei, mit ursprünglichen Siedlern aus dem Brandenburger Raum.

Passt natürlich wie die Faust aufs Auge. Mag aber auch nur Zufall sein.

Besten Gruß,

Stephan

ga8866
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Re: Brandenburg rect. Bramburg

Beitrag von ga8866 » 22.11.2015, 11:34

Guten Tag allerseits,

wie angekündigt hier das Ergebnis der Einsicht des Geburtseintrages des Vorfahren Peter Hinrich Brandenburg von 1770.
Er wird dort Peter Hinrich Brandenburg genannt. Dies ist der älteste Beleg für diesen Familiennamen in meiner väterlichen Linie.

Den Namenszusatz „rect. Bramburg“ kann ich dort nicht finden und ich weiß noch nicht wie dieses in den Ahnenpass kommt. Erstaunlich.

Eine Möglichkeit wäre, dass der Ersteller des Ahnenpasses einen Zusammenhang zu dem damaligen Kleriker Erasmus Brandenburg herstellen wollte (gestorben 1499). Dieser wird in einem Dokument „Erasmus Brandenburg, auf der Urkunde Bramburg heißend“ betitelt. In vielen anderen Dokumenten heißt dieser Erasmus allerdings Brandenburg.
In einigen Quellen wird formuliert, dass dieser Erasmus ein natürlicher Sohn von Friedrich II von Brandenburg gewesen sei. Quellen aus dem 18. Jahrhundert widersprechen dem und eine Doktorarbeit von 2004 nennt Erasmus wieder als natürlichen Sohn.

Gut, wie dem auch sei kann ich weder erklären, wie der Ersteller des Ahnenpasses zu diesem Familiennamen „rect. Bramburg“ kommt, noch weiß ich was er damit bezweckte.
Eine Verbindung zu dem Erasmus oder sogar direkt zu den Hohenzollern herzustellen scheint mir ebenso aussichtslos zu sein. Das scheint auch im dritten Reich nicht anders gewesen zu sein.

Ein Gutes hat die Recherche: Ich arbeite an einem Wikipedia-Eintrag zu Erasmus Brandenburg, da ich einige Daten über ihn sammeln konnte und ich dadurch wenige, aber interessante Details aus dem Leben eines Geistlichen des 14. Jahrhundert erlangen konnte.

Angefangen habe ich mit der Ahnenforschung, um auf ein Familienwappen zu stoßen.

Ich wünschen einen schönen Sonntag.

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