kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

Antworten
Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Beitrag von Herr N. » 28.03.2013, 18:47

Ich bin auf der Suche näheres zu erfahren über einen Vorfahren, der 1672 zum kaiserlichen Notar und Richter in Mittelhausen ernannt wurden ist.

Gibt es irgendwelche Lexika, die das belegen könnten? Gibt es also eine Art Register aller kaiserlichen Notare aus der Zeit?

Ferner würde es mich interessieren, ob jeder einzelne Notar damals sein eigenes Siegel besaß? Ich habe Grund zur Annahme, weil ich ein solches besitze, habe aber bislang nichts zu seiner Entstehung in Erfahrung bringen können.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Beitrag von Joachim v. Roy » 28.03.2013, 19:52

Falls der in Rede stehende Jurist tatsächlich im Jahre 1672 zum „kaiserlichen Notar“ ernannt wurde, dann müßte es in W i e n einen entsprechenden Vorgang geben. Nicht auszuschließen wäre jedoch, daß die Wiener Hofkanzlei die thüringische Landesregierung bereits im 15. oder 16. Jahrhundert mit der Ernennung der „kaiserlichen“ Notare betraut hatte und daß man heute in Wien gar keine Vorgänge zum Jahre 1672 mehr findet. Eine kompetente Antwort auf diese Frage könnte wohl nur das ÖSTERREICHISCHE STAATSARCHIV (Abt. Allgemeines Verwaltungsarchiv) in A-1030 Wien, Nottendorfer Gasse 2, erteilen.

Daß der „kaiserliche Notar“ von 1672 ein eigenes S i e g e l führte, dürfte sich von selbst verstehen. - Gute Ausführungen zu derartigen Siegeln findet man in der „Wappenfibel – Handbuch der Heraldik“, herausgegeben vom Berliner Verein Herold, 19. Aufl., Verlag Degener & Co. 2002 (mir liegt nur die 18. Aufl., Neustadt a.d. Aisch 1991, S. 210-214 „Notarsignete“, vor).

Freundliche Grüße vom Rhein

P.S. Könnten Sie uns das Siegel Ihres Vorfahren zeigen?

Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

Beitrag von Herr N. » 28.03.2013, 23:45

Vielen Dank für Ihre präzisen Anregungen, die mich möglicherweise in meinen Recherchen befördern werden. Ich bin noch neu, was die genealogische Forschung betrifft und erst recht jene der Heraldik, dass ich noch gewisse Dinge über Siegel und dergleichen nicht weiß.

Das fragliche Siegel ist übrigens dieses: https://dl.dropbox.com/u/109495328/Siegel.jpg

Beste Grüße aus dem Welchtirol

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 29.03.2013, 07:32

haben Sie vielleicht noch das Original (Siegel), anstatt einer .... viel spaeteren Kopie..... :?:
MfG,
Frank

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Beitrag von Joachim v. Roy » 29.03.2013, 10:25

Vielen Dank für die freundliche Übermittlung der prachtvollen Reinzeichnung des alten Siegels!

Leider handelt es sich bei dem Wappen nicht um ein überliefertes Familienwappen, sondern um ein typisches „Juristenwappen“, das im Schild eine J u s t i t i a (mit den Attributen Augenbinde, Schwert und Waage) als Personifikation der Gerechtigkeit und auf dem Helm einen K r a n i c h (mit einem Stein oder einer Kugel in der erhobenen Kralle) als Symbol der Wachsamkeit zeigt. Dazu passend die Devise CAUTE ET IUSTE = Vorsichtig (wachsam) und gerecht. Sehr schön!

MfG

Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

Beitrag von Herr N. » 29.03.2013, 12:54

Wenn ich mich recht erinnere, befindet sich im Familienbesitz noch ein weiteres, älteres (?) Siegel aus dem 16. Jahrhundert. Ich werde sehen, ob ich demnächst ein Foto davon machen kann.

Von dem "Juristenwappen" gibt es auch eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert (?), wovon dies die Vorlage zu sein schien. Ich bin nicht enttäuscht darüber, nicht das Familienwappen gefunden zu haben. Vielen Dank an dieser Stelle für ihre Erläuterungen!

Zur genauen Geschichte beider Siegel muss ich mich noch befassen. Da ich erst mit dem neuen Jahr die durchaus umfangreichen Unterlagen zu systematisieren begann, befinde ich mich dem entsprechend noch in den Anfängen.

P.S.:
Sind "Juristenwappen" einzigartig, d.h. ist dieses Siegel im besten Falle auf alten Dokumenten aufspürbar, um beispielsweise den Wirkungsgrad meines Urahnen nachzuvollziehen?

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Beitrag von Joachim v. Roy » 29.03.2013, 13:41

Zwar sind „Juristenwappen“ alles andere als einzigartig, doch anhand dieses - durch seine Umschrift einwandfrei bestimmbaren - Siegels ließe sich der Wirkungskreis des Vorfahren in der Tat nachvollziehen. Hier könnte man sich z.B. bei den für Mittelhausen (welches Mittelhausen?) zuständigen Stadtarchiven Erfurt oder Allstedt nach dem evtl. Vorhandensein von Sammlungen von Testamenten, Grundstücksübertragungen usw. erkundigen, welche von Notaren beurkundet wurden (in Antwerpen und Amsterdam gibt es z.B. derartige spezielle Sammlungen von Notariatsprotokollen mit zum Teil prachtvollen Hausmarken).

MfG

Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

Beitrag von Herr N. » 29.03.2013, 13:46

Vielen Dank für die wichtigen Erkenntnisse. Ich werde jetzt meine Recherchen fortsetzen können!

MfG,
Neumann

SR-7v
Mitglied
Beiträge: 680
Registriert: 26.07.2011, 11:30

Beitrag von SR-7v » 15.04.2013, 15:34

Joachim v. Roy hat geschrieben:Falls der in Rede stehende Jurist tatsächlich im Jahre 1672 zum „kaiserlichen Notar“ ernannt wurde, dann müßte es in W i e n einen entsprechenden Vorgang geben.

Daß für die Ernennung zum "kaiserlichen" Notar ein Diplom des Kaisers nötig gewesen wäre, bzw. daß der Vorgang in Wien auffindbar sein müßte, kann ich nicht bestätigen.

Da die Ernennung von Notaren an einige Institutionen, vor allem (und zwar bereits seit Mitte des 14. Jh.!) an die zahlreichen Hofpfalzgrafen, delegiert war, dürfte es nur in den seltensten Fällen so gewesen sein, daß der Kaiser und die Kanzlei in Wien hier unmittelbar tätig geworden sind oder auch nur Notiz von der Ernennung genommen haben.

Auch wenn also in den meisten Fällen keine Ernennung unmittelbar durch den Kaiser stattfand, dürfte der Zusatz "kaiserlich" in der Regel trotzdem keine Anmaßung darstellen; schließlich war ja der Kaiser gleichsam indirekt der Ernennende. Um ganz sicher zu gehen, müßte man im Einzelfall die Befugnisse der zum Notar ernennenden Stelle (des ernennenden Hofpfalzgrafen) untersuchen.

Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

Re: kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Beitrag von Herr N. » 18.05.2015, 19:01

Es ist bereits eine gewisse Zeit her, dass ich meine Recherchen studienbedingt unterbrechen musste, ich wollte Sie, Joachim v. Roy, fragen, ob Sie in dem Buch "Wappenfibel – Handbuch der Heraldik" nachschauen könnten, ob sich das besagte Siegel, siehe https://dl.dropboxusercontent.com/u/109 ... mann-1.jpg, darin wiederfindet?

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Beitrag von Joachim v. Roy » 18.05.2015, 20:24

In der mir vorliegenden 18. Auflage der „Wappenfibel – Handbuch der Heraldik“ (Neustadt a.d. Aisch 1991) findet man in dem Kapitel „Notarsignete“ lediglich 9 – beispielhaft dargestellte - Abbildungen von Notariatssigneten (darunter 4 aus Erlangen). Das in Rede stehende Siegel des Notars Johann Gottfried Neumann befindet sich leider nicht unter diesen Abbildungen. Da müßte man schon in den für Mittelhausen zuständigen Landes- oder Stadtarchiven forschen.

MfG

Herr N.
Beiträge: 6
Registriert: 28.03.2013, 18:39

Re: kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Beitrag von Herr N. » 26.02.2016, 11:25

Trotz intensiver Recherchen habe ich bislang noch keine Spur von meinem ältesten Vorfahren Johann Neumann gefunden. Allerdings habe ich eine zweiseitige maschinelle Abschrift seiner Beglaubigung zum Notar in einem großen Stapel Dokumente entdeckt, die mir meine Großmutter vererbte, siehe: https://dl.dropboxusercontent.com/u/109 ... -Brief.zip.

Ergeben sich nach der Lektüre für Sie weitere Rechercheansätze?

a) Interessant ist, dass ein gewisser Herr Volkmar Happe die Beurkundung eines Notariat-Briefes mit Palatinat-Siegel in Allstedt vollzog. Er ist an anderer Stelle als Autor eine zweibändigen Tagebuchs bekannt.

b) Mein Vorfahre Johann Neumann wird als Juris practicus bezeichnet. Kann es sein, dass er hierfür vorher an einer Universität studiert hat?

c) Er wird als "zu Mittelhaußen" erwähnt. Heißt das dort geboren oder dort zugegen, also wohnhaft im Moment der Beurkundung?

d) Er wird erwähnt, dass er "von ehrlichen Eltern geboren" wurde. Sind damit womöglich tatsächlich lediglich Leumund oder eine gewisse Herkunft, bspw. vorherige Juris practicus?

e) Unter den Zeugen befindet sich ein Herr Barthel Ottens von der Dekken, Rittmeister in Mittelhausen, Herrn M. Samuel Ursini, Superindentant in Allstedt, Friedrich Wilehelms von Nielandt, Leutnant in Allstedt, Friedrichs von Wahl auf Allstedt, Johann Reiehardts, Amtmann, Nicolaus Schöniks, Amtsschreiber und Bürgermeister in Allstedt.

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

kaiserliche Notare im 17. Jahrhundert

Beitrag von Joachim v. Roy » 27.02.2016, 11:36

Die zweiseitige - unbeglaubigte - Abschrift habe ich mit Interesse gelesen.
Für mich ergeben sich hier keine "weiteren Rechercheansätze".

MfG

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Notar Neumann in Mittelhausen

Beitrag von Joachim v. Roy » 28.02.2016, 11:08

Zur Information

Zu den weiteren Nachforschungen des Fragestellers
vgl. http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=131880 .


MfG

Antworten