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v. Diczelski

Verfasst: 12.01.2019, 12:48
von Joachim v. Roy
Z e z e l i s (oder ähnlich) wird bei Johann Friedrich Goldbeck, „Topographie von Westpreußen“, Marienwerder 1789, nicht genannt, ist auch im Raum Karthaus (preußische Landesaufnahme von 1796)
nicht zu finden. - Denkbar wäre, daß hier die Ortschaft D z i n z e l i t z im Lande Lauenburg
(Hinterpommern) gemeint ist, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Lau ... w_1794.jpg .

Dank für den Hinweis auf FamilySearch.

MfG

Adelsqualität

Verfasst: 12.01.2019, 17:00
von Kleinschmid
Danke für den Hinweis auf dieses Dzinzelitz, das später Zinzelitz oder Zitzelitz hieß. Dabei handelt es sich um den Herkunftsort der Adelsfamilie Diezelski! Stellt sich nun die Frage nach der Adelsqualität. Vor zehn Jahren hatte ja bereits Freiherr von Recum Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Adels. In der kleinen Familienchronik (Georg v. Diezelsky: Aufzeichnungen über die Familie v. Diezelsky, Lauenburg in Pommern 1912, 117 Seiten, hier S. 73) wird übrigens die fragliche Familie aus Danzig zwar erwähnt, allerdings unter dem Kapitel 'Nicht mit dem Hauptstamme zu verbinden'. D.h., auch 1912 war nicht bekannt, wohin dieser Johann Anton D. tatsächlich gehört. In der ältesten mir bekannten Urkunde (Tr-Eintrag aus Danzig) von 1821 fehlt das 'von'. 1848, als er die Windmühle bauen möchte, wurde er im Amtsblatt als Particulier Johann Anton v. D. geführt. Anschl. wurde der Adel unbeanstandet geführt, so daß sich die Sache eigentlich erledigt hat.
Als möglichen Herkunftsort könnte noch Zestelin bei Greifswald in Frage kommen. Ich weiß aber noch nicht, wo sich die um 1800 dafür zuständige katholische Pfarrei befand. Vermutlich gibt es aber vorn dort sowieso keine KB mehr.

Adelsqualität II

Verfasst: 13.01.2019, 16:32
von Kleinschmid
Die o.g. Chronik ist recht umständlich verfaßt. Schwerpunkt ist der ev. Teil der Familie mit den pr. Offizieren und deren Werdegang u. Aufzählung von Orden und teilgenommenen Feldzügen. Über den kath. Teil, der sich übrigens Dzięcielski schrieb, finden sich lediglich ein paar Details aus den westpreußischen Schöppen- u. Hypothekenbüchern. Auszüge aus den kath. KB wurden dagegen aus Platzgründen (!) weggelassen. Wir suchen aber eben den Anschluß für den katholischen Johann Anton - später Kfm. in Danzig. Der Vorname 'Anton' erscheint dann wirklich nur bei den kath. D., die als Grundbesitzer von Kantrzin (nahe bei Zinzelitz) erwähnt werden. Die zuständige kath. Pfarrei war Roslasin im Krs. Lauenburg, deren KB sich leider nur im Bistumsarchiv Pelplin befinden. Es gibt aber einen im Internet veröffentlichten Index dazu und der weist tatsächlich einen Johann Anton Dzięcielski nach! Die Danziger Einwohnermeldekartei gibt zwar sein Geburtjahr mit 1800 an, während der hier gefundene 1798 geboren wurde, es ist aber davon auszugehen, daß es der richtige ist. Anhand der Angaben aus der Chronik ergibt sich somit folgende Ergänzung zum o.g. Stammbaum:
Michael Dzięcielski, *~1737, + 3.2.1777, oo Katharina Bichowski, + 16.1.1787, die zusammen einen (winzigen) Anteil von Kantrzin besaßen.
- Jakob Dzięcielski, * 28.7.1770, oo Rosalia Węciercki
- - Johann Anton von Diczelski, Kaufmann in Danzig - siehe oben

Abschließend nochmals zu den v. D. aus Danzig bzw. den Flüchtlingen von dort. Es findet sich zur fraglichen Zeit in Schleswig-Holstein lediglich eine Luise v. Diezelski, die 1955 noch im Flüchtlingslager 'Waldlager' bei Gadeland, Kreis Segeberg, Amt Neumünster, wohnte. Es sollte sich um die Ehefrau des seit 1945 in Danzig vermißten Willy v. D. handeln, da dessen Bruder Fritz nach 1945 in Nievenheim (NRW) lebte.

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 13.01.2019, 17:58
von kalex1946
@ Kleinschmid

Ich kann immer wieder nur bewundern, welch höchst interessante Beiträge Du uns vor Augen führst.

Hats off!

Gruß aus South Carolina

Kurt

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 14.01.2019, 18:47
von GM
Kann ich mich nur anschließen - Chapeau !

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 14.01.2019, 19:47
von Duppauer1
Tja ich kann mich da nur meinen Vorrednern anschließen!
Über den Wissensschatz von Hr. Kleinschmid kann ich auch nur immer wieder staunen!
Und sein Beiträge lese ich immer wieder gerne ! :)
Er ist halt einer der größten ! :wink:
Ich kann meine direkte männliche Stammfolge schon bis auf das Jahr 1494 zurückverfolgen, aber ich Wette das Herr Kleinschmid noch eine, oder zwei Generationen findet. :wink:
Herzliche Grüße
Dieter

Danke, danke ...

Verfasst: 14.01.2019, 22:06
von Kleinschmid
Als die Digitalisierung von Büchern und Handschriften (Kirchenbüchern, Steuerlisten, Bürgerbüchern, Stammrollen usw.) begann, hatte sicher kaum einer geahnt, welche riesige Menge davon in nur zehn Jahren zugänglich sein wird. Mittlerweile gibt es viel Familienforscher, die überhaupt nur am PC recherchieren. Gerade in Polen kommt zur Digitalisierung noch das Indicieren hinzu. Dabei werden zumindest die wichtigsten Personen + Datum + Ort aus den handschriflichen Quellen in eine Datenbank übertragen, so daß man recht einfach das Vorkommen eines Familiennamens für eine Region überprüfen kann. Da aber die meisten in unserer Runde überwiegend Heraldik-Enthusiasten sind, sind diese Möglichkeiten verständlicherweise nicht allen bekannt.

Ich selbst bewundere viel mehr die Fähigkeit der anderen Kollegen hier, wie es immer wieder gelingt, auf den denkbar schlechtesten Fotografien die Symbole zu erkennen oder manchmal auch nur zu erahnen und dann das gezeigte Wappen auch noch der richtigen Familie zuzuordnen.

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 16.01.2019, 22:46
von kalex1946
Hallo Herr Kleinschmid,

Heißt das, daß Du auch im Polen suchen bzw. helfen kannst? Wenn ja, dann hätte ich evtl. einen Fall in der Familie meiner Frau (Familiennamen Raszplewicz). Kann erst in einigen Tagen die Informationen hier einstellen, welche wir von einem jungen 'Genealogen' aus einem anderen Zweig der Familie in Polen erhalten haben. Er hat schon einiges zusammengetragen.

Gruß aus South Carolina
Kurt

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 27.06.2019, 03:04
von toucherts
Die Aufnahme von Familien im "Gotha" Nox Vidmate VLC ist ja durch die Familien veranlaßt worden und die Artikel stammten weitgehend von den Antragstellern, manches wurde überprüft.

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 15.11.2019, 14:08
von JoelTan
Liebe Verwandte der Familie von Diezelsky/Dziezielski,

schon lange wollte ich diesen wundervollen Forenbeitrag um ein paar Kleinigkeiten ergänzen. Selbstverständlich kann ich nicht mit dem Wissen der Experten hier mithalten, aber mein Großvater hat mir einiges über die Herren von Diezelsky aus Gotendorf/Choczewo erzählt, wo er aufgewachsen ist. Dieser Zeitzeugenbericht ist vielleicht eine schöne Ergänzung zu den Fakten hier.

Mein Großvater ist 1918 in Gotendorf geboren. Dort befand und befindet sich das Gut der Herren von Diezelsky (Major Georg Robert v.D. und Marie-Else v.D. geb. Gräfin Keyserlingk). Sie hatten einen Sohn, Ernst-Oskar, und drei Töchter, Marie Klementine, Vera Elisabeth und (Ellen?) Frederike. Letztere hatten einen Geburtsfehler. Die Worte meines Opas waren: "Damals nannte man das schlicht Die ist verrückt. Das sagt man heute ja nicht mehr". Heute ist das Gutshaus eine Bibliothek.

Mein Opa beschrieb es immer als wunderschön idyllisch gelegen. Es hatte riesige Gärten mit hohen Mauern umgeben - geschützt durch Scherben obendrauf. Dahinter wuchsen die schönsten Früchte, die er natürlich immer versucht hatte zu klauen. Zur Hilfe kam ihm dabei der Sohn des Gutsbesiters. Oskar und Opa kannten sich gut aus der Schule. Bis der adlige Junge zum Gymnasium ging, wurde er in der Dorfschule mit allen anderen Kindern unterrichtet.
Mein Opa berichtete mir etwas, das mich erstaunte. Oskar war ständig hungrig. Die Mamsell vom Gut war knickerig und teilte das Essen streng ein. Die Bauenkinder hingegen hatten Daumendicke Stullen Brot mit Schinken und Schmalz dabei (ich glaube, er nannte sie "Palten"). Er gab sein Brot oft Oskar, der ihm zum Dank sagen mussten, wann der Gutsgärtner wo im Garten war. Mit dieser Information konnte mein Opa unbemerkt über die Mauer klettern und Kirschen und Erdbeeren stehlen.

Der Gutsherr war angeblich unter den Dorfbewohnern nicht sonderlich beliebt und ebenso wenig unter seinen Tagelöhnern, die damals noch wie Leibeigene von ihm behandelt wurden. Einmal erzählte mir mein Großvater von einem Vorfall. Als Opa 10-12 Jahre alt war, ging er zum Bahnhof. Dort hinterm Zaun wuchs das beste Klee. Er wollte es pflücken für die Kaninchen, doch in genau dem Moment fuhr der Gutsherr mit seinem Jagdwagen vorbei. Er zögerte nicht und schoss mit der Schrotflinte. Es war wohl nur "Vogelschrot", aber mein Opa hatte tatsächlich ein paar Körner im Hintern. Auch die Hühner, die versehentlich auf dem Grundstück des Guts pickten, schoss der Major Diezelsky sofort ab und nahm sie mit sich.

So schlecht er auch von dem Gutsherrn sprach, so freundlich waren Opas Worte für dessen Frau Marie-Else. Sie soll eine großgewachsene und herzliche Frau gewesen sein, die sehr lieb zu ihren Kindern war. Sie starb schon 1939 an einer Lungenentzündung und liegt beim Gut begraben.

Hierzu ein übersetzter Auszug von dieser Webseite https://pomorskie.dipp.info.pl/baza-dip ... c-choczewo:

"... Der letzte Besitzer von Choczew war Major Georg Robert. Als Antifaschist und Gegner Hitlers wurde er in ein Konzentrationslager gesperrt, wo er 1944 starb. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Choczew geschickt. Die Frau des Majors starb viel früher (1939). Ihr letzter Wunsch war es, auf dem Hügel gegenüber dem Palast begraben zu werden. Dieses Grab hat bis heute überdauert. Und es wird von Schülern der Choczewo-Schule betreut. Der Sohn des Majors - Ernst Oskar - starb 1943 an der Ostfront (er war damals 19 Jahre alt). Tochter Frederike wurde in einer Nervenheilanstalt in Lębork ermordet. Andere Töchter - Marie Klementine und Vera Elsabeth überlebten den Krieg und lebten in Deutschland."

Vera von Diezelsky hat Opa nach dem Krieg noch einige Male bei Choczewo-Treffen getroffen. Von ihr habe ich auch einen besonderen "Schatz". Einst hielt sie eine Rede bei der Abschlussfeier der Abiturientinnen der Lessingschule. Die Abschrift davon, mit ihrer originalen Unterschrift, liegt mir durch einen verrückten Zufall vor. Ich werde sie eines Tages nach Choczewo zum Gut bringen, wo sie meiner Meinung nach hingehört.

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Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 16.11.2019, 06:46
von Jørg
Hallo JoelTan,
zum Zitat:
...ebenso wenig unter seinen Tagelöhnern, die damals teils noch Leibeigene waren...
ist zu bemerken, daß in Preußen die Leibeigenschaft schon 1810 aufgehoben wurde.
s. auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigen ... eu%C3%9Fen

Das hat sicherlich nichts an der schrecklichen Lage der Landarbeiter gerade in Ostelbien geändert und meine Bemerkung dient auch nur zur Begriffsklärung.

MfG
Jørg

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 20.11.2019, 13:32
von JoelTan
Danke für diese Korrektur. Natürlich muss alles seine Richtigkeit haben. Ich gab nur wieder, was mein Großvater erzählte ... Werde den Text anpassen. Liebe Grüße

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 30.08.2020, 17:57
von Wolf1
Hallo Kleinschmid,

als Ergänzung zum Beitrag vom 12.01/13.01.2019
Der Nobilis Joannes Antonius Dziecielski wird am 17.06.1798 in Roslasin (kath.) getauft. Geburt am 10. oder 16.
Hier Herkunftsort Dziecielitz Vater Nob. Joannes Jacob Dziecielski und Mutter Rosalia.
Der Familienname der Mutter wird bei der Taufe der Schwester Dorothea am 10.5.1801 angegeben. Hier: Rosalia de domo ex familia v. Wiszeckich (v. Wiszecka bzw. Wyszecka)
[bei dem Namen Dziecielski muss noch der Akzent unter dem ersten e gesetzt werden)

Viele Grüße

Re: Die Familie VON DICZELSKI (VON DIEZELSKY, VON DZIEZIELSKI)

Verfasst: 02.02.2021, 16:53
von Elisabeth Tielsch
Hallo Herr Ader,
ich bin neu hier und finde mich noch nicht ganz gut tzurecht. Gerade habe ich einen Beitrag zu Diezelsky, Chottchow an Sie gesandt, ich bitte Sie, diesen zu veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen, Elisabeth Tielsch