Moin Herr Möckel,
R. Möckel hat geschrieben:
@ Herrn Kutzke
Ihre Kritik ist natürlich berechtigt, aber unsere Intentionen Richtung Lernziele sind wohl unterschiedlich, was zu einem Mißverständnis führt, welches ich gern ausräumen will.
Das ist Ihnen gelungen!
Vielen Dank für Ihre Ausführungen über die Möglichkeiten die Sie haben, z.B. im Fach Geschichte, „Wissen“ zu vermitteln.
Die Problematik die Sie schildern ist mir nicht ganz unbekannt, aber ich bin Optimist und denke immer - so schlimm wird es wohl doch nicht werden-, das Pendel muss auch wieder zur anderen Seite ausschlagen; und so hoffe ich, dass auch in 20 Jahren Schiffe, wie sie auf der Mayerwerft gebaut werden, von deutschen Arbeitern montiert werden können.
Besonders danke ich Ihnen aber für die Erkenntnis die ich aus Ihren Ausführungen für mich persönlich herausfiltern konnte.
Doch nun zu Ihren Fragen:
R. Möckel hat geschrieben:
@ Hr. Bas den Brook + Hr. Kutzke:
Hypothese oder nicht bei FN Tzeuschner. Der Bezug zum Ortsnamen scheint doch nachvollziehbar. Laut Geogen ist der Name in dieser Schreibweise selten und findet sich heute fast ausschließlich in dieser Ecke Sachsens. Auch die Gegend Schlesien, Sudetenland ist ja geographisch naheliegend. Aber auch die Herleitung von einem slawischen RN klingt interessant. Czuzse - bedeutet das etwas?
Tzeuschner könnte natürlich von einem ON, ÖN abgeleitet sein; z.B. auch von Tschauschwitz,
http://www.genealogienetz.de/reg/SCI/or ... kau-d.html.
Die Bedeutung des slaw. RN Czuzse kenne ich nicht. Vielleicht hilft hier jemand weiter: Czuszewski
http://www.frankenberg-privat.de/Seite1D.htm.
Ganz kurz zu GEOGEN, ein netter Helfer, aber bedenken Sie welche Daten dort zugrunde liegen.
R. Möckel hat geschrieben:
Bei Winner, Herr Kutzke: Sie meinten die "Form der Landwirtschaft", nicht den Bauern im Mittelpunkt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was sie damit meinen. Sie unterscheiden auch Landwirt von Bauer, und das ist mir noch nicht klar. Feldarbeiter im Unterschied zum Bauern, das schon eher; wenn Bauer in diesem Fall mehr auf den Besitz von eigenem Land, welches bebaut wird, hinweist im Ggs. zum Land- oder Feldarbeiter, der nicht unbedingt eigenes Land bearbeitet. Meinten Sie das?
Am liebsten würde ich den Betrag von oups so stehen lassen:
Winders, Winners =
laboureur, paysan, agriculteur.
Nur so viel, es gibt unzählige von Formen und damit auch Bedeutungen für einen Bauern, und Bauer**) bedeutet nicht zwingend = Besitz von eigenem Land.
Die Namenforschung (ich meine nicht das Abschreiben aus Namenlexika) ist eine sehr aufwendige und komplexe Sache, so dass ich weit ausholen müsste um Ihnen einen wirklichen Einblick in die Hilfswissenschaft Namenkunde (für Linguistik, Geschichte, Sozialgeschichte, Geografie, Onomastik, usw.) verschaffen zu können. Des Weiteren besteht auch eine unterschiedliche Sichtweise, was die Namenkunde leisten kann und vor allem, wie sie betrieben werden muss.
Im Allgemeinen wurde/wird die Familiennamenforschung der Linguistik der Sprachwissenschaft und nicht der Geschichtswissenschaft zugeordnet. Das hatte zur Folge, dass die Ergebnisse sehr einseitig waren und erst in neuerer Zeit gibt es einige wenige Namenforscher die die Forschung interdisziplinär betreiben.
Dem steht heute allerdings ein anderes Phänomen gegenüber, die Mode der Deutung von Familiennamen. Was man da, vor allem im Internet und dort in Foren, lesen kann ist schon erschreckend!
Interessanter Weise haben auch einige Namenforscher diesen Trend genutzt und verbreiten, ähnlich wie vor 30-40 Jahren Erich von Däniken seine Außerirdischen verkaufte, Namendeutungen die diesen Namen nicht verdienen.
Im Gegensatz zu diesen Vermarktern war Erich von Däniken noch ein "Sportsmann", indem er seine Vorträge stets mit dem Satz beendete:
„Bitte, meine Damen und Herren, glauben Sie mir kein Wort.“
Sorry, jetzt hab ich mich etwas
vertändelt.
Noch mal zum FN
Winners.
Das ist ein schönes Beispiel für einen Namen der die unterschiedlichsten Bedeutungen haben kann.
Der Duden-Familiennamen nennt uns für den FN Winner:
1) Übername zu mhd. winnen >sich abarbeiten; wüten, toben, rasen, streiten<, mnd. ...
2) Niederdeutscher Standesname zu mnd. winner >Arbeiter (im Bergwerk), der im Dienste eines Anderen.
3) Ableitung auf -er von →Winne (2.).
4) →Wiener (2.).
5) Oberdeutscher, durch Entrundung entstandener Wohnstättenname auf -er zu mhd. wünne >Wiesenland<. ...
1. Winne:
1) Aus einer Kurzform von Rufnamen, die das Namenwort wini enthalten (vgl. ...
2) Herkunftsname zu dem gleich lautenden Ortsnamen .
Damit hat der Duden schon viel geleistet, er gibt einen groben Überblick über die Bedeutungsmöglichkeiten die der FN Winner(s) hat.
Ich könnte leicht weitere Bedeutungen hinzufügen, doch bringt das dem Namenträger Winners am Niederrhein wenig, er braucht eine Deutung für sein Umfeld (wenn er/seine Vorfahren nicht aus Bayern oder sonst wo zugezogen ist/sind).
Ich meine, für dieses Umfeld kommen zwei (drei) Deutungen in Frage:
1.) Winners = Bauer (in Abhängigkeit, Pacht) *)
2.) Winners = ein FN der auf einen Rufnamen, mit demNamenwort wini, wino usw.
zurückgeht; die Endung "-s" entspricht einem Genitivsuffix.
3.) wie 2.) jedoch aus einem FN Winnen (s. o. die Ausführung von Bas den Brok)
_________
*)
"Für unsere Landwirte ist es interessant, etwas von einem Pachtsystem zu vernehmen, welches bei unseren Vorahnen beliebt war. Es unterscheidet sich von der heutigen Pachtweise dadurch, daß der Besitzer keine Geldentschädigung erhielt. Dafür bekam er zur Zeit der Ernte den halben Ertrag des Grundstückes. Der Landwirt, der ein Gut oder einzelne Parzellen Ackerland auf diese Weise in Gebrauch nahm, hieß
Halbwinner, später auch Halfen oder Halfmann."
**)
Früher war der Ausdruck "bauen" für pflügen üblich. In meiner Jugendzeit sprachen mein Vater und die Bauern generell z.B. davon, daß der Acker für den Hafer, der im Frühjahr gesät wurde, vor Winter "gebaut" (gepflügt) wurde, damit die Ackerscholle durch den Winterfrost schön gar und krümelig wurde.
Das "Umbauen" (Umpflügen) der Getreidestoppeln im Herbst wurde in vielen alten Pachtverträgen als Bedingung bei Abzug festgeschrieben. Daher stammt wohl auch der Ausdruck "Bauer", der hier allgemein für die Landwirte von altersher üblich ist.
Quelle: für *) und **)
Stöcker, Friedhelm: Bericht über Pachtungen und Pachtverträge. Haan 1995
s.a.
http://home.arcor.de/maramut/02arc/stpacht.htm
Hendrik Kutzke