Hier braucht ein Lehrer Hilfe...

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

Bas den Brok
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Beitrag von Bas den Brok » 04.02.2007, 23:45

markus theising hat geschrieben:Interessant, zumal mein Name ja den gleichen Stamm hat, s. auch die Bemerkungen zu meinem Wappen.

Stammort der Familie ist seit etwa 1871 die westf. Ortschaft Appelhülsen (Münsterland), heute Ortsteil von Nottuln ... der Name Theising leitet sich vom "Sohn des Matthias" ab.
Es gibt in Holland auch die Familiennamen Thijssing, Tissing, Tissingh, aber nicht so viel wie Theis(s)ing in Deutschland grad über der Grenze (Borken, Steinfurt, Bentheim, Emsland). Bis wie weit zurück hast du deine Name verfolgen können und wurde sie immer Theis(s)ing geschrieben? Vielleicht gabs früher in Deutschland neben Thies doch die Vorname Theis mit "ei" geschrieben. Die Familienname Theis ist im Eifelgebiet weit verbreitet.

R. Möckel
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Beitrag von R. Möckel » 05.02.2007, 01:42

Hallo zusammen,
und vielen Dank für die vielen nützlichen Hinweise. Inzwischen haben sich einige Eltern meiner Schüler gemeldet, die mein Schulprojekt durchweg positiv aufgenommen haben und sich sehr interessiert zeigen. In den meisten Fällen wurde aber schnell klar, dass sie auch selber nur sehr begrenztes Wissen über die geographische Herkunft ihrer eigenen Vorfahren haben.
Aber bei Geuskens steht fest, dass diese ursprünglich aus der Gegend um Limburg kamen. RN God- Gode- ? hat das was mit Gott zu tun, wie Gottfried oder Gotthilf? Oder Mit "gut" im Sinne von nicht schlecht oder "Gut" im Sinne von Landgut, Besitz? Und Goos-? Läßt sich das irgendwie übersetzen?
Fräulein Ruchs Vorfahren kommen ursprünglich aus dem Dreiländereck Frankreich / Schweiz / Deutschland, vielleicht hilft das?
Winner lässt wohl offensichtlich mehrere Deutungen zu. Leider konnten die Eltern keine genauen Angaben zur Stammheimat machen. Die Herleitung: Einer, der mit Gewinn wirtschaftet, klingt doch ganz vernünftig, ebenso wie die Herleitung Land geWinnen, also roden.
Bei Theißen dagegen herrscht wohl relativer Konsens in Richtung Matthias. Die Familie stammt aus dem Aachener Raum. Hier wäre, mal Richtung späterer Wappenentwurf gedacht, Symbole des Hl. Matthias angebracht? Als Patron u.a. der Zimmerleute und Bauhandwerker wird er häufig mit einem Zimmermannsbeil dargestellt. Jetzt versteh ich auch das Beil in ihrem Wappen, Herr Theising. Vorher glaubte ich immer, die Doppelaxt reflektiert auf die Ähnlichkeit zu dem Buschtaben T. Nicht schlecht!
Wie ist das eigentlich mit dem FN Tzeuschner? Also ich komme damit überhaupt nicht weiter. Die Eltern übrigens auch nicht.
Na, wie dem auch sei: Die Schüler sind interessiert, das ist schon mal selten. Und so ganz penibel müssen wir bei den doch teileweise recht diskussionswürdigen Fällen auch nicht sein, zumindest nicht dort, wo mit großer Wahrscheinlichkeit keine 100 prozentige Sicherheit in der Namensherleitung erreicht werden kann. Gut, dass wir noch einen Herrn Weingardt, ein Fräulein Schepers, einen Herrn Paul und einen Herrn Meulenkamp haben. Wenn nur alle so einfach wären :lol:
Wenn Interesse besteht, werde ich demnächst mal die Ergebnisse, d.h. einige Wappen hier posten.
Bis dahin, schönen Dank nochmal!
Viele Grüße, Reinhard Möckel

Bas den Brok
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Beitrag von Bas den Brok » 05.02.2007, 02:33

R. Möckel hat geschrieben:RN God- Gode- ? hat das was mit Gott zu tun, wie Gottfried oder Gotthilf? Oder Mit "gut" im Sinne von nicht schlecht oder "Gut" im Sinne von Landgut, Besitz? Und Goos-? Läßt sich das irgendwie übersetzen?
God- Gode- Gott- usw. hat entweder mit "Gott" oder mit "gut" im Sinne von nicht schlecht zu tun; ist nicht immer klar. Aber nicht mit Landgut.

Ob Goos sich übersetzen lässt? Es ist dasselbe als Gos- in der alten deutschen Name Goswin.
R. Möckel hat geschrieben:Wie ist das eigentlich mit dem FN Tzeuschner?
Vielleicht eine Herkunftsname? Einer aus Tzeusch? Die Name scheint aus Sachsen (östlich Leipzig) zu kommen. An der Saale südlich Jena liegt das Dorf Zeutsch. Das ist natürlich SEHR hypothetisch!

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Markus
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Beitrag von Markus » 05.02.2007, 08:40

@Bas den Brok
Meine Vorfahren sind mir nur bis etwa 1880 bekannt, mir fehlt die Zeit und die Muße zur Ahnenforschung, leider. Interessant ist, dass es in meinem Heimatdorf sowohl die Familie Theising (meine) gibt, wie auch die Familie Theissing. Verwandtschaftliche Beziehungen sind nicht bekannt.

@R. Möckel
Das Beil wurde ins Wappen genommen, weil es das Attribut des Apostels Matthias ist, der mit selbigem enthauptet worden sein soll. Als Doppelaxt wurde es ausgeformt um tatsächlich den Buchstaben "T" anzudeuten.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:05

Bas den Brok hat geschrieben:
R. Möckel hat geschrieben:Wie ist das eigentlich mit dem FN Tzeuschner?
Vielleicht eine Herkunftsname? Einer aus Tzeusch? Die Name scheint aus Sachsen (östlich Leipzig) zu kommen. An der Saale südlich Jena liegt das Dorf Zeutsch. Das ist natürlich SEHR hypothetisch!
Das wäre eine Möglichkeit (These 1).

Eine zweite wäre:
bezüglich des FN Tzeuschner bei Dr. Gerhard Ploss, Schusterstr. 16, D 83043 Bad Aibling, Tel. +49-8061-36325, ploss@ploss-online.de nachfragen, vielleicht gibt es einen Anknüpfungspunkt.

Der Name ist im Bereich Sachsen, Schlesien und Sudetenland bekannt und ihm liegt wohl ein slawischer RN zugrunde (These 2).
Das –Tz- muss man –Cz- lesen, als FN auch ohne –T. = Zeuschner
Slawischer RNCzusze (s.a. Czusze(o)wski).

Hendrik Kutzke

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:12

Bas den Brok hat geschrieben:
R. Möckel hat geschrieben:RN God- Gode- ? hat das was mit Gott zu tun, wie Gottfried oder Gotthilf? Oder Mit "gut" im Sinne von nicht schlecht oder "Gut" im Sinne von Landgut, Besitz? Und Goos-? Läßt sich das irgendwie übersetzen?
God- Gode- Gott- usw. hat entweder mit "Gott" oder mit "gut" im Sinne von nicht schlecht zu tun; ist nicht immer klar. Aber nicht mit Landgut.
Sehr richtig!

Hendrik Kutzke

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:15

R. Möckel hat geschrieben: Fräulein Ruchs Vorfahren kommen ursprünglich aus dem Dreiländereck Frankreich / Schweiz / Deutschland, vielleicht hilft das?
Ja das hilft, das Fräulein soll die Frage mal im Forum bei www.familie-greve.de stellen.

Hendrik Kutzke

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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:19

R. Möckel hat geschrieben: Winner lässt wohl offensichtlich mehrere Deutungen zu. Leider konnten die Eltern keine genauen Angaben zur Stammheimat machen. Die Herleitung: Einer, der mit Gewinn wirtschaftet, klingt doch ganz vernünftig, ebenso wie die Herleitung Land geWinnen, also roden.
Ich lass das mal so stehen, im Prinzip ist die Erklärung - allgemein betrachtet - ganz gut.
Solange die Herkunft der Familie nicht geklärt ist, ist mir der Aufwand für eine weiterreichende Erklärung zu hoch.

Hendrik Kutzke

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:32

R. Möckel hat geschrieben: Na, wie dem auch sei: Die Schüler sind interessiert, das ist schon mal selten. Und so ganz penibel müssen wir bei den doch teileweise recht diskussionswürdigen Fällen auch nicht sein, zumindest nicht dort, wo mit großer Wahrscheinlichkeit keine 100 prozentige Sicherheit in der Namensherleitung erreicht werden kann.
Das sehe ich etwas anders.:)
Es gibt zwar keine 100 prozentige Sicherheit ob eine Namendeutung richtig ist, es sind immer nur Thesen :!:, dennoch sollte man Sorgfalt walten lassen und zumindest das Umfeld der Familie erforschen um einen realen Bezug zwischen Namen und Bedeutung zu erlagen.
Und noch wichtiger ist es zu hinterfragen.
Sollte das nicht auch ein Lernziel sein?

Hendrik Kutzke

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 05.02.2007, 09:54

Bas den Brok hat geschrieben: Die Familiennamen WINNER und WINNERS kommen meines Wissens heutzutage in Holland (die Niederlande) nicht vor; in Belgien WINNERS nur in Wallonien in der Gegend vom deutschsprachigen Eupen.
... und in Luxemburg. http://users.skynet.be/artexpo/winners.htm

Darauf kommt es aber nicht an. Der FN Winners war früher in den Niederlanden bekannt.
Die von mir gegebene Bedeutung ist sehr wahrscheinlich.
Ich habe die Erklärung vereinfacht dargestellt, sonst müsste ich zu viel Text schreiben. Der Kern ist: dabei steht nicht der Bauer im Mittelpunkt, sondern die Form der Landwirtschaft, deshalb auch die Aufzählung Landwirt, Landarbeiter, Feldarbeiter.

Bas,
dein Link zu den Berufsnamen ist sehr interessant, da hat sich jemand viel Mühe gegeben, es fehlen nur noch die Erläuterungen und Querverweise. Vielen Dank dafür.
Tipp: Schaut dort auch mal nach Wenner. :wink:

Hendrik Kutzke

R. Möckel
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Beitrag von R. Möckel » 05.02.2007, 17:07

Hallo,

@ Herrn Kutzke
Ihre Kritik ist natürlich berechtigt, aber unsere Intentionen Richtung Lernziele sind wohl unterschiedlich, was zu einem Mißverständnis führt, welches ich gern ausräumen will.
Ich finde, man muss das Maß der Recherchesorgfalt in Relation zur Zielgruppe sehen. Die Gruppe ist eine Hauptschulklasse sieben, Alter etwa 13, 14 Jahre. Die Kinder erleben mit dem Thema grade zum ersten Mal einen ganz persönlichen Schnittpunkt von Geschichtsunterricht und eigenem Dasein. Viele wussten vorher nicht mal den Mädchennamen ihrer Großmutter. Das "blöde" Fach Geschichte hat auf einmal einen ganz persönlichen Bezug bekommen. Mittelalter ist auf einmal gar nicht mehr so weit weg von der eigenen Familie und dem eigenen Namen und somit von der eigenen Person. Sie erleben sich zum ersten Mal als, wie soll ich sagen, als momentanes Endergebnis einer langen Reihe von (familien-)historischen Ereignissen, die wir Geschichte nennen. Sie kommen von woher, haben plötzlich Wurzeln, über die sie früher nicht einmal nachgedacht haben. Das empfinden die Schüler als spannend, und die Reaktionen sind entsprechend sehr positiv. Ich hatte schon lange nicht mehr so interessierte Schüler (und Eltern) in Geschichte.
Mir kommt es überhaupt nicht darauf an, dass das Hinterfragen zu wissenschaftlich haltbaren Erkenntnissen führt. Ich finde viel wichtiger, dass sie erst einmal Spaß daran entwickeln, Dinge zu hinterfragen und hierüber die Technik des Hinterfragens erlernen. Und sie fragen nach ihren Möglichkeiten durchaus nach, z.B. bei Eltern und Großeltern, wahrscheinlich zum ersten Mal mit echtem Interesse.
Das ist schon viel. Sie sind aber nicht in der Lage, selber z.B. bei Greve oder anderweitig zu recherchieren. Dazu fehlt ganz einfach das nötige know how, die nötige Erfahrung, vielleicht auch der Mut, sich mit fremden Erwachsenen in Dialog zu begeben.
Ich finde den Rahmen, den mir die Schüler vorgeben, für meine Schüler durchaus angemessen. Ich werde aus den Schülern nach dieser Unterrichtsreihe natürlich keine Onomastiker gemacht haben. Mit einer Oberstufe, Gymnasium, wäre da schon mehr zu erwarten: eigene Recherche am PC, wälzen und auswerten von Stamm- und Kirchenbüchern: eingraben in die eigene Familiengeschichte. Aber das kann eben nicht Unterrichtsziel für meine Hauptschüler sein. Andererseits machen wir ja auch nicht "irgendwas", nur um eine Beschäftigung zu haben. Im Rahmen dessen, was für meine Schüler machbar und verständlich ist, suchen wir nach möglichen Herleitungen für den eigenen Familiennamen. Das kann und soll auch nicht auf wissenschaftlichem Niveau sein, besonders in den Fällen, bei denen eine Namensherleitung nicht eindeutig ist. Klar: Von einem Wissenschaftler oder vielleicht auch von einer Oberstufe Gymnasium könnte man in diesen Fällen intensivere Recherche verlangen und erwarten. Aber nicht von Hauptschülern. Die meisten wussten nicht einmal, dass sich der Familienname irgendwoher ableitet und nicht irgendwann einmal geschlüpft ist. Es ist schon ein Lernziel erreicht, wenn Schüler Meulenkamp erkennt, dass sich Meule von Mühle und Kamp von Feld oder Wiese herleitet. Vielleicht auch, dass man den Namen umsetzen kann in ein redendes Wappen. Mit Sicherheit sollen die heraldischen Regeln dabei beachtet werden; Lernziel hier Umgang mit vorgegebener Reduktion. Lernziel auch: Wie kann ich Namen - Worte - in bildhafte Symbolik umsetzen, "übersetzen" (schon klar: nicht esotherisch)? Lernziel kann aber nicht sein, ihn dazu zu bringen, Ahnen- und Familienforschung dergestalt zu leisten, dass er einen realen, nachweisbaren Bezug zwischen FN und eigener Familie herstellt und wissenschaftlich vertreten kann. Das wäre einfach zuviel verlangt, auch wenn es für den Wissenschaftler hier noch lange nicht aufhören darf.

@ Hr. Bas den Brook + Hr. Kutzke:
Hypothese oder nicht bei FN Tzeuschner. Der Bezug zum Ortsnamen scheint doch nachvollziehbar. Laut Geogen ist der Name in dieser Schreibweise selten und findet sich heute fast ausschließlich in dieser Ecke Sachsens. Auch die Gegend Schlesien, Sudetenland ist ja geographisch naheliegend. Aber auch die Herleitung von einem slawischen RN klingt interessant. Czuzse - bedeutet das etwas? Guter Tipp jedenfalls, werde mich mal schlau machen, danke!

Bei Winner, Herr Kutzke: Sie meinten die "Form der Landwirtschaft", nicht den Bauern im Mittelpunkt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was sie damit meinen. Sie unterscheiden auch Landwirt von Bauer, und das ist mir noch nicht klar. Feldarbeiter im Unterschied zum Bauern, das schon eher; wenn Bauer in diesem Fall mehr auf den Besitz von eigenem Land, welches bebaut wird, hinweist im Ggs. zum Land- oder Feldarbeiter, der nicht unbedingt eigenes Land bearbeitet. Meinten Sie das?

Ich weiß Ihre Mühen zu schätzen. Vielen Dank für die guten Tipps und Anregungen, aber auch für die gute Diskussion.
Mit besten Grüßen,
Reinhard Möckel

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oups
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Beitrag von oups » 05.02.2007, 17:13

Bild;-)
nihil desesperandum

Bas den Brok
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Beitrag von Bas den Brok » 05.02.2007, 21:40

Na, da lag ich mit meiner Vermutung, dass man Bauern, Landarbeiter, Feldarbeiter in Holland früher nicht "Winner" nannte anscheinend wohl ziemlich daneben!

Oups, kannst du uns die Referenz des Ausschnitts geben?

Bei der Familienname WINDER hatte ich eigentlich eher gedacht am "winder" in den Berufsnamen KORENWINDER (COORNWINDER, KOORNWINDER), STOELWINDER (STOELDRAAIJER), wobei man auch an den (vermutlichen) Patronymen WENDERS, WENDRICH, vgl. auch WENDERINK denken könnte (Rufname Wanther, wand + heri; Duden Familiennamen).

Hendrik, du hast auch recht, dass die Familiennamen WINNER und WINNERS früher in Holland vorkamen, sogar in meinem Geburtsort Venray.
Hendrik hat geschrieben:dein Link zu den Berufsnamen ist sehr interessant, da hat sich jemand viel Mühe gegeben, es fehlen nur noch die Erläuterungen und Querverweise.
Die Erläuterungen stehen in einem Buch, dass leider nicht frei online verfügbar ist.

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 06.02.2007, 13:37

Moin Herr Möckel,
R. Möckel hat geschrieben: @ Herrn Kutzke
Ihre Kritik ist natürlich berechtigt, aber unsere Intentionen Richtung Lernziele sind wohl unterschiedlich, was zu einem Mißverständnis führt, welches ich gern ausräumen will.
Das ist Ihnen gelungen!
Vielen Dank für Ihre Ausführungen über die Möglichkeiten die Sie haben, z.B. im Fach Geschichte, „Wissen“ zu vermitteln.
Die Problematik die Sie schildern ist mir nicht ganz unbekannt, aber ich bin Optimist und denke immer - so schlimm wird es wohl doch nicht werden-, das Pendel muss auch wieder zur anderen Seite ausschlagen; und so hoffe ich, dass auch in 20 Jahren Schiffe, wie sie auf der Mayerwerft gebaut werden, von deutschen Arbeitern montiert werden können. :)
Besonders danke ich Ihnen aber für die Erkenntnis die ich aus Ihren Ausführungen für mich persönlich herausfiltern konnte.

Doch nun zu Ihren Fragen:
R. Möckel hat geschrieben: @ Hr. Bas den Brook + Hr. Kutzke:
Hypothese oder nicht bei FN Tzeuschner. Der Bezug zum Ortsnamen scheint doch nachvollziehbar. Laut Geogen ist der Name in dieser Schreibweise selten und findet sich heute fast ausschließlich in dieser Ecke Sachsens. Auch die Gegend Schlesien, Sudetenland ist ja geographisch naheliegend. Aber auch die Herleitung von einem slawischen RN klingt interessant. Czuzse - bedeutet das etwas?
Tzeuschner könnte natürlich von einem ON, ÖN abgeleitet sein; z.B. auch von Tschauschwitz,
http://www.genealogienetz.de/reg/SCI/or ... kau-d.html.
Die Bedeutung des slaw. RN Czuzse kenne ich nicht. Vielleicht hilft hier jemand weiter: Czuszewski http://www.frankenberg-privat.de/Seite1D.htm.
Ganz kurz zu GEOGEN, ein netter Helfer, aber bedenken Sie welche Daten dort zugrunde liegen.
R. Möckel hat geschrieben: Bei Winner, Herr Kutzke: Sie meinten die "Form der Landwirtschaft", nicht den Bauern im Mittelpunkt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was sie damit meinen. Sie unterscheiden auch Landwirt von Bauer, und das ist mir noch nicht klar. Feldarbeiter im Unterschied zum Bauern, das schon eher; wenn Bauer in diesem Fall mehr auf den Besitz von eigenem Land, welches bebaut wird, hinweist im Ggs. zum Land- oder Feldarbeiter, der nicht unbedingt eigenes Land bearbeitet. Meinten Sie das?
Am liebsten würde ich den Betrag von oups so stehen lassen:
Winders, Winners = laboureur, paysan, agriculteur.
Nur so viel, es gibt unzählige von Formen und damit auch Bedeutungen für einen Bauern, und Bauer**) bedeutet nicht zwingend = Besitz von eigenem Land.

Die Namenforschung (ich meine nicht das Abschreiben aus Namenlexika) ist eine sehr aufwendige und komplexe Sache, so dass ich weit ausholen müsste um Ihnen einen wirklichen Einblick in die Hilfswissenschaft Namenkunde (für Linguistik, Geschichte, Sozialgeschichte, Geografie, Onomastik, usw.) verschaffen zu können. Des Weiteren besteht auch eine unterschiedliche Sichtweise, was die Namenkunde leisten kann und vor allem, wie sie betrieben werden muss.
Im Allgemeinen wurde/wird die Familiennamenforschung der Linguistik der Sprachwissenschaft und nicht der Geschichtswissenschaft zugeordnet. Das hatte zur Folge, dass die Ergebnisse sehr einseitig waren und erst in neuerer Zeit gibt es einige wenige Namenforscher die die Forschung interdisziplinär betreiben.
Dem steht heute allerdings ein anderes Phänomen gegenüber, die Mode der Deutung von Familiennamen. Was man da, vor allem im Internet und dort in Foren, lesen kann ist schon erschreckend!
Interessanter Weise haben auch einige Namenforscher diesen Trend genutzt und verbreiten, ähnlich wie vor 30-40 Jahren Erich von Däniken seine Außerirdischen verkaufte, Namendeutungen die diesen Namen nicht verdienen.
Im Gegensatz zu diesen Vermarktern war Erich von Däniken noch ein "Sportsmann", indem er seine Vorträge stets mit dem Satz beendete: „Bitte, meine Damen und Herren, glauben Sie mir kein Wort.“

Sorry, jetzt hab ich mich etwas vertändelt. :lol:


Noch mal zum FN Winners.
Das ist ein schönes Beispiel für einen Namen der die unterschiedlichsten Bedeutungen haben kann.
Der Duden-Familiennamen nennt uns für den FN Winner:
1) Übername zu mhd. winnen >sich abarbeiten; wüten, toben, rasen, streiten<, mnd. ...
2) Niederdeutscher Standesname zu mnd. winner >Arbeiter (im Bergwerk), der im Dienste eines Anderen.
3) Ableitung auf -er von →Winne (2.).
4) →Wiener (2.).
5) Oberdeutscher, durch Entrundung entstandener Wohnstättenname auf -er zu mhd. wünne >Wiesenland<. ...
1. Winne:
1) Aus einer Kurzform von Rufnamen, die das Namenwort wini enthalten (vgl. ...
2) Herkunftsname zu dem gleich lautenden Ortsnamen .

Damit hat der Duden schon viel geleistet, er gibt einen groben Überblick über die Bedeutungsmöglichkeiten die der FN Winner(s) hat.
Ich könnte leicht weitere Bedeutungen hinzufügen, doch bringt das dem Namenträger Winners am Niederrhein wenig, er braucht eine Deutung für sein Umfeld (wenn er/seine Vorfahren nicht aus Bayern oder sonst wo zugezogen ist/sind).
Ich meine, für dieses Umfeld kommen zwei (drei) Deutungen in Frage:
1.) Winners = Bauer (in Abhängigkeit, Pacht) *)
2.) Winners = ein FN der auf einen Rufnamen, mit demNamenwort wini, wino usw.
zurückgeht; die Endung "-s" entspricht einem Genitivsuffix.
3.) wie 2.) jedoch aus einem FN Winnen (s. o. die Ausführung von Bas den Brok)

_________

*)
"Für unsere Landwirte ist es interessant, etwas von einem Pachtsystem zu vernehmen, welches bei unseren Vorahnen beliebt war. Es unterscheidet sich von der heutigen Pachtweise dadurch, daß der Besitzer keine Geldentschädigung erhielt. Dafür bekam er zur Zeit der Ernte den halben Ertrag des Grundstückes. Der Landwirt, der ein Gut oder einzelne Parzellen Ackerland auf diese Weise in Gebrauch nahm, hieß Halbwinner, später auch Halfen oder Halfmann."

**)
Früher war der Ausdruck "bauen" für pflügen üblich. In meiner Jugendzeit sprachen mein Vater und die Bauern generell z.B. davon, daß der Acker für den Hafer, der im Frühjahr gesät wurde, vor Winter "gebaut" (gepflügt) wurde, damit die Ackerscholle durch den Winterfrost schön gar und krümelig wurde.
Das "Umbauen" (Umpflügen) der Getreidestoppeln im Herbst wurde in vielen alten Pachtverträgen als Bedingung bei Abzug festgeschrieben. Daher stammt wohl auch der Ausdruck "Bauer", der hier allgemein für die Landwirte von altersher üblich ist.

Quelle: für *) und **)
Stöcker, Friedhelm: Bericht über Pachtungen und Pachtverträge. Haan 1995
s.a. http://home.arcor.de/maramut/02arc/stpacht.htm

Hendrik Kutzke

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Hendrik Kutzke
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Beitrag von Hendrik Kutzke » 06.02.2007, 13:39

Bas den Brok hat geschrieben: Die Erläuterungen stehen in einem Buch, dass leider nicht frei online verfügbar ist.
Danke für die Info.

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